Kategorie: Allgemein

Weg laufen

  Wie trunken verwirrt lief er durch die Straßen, die man nicht Schluchten nennen konnte. Infrastruktur einer kleinlichen Mittelstadt. Er war eine Station zu früh ausgestiegen, hatte die richtige Abzweigung verpasst, suchte aber auch nicht so intensiv, als dass er…

Verabredung

  Der Torweg fängt mit streifen Bändern ein Mein Stock schilt Klirr Den frechgespreizten Prellstein Das Kichern Schrickt Durch Dunkel Trügeneckend In Warmes Beben Stolpern Hastig Die Gedanken. Ein schwarzer Kuß Stiehlt scheu zum Tor hinaus Flirr Der Laternenschein Hellt…

An die Grundmächte

  Es zählt vor euch nicht, dass ich Schmerzen leide. Es schweigt die Weide, Wenn man zur Flöte sie schneidet und schält. Doch dass ich leide und nicht meutere, Und was ich mir draus läutere Zum Zwiegespräch mit euch, es…

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deine Flügel bin ich bin dein Fliegen siegessicher das Leben nicht mehr in begreifliche Teile zerlegen: ehrlich *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben…

e sg ibt i mm erm ehrd a vo n

        Aus: Ein Molotow-Cocktail auf fremder Bettkante. Lyrik der siebziger/achtziger Jahre von Dichtern aus der DDR. Hrsg. Peter Geist. Leipzig: Reclam, 1991 Weiterführend → Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies…

Rote Rosen

  Du hast Deine Hand noch nicht auf die Türklinke gelegt, Als Dir durchs Türbrett der Rosen Brand schon entgegenschlägt. Die Rosen sind Deinem Herzen näher als manches Wort, Sie geben ihr Glück in die Luft und halten doch vornehm…

Vom König

*** aus: Vom König, Künstlerbuch von Haimo Hieronymus, 1995. Weiterführend →  Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier. Künstlerbücher…

O meine müden Füße ihr müßt tanzen

  O meine müden Füße ihr müßt tanzen In bunten Schuhen, Und möchtet lieber tief, tief Im Boden ruhen. O meine heißen Wangen, ihr müsst glühen Im wilden Kosen, Und möchtet lieber blühen Zwei weiße Rosen. O meine armen Augen,…

PhoNo\Zentriert

  & nur mit der Zeit   ent falten wir uns ganz&gar   die hell \ blaue Bluete Deines schmollMoondes bedarf niemalsmehr auch eines einzig Wortes   & nicht nur nackts ent blœssen wir die ueber\hitzte Haut     ***…

Anfangs wollt ich fast verzagen

  Anfangs wollt ich fast verzagen, Und ich glaubt, ich trüg es nie; Und ich hab es doch getragen – Aber fragt mich nur nicht, wie?     *** Heinrich Heine gilt als einer der letzten Vertreter und zugleich als…

immer

  wenn ein Zug stehen bleibt werden Weichen gestellt Unaufhaltsames geboten fallen Verletzte auf das Gleis Hände kommen zum Gruß bewegt er sich endlich folgt sticht ein bitteres Aug kommen Antworten zu spät       *** Quelle: Dichtungsring Nr.…

Bilder eines Dichterlebens

Die kind is nie dood nie die kind lig sy vuiste teen sy moeder wat Afrika skreeu skreeu die geur van vryheid en heide in die lokasies van die omsingelde hart Die kind lig sy vuiste teen sy vader in…

Heute noch von Erbmassen reden und loswandern

  Bald erkaltete Erbmassen, von wem aus tot weg geschlossene, ausgebeutelte (gefühlt) Erbmodelle, jung durchaus, sind eben Erbmassenvorführer, gegeneinander getrieben von Panzern sagen wir: der Angst. Leichtknöchrige Vögelchen, federflüchtig aufeinander zu gestoben wäre ein zu leichtes Bild, und dann auch…

Hippe Lippe

  Ich lege Wert darauf, von Wert zu sein, Und klimpre mit den Münzen in der Tasche. Dann nehme ich die goldne Schampusflasche, Die mit den Plättchen drin, und schenke ein:   Das ist die neuste hippe Jetsetmasche. Ich rede…

Menschenleben – ach!

  Leben überhaupt – ist Dichtung. Uns selber unbewußt leben wir es, Tag um Tag wie Stück um Stück, – in seiner unantastbaren Ganzheit aber lebt es, dichtet es uns. Weit, weitab von der alten Phrase vom ›Sich-das-Leben-zum-Kunstwerk-machen‹; wir sind…

Leise sagen –

  Du nahmst dir alle Sterne Über meinem Herzen.   Meine Gedanken kräuseln sich, Ich muß tanzen.   Immer tust du das, was mich aufschauen läßt, Mein Leben zu müden.   Ich kann den Abend nicht mehr Über die Hecken…

irre trickOHs

Ernst Jandl hat den Autoren zum Namen Das fröhliche Wohnzimmer gratuliert. Mittlerweile ist die Edition „Das Fröhliche Wohnzimmer“ von Ilse Kilic und Fritz Widhalm eine feste Größe, das heißt Tat-Sache im österreichischen Literaturbetrieb. Birgit Schwaner Mit llse Kilic und Fritz…

Andeutungen

  Vielleicht blüht die Orchidee immer dann wenn du dich einem Höhepunkt näherst.   Der Gedanke an Zimtreis streift dich als du unter der Weide gehst im Wind liegt der Duft deines ersten Füllfederhalters.   Du nennst eine Stadt eine…

Radlers Seligkeit

  Wer niemals fühlte per Pedal, dem ist die Welt ein Jammertal! Ich radle, radle, radle.   Wie herrlich lang war die Chaussee! Gleich kommt das achte Feld voll Klee. Ich radle, radle, radle.   Herrgott, wie groß ist die…

LITERARISCHES PROGRAMM

    gegen jeden staat der sich absolut setzt werde ich widerstand leisten   gegen jede partei die sich absolut setzt werde ich widerstand leisten   gegen jede religion die sich absolut setzt werde ich widerstand leisten   gegen alle…

HANS IM GLÜCK

– Verlängertes pasquill* auf einen wechselbalg   Trümmer und ablaßstätte vererhardtet nellyversachst gedeckt mit lügenpfette* Sagten sie: je ne regrette zücktest du aber die axt   Machtest auf rollkragenfêten das enfant terrible infam brachtest den anachoreten* den ersten politen poeten…

Abschiedsgedicht

    Ich steh im Finstern und wie erblindet, weil sich zu Dir mein Blick nicht mehr findet. Der Tage irres Gedränge ist ein Vorhang mir nur, dahinter Du bist. Ich starre drauf hin, ob er sich nicht hebt, der…

Ein rotes Bett

    Wende dich ab von diesem Bett blicke zur Wand jene rauhfasertapezierte weiße Wand das Laken ist rot hier eine bedeutungslose Farbe vermag sie nichts zu wecken eine eisige Leere liegt über dem     *** Gedichte von Herrn…

Die Sonne

  Täglich kommt die gelbe Sonne über den Hügel. Schön ist der Wald, das dunkle Tier, Der Mensch; Jäger oder Hirt. Rötlich steigt im grünen Weiher der Fisch. Unter dem runden Himmel Fährt der Fischer leise im blauen Kahn. Langsam…

An die Monade

    Zerbrich dich, sei Riß im Glück, du aus Nebeln gepreßtes Leben.   Daß dich hole das Spitze, richte es nach dir aus:   und münze, nur dir zum Wohle das Fließende vor dir und von dir um und…

Hugo von Hofmannsthal, eine poetische Reflexion

Die Erscheinung des jungen Hofmannsthal ist und bleibt denkwürdig als eines der großen Wunder früher Vollendung; in der Weltliteratur kenne ich bei solcher Jugend außer bei Keats und Rimbaud kein Beispiel ähnlicher Unfehlbarkeit in der Bemeisterung der Sprache, keine solche…

Ich bin der Welt abhanden gekommen

  Ich bin der Welt abhanden gekommen, Mit der ich sonst viele Zeit verdorben. Sie hat so lange von mir nichts vernommen, Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben.   Es ist mir auch gar nichts daran gelegen, Ob sie…

Sieben Gespenster und die Zeit

Es gehen die Uhren ihren Weg ohne Spuren. Da hocken sie oben in ihren Türmen bei Sonne und Stürmen Und kauen immer die Stundenbrocken, Und haben immer bis Mitternacht Und nicht weiter den Weg gemacht. Sie haben die Zeit dort…

Liebeskampf

  Das Wollen steht Du fliehst und fliehst Nicht halten Suchen nicht Ich Will Dich Nicht! Das Wollen steht Und reißt die Wände nieder Das Wollen steht Und ebbt die Ströme ab Das Wollen steht Und schrumpft die Meilen in…

Schlafenszeit

  Ich hab´ geruht an allen Quellen, Ich fuhr dahin auf allen Wellen, Und keine Straße ist, kein Pfad, Den irrend nicht mein Fuß betrat. Ich hab´ verjubelt manche Tage, Und manche hin gebracht in Klage, Bei Büchern manche lange…

THERESIENSTADT

  quer durch die wiese der weg bis ans ende   grau in grau der park die kirche zwei häuser   ein mensch in der ecke bewegungslos schatten   begrenzt durch bäume der blick in den himmel   leblosigkeit denke…

Die Augen schliessen und mit den Ohren sehen

Tom Täger und A.J. Weigoni kommt das Verdienst zu, die Lyrik nach 400 Jahren babylonischer Gefangenschaft aus dem Buch befreit zu haben. lyrikwelt.de Als Tom Täger 1989 im Tonstudio an der Ruhr Helge Schneiders erste Schallplatte Seine größten Erfolge produzierte,…

gefäße

leben menschen in gebäudewaben  eingenistet wie maden im gehäuse der frucht  schließt sich die knospe des kopfes  liegen die gedanken behelmt in der grabschüssel der worte gibt man wasser den disteln der hoffnung  ist leben noch im blauen spiegel  heb…

Keith Jarrett

Vorbemerkung der Redaktion: Am 24. Januar 1975 gab Keith Jarrett ein Konzert in der Oper der rheinischen Domstadt. Diese Hommage sollte in A.J. Weigonis ersten Roman einfliessen. Entgrenzung. The Köln Concert haben sie im Januar 1975 vor Ort erlebt. Auf…

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  mit dem Blick dein Gesicht durchwandern als wärs schon sag wachsen Augen ein Leben lang?       *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie…

Zeitzeichen: Vor 50 Jahren starb Else Lasker-Schüler

    Dies war die größte Lyrikerin, die Deutschland je hatte … Ihre Themen waren jüdisch; ihre Phantasie orientalisch, aber ihre Sprache war deutsch, ein üppiges, prunkvolles, zartes Deutsch, eine Sprache reif und süß, in jeder Wendung dem Kern des…

Städter

    Nah wie Löcher eines Siebes stehn Fenster beieinander, drängend fassen Häuser sich so dicht an, daß die Straßen Grau geschwollen wie Gewürgte sehn. Ineinander dicht hineingehakt Sitzen in den Trams die zwei Fassaden Leute, wo die Blicke eng…

Senna Hoy

  Seit du begraben liegst auf dem Hügel Ist die Erde süß. Wo ich hingehe nun auf Zehen, Wandele ich über reine Wege. O, deines Blutes Rosen Durchtränken sanft den Tod. Ich habe keine Furcht mehr Vor dem Sterben. Auf…

Konkrete Poesie

Er ist der Vater der deutschen Nachkriegsmoderne- und dies gleichermaßen durch programmatische Verlautbarungen wie extraordinäre poetische Texte, die bis heute- und über das Heute hinaus- ihre Spannkraft behalten haben. Er ist – im technischen wie im imaginativen Sinne des Begriffs…

Jeanne d’Arc

  die Klippen düstere Schläfer barfuß feucht die Raubzüge da warst du der Regen und die Straßen waren nass und so voll Glanz es sollte mehr Zeit geben in der Dämmerung in der Glücksstunde wenn wir vergessen was wir nicht…

TOP 100

  If the history of media is the history of a competition, it begins with an advantage. Poets discovered collage at a time when photographers still needed hours to develop a single image. It is as if written imagery anticipated…

Zu Wilhelm Bartschs Gedicht „Mit der Muse des Hipponax“

  Mit der Muse des Hipponax Für R. R. und R. R. Pimpelige Pimpleiden Bauschen ärmelweit Weltfrieden, Aber lassen sich gern kitzeln Beim Kottabitzeln, Sybaritzeln, Haben Haare nicht, nur Eppich, Aber ich knack meinen Rettich Hier unbemust und ohne Witzeln.…

DIE ZÜGE

  Rauchwolken, rosa, wie ein Frühlingstag, Die schnell der Züge schwarze Lunge stößt, Ziehn auf dem Strom hinab, der riesig flößt Eisschollen breit mit Stoß und lautem Schlag.   Der weite Wintertag der Niederung Glänzt fern wie Feuer rot und…

Karl Liebknecht – Rosa Luxemburg ermordet am 15. Januar 1919

  Zieht euch die Kappen tiefer ins Gesicht, wenn ihr an diesem trüben Wintertage zur Arbeit schleicht. Wie, Proletarier? Quälen euch die Sorgen, ob ihr mit euerm Lohn die Woche reicht und ob man mit der kargen Tüte nicht euch…

RÜCKSCHAU

    mach die augen zu   erinnerungsbilder tauchen auf   du sagst damals du sagst dort   du sagst vielleicht es war einmal   nichts bleibt dir von deinem leben   nur ein wenig staub auf deiner hand  …

Am Wege

  Ein Dampferpfiff und ein Entenschrei und ein Hornstoß aus naher Kaserne. – Im Nebel wuchtet das Leben vorbei Laternen flimmern wie Sterne.   Im Dunkel haben sich zwei lieb, die ohne Heimatstätte. – Er ist der pfiffigste Taschendieb, sie…

Über das Studium der griechischen Poesie

  Es springt in die Augen, daß die moderne Poesie das Ziel, nach welchem sie strebt, entweder noch nicht erreicht hat; oder daß ihr Streben überhaupt kein festes Ziel, ihre Bildung keine bestimmte Richtung, die Masse ihrer Geschichte keinen gesetzmäßigen…

FAREWELL BORUSSIAK*

  I Ich geh übern himmel im abendrot fort Wir sehn uns über stachel und streben Die nacht liegt schwarz im neumond   den ort wo ich hingeh wünsch ich mög’s schwärzere geben Ich hoff daß die kälte dich nicht verschont…

V. im Januar

  (für den Unbekannten, der sich Jonny Remember nannte und für mich sang, vor dem Eingang zum Teatro Fenice)   Du hast geschrien inmitten der Menge, die Donizetti hören wollte.   Du hast gesungen in meinen Armen, bis ich trunken…

Das Käsebrot und andere existentialistische Fragen

  Zutage scheint die Sonne heller, Des Nachts scheint nichts, denn es ist schwarz. Die Zeit geht ebenfalls viel schneller, Die Sonne liebt selbst Uhrwerkquarz.   Komm nicht mit Mond, du olle Luna, Du hängst da zwar als Lampion, Doch…

Froh-stumm

  Wie war ich froh, Als Du warst do, Wie klopfte laut mein Herz! Wie wird es mir Mit ohne Dir? Ich schweige stumm wie Erz.       *** KUNO erinnert an An Anna Blume, von Kurt Schwitters, erscheinen…

Was sind Gedichte heute?

      Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit…

Trauminterpretation

  traum du sagst dein traum war leer und doch – den träumen malen die fahlen räume des realen aus schwerem schaum ein meer du trägst nur das versäumte des lebens in den schlaf in jedem traum der dich nicht…

Lyrik-Manifest

  Was ist ein Gedicht? Alles und Nichts. Eine Annäherung an die uns bekannte Welt auf einem einzigen weißen Blatt Papier. Esse est percipi. Sein ist wahrgenommen werden. Wo existiert Lyrik? In Schubladen. In Gedichtbänden, deren Publizierung mangels Erreichen von…

Dreisatz

  Ich bin glücklich, Dass ich unglücklich bin, Ich bin unglücklich, Dass ich glücklich bin, Dann kommst du mir In den Sinn, Und ich frage nicht mehr, Wer ich bin           Hübschs literarische Laufbahn begann mit…

Über Gedichte / Notizen eines Zugereisten

  1. Die in den Schuljahren entstehende Aversion gegen Gedichte bleibt den meisten Menschen zeitlebens erhalten. Gedichte sind peinlich, überflüssig und lächerlich, je nachdem oder alles zusammen. Die Lyrophobie ist weitgehend unabhängig vom Erziehungs-  und Bildungshintergrund des Einzelnen und Gottfried…

Laboratorium der Poesie

Das globale Dorf löst nun die Gutenberg-Galaxis ab. Marshall McLuhan Global Village ist eigentlich ein Begriff aus der Medientheorie, den Marshall McLuhan 1962 in seinem Buch The Gutenberg Galaxy prägte und in seinem letzten Buch The Global Village ausformulierte. Er…

upload

  wir laden das jahr hoch: version eins punkt eins schon morgen ein upgrade       *** Weiterführend →  Über die Qualität von Andreas Noga als Lyriker und Performer lesen sie hier. KUNO widmet dem Gedicht auch in diesem…

DerSchneemaler

    Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

KASCHUBISCHES WEIHNACHTSLIED

  Wärst du, Kindchen, im Kaschubenlande, wärst du, Kindchen, doch bei uns geboren! Sieh, du hättest nicht auf Heu gelegen, wärst auf Daunen weich gebettet worden.   Nimmer wärst du in den Stall gekommen, dicht am Ofen stünde warm dein…

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  Paradigmenwechsel Seit du verfärbe ich mich von Weiß zu Rot zu Herz kenne mich nicht mehr aus Breiten *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben…

Geheimniskraemerladen

  duenn, leicht & biegsam…   mit glaeserner Luftigkeit hinter gaze verborgen   von fern hereingeweht… etwas nomadenhaft & zerzaust   landeten sie fliegengleich auf dem bluetenweissen papier   & hinterliessen wohlgeformte Spuren   …deren Eindruecke immer in Gedankenluecken verschwinden…

Leben in Möglichkeitsfloskeln III

Bereit zum Absprung, während man fällt (welch keine Leistung). Weiterfühend → Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz.

Anno Domini 1933

    Er hielt an einer Straßenecke. Bald wuchs um ihn die Menschenhecke.   Sein Bart war schwarz, sein Haar war schlicht. Ein großes östliches Gesicht,   Doch schwer und wie erschöpft von Leid. Ein härenes verschollnes Kleid.   Er…

Spazieren gehen

Was heißt das schon, mal kurz eine Stunde spazieren gehen? Wer Nichtprovinzler ist, der denkt jetzt wahrscheinlich an diesen Schlenderblödsinn, dieses städtische Scharwenzeln und Flanieren durch die Einkaufspassagen und netten Parke innerhalb der urbanen Banalität. In der Provinz ist das…

Kandinsky

  Wie freue ich mich, über Kandinsky schreiben zu dürfen. Wenn ich ihn mir im Geiste vorstelle, sehe ich ihn immer in einer breiten Straße, in der sich fratzenhafte schreiende Gestalten drängen; mitten durch sie geht ruhig ein kluger Mensch:…

Hat man das Gerücht

  Hat man das Gerücht seinem Beweis zuführen können? Das Gerücht lügt: wie das Foto, das die Sicht fälscht, vom Winkel getäuscht, in dessen Spanne das Hauptsächliche als Begleiterscheinung alles Mögliche verschattet. Das Gerücht beharrt auf seinem Grund in: der…

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Wo Winde in Bäumen turnen schaufeln die Reste des Lichts Erinnerungen an Fäden Knotenpunkte einer unverstehbaren Welt *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben…

Transversion

  Tonbœgen flogen aus den Instrumenten der Symphoniker in das Immaterielle im Orchesterklang mit traumverlorener Zartheit weichen Farben der Holzblæser & Hœrner wuchtigem Legato der Streicher > der typisch „Deutsche Klang“ auf der Tragfæhigkeit des Librettos ein grosser epischer Bogen hælt…

Hochformat

Weiterführend → Lesen Sie auch den Nachruf zu Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz.  

Abreise und Rückkehr

Der Lichtstreif unter der Schlafzimmertür, am Vorabend, wenn die andern noch auf waren, – war er nicht das erste Reisesignal? Drang er nicht in die Kindernacht voller Erwartung wie später in die Nacht eines Publikums der Lichtstreif unter dem Bühnenvorhang?…

Zufriedenheit

Egal wo er auch Leute trifft, trifft ihn die Erkenntnis, dass wohl eine Zeit des Umbruchs sei. Traumpaare der letzten Dekaden trennen sich oder proben ein neues Leben in trauter Trennung und unerwarteter Unordnung. Die Bistros und Clubs füllen sich…

ALLERSEELEN

    Die Männlein, Weiblein, traurige Gesellen, Sie streuen heute Blumen blau und rot Auf ihre Grüfte, die sich zag erhellen. Sie tun wie arme Puppen vor dem Tod.   O! wie sie hier voll Angst und Demut scheinen, Wie…

WIE DAS AUGE BIST DU

nach birgitt lieberwirth   wie das auge bist du im spiegel sein bild fällt in dich und sinkt auf deinen grund das blut harz bist du die scherben gehn durch dich deine hände wurzeln dein körper holz sein mund wirst…

Das hat

    Offenes, Ausgeblasenes, Angedacht Leeres, zurückhaltend ausgeatmet.   Kurz vor. Wenig daneben. Gerade zu spät. Eben danach.   Zumachen. Andenken. Vorgedauert klären.   Du: SchmuckGepaltenes! Ein. Aus.       Angelika Janz Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das…

Rockpalast

Tschörmen Television proudly presents Albrecht Metzger Selbstverständlich ist es einfach, sich über einen Angestellten des öffentlichen-rechtlichen Rundfunks lustig zu machen, der offensichtlich einer Fremdsprache nicht mächtig ist. In diesem Fall kann man sich über ein musikalisches Ereignis nicht genug freuen.…

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Nehmen Vögel deinen Blick mit aus dem Inneren heraus: Lauschen *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren gebrochen wird. Vertiefend…

Protest gegen die Vergesellschaftung

Es gibt kein Dokument der Kultur, das nicht zugleich eines der Barbarei wäre. Walter Benjamin Die Theorie der Avantgarde erschien 1974 und entfaltete sogleich eine beträchtliche Resonanz. Peter Bürgers Verständnis der Avantgarde geht davon aus, dass die Avantgarde eine produktive bis destruktive Auseinandersetzung…

Schatten der Schrift

  wenn der Atem stockt… muss man absehen von der Sprache & aus dem Staunen heraus zuwarten damit die Kunst wieder zu einem spricht   sich mit insistierender Neugier den Lettern Strichen & Linien næhern: das Schauen des Chronisten vergisst…

Eine Erinnerung an Valery Popov

  Ein herrlich sonniger Oktobertag 1994 in dieser wunderschönen Stadt St. Petersburg. Vorher angekündigt traf ich mit der Tochter unseres PEN-Mitgliedes Dr. Peter Marginter zu einem kurzen Besuch, wie ausgemacht war, bei Familie Popov ein. Es ging um PEN-Angelegenheiten. Aus…

Langzeitsponsoring

Die kleinen Sportvereine auf den Dörfern, in den ländlichen Gebieten der Republik sind ebenso wie die Großen der Branche auf Sponsoren und Werbeeinnahmen angewiesen. Nicht jeder Verein hat das große Los gezogen und irgendein Milliardär setzt sich in den Kopf,…

quattro stagioni

    vier mal 4 Jahreszeiten & es fühlt sich immernoch nicht richtig an die Wiedervereinigung = eher ein Arschfick – ohne Gummi       Weiterführend → Zur historischen Abfolge, eine Einführung.

Fern

      Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit…

textprobe

  die gemeinschaft essen u. trinken alkohol mit auffuehrung – treu? beispiel. 160 schluepfrige kilogramm zwei faesser refrain: auch das ohr auch das ohr serviert gespeist u. ohr. ent= blaetterung wie man so sagte riesig vorhang vorfall formen keine anfaenger.…

Erblinde

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

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Schamlos geben die Himmel ihr Blau an die Wellen ab diese aber zerschlagen sie zu Knitter: Zittrigkeit der Verzärtelung Wasser? Das aber ist hart: es lässt sich nicht hacken allem atomaren Sprengstoff zum Trotz *** Weiterführend → Ein Porträt von…

Babelsprechdurchfall

  vollkommenes Befremden durch Mobilmachungs– & Zukunftsbefehle in einer Diktatur der Expertokratie   allmæhliches Begreifen der Sprachverlassenheit in einer verhunzten Œffentlichkeit   leidenschaftliches Befuerworten der Wiederbelebung einer wirklich œffentlichen Debatte   unter Idealismusverdacht fest genommen werden & Zuflucht in einer…

ZERFALL

kraut das auf den lippen weich gelöst verwest erweckt mich nur der stein von bleicher luft porös wie haut hält mich am hang der abstürzt find ich den schädel entblättert weiß ich die höhle die mich birgt in mir der…

Effenberg

Tatsächlich gab es im Sauerland, nahe des schönen Ortes Herdringen, das Schloss bekannt aus zwei Edgar-Wallace-Krimifilmen, einen höheren Hügel mit dem Namen Effenberg. Wahrscheinlich hat er gar nichts mit einer bekannten und von vielen Menschen sicherlich auch verehrten Sportpersönlichkeit zu…