Monat: Februar 2008

SPLITTER

jeder durchbruch ist ein tod im spalt des augenblicks lauert geflügelt die lichtechse unterm geröll der haut halten fasern die nerven zusammen wird verwestes nur zum wesen durchgelassen was von der mahlzeit übrigbleibt schädel und knochen abgeschabt und abgefallen schuppen…

Resistenz

  „Andere drucken Bücher, ich verlege Autoren!“, behauptet Verleger Dietmar Ehrenreich kühn im Begleitschreiben der Büchersendung, die mich vor einigen Tagen erreicht. Davon abgesehen, daß ich ihm diesen Aphorismus, den Siegfried Unseld übrigens ganz ähnlich formuliert hat, durchaus abnehme, beklage…

Anstoss zur Weltdeutung

  Obzwar er seine Bibliothek selten verlässt, lebt ein Bibliomane an den Rändern der gesicherten Welt. Zuweilen muss er die Studierstube verlassen. In so genannten Fussgängerzonen beobachtet er die optische und akustische der Vermüllung der Umwelt, die von einer Erosion…

Zweikörpertheorie

  Der Lyriker Holger Benkel lebt in Schönebeck bei Magdeburg, studierte 1987-1991 am Literaturinstitut Leipzig und veröffentlichte im Magdeburger Verlag „Blaue Äpfel“ 1995 Gedichte („Kindheit und Kadaver“) und Prosa („Reise im Flug“, Traumnotate). 1996 erhielt er den Georg-Kaiser-Preis des Landes…

Losgehen

  Den gesamten Abend hatten sie sich unterhalten, über Kunst und Literaturen, dann natürlich über typisch deutsche Befindlichkeiten, über die Art des Marketings von Kunst und Literatur, dabei nicht das Häuten der Zwiebel von GraSS ausgelassen, einen Essay von Herrn…

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wo Nächte durch Brückenbögen gehen: bleiernes Lächeln bitte war das denn jetzt schon das Glück? *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das…

Die Enkel-Epigonen

  Die Enkel-Epigonen von Gerhard Rühm, der nach Deutschland ausgewandert ist – so wie viele österreichischen „Geistes- und Literaturgrößen“ und dort (tief ein-) gewirkt und seine Spuren hinterlassen hat, die schlagen jetzt mit Rühm-Epigonentum, gemischt mit Dadaismus – den sie…

Schöpfung

  Weiterführend → Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie einen Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus. Die Künstlerbucher sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421  

Queenland’s Ende

  Eine brach daliegende Landschaft. Leichen liegen verstreut und in seltsam verdrehten Stellungen auf dem Boden. Rauchschwaden hängen in der Luft. In regelmäßigen Abständen zuckt ein Laserstrahl auf. Roboter, käfer, baum- und fischartige Hybridwesen und Menschen ringen miteinander. Remote- control…

Æzesupp mit Ferkesfœss

– eine Ode an die rheinische Kueche   O Rosenkranz, Bratwurstschnecke mit wuerzig grober Farce garniert mit Nelken im Apfelkraut   O Flœnz, weichgebackene Blutwurst mit Rœstkartoffeln angereichert gefolgt von Schweinshaxe oder Kruestchengulasch   O Panhas, rheinischer Klassiker Wurst mit…

Romanzero

  In seinem dritten Gedichtband, Romanzero (erschienen 1851) gibt Heinrich Heine ein Lehrstück in westlicher Unwissenheit mit Gedanken, die uns sehr heutig vorkommen. Er, Heine, war ein deutscher Dichter, dem deutschen, westlichen Kulturkreis zugehörig. Aber er war Jude, man ließ…

Über die Verhältnisse

  Ein Mann lebte auf zu großem Fuß. Es fiel keinem auf, denn der Mann lebte mit dem anderen Fuß viel zu bescheiden. Die Sache war somit ausgeglichen.     *** Eine Vorschau auf: Gedankenstriche von Joanna Lisiak Weiterführend →…

Windzeit

  Sie legt die Hände an die Glasscheiben das Busses. Sieht ein kleines Mädchen da stehen, das an einer roten Haarfranse kaut. Ein wenig Speichel im Mundeck langzieht. Sie anstiert. Dann wie wild zu winken beginnt. Der Bus hält ruckartig…

Erinnerungen

  Ich bin Erinnerungen treu für immer: Menschen werde ich es niemals sein.     Lou Andreas-Salomés oft gerühmte persönliche Ausstrahlung, ihre Bildung und intellektuelle Beweglichkeit, die Freundschaft mit namhaften Zeitgenossen und ihre unkonventionelle Lebensführung sicherten ihr einen Platz in…

Weltende

  Es ist ein Weinen in der Welt, Als ob der liebe Gott gestorben wär, Und der bleierne Schatten, der niederfällt, Lastet grabesschwer.   Komm, wir wollen uns näher verbergen … Das Leben liegt in aller Herzen Wie in Särgen.…

Eine Erinnerung an Peter Marginter

  Zu allererst habe ich ihn bei einer Lesung aus seinem Buch „Der Baron und die Fische“ wahrgenommen. Abstrus, skurril – dachte ich, ein kleiner Herzmanovsky-Orlando. Dann lernten wir einander beim Morgen-Kreis kennen. Ich fotografierte ihn und auch seine Tochter,…

Orte 1. Das versunkene Feld

  Versunken ist hier eigentlich nichts: aber so starr stehen Gestelle inmitten der Gänseblumen… Und die Gerüste mit Scheiben von hinten — es ist das Rätsel eines lokalen Sachverhalts, der nur 5 Min. von zu Haus… Früher war`s der Trainingsplatz…

Die Menschenfreunde

    Was der Mensch auch tun mag aus Mitleid, es ist nie genug und immer zuviel.           Richard Dehmel galt in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker. Seine oft…

Zitronenschatten

  Ich besaß unter uns das Wir. Gelb, pressbar, sauer. Es liebt mich im Tief, im Fisch, im vergeistigten Lob. Ich suche immer diese durchschnittenen Hälften, Fragmente schöner Formen Über dem weiblichen Herz.   Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch,…

Fotografieren

  Immer waren es Begegnungen mit Menschen, die mir geschenkt worden sind und die mich weitergebracht haben in meinem Leben. Die mich inspiriert haben zu Neuem, die mich zum Nachdenken gebracht haben. Oft war nur im Vorübergehen etwas, das mich…

Die absolute Malerei

  Die Dinge reden: in den Dingen ist Wille und Form. Warum wollen wir dazwischensprechen? Wir haben nichts kluges ihnen zu sagen. Haben wir nicht die tausendjährige Erfahrung, daß die Dinge umso stummer werden, je deutlicher wir ihnen den optischen Spiegel…

Mangelwirtschaft

    Leben aus einem Gefühl des grundsätzlichen inneren Mangels.       Bereits nachdem Jack Dorsey den ersten Tweet am 21. März 2006 verschickt hatte, war Herrn Nipp klar, das hier etwas Neues entsteht. Von Herrn Nipp waren auf…

Die eine und die andere Wange

Hier hast du meine linke Wange.Schlag zu.Hier hast du meine rechte Wange.Schlag zu.Hier hast du mein Kinn.Schlag zu. Ach, du kannst nicht mehrzuschlagen?Schade.Dann zieh ich das Messeraus deinem Bauch.Es wird noch gebraucht. *** Eine  Würdigung des Herausgebers und Lyrikers Axel…

interim

*** interim, Katalog von Haimo Hieronymus, 2004. Weiterführend →  Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier. Künstlerbücher verstehen diese…

Vom Blockwart zum Blogwart

  Der Blockwart der NSDAP. Laut Wikipedia war er zuständig „für 40 bis 60 Haushalte (…) mit durchschnittlich rund 170 Personen“. Er hatte seine „arische Abstammung bis zum Jahre 1800 nachzuweisen“ und „war zu vorbildlichem Verhalten auch im Privatleben angehalten“.…