Monat: August 2022

LEBENSERHALTUNG

    Immer wieder hineinhören in die lautlose stille immer wieder die bilder die aufleuchtend verglühen immer wieder tief in sich den abschied spüren immer wieder aber auch der hoffnung fernes licht nicht die frage stellen wieviel zeit noch bleibt…

Die Särge

  Die Särge wohnten in einem kleinen Sargladen voll mit Gaslampen. Es war sehr zugig und kalt. Der Winter hörte in dem Laden nie auf. Und wenn draußen der Märzwind lärmte, dann wurde es im Laden November. Tote Blätter fielen…

NO!art

NO!art reflektiert den Mix aus Abschaum und Verbrechen, mit dem die Massenmedien die Gemüter unserer Zeit überfluten Harold Rosenberg Boris Lurie, Sam Goodman und Stanley Fisher organisierten anfangs Ausstellungen in der March Gallery, New York, aus denen dann die NO!art…

Die Glut

  Die Glut. Die Glut. „Der Tod pfeift immer noch nicht aus dem letzten Loch. Er schlägt härter zu, genauer und unberechenbarer als irgendein Konzern und singt seinen eigenen Blues“, sagte Stella. „Ich stoße meine Stirn in die Tastatur, unter…

Lyrische Novelle 13

  Dann lernte ich Erik kennen. Er kam aus Schweden und war mit Magnus verwandt, aber das wusste ich gar nicht, ich traf ihn in der Bar des Walltheaters, und Sibylle machte uns miteinander bekannt. Er fragte mich, ob ich…

Im L@b®atorium

  An der Schnittstelle der Stile ist Wissbegierde der Motor des Fortschritts. Die globalisierte Wirtschaft lockt mit ewiger Jugend, Wachstum ohne Grenzen und Geld ohne Ende. Wer sie in Frage stellt, hat die Zukunft verpasst. Nach dem Ausscheiden seines Vor–Gesetzten…

Traumnovelle

  Das Geheimnisvolle dieser Novelle rührt von der Entdeckungsreise ins Selbst her, die Fridolin unternimmt, einen Abstieg in die Tiefen seiner eigenen Psyche, und den Veränderungen in den Beziehungen zwischen Menschen. Sie verkörpert eine Fülle von psychologischer Metaphorik und Symbolismus…

Der Roman

  Er hatte sich Papier gekauft, einen ganzen Block, einen wunderschönenen Füller und Tinte. Er würde einen Roman verfassen, große Prosa, hatte er gesagt. Und irgendwann auch lesen und schreiben lernen.      *** Unerhörte Möglichkeiten, von Herrn Nipp. Edition…

Cafe Klößchen

I Lisel Liblichlein war aus der Provinz in die Stadt gekommen, weil sie Schauspielerin werden wollte. Zu Haus empfand sie alles spießig, eng, verblödend. Die Herren waren dumm. Der Himmel, das Küssen, die Freundinnen, die Sonntagnachmittage wurden unerträglich. Am liebsten…

Rostschicht

  Nach Gattung geordnet stehen diese Gegenstände dicht beieinander und ineinander verhakt. man könnte meinen, hier fände sich alles ein, was sich gegen eine gebrauchswürdige Nutzung sperrt -unzählige leergetrunkene Flachmänner liegen auf der mit einer Rostschicht bedeckten Erde verteilt, trockenes…

In wasserloser Ferne

  In wasserloser Ferne. Ich wohne in einer alten Stadt in einem kleinen Haus mit engen Stiegen am großen Platz, der zerfurcht ist von den Schienen der Straßenbahn. In der Ferne kreischen die Räder aus dem blanken Metall der Gleise.…

Das Rendez-vous mit dem Goldzahn

  Möglichkeiten verpflichten. Diesen Satz hatte Eiermann insgeheim seiner Lebensführung vorangestellt. Schon in jungen Jahren. Was zur Folge hatte, daß seine Biographie durchaus nicht so schematisch geblieben war wie die anderer, sondern streckenweise ganz ungewöhnliche Höhepunkte aufwies. Allerdings nur in…

Im Einpersonenaufzug nach oben

  Da sind diese Momente; in denen man ganz draußen steht – und dort eingeschlossen sich vorfindet im innersten Bezirk des allgemeinen Subjektiven. Man schließt die Augen oder heftet sie auf eine metallische Wand und erwartet ergeben was nun geschieht: ganz…

8

  Engführungen. Nataly liebt das Halbdunkel, in dem die Realität das Absurde streift, ins Surreale abgleitet, blühende Bilder einer Welt, die trotzig ihr letztes Geheimnis bewahrt. Morgens wirkt das Stadtbild auf die Frühaufsteherin so zart hinaquarelliert, dass es die Anmutung…

Lyrische Novelle 12

  Heute beginnt die Jagd. Ich komme die Treppe herunter, es ist kurz vor ein Uhr, der Wirt steht im Flur, begrüsst mich und sagt: »Die Jagd ist offen.« Ich verstehe zuerst nicht, was er meint. Es klingt wie: »Das…

AN DER WAND

  mein vater klettert in mehreren metern höhe einem käfer gleich, doch menschengestaltig, an der hauswand meines schönebecker kindheitshauses entlang. meine mutter steht aufgeregt darunter und klagt, daß er verunglücken werde. er aber ruft hinab: »ach was, mir passiert nichts.«…

Ich gehe durch den Schlaf wie durch eine Wohnung

  Ich im Bett. Zur Fensterseite liegt Elisa, rechts neben mir eine Frau, die ich nicht kenne. Beide sind mit dünnen Tüchern halb zugedeckt. Ich drehe mich zu Elisa im Licht, ins zarte Weiß, sie schläft, dann zu der anderen…

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  Polster aus Licht & die aufgetakelten Moose schräg gegen Wälder gelehnt das Herz & dein Dorf das zusammenwächst     *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2022 Weiterführend →  Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten…

Erinnerung an den Tag des Mauerbaus

Ich verstehe Ihre Frage so, daß es Menschen in Westdeutschland gibt, die wünschen, daß wir die Bauarbeiter der Hauptstadt der DDR mobilisieren, um eine Mauer aufzurichten, ja? …  Mir ist nicht bekannt, daß eine solche Absicht besteht, da sich die…

Lyrische Novelle 11

  Heute bin ich ungeduldig und beeile mich auf dem Heimweg, als könnte mich jemand erwarten. Und das ist doch nicht möglich, niemand kennt meinen Aufenthalt, nicht einmal ein Brief kann mich erreichen. Ich werde mich zwingen, langsam zu gehen.…

Abigail der Dritte

Professor Walter Otto dem großen Jüngling Der ehemalige Zebaothknabe Jussuf, der Sohn des verstorbenen Oberpriesters und seiner schönen Mutter Singa, war jetzt in Theben Melech. Er bekleidete außer der Königswürde auch das Oberamt des Tempels. Sein siebzehnjähriges Gesicht und seine…

Novelle

Ein dichter Herbstnebel verhüllte noch in der Frühe die weiten Räume des fürstlichen Schloßhofes, als man schon mehr oder weniger durch den sich lichtenden Schleier die ganze Jägerei zu Pferde und zu Fuß durcheinander bewegt sah. Die eiligen Beschäftigungen der…

Das ornament, das heute geschaffen wird

  Da das ornament nicht mehr organisch mit unserer kultur zusammenhängt, ist es auch nicht mehr der ausdruck unserer kultur. Das ornament, das heute geschaffen wird, hat keinen zusammenhang mit uns, hat überhaupt keine menschlichen zusammenhänge, keinen zusammenhang mit der…

Der McGuffin, ein Nachruf auf den Kriminalroman

  Vera Strange gehört zu dem Typ Frau, der zielstrebig um Haaresbreite an der so genannten Wirklichkeit vorbeilebt. Sie sympathisiert mehr mit dem, wie es sein könnte, als mit dem, was auf der realen Handlungsebene blossliegt. Die Künstlerin ist eine…

Lyrische Novelle 10

  Es ist noch nicht spät, aber die Dunkelheit ist wie ein Vorhang über das Land gesunken. Wenn ich an die Stadt denke, ist es mir, als habe ich dort ohne Ahnung von der Welt gelebt, ich weiss nicht, wie…

Die Tage fielen um wie Dominosteine

  Die Arbeit am Computer war ermüdend, die Zeit verging und blieb stehen. Ich las Sartre. Ich spielte mit seinen Ideen in Les jeux sont faits und schrieb einen härteren Schluss. Mir gefiel das philosophische Spiel, so lernte ich am…

Die Taube

… als auch ich den größten Teil meines Lebens in immer kleiner werdenden Zimmern verbringe, die zu verlassen mir immer schwerer fällt. Ich hoffe aber, eines Tages ein Zimmer zu finden, das so klein ist und mich so eng umschließt,…

Schwimmen gehen

  Der jüngere der drei Wanderer hatte den ganzen Tag davon geschwärmt, abends ins Schwimmbecken zu steigen, sich abzukühlen. Dieser Traum als Ziel hatte ihn während der Strapazen wohl ernsthaft aufrechterhalten. Beim Zelt angekommen, ergreift er als erstes sein Badezeug,…

Lyrische Novelle 9

  Denke ich sehr viel an Sibylle? Ich würde sagen, dass ich es nicht weiss, ich denke nicht nach, aber ich habe sie noch keine Minute vergessen. Es ist, als hätte ich nie ohne sie gelebt. Nichts verbindet uns, aber…

Madrigal

  wir schlafen ein Nacht für Nacht es summt der Mond der Samen und der Sand die Vogelröschen brennen und glühen wir jagen Schattenfische unter dem Laub der stillen Bäume Gespenster abends an der Tür weinen Murmeln zwischen den Rippen…

Ich traf Usch in einem Café am Reileck

  Ich traf Usch in einem Café am Reileck. Sie verspätete sich. Ich setzte mich an einen Tisch am Fenster. Ich beobachtete im Asphalt die Spiegelung des dunklen Himmels. Die Wolken zogen durch die Pfütze. ‚Ganz frei sind wir nirgends’,…