Monat: Februar 2009

Ein Geflecht aus Perspektiven und Eindrücken

Es lohnt sich, mit Wiplinger mitzugehen. Plötzlich befindet man sich in einem Kontinuum, in einer aus der empfindsamen Perspektive dargestellten Lebensgeschichte des Autors, die zugleich auch die Lebensgeschichte der Autorinnen und Autoren ist, die Wiplinger in seine man Begegnungen sehr…

C.H. Beck

Im Delta der Lyrikverlage Wenn in diesem bekannten Verlag auch nur spärlich Lyrik erscheint, ist C.H. Beck eine Institution, die nur schwer aus dem Lyrikbetrieb wegzudenken ist, erschien hier doch von 1995 bis 2004 das Jahrbuch der Lyrik. Christoph Buchwald…

Nebensätzliches

  Existenz bedeutet = Schreiben. Ein Schriftsteller existiert in: der Schrift. Ein Romancier existiert nur – wenn er schreibt.     *** Mikrogramme von A.J. Weigoni. Twitteratur ist eine Poesie, die man von den japanischen Haiku kennt. Als Beitrag von…

Ein dänischer Dichter

  Über zeitgenössische dänische Lyrik weiß man in Deutschland wenig. Moritz Schramm und Alexander Gumz haben in der 2009 erschienenen Ausgabe 30 der von Urs Engeler herausgegebenen Zeitschrift Zwischen den Zeilen einige junge dänische Dichter vorgestellt, darunter Lars Skinnebach. Lars…

Sonnenaufgang

  Dem physikalischen Ereignis des Sonnenaufgangs etwas Mystisches abzugewinnen, zeugt von der seltenen Fähigkeit zur Naivität.   *** Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und 1994 Aperçus, Bonmots, und Sentenzen zu lesen. Eine Vorform der Twitteratur. Prägend für…

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Flüsternder da wo ein Mund eine Wunde ist  dein verlorenes Gesicht aus Hunger und Heimweh gedreht: Veränderung *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das…

Sprüche und Widersprüche

  Auch eine wahre Fundgrube, kann manchmal auch zu einer Fallgrube des Wissens werden.       Weiterführend → Bestand die Modernität des Aphorismus bisher in der Operativität, so entspricht diese literarische Form im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit der Denkgenauigkeit…

EINE WANDERUNG

  der boden des waldes schimmert golden. ich wandere durchs gebirge. am wegrand abgelagertes geröll, zerschrammt, verkrüppelt, schroff. darüber hagebuttensträucher. die augen entlang das rote leuchten. vom holunder fliegen meisen auf. die gelbbraunen blätter der bäume taumeln dem rachen der…

Wir werden alle Augenblicke unseres Lebens wiedererlangen

  Wir werden alle Augenblicke unseres Lebens wiedererlangen und sie kombinieren, wie es uns gefällt. Gott, unsere Freunde und Shakespeare werden unsere Mitarbeiter sein.     *** Der in der Schwebe gelassene Sinn, die Produktion von Ambiguität – was für Roland Barthes Brecht im Theater geleistet hat, indem er die Sinnfrage…

Erstes Manifest des Surrealismus

  Quelle: Erstes Manifest des Surrealismus (1924). Übersetzung: „Um eine Frau, der man auf der Straße begegnet, zu beeindrucken“       Weiterführend → Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur, sowie ein Recap des Hungertuchpreises.  

II

  Überblendung. Nataly tappt in die Echokammer des Selbstzweifels. Sie schickt ihre aufgestauten Gefühle durchs Mahlwerk ihrer Kieferknochen, vermag zu schluchzen und ihre Tränen im selben Augenblick als Produkt einer sinnlosen Entgleisung zu verabscheuen. Weinen wird zum Scheibenwischer für ihre…

Vereinigtes Europa

  Täglich verschwinden mehr und mehr die törichten Nationalvorurteile, alle schroffen Besonderheiten gehen unter in der Allgemeinheit der europäischen Zivilisation, es gibt jetzt in Europa keine Nationen mehr, sondern nur Parteien, und es ist ein wundersamer Anblick, wie diese […]…

Bemerkungen über den Menschen

  Der Mensch ist gut und will nicht, daß man vor einem andern als ihm selbst krieche.     *** Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur. Lesen Sie sowohl den Essay über Jean Paul auf KUNO, als auch feinstes…

Die deutschen Bühnen

  Die deutschen Bühnen sollten bei den Naturalisten bleiben. Mit dem in Deutschland naturalisierten Shakespeare ist’s nichts.     *** Karl Kraus ist der Godfather des Aphorismus, in seinen Ausführungen finden wir aber auch Zuspitzungen. Der in der Schwebe gelassene…

Über (Er-)Forschung im Internet:

  Das Meer der Mutmaßungen kann nur dann einen Tropfen echter Gewissheit aufwiegen, wenn die Traditionen um den Wissenserwerb selbst dabei nicht verloren gehen.       Weiterführend → Bestand die Modernität des Aphorismus bisher in der Operativität, so entspricht diese…

Virtual loosing

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

for better and worse

  Wenn es in jeder Eheformel irgendwie heißt: „for better and worse“, so liegt darin nicht nur ausgedrückt, auch im Ertragen des minder Angenehmen müsse sich die Liebe beweisen: es darf tatsächlich besagen, daß ganz anders als im Liebesrausch Gutes…

Quelle der Verjüngung

  Glaubt mir, es ist kein Märchen, die Quelle der Jugend, sie rinnet Wirklich und immer. Ihr fragt, wo? In der dichtenden Kunst.     *** Der Homo ludens ist ein Erklärungsmodell, wonach der Mensch seine kulturellen Fähigkeiten vor allem über…

konstrukt

  im ideologischen gefängnis unserer sprache / ist die unannehmbarkeit der wirklichkeitswelt ein semantischer kompromiss / deine kritische philosophie keine erlösung / aus der nachtweißen blendung deines wortaberglaubens     *** Mit seiner micropoetry gelingt es Denis Ullrich eine übernutzte Sprache…

Kruste

  Während dueinfach unverrückbarund ruhig bist,wie immer, liegen und stehenMöbelstücke, grübelnd,aufgekratzt, neben sichbei dir im Zimmer; die schlafen und schlafeneinfach nicht ein, ganzschlimm ist das undwird immer schlimmer.     *** Kruste, Gedichte von Tobias Herold. Elfenbein Verlag, 2009. Das…

Halbzeit

  Wer weiß, wie lange die Pause in der Kunst dauern wird?       Weiterführend → Erinnerung wird zunehmend auf neue Technologien ausgelagert. Das Grundproblem der Erinnerungskultur (siehe auch: In eigener Sache), der Zeugenschaft, der Autorschaft, ist die Frage:…

EPILOG

  Eine Metonymie… Umgeben von Stille…      * * * Am Todestag von Ioona Rauschan erinnert KUNO an diese Autorin mit einer Leseprobe aus: Abhauen. Dieser Roman erschien 2008 beim Pop Verlag, Ludwigsburg. Auf der Schwelle. Ein Filmessay über…

Das Schreiben

  Schreiben ist kein Beruf. Heute nicht mehr. Die Sprache ist zersplittert, das müßte man doch wissen. Robert Musil hat das vollkommen durchschaut. Aber die meisten schreiben rasch chronologisch und unaufmerksam vor sich hin. Sich als Autor allein zu definieren,…

Wege 1. Alte Trasse

  Sie hat sie noch benutzt: bei `ner Niederrheintour mit dem Kollegium „Das war… vier`nsechzich, fünwensechzich. Als wir nach Kapellen zogen… siemsechzich war da nichts mehr.“ Krefelder Straßenbahn „achzen`zweinachzich“: Moers erstmalig angeschlossen: Warentransporte, Textilindustrie & Agrarkräfte pendeln — wie war…

Aus dem Paradies (eine kurze Geschichte)

  Es hat Jahrhunderte gedauert. Adam und Eva haben endlich die Lücke in der Mauer des Paradieses entdeckt. Jetzt können sie auch vom verbotenen Baum essen.   *** Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und 1994 Aperçus, Bonmots,…

Poesie ist nicht verfügbar, sie verfügt über den Autor

  Poesie will Dauer, sie ist ein vehementer ästhetischer Protest gegen die Hinfälligkeit. Nur im Kunstwerk wird der Traum vom Stillstehen der Zeit wahr. Im Unterschied zur Politik und dem Glauben ist die Poesie ehrlich genug, sich den Ersatzcharakter ihrer…

Schreibstab

Weiterführend → Constanze Schmidt zur Novelle und zum Label. Ein Nachwort von Enrik Lauer. KUNO übernimmt einen Artikel der Lyrikwelt und aus dem Poetenladen. Betty Davis konstatiert ein fein gesponnenes Psychogramm. Aus Sicht von Margaretha Schnarhelt sind sie verdichtet, streng…

du! (ruchu dur spruchu ust dus guducht)

  In seinen jüngsten Essays hat sich Theo Breuer mehrfach skeptisch über die Lyrik­produktion jüngerer Auto­rinnen und Autoren geäußert. Es mangele an Bänden, die unter die Haut gehen, im Kopf bleiben und auch im Bauch über die Lektüre hinaus nachwirken,…