Monat: Juli 2017

ZIT Heleno Sana BRÜCKE 137 s 55 vv u ff

  Du warst das licht der sonne der mutter warst du ein segen Jetzt weint der wind um dich junge weint kalten regen   Der regen kommt nicht zum beten Bemantelter hat dich verraten bewaffneter hat dich getötet das steinfeld…

ein vertreter wird in ihrer region verwaltet

    und wir antworten darauf   wir suchen mit der perspektive der ständigen arbeit wir erklären der europäischen und weltwirtschaftsgemeinschaft die zusammenwirkung verschiedener bedingungen   *** Spam Poetry von Joanna Lisiak, KUNO 2017 Die Lyrikerin Joanna Lisiak hat aus…

Zum Hals heraus hängen uns die Stimmbänder

Zum Hals heraus hängen uns die Stimmbänder – spiel was drauf, die Gesichter ernst, die Farben und erst die Farbenspiele. Welk wie Laub und Lauben und der Park gegen. Wie lange für immer Nachdenken: weil’s spaßmacht das Erfinden. Sie hebt…

getreide

  entzünden kinder puppen aus stroh bedeckt glut das land mit feiner asche wächst licht im schoß der erde lodern blätter aus körnern ist kunst letzte garbe erste saat   *** Seelenland, Gedichte von Holger Benkel , Edition Das Labor…

Cyber-Voodoo?

Vorbemerkung der Redaktion: Bereits in seinem letzten auf KUNO veröffentlichtem Essay zu lebenden Organismen und sozialen Organisationen belegte Joachim Paul: „Kybernetik ist im Kern subversiv.“ Hier nun weitere Reflexionen des Homme de lettres über Menschen, Medien, Netze und Maschinen: Es…

Impressis verbis

Schon unseres Briefwechsels wegen, sagt Arthur, hätte es die Nachwelt verdient, dass wir berühmt werden. Meinst du unsere geschriebenen oder ungeschriebenen Briefe, frage ich. Die einen sind so gut wie die anderen, sagt er, die ungeschriebenen sind vielleicht noch vollendeter.…

Oben am Berg

    Kein Baum glänzte im Abend mehr, alle Blätter löschten aus. Ein paar Stimmen im Feld gingen nebenher, sprachen vom Wetter und zogen nach Haus. Oben am Berg, auf einem offenen Acker frisch gepflügt, Stand ein Leiterwagen und war…

Postfaktum

    In Zeiten des Postfaktischen können Mücken einen Elefanten tragen.     *** Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher, aus den Notizbüchern von Herrn Nipp, herausgegeben von Haimo Hieronymus, Edition Das Labor 2017. Weiterführend →  Kuno fasst die ersten 25…

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Menschen kamen als wärs gewesen mit dem Wind an Hauptbahnhöfen an eingerollt in Decken das Haupt unter Tüchern die Frauen die Männer Falten um die Augen vor Freude vor Trauer wer weiß an die Kinder verteilt man Kuscheltiere verkriechen manche…

Der Flügelschlag einer Möwe II

Die Baustelle liegt dreißig Kilometer von Triest entfernt am Rand des Naturschutzgebietes, rund herum Wald und gute Luft. Das bekommt man auf einer Baustelle nicht alle Tage geboten. Milo liebt die Natur, besonders Wälder und Berge. Bevor er Antonella kennengelernt hat, ist er an…

Sprache als Firewall

Jedesmal wenn ich versuche einen Text zu ‚analysieren‘, der bei mir Lust erregt hat, dann finde ich nicht meine ‚Subjektivität‘ wieder, sondern mein ‚Individuum‘, die Gegebenheit, die bewirkt, dass mein Körper von den anderen Körpern getrennt ist, und ihm sein…

Robokratie – Wie Social Bots die Demokratie manipulieren

  Es gibt viele Menschen, die die Social Media für einen Segen halten. In der Tat schafft es z.B: Facebook, dass Familien, die die Winde des Lebens in alle Ecken der Welt verweht haben, so etwas wie Zusammenhalt organisieren. Auch…

Zufall

Was für ein Zufall Rot gelb grün Farben kammgenau gezogen Schauen Über den Telerrand hinaus Wie du und ich Wenn wir uns trauen   *** Malerei trifft Lyrik, Künstlerinnen der Altmark. Ramona Metzing. Hardcover. Books on Demand, 2017 Die Malerei…

Bei Beendigung eines jeden Abschnittes

  Bei Beendigung eines jeden Abschnittes glaubt sie nicht an irgendeine Fortsetzung. Die Abgeschlossenheit des Abschnitts lähmt das Vermögen, sich zu erinnern. Sie glaubt, dass die Bewegung unabhängig von jeder Fortsetzung sei. Sie spricht dem Abschnitt jede Bewegung ab. Sie…

Komische Elegie

  Wenn ich ins Museum gehe, denke ich immer, sagt Arthur, ich renne offene Türen ein. Die Skulpturen schauen mich an, als ob sie mich schon erwarten. Sie freuen sich dich wiederzusehen, sage ich. Das dachte ich auch, sagt Arthur.…

Handwerk hat goldenen Boden

Die Aura des Handgemachten paßt zum Genre der Lyrik wie ein Handschuh. Was zuerst auffällt an diesem Schuber ist eine Handwerklichkeit, die nicht versteckt wird. Die schwarze Kofferhartpappe aus dem das Behältnis besteht, ist genietet und dies wird offen präsentiert.…

Der Schöpfer der Untoten ist gestorben

Abgesehen davon mag ich den Gedanken, dass Zombies wie wir sind. Die größten Monster sind doch sowieso unsere Nachbarn, der schlimmste Horror befindet sich immer direkt nebenan. Die Zombies lernen, sie imitieren die Menschen, was wiederum die Frage aufwirft, ob…

Glaubwürdige Digitalisierungskritik muss präzise sein

  Bezogen auf die galoppierenden technologischen Entwicklungen scheint aktuell nichts wichtiger als eine profunde und scharfe Reflexion und Kritik der erwartbaren und spekulierten Auswirkungen der Digitalisierung auf nahezu sämtliche gesellschaftlichen Bereiche. Unter den gesellschaftlichen Gruppen und Interessenverbänden nimmt die Wissenschaft…

Wann denn

Wann denn, soweit Vorhandenes die Summe. Worauf zeigt, was sich sperrt, Gedächtnisklingen. Mit Schwung die Begrenzung nehmen, Halt in der Spur. Frieren aus freien Stücken, irren und die Stimmen wechseln frag   *** fern, fern von Angelika Janz, KUNO 2017…

Von der Phänomenologie der Sinne

  Auch der letzte Band der insgesamt sechs Bände, die der norwegische Romancier bei Luchterhand 2016/17 publiziert, ist von einer vielschichtigen Auseinandersetzung des Ich-Erzählers Karl Ove mit seiner Realität geprägt. Es ist eine Realität, deren Wahrnehmung einer besonderen narrativen Betrachtung…

Waldgänger und Rebell

Er führte ein Leben voller Entsagungen wie nur wenige Menschen. Er hatte keinen Beruf erlernt und lebte allein. Von einem schönen Haus, Kleidung, Sitten und Gesprächen höchst kultivierter Menschen hielt er nichts. Ralph Waldo Emerson Heute jährt sich der 200.…

O. T.

  Wir streifen über die erde im mantel von regen und licht Etwas lebt in dem leib aus stein wir kennen es nicht   Was also wirst du erwandern sturm und regenflut? Du weißt  deine hand  deinen fuß noch nicht…

Corriger la fortune

  Wir ernten in unserem schweren Leben für unsere besseren Einsichten immer wieder dasselbe – wenig Lob, viel Tadel, sagt Arthur. Darunter leide ich oft. Ich kenne dich, du leidest aus lauter Eitelkeit, sage ich. Nein, sagt Arthur. Ich leide…

Die Überlebenden der Postkarten

  Die Fallen dieser Friedhöfe Das Maß der Hoffnung, ablesbar an verschlossenen Toren   Wir stehen in unserem Schatten wie in einer Pfütze und rühren uns nicht.     *** Mit deutschen Untertiteln. Gedichte von Ralph Pordzik, Les Derniers Jours,…

Eingriff, sternklar

  Im zweiundzwanzigsten Jahr nach der Veröffentlichung seines ersten Gedichtbandes sei hier noch einmal an diesen Ausnahmedichter erinnert: 2014 erschien das letzte Werk des 1949 in Luxemburg geborenen Wortakrobaten Jean Krier, der bis 2010 als Gymnasiallehrer für Deutsch am Lycée…

The Transnational #4

In unregelmäßiger Abfolge stellen wir auf den Kulturnotizen Literaturzeitschriften vor. Die vierte Ausgabe des zweisprachigen Literaturmagazins The Transnational ist diesen Monat erschienen, als Hardcover und e-book). Erhältlich mit der ISBN im Buchhandel (978-3844810417) oder online bei Thalia, Hugendubel und Amazon.…

Es waren die Geräusche

  Es waren die Geräusche zwischen dem Zimmer und der Straße, die hellhörig werden ließen. Nachdem man Zimmer und Straße auf Ihre  Geräusche hin überprüft hatte, d.h. auf ihre ursächliche Gebundenheit an Dinge, kam man zu dem Schluss, d i…

Teile und herrsche!

  Hast du Schlange zähmen können?, frage ich Arthur. Schlange sagte oft zu mir: Es ist gut, wenn ich dich lenke, Arthur, dann kannst du dich besser entscheiden. Sie befreite dich von deiner Unsicherheit? Ich weiß nicht, sagt Arthur, ob…

Stil

    Stil bleibt, Mode vergeht.     *** Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher, aus den Notizbüchern von Herrn Nipp, herausgegeben von Haimo Hieronymus, Edition Das Labor 2017. Weiterführend →  Kuno fasst die ersten 25 Jahre von Herrn Nipp zusammen.…

Groschenheftliteratur im Self-Publishing

  Der Verleger ist der natürliche Feind des Autors, diesen Eindruck bekommt man, wenn man den empfehlenswerten Artikel im Freitag liest. Jan C. Behmann vom Freitag hat sich bei dem Autor Michael Meisheit, der neben Liebesromanen auch Science-Fiction-Genremixes schreibt, einmal…

O. T.

  James Joyce schrieb keine silbe lang schlecht dahinfließend  weich und gespannt und aluminiumelastisch ist das selbst limericks werden da nicht naß mit siebensprachiger hand   Selbst Shakespeare versteigt sich ab und zu selbst Goethe wird ab und zu dick…

Literatur ist immer die Idee vom Anderen

 Ich meine, dass eben hierin der Sinn schöpferischer Literatur besteht: […] in den Dingen unserer Umwelt jene duftige Zartheit aufzuspüren, die erst unsere Nachkommen erkennen und zu schätzen wissen werden, in jenen fernen Tagen, wenn jede Bagatelle unseres platten Alltagslebens…