Monat: November 2009

KNOCHEN

wo ich fraß und fäule übersteh leb ich erlöst vom körper lieg ich zerlegt im abgrund unter der landschaft versteinern meine knochen werd ich zeichen nutzen mir die besten prothesen nichts selbst wenn sie häuserwände erklimmen in mauerspalten ragen leibabrisse…

XI

  Transitraum des Nirgendwo. Falls es ein maximal beschleunigtes Nichts gibt, dann in einer rheinischen Fussgängerzone, in der Zeit und Ort aufgehoben sind. Max überschaut ein Areal, das an einen zugigen Platz angrenzt. Aus dem Boden strahlen Ellipsoide, diese Lichtinstallation…

Die Variation der Variation

  Der Jerusalemer Autor Elazar Benyoëtz hat inzwischen über 30 deutschsprachige Aphorismenbände vorgelegt. Enthielten die ersten nach dem Debüt 1969 vornehmlich „Einsätze“, so wechseln sich in den späten kürzere und längere Textformen ab. Zudem lässt Benyoëtz seit Treffpunkt Scheideweg (1990)…

Zsolnay Verlag

IM RATTERN DES ZUGS Wird nichts aus dem Leben mehr ranken,noch ein Jahr, noch zweie, noch x?Schwarze Schwäne meiner Gedankengleiten weichselwärts nach dem Styx… Alexander Lernet-Holenia „Lesen ist ebenso nützlich wie reizend. Wenn ich lese, bin ich ein harmloser, stiller,…

Genderstudien

  Ein Mannweib ist überall ebenso lächerlich wie ein weibischer Mann.     *** Für Theodor W. Adorno war Eichendorff „kein Dichter der Heimat, sondern des Heimwehs im Sinne des Novalis, dem er nahe sich wußte.“ In seinem Essay Zum Gedächtnis…

Weltgeschichte

  In irgendeinem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. Es war die hochmütigste und verlogenste Minute der „Weltgeschichte“: aber doch nur eine Minute. Nach wenigen…

Verwesung

  Was ist das herrlichste Antlitz, auf dem eines Menschen Auge je geruht? – Ich könnte Trim immer so zuhören, rief Susanna. – Was ist es? (Susanna legte die Hand auf Trims Schulter) – Verwesung! – Susanna zog sie zurück.…

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Tod jünger als ich kriegt ein Kind das ihm beibringt erwachsen zu werden *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren…

Hypochondrische Aphorismen 8

  Immer bin ich Leser und Schreiber meiner selbst: Wir gehen zusammen trotz unserer Absprache unweigerlich in die Irre, wo wir uns schweigend verstehen. Was aber geschieht, wenn ich die Textart ändere?     *** Weiterführend → Das erste Fazit…

Hotel

  Jetzt liegen die Reisenden in getrennten Schachteln mit dem Rücken zur Nacht.     *** Seit Mitte der 1990er-Jahre veröffentlichte Maximilian Zander Gedichte und Aphorismen. Seine lakonischen (immer wieder auch metalyrischen) Gedichte, die u. a. in Literaturzeitschriften wie ndl,…

Antwort

  Freund, du bist es auch nicht, den nackt zu erschauen mich jückte, Ziehe mir nur dem Apoll Hosen, ersuch ich, nicht an.       *** Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur, sowie ein Recap des Hungertuchpreises.…

Achtung

  Wenn eine Gesellschaft vor ihrer literarischen Kultur keine Achtung mehr hat, wenn die Achtung nicht so beschaffen ist, daß sie es als achtenswert empfindet, über diese Kultur einigermaßen Bescheid zu wissen, wenn sie also das unaufhebbare Nichtbescheidwissen der Mehrheit…

Wellenbewegungen

  Mit dem Erscheinen der Novelle Vignetten geht das bisherige Projekt Labor nach 20 Jahren in ein Label über. Wie alle Rebellen braucht auch A.J. Weigoni keinen Grund, er überschreibt in einer Art von Trauerarbeit eine Literaturgattung neu und praktiziert…

silence

  Your silence will not protect you.     *** Audre Geraldine Lorde (* 18. Februar 1934 in Harlem, New York City; † 17. November 1992 in Christiansted, Saint Croix, Amerikanische Jungferninseln) war eine US-amerikanische Schriftstellerin und Aktivistin. Sie bezeichnete…

Stachlige Opuntien VII

  Platos Akademie war die erste F.W.V! Wer über diesen Satz lacht, erklärt sich oder seine Bundesbrüder für inferior. Wir wollen unsere Sache endlich einmal ernst nehmen!     *** Jakob van Hoddis (Geburtsname Hans Davidsohn; * 16. Mai 1887 in…

Die stärkste Kraft

  Die stärkste Kraft reicht nicht an die Energie heran, mit der manch einer seine Schwäche verteidigt.     *** Karl Kraus ist der Godfather des Aphorismus, in seinen Ausführungen finden hundsgemeine Zuspitzungen. Der in der Schwebe gelassene Sinn, die…

Wenn ein Buch

    Wenn ein Buch nicht wert ist, zweimal gelesen zu werden, so ist es auch nicht wert einmal gelesen zu werden.       *** Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur. Lesen Sie sowohl den Essay über Jean…

Über die Einsamkeit

  Die weitläufige Vergleichung des einsamen mit dem tätigen oder geselligen Leben wollen wir linker Hand liegen lassen. Und was die glatten Worte anlangt, hinter welche sich die Ehrsucht und der Geldgeiz verbergen wollen, »daß wir nicht bloß unsertwegen, sondern…

arbeitskreis

Weiterführend → Mehr über die Hungertuchpreisträgerin Katja Butt.

Sterben

  Sterben / Ist eine Kunst, wie alles andere auch / Ich kann’s besonders schön. Sylvia Plath         Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.

Vor dem Tod erschrickst du?

  Du wünschest, unsterblich zu leben? Leb im Ganzen! Wenn du lange dahin bist, es bleibt.     *** Der Homo ludens ist ein Erklärungsmodell, wonach der Mensch seine kulturellen Fähigkeiten vor allem über das Spiel entwickelt: Der Mensch entdeckt im…

Orte. Wege. Pflanzen.

  Dem Regionalismus kommt eine bedeutende Rolle zu nämlich die Zentralität durch Neu-Definition und Eigenbewusstsein zu relativieren, die “Nation” zu einem Konglomerat heterogener Einheiten umzucodieren, ja sie aufzulösen im Ländermiteinander, allgemeine Gleichheit herzustellen im Sinne einer libertären Topografie. Viel einfacher…

wayback machine

  Wir werden zurückkehren an einen Ort, an dem wir noch nicht waren.       Weiterführend → Zur historischen Abfolge, eine Einführung.

Konkrete Poesie

  Da geht der Strich auf den Strich.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte KUNO seine Hypochondrische Aphorismen zur Verfügung. Zur weiteren Information ein Essay über die neue…

Nachhall

  Jeder Tag ist jetzt voll Nachhall. Ingeborg Bachmann in einem Brief an Paul Celan       Weiterführend → KUNO hat unterschiedliche Autoren zu einen Exkurs zur Twitteratur gebeten, und glücklicherweise sind die Antworten so vielfältig, wie die Arbeiten…

Kommunikation ist unwahrscheinlich

  … Sie ist unwahrscheinlich, obwohl wir sie jeden Tag erleben, praktizieren und ohne sie nicht leben würden. Niklas Luhmann     Weiterführend → KUNO hat unterschiedliche Autoren zu einen Exkurs zur Twitteratur gebeten, und glücklicherweise sind die Antworten so…

Der Saum des Erreichbaren

  „Weiße Pünktchen“ heißt das Nachwort, das A.S. schrieb. Ellipse also. Das, was nicht gesagt werden muss, was die Gedichte in schwarzen Buchstaben sagen. Es ist eine kleine Poetologie. Darin sagt er nicht nur, dass er die Gedichte diesmal nicht…

Frömmigkeit

  Fromm, aber gefühlskalt.       Muss man keinen Falken mehr verzehren, um novellistisch tätig zu sein. Dank des Kurznachrichtendienstes Twitter ist Mikroblogging eine auflebende Form. Herr Nipp dampft die Gattung der Novelle zu Twitteratur ein. Weiterführend → ein Essay…

Am Abend

  Am Abend tönen die herbstlichen Wälder / Von tödlichen Waffen…       Weiterführend → Eine Annäherung von Peter Paul Wiplinger an Georg Trakl finden Sie hier. → Ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur, sowie ein Recap des Hungertuchpreises.  

Gaslaterne

    Der sichernde Blick enträt der träumerischen Verlorenheit an die Ferne.   *** Walter Benjamin ist ein Großmeister des Aphorismus, in seinen Ausführungen finden sich elegante Zuspitzungen. Wenn Benjamin philosophische „Lesestücke“ und Skizzen in nichts den klassifikatorisch-deduktiven Darstellungsformen ähneln,…

Blackout poem

Weiterführend → In den Aufzeichnungen von Ralph Pordzik findet sich eine Poesie, die man von den japanischen Haiku kennt, sie scheint auf besondere Weise verfügbar und dienstbar zu sein. Diese Notate entsprechen der Denkgenauigkeit der Spätmoderne, es ist Twitteratur im…