Monat: November 2005

UNLUST

  Die Begierde hat sich schlafen gelegt, Es bleibt das Fieber. Der köstliche Mut der Entsagung Er wäre mir heute gegeben. Die Liebe aus. Was ich liebte, gelöst Die weiblichsten Glieder Versagend an meiner Ermattung, Ich sehe sie über mir…

SÜMPFE

ruht gedüngt die landschaft unter zweigen und blättern lauern dunkel die schatten der fäulnis an der schwelle zwischen erde und wasser zeugen mücken das fieber im körper sind frost und hitze wie ebbe und flut himmel und hölle  in mir…

tagaufnahme

  die einschläge kommen näher im plastikgewitter des unfugs   noch zischt verlangen leise im hirn in den traumknoten   in der mitte des großen netzes inszeniert sich das nichts   da verliere ich mich und dich so schlimm ist…

Landpresse

Das Haus am Abhang.In Büchern Scheine versteckt.Geheime Zeichen.JENS HAGEN   Seit man in Zusammenarbeit mit Axel Kutsch als Herausgeber Gedichtbücher in der Landpresse Weilerswist (Rheinland) publiziert, ist im Laufe der 1990er Jahre ein Verlag gewachsen, dessen poetisches Programm sich auch…

Referenzsysteme

  Marionetten der Moderne leben ohne Seelenkorrosionsschut > Ort los in disziplinierter Entfremdung   ordnen subkutane Wahrnehmungsprægungen erkenntnishistorisch + sprachkritisch ein & pueren der Archæologie des Fleisches nach   das Genom wird zu einer neotranszendenten Grœsse > die das Ich…

Die deutsche Ballade

  Die vorliegende »Sammlung deutscher Balladen von Bürger bis Münchhau­sen« ist weniger unmittelbarem Genuß zu Gefallen, denn als Instrument der Forschung entstanden. Hat der bekannte Balladendichter von Münch­hausen das Vorwort geschrieben, so ist die Auswahl das Werk einer Arbeits­gemeinschaft der…

Urgründe

      Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit…

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schwimmst als Nebel so gegeben ständig getrennt als Lauten Klang lauscht am Fenster die Zeit und vergeht manchmal oder vergeht nicht denn sie hat Zeit du aber schwimmst als Nebel *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier.…

Mondnacht

  Es war, als hätt’ der Himmel Die Erde still geküßt, Daß sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müßt‘. Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht, Es rauschten leis’ die Wälder, So sternklar war die Nacht.…

Herbstnachmittag

  Die Nachmittagsonne muß golden verstauben Ums Glas einer Schale voll weingelber Trauben, Voll rotblauer Zwetschgen und Nüssen holzbraunen; Der Goldstaub spielt drüber mit tanzenden Launen. Es haschen sich Stäubchen, aufglühend im Licht, Hinschwebend verliebt und ohne Gewicht. Die Traube…

Erzählungen von Erzählungen von Erzählungen von Gedichten

  Abu l-Faradsch (der vollständige Name nach Wikipedia Abū l-Faradsch ʿAlī ibn al-Husain al-Quraschī al-Isfahānī (arabisch أبو الفرج علي بن الحسين القرشي الإصفهاني, DMG Abū l-Faraǧ ʿAlī bin al-Ḥusain al-Qurašī al-Iṣfahānī; geboren 897 in Isfahan; gestorben 20. November 967 in Bagdad) war ein arabischer Historiker und Dichter. Seine Gedichte kenne ich…

wahr schein licht

  und hätten wir die lüge nicht wäre das gebot der liebe eine einzig wahre ungestimmte geige am grauen operettenhimmel im schein werfer licht tropfte warm herzschmerzschmalz herab in unser selig glücksverlangen   und hätten wir die wahrheit nicht wäre…

Gedanken · Gänge · Sprünge

Heinz Küpper. Nicht bloß eine Wahrnehmung Das literarische Werk Heinz Küppers, das seit den 1990er Jahren vom Ver­lag Land­presse resp. Verlag Ralf Liebe be­treut wird und zum Teil neu herausgegeben wurde, nachdem einige Ro­mane viele Jahre lang vergriffen waren, ver­dient…

Tempo

  unentwegt vorwærts mit dem rasselnden Feueratem einer Lokomotive die Lungenmaschine durchpusten Schrittweite vergrœssern Salzwasser durch die Poren pressen Herz \ schlag gibt Takt vor Denken im Rhythmus der federnden Verse Kopfgeburten er reichen die Herzen nicht mehr der Rhythmus…

Heiliger November

  Du zuverlässiger Garant Meiner herbstlichen Depression Du grauer Pater missglückter Revolutionen, Deine allzukurzen, dunklen Tage Zwingen mich jedes Mal aufs Neue, Mein Hiersein zu überdenken, Wenig zwar ists, dessen ich bedarf, Doch geht auch das Wenige weit hinaus Über…

Blick auf Jean Paul

Jean Pauls Werk steht literaturgeschichtlich zwischen den Epochen der Klassik und Romantik. Eine Einordnung von Hugo von Hofmannsthal: Geht der Blick hundertfünfzig Jahre nach rückwärts, so trifft er den Lebensanfang dieses Dichters, der einst den Deutschen so teuer war, geht er…

An Bettina

(Bei Lesung ihres Königs-Buches.)   Dein Geist nimmt wie auf Lerchenschwingen Tief in den Himmel seinen Zug, Und freudig lausch’ ich seinem Singen, Und freudig folg’ ich seinem Flug.   Durch wie die Lerch‘ auf ihren Zügen Oftmals im Aether…

Trips aufgrund relativer Dimensionen im Sternenzelt

Doctor Who ist eine britischeScience-Fiction-Fernsehserie, die seit 1963 von der BBC produziert wird. Sie handelt von einem mysteriösen Zeitreisenden, der nur als „Der Doktor“ bekannt ist. Er reist mit seinen Begleitern in der Zeit-Raum-Maschine TARDIS (Time And Relative Dimensions In…

Liedchen des Harlekin

  Lieben, Hassen, Hoffen, Zagen, Alle Lust und alle Qual, Alles kann ein Herz ertragen Einmal um das andere Mal.   Aber weder Lust noch Schmerzen, Abgestorben auch der Pein, Das ist tödlich deinem Herzen, Und so darfst du mir…

Mahlers Fünfte am Martinstag

    Aus der Dämmerung ein Krankenwagen, eine Fanfare.   Die Lichter flackern, die Stimmen werden dünn, die Mäntel lassen den Wind durch. Wir gehen nicht nach Haus.   Schlecht beleuchtet, diese Wege, und viel zu holprig für ein Kondukt.…

Basislager des Lebens

  Das Private ist porös, das Politische wird prekär. Willkommen im Basislager des Lebens.       Weiterführend → Zur historischen Abfolge, eine Einführung.

REICHSKRISTALLNACHT

  braune brut und rote nacht   die synagogen brennen   die nazihorden schlagen plündern   das glaszer splittert   wie das recht   des menschen der pöbel schreit   du judenschwein im ganzen land   herrscht die gewalt und…

Aus dem Hinterland

Hinterland ist ein Begriff aus der Humangeographie in verschiedenen Kontexten. Der deutsche Begriff wurde als L’hinterland ins Französische, als El hinterland ins Spanische, als hinterlândia ins Portugiesische und 1888 als The hinterland auch ins Englische übernommen.   Aus dem Hinterland ist…

Konstruktive Kritik

  … Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen, als er, eine flüchtige Bekanntschaft, sagte, er habe ein Gedicht geschrieben, und der einzige Grund, warum er mich heute für kurze Zeit (Zeit) angesprochen habe, sei der, mir den Vorschlag zu…

Blumeshof 12

  Keine Klingel schlug freundlicher an. Hinter der Schwelle dieser Wohnung war ich geborgener als selbst in der elterlichen. Übrigens hieß es nicht Blumes-Hof, sondern Blume-zoof, und es war eine riesige Plüschblume, die so, aus krauser Hülle, mir ins Gesicht…

Wunder

  Du steht! Du steht! Und ich Und ich Ich winge Raumlos zeitlos wäglos Du steht! Du steht! Und Rasen bäret mich Ich Bär mich selber! Du! Du! Du bannt die Zeit Du bogt der Kreis Du seelt der Geist…

Herbst

  Das Spiel der Farben eines ZweigsVom tiefen Grün überflutet zum GoldEntzückendes SpielAns Fenster tretendAus dem Badezimmer schauendEine Explosion       *** Gedichte von Herrn Nipp, KUNO 1989 – 2005 Weiterführend →  Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und…

Trakl – eine Betrachtung

Die Gedichte von Georg Trakl waren als Ereignis so groß und umfassend, dass ich es zunächst kaum verstehen konnte. Zwei Nächte lang schlief ich kaum, um alles über den Heeresapotheker, Morphinisten und Opiumesser aus Salzburg zu lesen. Lutz Seiler Trakl…

Zu Klampen!

  Die Gedichtbücher der Edition Postskriptum im Verlag zu Klampen sind in Regentleinen gebunden, fadengeheftet, mit Lesebändchen versehen, auf erstklassigem Papier gedruckt und mit ausgewählten Schrifttypen gestaltet. Die bibliophile Qualität dieser lyrischen Initiative ist beispielhaft. Meine Begeisterung steigt mit jedem…

Winterantwort

    Die Welt ist aus dem Stoff, der Betrachtung verlangt: keine Augen mehr, um die weißen Wiesen zu sehen, keine Ohren, um im Geäst das Schwirren der Vögel zu hören. Großmutter, wo sind deine Lippen hin, um die Gräser…