Monat: November 2011

LEBENSRÄUME

  solang der winter dauert lebe ich nach innen birgt mich der raum ein ausgehöhlter stumpf denk ich wie pflanzen wachsen nach der kälte leuchten blüten ultraviolett tastet sie ab das freie tier spielt es im kraut mit mir gekerbt…

Gedankenstrich

  Viel zu selten sind jene Kritiker anzutreffen, die leidenschaftlich voller Herzblut, naiv oder gar primitiv für die Sache sind. Die meisten verfahren mit Handbremse, Radiergummi, schreiben präzis nach vorgegebener Zeichenanzahl.     *** Ein Vorankündigung der Gedankenstriche von Joanna…

Versteckenspiel

Ein Traumfragment das Leben. Der Tod ein Bruchstück Wahrheit   (Aus dem Gedicht ,,Der Befund“) „Versteckenspiel“ heißt der Titel einer Gedichtsammlung von 57 Gedichten der österreichischen Dichterin Hedwig Katscher, die als Band 23 der Reihe ,,Lyrik aus Österreich“ im Verlag…

Rheinsein

In seinen seriellen Arbeiten verwendet Thomas Suder ein bekanntes Muster, den Körper speziell für männliche Blicke darzubieten – um diese desto nachhaltiger zu enttäuschen: das berühmte Ausklappbild einschlägiger Magazine in der Mitte jeden Heftes, das angeblich Teile der amerikanischen Jugend…

Teppich

  Der Hungertuchpreisträger Thomas Suder arbeitet an Objekten und Bildern. Sein Thema ist die dialektische Beziehung zwischen organischen, also eher rundlichen Formen und Strukturen wie z.B. das menschliche Gehirn, und dem was ebendieses an höchst unorganischen Formen hervorbringt, um in…

Verlust an Lebendigkeit und Weltkontigenz

  Das auszubalancierende Gleichgewicht von Emanzipation und Identität droht in die letztere Kategorie umzukippen. „Warum sind wir so, wie wir sind“, fragen sich die hypermodernen Menschen wie es sich anzufühlt ´Echt` zu sein, scheinbar bedeutet dies nicht mehr viel in…

Textleben · Lebenstext. Kein Erklärungsversuch

Eine – Gedanken verbindende – Annäherung an Michael Lentz Wer wird nicht einen Klopstock loben?Doch wird ihn jeder lesen? – Nein!Wir wollen weniger erhobenund fleißiger gelesen sein. Gotthold Ephraim Lessing Sie verstehen Ihre Welt ringsum nicht? Lesen Sie Oskar Pastior.…

Twitteratur

  Es hat sich übrigens herausgestellt, dass man mit dem Lift bequemer und schneller den Berg hinauf kommt, dass heißt allerdings noch lange nicht, man würde auch mehr erleben.        *** Eine Vorschau auf: Unerhörte Möglichkeiten,  Edition Das…

Engführung

    Also // stehen noch Tempel. Ein // Stern // hat wohl noch Licht. // Nichts, // nichts ist verloren.         Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur, sowie ein Recap des Hungertuchpreises. Einen Hinweis…

Widerspiegelung

    „Wenn die Gedichte // einfacher werden // so zeigt das // nicht immer an // daß das Leben // einfach geworden ist“         Quelle: Lebensschatten, Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1981. Weiterführend → Poesie zählt für KUNO…

Schwierig

  Wie oft soll ich dir erklären, daß ein Gedicht Gewicht haben muß und trotzdem fliegen können, doch sag‘ jetzt nicht: wie ein Vogel.     *** Der Lyriker, Essayist und Aphoristiker Maximilian Zander veröffentlichte seit Mitte der 1990er-Jahre Gedichte…

Die reale Welt der Dörfler im Banat

  Es ist ein raffinierter Erzähler, der mal aus kindlicher Perspektive, mal aus der Sicht eines allwissenden Chronisten berichtet, mal auch in die Rolle eines unzuverlässigen, ja sogar naiven Erzählers schlüpft, wenn er sein Hinterland, die dörfliche Welt des Banat,…

Und Stille dort

  Dass es auf Friedhöfen durchaus viele Gräber gibt, dürfte wohl niemanden überraschen, vor allem auf städtischen, auf denen täglich mehrere Menschen zu Grabe getragen werden, in Särgen einerseits, in Urnen immer öfter. Platz und Geld sparend. Mal in echten…

Melanchoholische Miniatur

  im gletscherhohen Tremolo lauert das Ungeruehrte auf den næchsten Niederschlag & balanciert ueber   glasverspiegelte Lauf= stege des chromblitzenden Zeit geistes um Geschæftliches zum Geschlechtlichen zu machen   Ueberall hinkommen & immer bei sich selbst bleiben kein Entkommen /…

Art

  Art is not living. It is the use of living.     *** Audre Geraldine Lorde (* 18. Februar 1934 in Harlem, New York City; † 17. November 1992 in Christiansted, Saint Croix, Amerikanische Jungferninseln) war eine US-amerikanische Schriftstellerin…

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  inwendig die Ohren eingedreht sag hörst du die Toten reden     *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren gebrochen wird.…

Tauchet ein

  Mahnung. Ahnung. Bannung. Fläche. Wand. Farbe. “Tauchet ein, tauchet ein, der Maler macht die Wände fein.” Monochrom mecklenburgisches Winterblau. Zwanglos zufälliger Zugriff auf: Blaue Blumen. Die Überwältigung der Sinne, – durch das Ideal. In einen Raum hineingreifen. In die…

Bemerkungen über uns närrische Menschen

  Man ist neugierig, die Stellen im Buche zu lesen, die ein anderer unterstrichen hat.     *** Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur. Lesen Sie sowohl den Essay über Jean Paul auf KUNO, als auch feinstes Rezensionsfeuilleton von…

Kaleidoskopidschi

  Erinnerungen an Hadayatullah Hübsch Also du willst genau wissen, wie es gewesen ist“, schrieb Hadayatullah Hübsch, Schriftsteller der Beat-Generation, 68er-Aktivist und tiefgläubiger Moslem in einem bislang unveröffentlichten Gedicht. Nach seinem plötzlichen Tod am 4. Januar 2011 entstanden aus den…

Wüstes Land im 19. Jahrhundert

  Was verbindet apokalyptische Gedichte aus dem 19. Jahrhundert mit den Werken von Quentin Tarantino? Was haben sie mit Endzeitfilmen wie „I am Legend“ zu tun? Anglistik-Professor Ralph Pordzik von der Uni Würzburg erklärt es in einer neuen Studie. Endzeitstimmung…

Immortals

Weil die Darsteller wie angedeutet kaum ausgearbeitete Charakterzüge besitzen, sondern vielmehr überlebensgroße Ikonen verkörpern, ist in ‚Krieg der Götter 3D‘ weniger schauspielerisches Talent als schiere Leinwandpräsenz gefragt […] Fazit: Tarsem Singhs opulent-blutiger Bilderbogen begeistert durch bedingungslosen Stilwillen, aber seine Figuren…

Fiktion

  Fiktion schreiben so real man vergisst sie ist erfunden / warum nicht Realität so fiktiv als wäre sie nicht wirklich / über Claude Cahun   *** Mit seiner micropoetry gelingt es Denis Ullrich eine übernutzte Sprache zu entkernen. Seine vielgestaltigen…

Wasserstandsmeldung

  Während Romane ein Geheimnis transportieren, sollen Autobiographien die Wahrheit einer Existenz zeigen.       Weiterführend → Zur historischen Abfolge, eine Einführung.

Lehrformel zur Hygiene

  Lehrformel zur Hygiene des richtigen Abstandes: Wahnhafte Partnersuche scheiterte nicht selten an der Unabhängigkeit und Unbeobachtbarkeit des Anderen. Im besten Falle markierte dieses Scheitern einen großen Schritt auf dem Weg zu einer beziehungsfähigen Freiheit. Im gegenteiligen Fall provozierte das…

TODE

sitz ich im offnen grab des schädels komm ich ans tor der wunden wiegt mich der knochentanz in den schlaf vertieft ihn das zucken der glieder  vor augen schwarzgefleckt die haut mein totenhemd  entflammt mich fäulnis das andere feuer  beleben…

kein Entkommen

  die Ursprungszeit rückt näheram Wurzelschlageinen Unterschlupf findenwill die fleischgewordne Nachtmahr wäre es nur nicht so dunkel es sind die alten Gestaltensie fürchten sichklammern sich an eine Hoffnung agieren um sich zu lösen legen sich mächtig in die Stränge an…

Engel

  Und Engel treten leise aus den blauen Augen der Liebenden, die sanfter leiden.     Weiterführend → Eine Annäherung von Peter Paul Wiplinger an Georg Trakl finden Sie hier. → Ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur, sowie ein Recap des…

Erwartungen

  Unsere Erwartungen an andere sind hoch, stellt sich nur die Frage, ob wir genug Druck ausüben können, auch selbst zu handeln.     *** Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und 1994 Aperçus, Bonmots, und Sentenzen zu…

Die Kinder der Preußischen Wüste

  Zum 10. Todestag von Thomas Brasch »Ihre kleinen Geschichten aus der DDR – das ist nicht das eigentlich Interessante. Das eigentlich Interessante steht hier und ist genau zwölf Zeilen lang.« Diese Worte sagt ein New Yorker Literaturagent zu Robert…

Bittersüß · Wiener Schablonenzuckerl

Ich freu’ mich schon heute auf mein Begräbnis. Ich wette, das wird noch mein schönstes Erlebnis. Also bitte, das ist gar nicht so lächerlich, Ich weiß, was ich sage: ich freue mich. – Gedichtzeilen des österreichischen Kabarettisten Fritz Grünbaum (1880–1941),…

Arbeit und Leben im Rheintor

    „Das Werk von Bernhard Hofer wird hauptsächlich von zwei Techniken getragen: der Zeichnung in Tusche beziehungsweise Bleistift sowie der Ölmalerei. Es wird überwiegend von der graphischen Auseinandersetzung mit dem räumlichen Phänomen beherrscht. Kleine, flüchtige Skizzen tragen bereits den…