Monat: Juni 2015

Über dem Bergstrom

  Gesprungen, mit dornigem Huf, über die Nachtklippe Weg, ins Tal mit der felsenhöhlenden Strömung. Du steigst hinauf, die verlorenen Lieben zählen: das Licht über dem Tal: der Fuß im Stein eine Auster.   Sinkend, wie Glaube, das Strudeln der…

Die fünfte Elegie

  Wer aber sind sie, sag mir, die Fahrenden, diese ein wenig Flüchtigern noch als wir selbst, die dringend von früh an wringt ein wem, wem zu Liebe niemals zufriedener Wille? Sondern er wringt sie, biegt sie, schlingt sie und schwingt sie, wirft sie…

Ein Fest

    Da steht einer den du kennst am Rand, an den Zaun gelehnt, die Hände in den Taschen   Da streift ein leichter Wind über den Platz und wirbelt Sand auf bis unter die Achseln   Da duftet es…

Wie locker

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Ruinenzauber

  Analytiker der gnadenlosen Einfuehlsamkeit ent reissen dem zufællig Gleichzeitigen wesentliche Informationen um einen immer neuen Blick auf das ewig Gleiche zu werfen: frei Entscheidungen erweisen sich als Wahrnehmungen neuronaler Bewegungen   geliehene Bedeutungstræger produzieren ostinate Floskeln des forcierten Getriebenseins…

Schallmauer

  Der Lärmteppich, breit und laut, hinter dir her schleift, was mehr lärmt, alles lärmt und laut lärmt es, es zittern Deine Häuser alle, jeder Fußbreit in deinem Kopf alle Deine Besitzungen Gedanken, Gedenken das überrast mit einer Geschwindigkeit die…

WERBUNG

  Durch Hoffen und durch Warten wird Der Sinn gemein. Du Holde! Frag nicht lang! Will dich befrein. Auf junge Blüten fällt Nacht: nicht so wunderbar, Wie gegen deinen Hals Dämmert dein Haar. Dein Auge fragt: Mein Wort Klang fremd:…

Frühlingel • Revisited

(Der Titel stammt von Peter Meilchen, die Geschichte ist ihm gewidmet) Während der Himmel draußen in hellkaltem Blassblau leuchtet und der Dunst den Horizont aufhellen lässt, sitzt Herr Nipp wie fest angewurzelt in seinem Arbeitszimmer, er fühlt sich zumindest wie…

Die Grenzgängerin

Vorbemerkung der Redaktion: Für das Projekt Kollegengespräche hat A.J. Weigoni einen Austausch zwischen Schriftstellern angeregt. Auf KUNO ist diese Reihe wieder aufgelebt, daher bringen wir gern den Austausch zwischen Sebastian Schmidt und Joanna Lisiak. Ihre Lyrik zeichnet sich durch einen…

unter weiden

  sitz ich im schatten blauer weiden leg ich das ohr ans holz hör ich die narben der bäume flattern fische silbern in den zweigen kreist eine schlange schreien vögel auf im wipfel verschlingt der mond das auge die wimpern…

Destabilisierung der Textautorität

  Das Werk von Angelika Janz erschließt sich nur dann richtig, wenn wir die Verflechtung ihrer Bildgedanken mit der Dichtung verstehen. Der Fragmentexterin geht es um die Zusammenführung von Bild und Abbild. Ihre Arbeiten sind ein Prozeß, der von Weiterungen,…

Der heilige Unernst, das Tanz-Theater des Manuel Quero

  Der Name Manuel Quero steht für Aufbruch und Innovation. Statt das Publikum als Kunstendabnehmer zu behandeln, lädt er zur Teilhabe an einem Experiment ein. Stets war dieser Choreograph für komplexe Fragestellungen offen: Die Kunstprozesse werden partizipativer, interdisziplinärer und internationaler…

Kinderwelt und junge Liebe

Unter dem Motto „Kinderwelt und junge Liebe“ steht der Konzertauftakt zum diesjährigen Sommergelee. In einem klassischen Liederabend stehen ganz besondere Werke auf dem Programm.  Francis Poulenc, Leonard Bernstein und Modest Mussorgski – drei Komponisten, ein Thema: Wie sehen Kinder die…

Seiteneingang zur Wunderkammer

  wæhrend das Leben im Sucher fixiert wird verblassen bereits die inneren Bilder beim leisen Gang durch die Ausdruckswelten = das Eigentliche verstreicht beim Versuch es im Bild zu bannen & auf magische Weise am Verschwinden zu hindern   æussere…

Beschwörungszauber

Damit Dichtung geschrieben werden kann, braucht sie Erinnerungen an eine archaische Welt, in der die Aura der Wörter nicht völlig durch technische Medien zerstört worden ist, wo noch nicht die Aufklärung des Journalismus, der popularisierten Wissenschaft und des Tauschverkehrs die…

MÜHLVIERTLER LANDSCHAFT

  Hügelweit hingestreut die sanfte Landschaf tim hellen Morgenlicht   zwischen den Wäldern in länglichen Mulden ein Nebel-Seidentuch   auf den Kuppen oben da und dort sehr klein ein Spielzeug-Kirchturm   Straßen und Wegedurch ziehen weithin sichtbar das Landfern am…

Außen

  Niemand hat einen. Jemand hat keinen. Einer hat jeden. Jeder hat einen. Einer hat dich befunden so über- wunden bin ich draußen niemand       Angelika Janz Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit…

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  kalt wurden die küsse an der hand sie sind male und ledrige flecken wenn wir alt werden wer wird den raum halten hope there´ s someone sagst du       *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer…

Sonette – VI

  Da schon im hohen Schmerzensmeer verloren Die Woge deines Lebens rollt vergib Das scheue Lied das sehr verlaßne Lieb Verschüttet aus dem leisen Mund der Toren   Das im vergeßnen Finster als ein Dieb An Schlüften des Gebirgs das…

An der Neige

  In seinen Rede– und Suchgedichten konzentriert sich A.J. Weigoni seit der Letternmusik beim Rezitieren auf die nackte Stimme. Die stimmliche, sprechtechnische sowie akrobatische Virtuosität, mit der er zu Werke geht, erzeugt gleichsam ein Textkonzert, die Partitur ist Sprache. Tom…

Wege 2. Ruinen-Trekking, Garzweiler II.

  Auf der B 60 wird noch verkehrt, am Rande ist alles tot. Kein Wunder, denn augenscheinlich fiel hier eine Neutronenbombe und so sieht das dann aus: leere Häuser mit zugemauerten Luken gegen die Plünderer, versehrte Scheiben, staubige Wände —…

Das ist

  Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

Die eine und die andere Wange

  Hier hast du meine linke Wange. Schlag zu. Hier hast du meine rechte Wange. Schlag zu. Hier hast du mein Kinn. Schlag zu. Ach, du kannst nicht mehr zuschlagen? Schade. Dann zieh ich das Messer aus deinem Bauch. Es…

Das Ohr

    Wir halten das offene Ohr an die Erde, sehr schwach dringt ein Beben herauf wie von hastig stampfenden Hämmern weit über Land oder Panzerketten, die blindwütig Dörfer einebnen, wir halten das offene Ohr an die Erde, sehr schwach…

Kollegengespräch · Replica

Vorbemerkung der Redaktion: Für das Projekt Kollegengespräche hat A.J. Weigoni einen Austausch zwischen Schriftstellern angeregt. Auf KUNO ist diese Reihe wieder aufgelebt. Wir arbeiteten am gleichen „Produkt“, an der deutschen Sprache. WEIGONI: Zwischen 1995 und 1999 machte ich gemeinsam mit…

Der Lyrik-Groove-Master

  Der Lyriker und Lyrikvermittler Axel Kutsch wurde im Mai 1945 geboren. Sein Leben hat er der Poesie gewidmet, insbesondere der zeitgenössischen Lyrik. Als Lyriker und als Herausgeber hat er sich einen Namen gemacht. Für viele junge Poetinnen und Poeten,…

Tautologie

  Obwohl in der Tiefe des Gedichts die Wahrheit liegt, dass alles Reden und Schreiben ein einziges Schweigen ist. Totsein ist Leben, die Dinge sagen sich alle selber, das Leben ist eine Formel des Nichts, nur ein anderes Wort, eine…

Reife

    Halbgegorene Gedanken junger Menschen können mit der Hefe der Reflexion zu exquisitem Wein werden.     *** Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und 1994 Aperçus, Bonmots, und Sentenzen zu lesen. Eine Vorform der Twitteratur. Prägend…

Verhaftung

Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet. Die Köchin der Frau Grubach, seiner Zimmervermieterin, die ihm jeden Tag gegen acht Uhr früh das Frühstück brachte, kam diesmal nicht.…

Schnitte

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

knoten

  fallen mir die worte wie knöchel als würfel aus dem fleisch der gedanken spür ich meine nerven an abgerissnen fäden wieder füg ich sie zu sätzen zusammen öffnet sich ihr sinn in mir     *** Seelenland, Gedichte von…