Scheerbartiana

 

Die Geschichte, wie ich für meine Gedichte den ersten Verleger fand, hat eine Vorgeschichte, die weder mit den Gedichten noch mit Verlagsangelegenheiten zusammenhängt, sondern mit einem von Alkohol und Galgenhumor getränkten Abend bei Paul Scheerbart.

Es wird – hoffentlich! – nicht nötig sein, Scheerbart als Dichter vorzustellen. Obgleich seine Bücher, die es so sehr verdient hätten, keine hohen Auflagen erreicht haben und, wie es scheint, jetzt völlig vom Markt verschwunden sind, hat es doch eine Zeit gegeben, die dem humorvollsten Phantasten und dem phantasievollsten Humoristen der modernen deutschen Literatur wenigstens die platonische Anerkennung nicht schuldig blieb. Die Zeit aber, die diesen kosmischen Spötter als sich zugehörig erkennen wird, diese Zeit, daran zweifle ich nicht, wird noch kommen. Es wird die Zeit sein, die von Freiheit des Menschen und seiner Gedanken- und Gefühlswelt wissen und die hinter dem dröhnenden Lachen des Dichters, der seine philosophischen Romane auf dem Mond und dem Jupiter spielen läßt, den tiefsten sozialen Ernst heraushören wird. Wer Paul Scheerbart persönlich nahestand, der sah, wie einheitlich diese Persönlichkeit war. Seine unbändige Lustigkeit war ein Bestandteil seiner Weltanschauung, und seine Weltanschauung bejahte das Weltall in seiner unfaßbaren Größe, Schönheit und Mannigfaltigkeit, die der dichterischen Phantasie schrankenlose Möglichkeiten öffnete, während das Wichtignehmen der irdischen Absonderlichkeiten Scheerbarts Freude am Lachen immer neue Nahrung gab. »Antierotiker« nannte er sich, weil ihm die Feierlichkeit, mit der seine alten Freunde Dehmel und Przybyszewski die Geschlechtsbeziehungen der Menschen als poetisch zu glorifizierende Angelegenheit behandelten, ungeheuer komisch zu sein schien. Das gesamte Gebaren der Erdbewohner, in ihrer natürlichen Beschaffenheit, wie sie sich in den Dingen der Liebe und in den Vorgängen der Ernährung und des Stoffwechsels offenbart, und erst recht ihr Verhalten gegeneinander, das er vor allem in jeder Art Staatsherrschaft und in der Einrichtung des Krieges charakterisiert sah, war ihm ein unversieglicher Quell donnernden Gelächters. Dagegen dichtete er in seiner eigentümlichen Sprache, die mit äußerstem stilistischen Feingefühl jeden Anschein von Pathetik durch salopp klingende Wortanordnung zu vermeiden wußte, in die kosmischen Wunder des Unendlichen die Lebensprosa hinein, der er irdische Wirklichkeit wünschte. Ein Beispiel: In dem Roman »Die große Revolution« werden die Mondbewohner vorgeführt, deren einzige Beschäftigung in der durch die vollkommensten Instrumente ermöglichten Beobachtung der Lebewesen auf allen übrigen Gestirnen besteht. Die große Revolution richtet sich gegen die Erde und ist siegreich durch den Beschluß, den Nachbarstern zu boykottieren, ihn so lange von allen Erforschungen der Mondleute auszuschließen, bis die Erdmenschen aufgehört hätten, das Weltall durch ihre Kriege zu schänden. Sein Antimilitarismus gehörte wie seine Antierotik ganz und gar zu Scheerbarts Gesamterscheinung, die in allen ihren Äußerungen hinter ausgelassenem Witz und phantastischer Erfindung einen sehr ernsthaften Denker verbarg.

Scheerbarts Bücher und Scheerbarts Persönlichkeit hatten ganz die gleichen Eigenschaften. Er überschlug sich in grotesken Einfällen, über die er maßlos lachte und die trotzdem niemals ausschließlich als Spaß zu nehmen waren. Am bezeichnendsten für ihn, der sein Lebtag nie aus dem qualvollsten Geldmangel und ganz selten aus buchstäblicher Not herausgekommen ist, scheint mir der jahrelang zäh verfolgte Plan, durch die Konstruktion eines Perpetuum mobile mit einem Schlage Multimillionär zu werden. Scheerbart – und außer ihm noch sein prächtiger »Bär«, die rührendste Gestalt unter allen Dichterfrauen, dieser weibliche Sancho Pansa, der, der Realität des Daseins in resoluter Nüchternheit gewachsen, acht Jahre älter als sein von Bier und Phantasien ewig angesäuselter Don Quichote, die dicke Zigarre im Munde, alle Verrücktheiten des Dichters geduldig und gläubig anhörte – Scheerbart und der Bär waren völlig davon überzeugt, daß das Problem gelöst sei, und was nur immer an kleiner Münze zusammenzukratzen war, wanderte zum Patentamt. Zu den Rädern und Gewichten, zu seiner von früh bis spät betreuten Bastelarbeit gewann aber Scheerbart eine immer persönlichere Beziehung. »Perpeh« nannte er sein Werk, und ich bekam Postkarten nach München mit dem Postskriptum: »Perpeh läßt Dich schön grüßen.« Einmal teilte mir Scheerbart mit: »Perpeh ist fertig; es bewegt sich nur noch nicht« für ein Perpetuum mobile offenbar ein Nachteil. Das kostbare Tagebuch, in dem er selbst die Geschichte dieser Erfindung zusammengestellt hat (»Das Perpetuum mobile« bei Rowohlt 1910), war der Ertrag der Bemühungen – und kein schlechter.

Die Perpeh-Periode begann erst 1907, als ich längst nicht mehr dauernd in Berlin wohnte und nur bei gelegentlichen Besuchen Zeuge des Geschehens im Hause Scheerbart sein konnte. Aber bevor ich erzähle, wie ich den ersten Verleger für meine Gedichte fand, will ich noch einmal vorgreifen, um den Mann kenntlich zu machen, der in seinem zweibändigen Roman »Immer mutig« die in allerlei Ulk versteckten Weisheiten vieler kurzer Geschichten in die Unterhaltung von Nilpferden verflicht, die dabei, in Schlafröcke gehüllt, in Schaukelstühlen sitzen und lange Pfeifen rauchen. – Wir tranken Kaffee bei ihm, und der Bär hatte auch für Kuchen gesorgt. Paul Scheerbart berichtete mit großem Eifer von einem neuen Saturnring, den er soeben zu entdecken im Begriffe sei. Er hatte die Angewohnheit, so wie manche Leute fortwährend »nicht?« oder »n’wahr?« in ihren Redefluß einwerfen, jeden Satz mehrmals mit dem Wort »wisangtschin« zu unterbrechen, das, wie er mir einmal erklärt hat, ursprünglich »wie gesagt, entschieden!« bedeutet hatte. Jedenfalls klang es für Uneingeweihte sehr befremdend. Der neue Saturnring aber war – wisangtschin – aus Aluminium. Da klingelte es. Scheerbart öffnete selbst, und der Bär und ich hörten nun draußen eine stürmische Begrüßung: das sei ungemein liebenswürdig, und wir säßen gerade beim Kaffee, und: »Kommen Sie doch rein, wisangtschin, und trinken Sie ein Täßchen mit.« Damit schob Scheerbart einen etwas verängstigten, sehr harmlos aussehenden Herrn ins Zimmer, nötigte ihn auf einen Stuhl, bat seine Frau: »Gib doch dem Herrn Kaffee und Kuchen, Onkelchen!« und berichtete ihm, ohne ihn zu einem Wort kommen zu lassen, von dem neuen Aluminiumring um den Saturn. Der arme Mensch war völlig konsterniert und hatte wohl die Empfindung, zwischen Irrsinnige geraten zu sein. Da fragte ihn der Dichter endlich, wie er heiße und was ihn auf die glückliche Idee gebracht habe, seinen Besuch zu machen. Es stellte sich heraus, daß der Mann von einer Versicherungsgesellschaft kam und Scheerbarts Leben versichern wollte. Es war schwer, einigermaßen ernst zu bleiben. Aber Scheerbart ließ sich, äußerst interessiert, erklären, worin sein Vorteil bestände, wenn er eine Police kaufe. »Ach so«, meinte er schließlich, »dann muß ich erst sterben, wisangtschin, bis Sie, wisangtschin, Geld rausrücken. Lieber Herr, wisangtschin, wenn ich tot bin, dann bin ich, wisangtschin, so berühmt, ich beneide meine Witwe jetzt schon.« Der Agent mußte noch eine Tasse Kaffee trinken, war aber sichtlich froh, als er die Tür hinter sich zumachen durfte.

Eines Abends, im August 1903, kam ich zu Scheerbarts. Mein letztes Geld hatte ich in Zigarren angelegt, die ich zu dem Abendbrot beisteuern wollte, das ich dort zu bekommen hoffte. Ich traf Lentrodt an, der eine Flasche Schnaps mitgebracht hatte, aber auch keinen Pfennig weiter besaß. Der Bär war betrübt. Es war außer ein wenig Brot ohne Butter nichts mehr im Hause. So saßen wir zu viert da, jeder mit einer dicken Zigarre und machten das wenige Brot mit viel Schnaps schmackhaft. Wir fanden, daß es so nicht weitergehe, und Paul Scheerbart erklärte: »Es muß etwas geschehen.« Nachdem verschiedene Vorschläge gemacht und verworfen waren, unter anderem der, ein Omnibusunternehmen mit Kabarettunterhaltung ins Leben zu rufen, beschlossen wir, eine Tageszeitung zu gründen. Es mußte etwas ganz Neues sein, und wir einigten uns darauf, daß die Zeitung nur Lügen enthalten sollte, und zwar, wie Scheerbart es ausdrückte, »Lügen mit Hintergrund«. Wir wollten Berichte aus allen Ländern, aber auch von allen Sternen bringen, und jeder Bericht sollte die politischen, sozialen, gesellschaftlichen, literarischen, künstlerischen und persönlichen Angelegenheiten der nahen Umwelt aus der Perspektive der Erfindung glossieren und brandmarken. Der Titel des Blattes machte keine Schwierigkeiten; es sollte »Das Vaterland« heißen, womit jene weitere Heimat gemeint war, die keine Grenzen hat und den ganzen Kosmos umfaßt.

In meinem Besitz befindet sich heute noch ein Stoß gebündelter Aufzeichnungen, auf dessen Umschlagsblatt in Paul Scheerbarts Handschrift zu lesen ist: »Das Vaterland. – Es ist Herbst – – die Blätter fallen.« Zwischen diesen Papieren befinden sich genaue Hinweise, was alles die Zeitung zu enthalten habe, Vertragsentwürfe mit in Frage kommenden Verlegern, Listen von Personen, die zur Mitarbeit aufzufordern wären, Zeichnungen von Scheerbart und von mir, Manuskripte von uns beiden, ferner auch die Dokumente, die aus den engen Bezirken der Scheerbartschen Wohnung in der Charlottenburger Kaiser-Friedrich-Straße und meines Zimmers in der Augsburger Straße weiteren Kreisen zu Augen und Ohren kamen.

Lentrodt wollte gleich von Anfang an der Öffentlichkeit gegenüber abseits stehen und überließ Scheerbart und mir alles. So standen denn auch nur unsere Namen unter der Einladung, die wir, nachdem wir die Vervielfältigung und die Finanzierung der Portokosten in harter Mühe bewirkt hatten, an 200 Adressen versandten. Sie hatte diesen Wortlaut: »Geehrter Herr! Sie werden mit uns der Meinung sein, daß es so nicht weiter geht. Was zuviel ist, ist zuviel. Es geht eben nicht. Die Lethargie muß überwunden werden. Deshalb werden wir eine neue Tageszeitung gründen. ›Das Vaterland‹ soll sie heißen. Wir reichen Ihnen die Hand, schlagen Sie ein und kommen Sie … zur Vorbesprechung …« Diese Einladung machte zunächst die Runde durch die ganze Presse. Niemand wußte, was davon zu halten sei, ob wir es ernst meinten oder einen Bierulk vorhätten. Völlig klar waren wir uns darüber selber nicht. Jedenfalls fand die Vorbesprechung am 29. August 1903 in einem Lokal der Friedrichstadt statt, und zwar mit vierzig Teilnehmern. Der Vortrag, den ich dabei über die »Organisation der Lüge« hielt, befindet sich unter meinen Papieren. An der Diskussion beteiligten sich Samuel Lublinski und Ludwig Rubiner, ohne daß die wichtige Frage der materiellen Fundierung dadurch gelöst worden wäre. Da der einzige Verleger, der unserer Einladung gefolgt war, auf unsere direkte Anzapfung, er solle doch den Verlag der Zeitung übernehmen, erschrocken abwinkte, blieb nichts übrig als eine Tellersammlung, die über 30 Mark ergab. Damit begaben wir beiden Unternehmer uns auf die Tour, die uns bis zum nächsten Morgen beschäftigte. Um neun Uhr früh lieferte ich Paul Scheerbart bei seinem Bären ab. Von dem Gelde waren nicht viel mehr Pfennige vorhanden als es Mark gewesen waren.

Der Bär brachte ihren Paul sofort zu Bett. Ich ging in eine benachbarte Kneipe und trank dort Kaffee. Dabei las ich die einzige dort aushängende Zeitung, die »Voß«. Etwas im Tran blätterte ich im Inseratenteil herum, und urplötzlich erwachte ich aus allen Umnebelungen. Mein Blick war zufällig auf eine Annonce gefallen, die folgendermaßen lautete: »Zeitschrift oder junger Verlag sofort gegen Kassa zu kaufen gesucht. Offerten unter …« Ich riß das Blatt heraus, kaufte dem Wirt eine Briefmarke ab, zahlte und stürzte zu Scheerbart zurück, drang in sein Schlafzimmer ein. Mit Mühe weckte ich ihn. »Unsinn«, sagte er, als ich ihm den Fall klargemacht hatte, »daß ist, wisangtschin, ein Kerl, der Adressen sucht.« Als ich ihm aber zeigte, daß ich sogar schon eine Marke gekauft hätte, kroch er aus dem Bett, und wir verfaßten einen Brief, in dem wir dem Reflektanten unsere »Vaterland« mit der Versicherung empfahlen, daß es sich hier um ein Millionenunternehmen handeln könne. Auf dem Heimwege beförderte ich das Schreiben in den Briefkasten.

Zwei Tage darauf hatten wir Antwort. Der Verleger Eisselt in Groß-Lichterfelde schrieb uns, er habe bereits in der Zeitung von unserem Plan gelesen, der ihn sehr interessiere, und wenn auch für ihn keine Tageszeitung in Frage komme, so bitte er uns, falls wir bereit seien, uns mit einer Wochenschrift zu begnügen, um unseren Besuch. Tags darauf holte ich Scheerbart in aller Frühe ab, und wir fuhren nach Lichterfelde. Der Verleger war von unserer Idee begeistert, und wir waren noch begeisterter, als die Geldfrage in der Weise gelöst wurde, daß wir als Herausgeber der Wochenzeitschrift ein Gehalt von je 200 Mark monatlich in Aussicht gestellt erhielten. Da der Bär aufgeregt in der Nähe in einer Konditorei auf uns wartete, erbaten und erhielten wir einen gemeinsamen Vorschuß von 20 Mark, den wir mit der Unterschrift quittierten: »Die Redaktion des Vaterlandes. Paul Scheerbart. Erich Mühsam.« Mit dem Auftrag, binnen einer Woche den Text für eine Probenummer zusammenzustellen und voll hochgeschwellter Zukunftspläne verließen wir unseren Retter. Die Probenummer wurde vorgelegt, fand Herrn Eisselts Beifall, und es wurde ein Tag vereinbart, wann wir zusammen zum Notar gehen sollten, da unser Verleger grundsätzlich nur notarielle Vereinbarungen eingehen wollte.

Ich hatte, um nicht zu verschlafen, die Nacht durchgebummelt und kungelte morgens um acht Uhr bei Scheerbart. Der gute Bär öffnete mir mit verweinten Augen. »Gehen Sie man rein«, sagte sie wehmütig, und ich ging rein. Da lag Paul Scheerbart bäuchlings auf der Ottomane, strampelte mit den Beinen, trommelte mit den Fäusten und schrie vor Lachen, daß die Wände zitterten. »Da lies«, sagte er nur und schob mir einen Brief zu. Herr Eisselt teilte uns mit, daß er leider im letzten Augenblick gezwungen sei, von unseren Verabredungen zurückzutreten. Wir hätten ihm erklärt, daß unser Blatt eine schroff antimilitaristische Tendenz verfolgen werde. Nun habe er soeben den Kauf von zwei Annoncenzeitungen abgeschlossen, »Das Kasino« und »Die Kantine«, die ausschließlich für Militärkreise bestimmt seien. Wir müßten wohl einsehen, daß er nicht gleichzeitig ein antimilitaristisches und zwei Soldatenblätter herausbringen könne. Es werde ihn jedoch freuen, wenn er uns jeden durch die Herausgabe eines Buches schadlos halten könnte.

Ich ging nach Hause und holte das wohlgeordnete Manuskript meiner lyrischen Gedichte, und am Nachmittage dieses Tages fuhren Paul Scheerbart und ich wiederum gemeinsam nach Lichterfelde, und Herr Eisselt machte sofort und ohne Notar mit uns beiden Kontrakt, und die ersten Bücher, die in seinem Verlage erschienen, waren Paul Scheerbarts »Machtspäße« und meine »Wüste«.

Während des Krieges ist Paul Scheerbart gestorben; er hat sein Leben lang zu wenig gegessen und zu viel getrunken. Das herrliche, mächtige, Leib und Seele erschütternde Lachen des einzigen großen Humoristen der modernen deutschen Literatur ist stumm geworden. Ich denke an eine öffentliche Vorlesung, die er aus seinen Werken halten sollte. Er las brillant, aber plötzlich übermannte ihn sein eigener Humor. Er fing zu wackeln an, er fing zu prusten an, und dann brach das Lachen mit einer solchen Urgewalt hervor, daß an kein Lesen mehr zu denken war. Da stand ein deutscher Dichter auf dem Podium und lachte, schüttelte sich, brüllte vor Lachen, und der ganze Zuhörerraum war angesteckt von dem lachenden Dichter, bog sich und krähte.

Die Zeit wird kommen, die Scheerbarts Lachen wieder lernen wird, das große freie und befreiende Lachen, das aus dem weiten glücklichen Weltall stammt, wo es keine Not und keine Kriege gibt. Es wird die Zeit sein, die auch Scheerbarts Bücher wieder drucken, lesen und mit ernsthafter Heiterkeit genießen wird.

 

***

Wüste – Krater – Wolken. Die Gedichte von Erich Müsam.

Weiterführend Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses  post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik, sowie einen Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale ProjektWortspielhallezusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph PordzikFriederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.