Monat: Dezember 2006

Wenn wir Abschied nehmen

  Wenn wir Abschied nehmen, wird unsere Neigung zu dem, was wir schätzen, immer noch etwas wärmer. Essais III, 5    *** Anmerkung der Redaktion: Wir danken dem analogen Blogger Michel de Montaigne. Der in der Schwebe gelassene Sinn, die Produktion…

HAUSAFFENTANGO

  Schritt, Schritt, Wechselschritt. Und schon haste den nächsten anner Backe. Mit meinem ersten gabs keine Probleme, der zahlte seine Miete, der machte den Abwasch, der trocknete die Dusche ab und fraß mir nicht den Kühlschrank leer, sondern kaufte sich…

Zum Ende hin

Was galt es zu vergessen, da nichts zu erinnern war, außer die Unfähigkeit, sich zu erinnern? Wenn die Welt Schrift war, Botschaft, übersetzt in einen Stoff, der sich im Benennen niemals realisieren konnte, woraus bestanden die Namen und Reiseziele über…

Sassafras Verlag

  In erster Linie Autorinnen und Autoren vom Niederrhein verlegt der Krefelder Sassafras Verlag, der – z.T. illustrierte – Lyrikbücher im Format 21 x 11,5 cm herausbringt. [In diesem Abschnitt verzichte ich einmal bewußt auf die Angabe der Erscheinungsjahre, die…

the day after

Nach Günter Kunert „Über einige Davongekommene“   als die menschen am 27.12. erwachten viele geldscheine in ihren brieftaschen fehlten geschenkpapier kartonage und plastik die abfallbehälter verstopften waren sie erleichtert und dachten: nie wieder weihnachten jedenfalls nicht gleich     ***…

Im Körpergedächtnis verankert

auf das Geöffnetsein der Sinne vertrauen = das intensive Exerzitium des Sehens…       *** Mikrogramme von A.J. Weigoni. Twitteratur ist eine Poesie, die man von den japanischen Haiku kennt. Als Beitrag von A.J. Weigoni finden wir auf KUNO…

Tina

(dpa) Ein Arzt in Pankow wurde gestern von einem Schwurgericht zu sechs Jahren Haft verurteilt. Der Mann hatte dem neunjährigen Sohn einen Nagel in den Handrücken geschlagen. Die Mutter, die regelmäßig dabei zusah, wie ihr Ehemann die sechzehnjährige Tochter vergewaltigte,…

Urlaube

  Auch Herr Nipp war in den letzten Jahren immer dekadenter geworden. Hatte er zunächst seine zwei Wochen Urlaub in kleinen zum Teil auch ziemlich verschrobenen Pensionen genächtigt, in denen er nachts die Türen von innen abschloss, nicht nur wegen…

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Liebe als Atem in einer Orchidee: sich dem Moment aufschließen *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren gebrochen wird. Vertiefend zur Lektüre…

man könnte dort hinten beginnen

  oder da an der flanke links / oder mittig das dach einreißen / der bau des glashauses um sich vor dem öffentlichen raum zu schützen / musste allein wegen der transparenz und zerbrechlichkeit des ersteren scheitern     ***…

Lesen

  Lesen führt zu vertiefter Asozialität, Risiken sind unüberschaubar, Nebenwirkungen unvermeidbar und kein Arzt oder Apotheker kann irgendein Mittel dagegen empfehlen. Eine sichere Dosierung ist kaum möglich.   Weiterführend → Die ausführliche Chronik des Projekts Das Labor lesen sie hier.…

Fräulein Nietzsche

  Einige Analphabeten der Nazis, die wohl deshalb unter die Hitlerschen Schriftgelehrten aufgenommen worden sind, weil sie einmal einem politischen Gegner mit dem Telephonbuch auf den Kopf gehauen haben, nehmen Nietzsche heute als den ihren in Anspruch. Wer kann ihn…

Rueckzuckungsgedanke

  Lichtpunkte in den Augen Modergeruch in der Nase Schwefel auf der Zung‘ … sich im strengen Exercitium ergehen auf Sprachrituale mit Sprechdurchfall & unerbittlichen mentalen Notizen reagieren Buchstaben werden zu Elementarteilchen die zueinander in Beziehung treten sich anziehen, abstossen &…

Götter des Trash

  Der Konsens–Musikgeschmack verbindet die Metalfans, was jedoch nicht heisst, dass wir alle gleichgeschaltet denken. Klar gibt es in allen Subkulturen Konservative, die ihre ,Werte‘ und ihre ,Kultur‘ bewahren wollen, aber das ist Schwachsinn. Ich habe gelernt, damit zu leben.…

Versehen

  Die weit aufgeknöpfte Bluse einer jungen Frau, die während eines Motorradrennens ihren üppigen Körper zur Schau stellte, um auf dem Höhepunkt der Spannung und der Gefahr eines solchen Rennens die Aufmerksamkeit eines vom Rausch der Technik ergriffenen Mannes zu…

Leben in Möglichkeitsfloskeln XX

Es gibt zwei große Gefahren: die Natur , die in dir wirkt und der Mensch als Teil davon, der dir gegenübersteht. Weiterfühend → Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive…

Das Sofa

  Das Sofa, von dem hier die Rede ist, ist bequemer als ein Stuhl, jedoch ausdrücklich ist es kein Sessel und keineswegs handelt es sich um einen Hocker, schon gar nicht ist dieses Sofa eine Couch, geschweige denn ist das…

Miniaturen I-III

Abstrakte Sprache ist Leistung der Kultur, konkrete Sprache des Erlebens. Herr Nipp Die Miniatur bezeichnet als Gattung in der Literatur ganz allgemein einen sehr kurzen Text, und wird – undifferenziert und je nach thematischem Zusammenhang – als Synonym für Begriffe…

Schreihälse

  Bei manchen sind die Worte lauter, als ihr Inhalt es bedarf.     Bereits nachdem Jack Dorsey den ersten Tweet am 21. März 2006 verschickt hatte, war Herrn Nipp klar, das hier etwas Neues entsteht. Von Herrn Nipp waren…

Über Dichtung

  Den wert der dichtung entscheidet nicht der sinn […] sondern die form.         *** Twitteratur von Stefan George. In: Blätter für die Kunst, Hrsg. Carl August Klein, Folge 2, Band 4, Berlin Oktober 1894 Weiterführend → ein Essay…

Ach

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Striptease

  Die Masten schwankten, als der schwere Wind gegen die Zeltwände stürmte. Die Zuschauer auf den kreisrunden Rängen starrten in das riesige Maul eines Hais. Die Zähne schimmerten weiß und rot im Blinklicht. Die Arena war schwarz. Im Herzen des…

Kassandra

    Mit meiner Stimme sprechen: das Äusserste. Mehr, andres hab ich nicht gewollt. Christa Wolf       Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.