Monat: April 2016

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Eine Güte ist gut   Sie schläft in der Landschaft borgt dem Himmel ihre Stimme: Zwitschern aus Stille   Füttert ein Tier  das sie liebt und rollt sich abends in deinem Bauch zusammen   Versucht zwischen Innen und Außen jeden…

wölfe

  leuchten die augen der menschen unterm lichtgebiß des kriegs aus wölfischen gesichtern in den todesauen der medien lecken lippen das salz von der haut heilt honig nicht die wunden im kopf kreisen die tödlichen sonnen   *** Seelenland, Gedichte…

Unterdrückte Nachrichten

Die frühe DDR war ein Archipel der Angst. Ein politisches Schweigesystem, das sich zwangsläufig in ein literarisches Schweigen hinein verlängerte. (S. 71) Die intensiven Recherchen und die zahlreichen Publikationen zur systematischen Unterdrückung literarischer Zeugnisse in der Frühphase der DDR und…

Das erste dadaistische Manifest

Dada ist eine neue Kunstrichtung. Das kann man daran erkennen, daß bisher niemand etwas davon wußte und morgen ganz Zürich davon reden wird. Dada stammt aus dem Lexikon. Es ist furchtbar einfach. Im Französischen bedeutet’s Steckenpferd. Im Deutschen heißt’s Addio,…

Verlorenheitstaumel

  im Warten entsteht ein Gluecksmoment = die Empfindung, intensiver zu leben in der sich die Welt fuer einen Augenblick œffnet & einen reinen Blick auf die Dinge freigibt:   lichtdurchflutete farbige Materie man kann sein Herz œffnen hinsehen /…

Courbet

Ein schönes Bild, sage ich, als ich vor dem berühmten Aktgemälde von Courbet stehe, ein tiefes Bild! – Ich weiß nicht, sagt Schlange, was du an diesem Bild findest, du siehst in die geöffneten Beine einer nackten Liegenden, das Bild…

Malerei auf Papier

    *** Weiterführend → Eine  Würdigung von Jürgen Diehl finden Sie hier. Hören Sie auch die Hommage an Jürgen Diehl auf MetaPhon.

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  In allen hohen Gräsern könntest du liegen und schlafen hinter den Jalousie Lidern eines jeden Hauses   Innen trag ich dich/ ein sanftes trotziges Kind/ aus   Wie Glitter für Blinde *** Im Monat der Seidenraupe, eine lyrische Entpuppung…

Haut an Haut

Ich liege gern so eng bei dir, sage ich. – Das ist schön, sagt Schlange, das gefällt mir, du liebst mich eben sehr. – Ja, sage ich. – Aber, sagt Schlange, du liebst vielleicht nur meinen Körper. – Was denn…

Überfahrt

  Als die Großmutter starb, lag das Land nicht im Schatten, wie es die großen Dichter beschreiben, wenn der Welt und einem ihrer Wesen Ungerechtigkeit widerfährt. Es war Ende August, der Hochsommer neigte sich schon und verbrühte den Landstrich mit…

von uns aus

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Gedankenstrich

Auch ohne intellektuelle Familie intellektuell werden. Aber ohne Humor in der Familie Sinn für Humor(bildung) haben? Das Intellektuelle kann isoliert aufgebaut werden und sich dann in alles hineinfügen. Humor ist von vorneherein eingefügt. Humor ist keine Lehre, die abgesondert gelehrt…

Expedition in versunkenes Gelænde

  Realitæt > gefiltert durch die Erinnerung auf der Innenseite der Lider bleibt das Fortdauern des Augenblicks in einer zu Miniaturen verdichteten Welt   die Kantilenen sind durchgeatmet um im Gehæus‘ der Sprache eigentliche Gluehkerne zu erkunden welche zum Denkbeschleuniger…

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    Schlachthimmel Ich aus Schachteln   So lag ich lange wach als Kind dachte über Atomunfälle nach und wie die Gedanken Krach machten   (Hirnhaut aus Angst)   *** Im Monat der Seidenraupe, eine lyrische Entpuppung von Sophie Reyer,…

Die Jugendsünden des RDB

Die literarische Produktion von Rolf Dieter Brinkmann ist ein herausragendes Beispiel für die Medialität der Kunst. Brinkmann thematisiert immer wieder den Doppelcharakter des Mediums als Instrument und Potenzial, die Verkörperungen sowie Erfahrungen einer unerwarteten Präsenz. Sein Changieren zwischen Kunst und…

Autark

Schlange, sage ich, was ich dich immer mal fragen wollte: Hast du schon mal einen Liebestraum gehabt? – Ja, sagt Schlange, ich träume von nichts anderem. – Das dachte ich mir, sage ich. – Du hast keine Ahnung, sagt Schlange.…

Bonjour tristesse

  Die Sozialreportagen von Christine Kappe lesen sich so, als wolle die Autorin die Tradition des Werkkreis Literatur der Arbeitswelt ins 21. Jahrhundert transformieren. Wie es scheint, hat sie es sich zur Aufgabe gemacht die Erfahrungen, die Lohn- und Gehaltsempfänger…

Amphetamine

    fließbandbereit Rottenmaschine aus der es schreit   Moneygehackte alles auf speed wobei die kacke linien zieht   Streubomben kribbeln unter der haut Ohrdrachen dribbeln Twist und Shout   Zotten der därme schlachthofgespült während die herme gipsstaub mühlt  …

Gedankenstrich

Ein Paar, das sich beim Essen anschweigt und erst im Freien, beim Spaziergang den Dialog aufnimmt.   *** Gedankenstriche von Joanna Lisiak, Kulturnotizen 2016 Further reading → Lesen Sie auch das Porträt der Autorin und das Kollegengespräch zwischen Sebastian Schmidt und…

Seelenwanderung

Ich denke manchmal, sage ich, mit Schrecken, ich wache auf in einem anderen. – Vielleicht wachen wir täglich, sagt Schlange, immer woanders auf, wer weiß. – Komisch, sage ich, aber jedesmal, wenn ich so aufwache, liebe ich dich. Du kannst…

Schwarz & Weiß

Wer hätte gedacht, dass solch´ ein Wunder in einer Zeit der digitalen Manipulation mit analoger Fotografie noch möglich ist? Alan G. Artner Mit „Black & White“ beruft sich Thomas Kellner auf seine Ursprünge als Künstler und den Ursprung der Fotografie…

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  Roll dich aus über mir bis die Nacht wenn ein Sturm schreit das Dunkel deine Zungen öffnen Türen in mir   Meine Worte sind Taten  als Tal wellst du dich über meinen Quadranten aus   Wenn ein Meer über…

Und dann verfing sich die Zeit

Der Hackbrettspieler und ich stiegen an derselben Station ein. Unsere Sitzplätze im Reisebus waren noch frei. Nebeneinander. Das Gepäck noch im Rücken, auf Knien, dann an den Füßen, untergetaucht. Wer von uns beiden hatte mehr zu Tragen im Leben?, stellte ich die Frage…

… der Horizont kippt

Am 6.4.2016 um 20 Uhr war ich bei ihrer Lesung im Buchcafé Antiquarius, Bonner Talweg 14, 53113 Bonn. Ein paar Straßen weiter wohne ich. Es war der Tag meines Geburtstags. Egal. Primzahl unter 100. Ich feiere sowieso erst am Wochenende.…

100 soucis

  Ich mach mir so viele Sorgen, sagt Schlange, ich denke immer, dass du mich eines Tages verlässt. – Warum, sage ich, machst du dir Sorgen um etwas, das mit Sicherheit eintritt? – Du machst aber keine gute Reklame für…

Computerzeichnung 14

Weiterführend → Vor 20 Jahren verblüffte Almuth Hickl mit neuen Bildern aus dem Computer und Laserdrucker. Das Konzept der Künstlerin zu ihren Computerzeichnungen finden Sie hier. Ein Porträt der Hungertuchpreisträgerin Almuth Hickl findet sich hier. Und außerdem im KUNO-Archiv, ein…

Hinauszögerlich

  Zunächst hatte Herr Nipp sich wieder einmal in aller Ruhe sein Essen gekocht. Hatte als Sattmacher leckeren Jasminreis in den Topf gegeben und vor dem eigentlichen Kochen in Wasser diesen in Öl glasig angedünstet. Für ihn war das Gefühl…

Sprechspæne

  in ein falsches Leben eingesperrt Archivar des babylonischen Chores werden dem Echoraum der Erinnerung nachlauschen & im Sprachspeicher auf Traditionslinien stossen   Rœntgendenker wissen das noch nicht Geschehene voraus: jeder Moment > eine Weggabelung in jeder Sekunde lauert eine…

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  Im Haus meiner Kindheit wollte ich mich verhindern   Du aber /Fallschirmspringer/ gingst als Same unter die Haut der Erde   Jetzt atmet dich dieses Haus aus Wenn ich nicht mehr werde: Wer bringt dich in mir zum Blühen?…

Zeitnot

Es geht um Minuten, sage ich, als ich mit Schlange das Theater verlasse, es endet alles, weißt du, mit einem Riesenapplaus, und das kostet uns dann Kopf und Kragen. – Ich versteh dich nicht, sagt Schlange, kommst du zu spät,…