Testament

1
Wo bin ich?   wohin hat es mich gebracht?
was ist das für ein schwarzes nachtgelände
im nervenbaum im   fontanellenschacht?
es ist kein anfang und es ist kein ende
So eng ist’s hier daß es unendlich weit ist
so schwarz daß sie mich blendet schweigt die Nacht
So geht das also zu wenn keine zeit ist
So steht das steigen nach der nacht des falles
So kehrt es um   Das wird’s gewesen sein
Nun bin ich dumm genug   Nun weiß ich alles
Verziehn ist not   Ich bitte zu verzeihn

 

 

 

***

HELS TESTAMENT & BITT & DANKCHORAL, Meiendorfer Druck Nr. 36 (1995)

H E L, »eine feste Größe im Untergrund« (Ansgar Sadeghi), und für mich einer der führenden Namen seiner Generation, tut sich nicht gerade mit Bänden hervor. Wer verlegt diese Bandbreite? Nach »Herrn Guilhems Manschettenbrevier« von 1989, einer Auswahl aus dem Mittelstück seiner Artemistrilogie, kam 1995 der Sonettenkranz »zum Knarz der Nation« heraus, 15 Sonette, die komplett im »Metzger« nachgedruckt wurden, ein hochdurchdachter Rundumschlag. Wer näher herankommen will, dem sei »Zirkular der Verräter« empfohlen, mittlerweile bei Ausgabe 7, wo er sich aber auch mit eigenen Beiträgen zurückhält. Jetzt, nach seinem Gastspiel im sozialen Beat, ist wieder was erschienen, in der altehrwürdigen Reihe »Meiendorfer Drucke« des Robert Wohlleben Verlags Hamburg.

Mike Ottmann

Weiterführend →

Eine Würdigung von HEL findet sich hier. Eine faszinierend langer Briefwechsel zwischen Ulrich Bergmann und HEL findet sich hier. Eine Hörprobe des Autors findet sich auf MetaPhon.