Gedichte im deutschen Sprachraum 2012 • Ein listenreicher Glückblick sammamiajetztdaodadeandanschodao (Markus Hallinger) Lesen Sie langsam. Nehmen Sie sich Zeit. (Axel Kutsch) 1 Dom, Blicke der text beginnt, da ist ein Anfang und ich bin zufrieden, les ich eben in Crauss’…
Monat: Dezember 2012
Kulturnotizen 2012 • Ich erinnere mich
Rückschau auf die Heimspiele von Christian Thielemann
Die Heimspiele von Christian Thielemann (gebürtiger Berliner!) in der Hauptstadt stehen jedesmal unter verschärft(est)er Beobachtung. Sein Marktwert hat zuletzt durch den schier „überraschenden“ Berufungsakt zum neuen künstlerischen Leiter der Salzburger Osterfestspiele – nachdem ja die Berliner Philharmoniker, mit denen Thielemann…
Meine ersten drei Platten
Vorbemerkung der Redaktion: In diesem Jahr stellten unsere Autoren in der Reihe Meine erste Schallplatte ihre Vinyl-Leidenschaft vor. Wir sagen niemals nie, danken aber für diesen schönen Jahresabschluß. *** Es muß doch Musik geben, die meine eigene ist, die mich…
Aufzeichnungen nach 2000 (5)
Das Tagebuch sei »diskreditiert«, schrieb Roland Barthes und hatte dennoch den Mut, zu Lebzeiten seine Incidents zu veröffentlichen. * * * Nicht nur die Spieler, höre ich, auch die Schiedsrichter unterliegen dem Limit des Alters. * * * Ich will…
Eine ebenso poetische wie präzise Geschichtsprosa
Vom Pixel aufs Papier
Bescherung
* St ille Nacht nur bis 8 Tannenbaum brennt im Raum Feuerwehr müht sich sehr Wasser marsch, Raum im Arsch Hausherr lallt zugeknallt: So viel Licht war lange nicht. ************************
Miniatur
: der kahlrasierte schädel auf/ geknackt wie wassermelone on the road *** Quelle: binnen von Sophie Reyer, Leykam Verlag, 2010. Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der…
Zuletzt ∙ Das gewonnene Alphabet
abrikostræerne findes, abrikostræerne findes Inger Christensen Je sais que la poésie est indispensable, mais je ne sais pas à quoi. Jean Cocteau Jedes Gedicht, das ich sagte und schrieb oder schreiben wollte, kam aus einem: Ich kann nicht…
Nicht nur zur Winterszeit
Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh‘ ich wieder aus Die Winterreise von Franz Schubert ist wahrscheinlich der berühmteste Liederzyklus, ein unverwüstlicher Klassiker für alle Tenöre und Baritone, die sich mit einem Pianisten aufs Podium trauen, um den Seelenstriptease eines Loosers…
Lilakäppchen und der Steppdeckenwolf
Windstille Zeit in der Fernvergangenheit. Ein trister Sommertag des Jahres 1979. Kohlenmonoxydspeiende rush hour. Die Dunstglocke hat sich an die Stadt gepresst, als sie übermüdet von der Sprühaktion „Keine kommerzielle Zurichtung der Frauen!“ gegen die patriarchalische Erniedrigungsindustrie in ihre Frauenwohngemeinschaft…
»Meinen Glückwunsch zu der lyrischen Biographie«
Einiges zur Wirkungsgeschichte der Lyrik Hans Benders Heimkehr »Ich finde Der junge Soldat schlechthin gut«, schrieb Gottfried Benn am 22. Januar 1955 an Hans Bender. Auch Der tote Gefangene findet seinen »vollen Beifall«. Der Brief schließt mit den Worten: »Meinen…
Kleine Rede für ein Publikum, dem Lyrik noch nie ganz geheuer war
Zu Vera Schindler-Wunderlichs Gedichtbuch Abstandszimmer im Freien anläßlich der Buchpremiere am 27.10.2012 in Basel Lyrik ist etwas, das mit Schweigen zu tun hat, Schweigen nicht unbedingt im Sinne einer meditativen Stille, sondern: LyrikerInnen hören im Gerede etwas sprechen, was nicht…
Wilde Töchter der Poesie
Eine schwarzblau schimmernde Frucht mischt kräftig mit in der Poesie im deutschen Sprachraum. Das Wort, das auf diese Frucht verweist, ist eines von jenen, die Menschen traurig oder glücklich machen können (Dietmar Dath); ich glaube, eher glücklich, weil dieses eine…
Aufzeichnungen nach 2000 (4)
Sie wiederholen sich: Tage ohne Briefe. * * * »Widmen Sie nicht zuviel«, sagte Gottfried Benn in seinem Tonfall, als ihm 1950 der junge Lyriker Wolfgang Bächler seinen ersten Gedichtband Die Zisterne überreicht hatte. Jedoch nicht Bächler, ich habe später…
Hans Neuenfels verhebt sich an der Gärtnerin aus Liebe
Der Gatte hat der Gattin wieder eine Rolle zugeschanzt – so geht es zu auf dem Theater, und das ist hier halt (auf dem Theater) recht und billig; wer das Sagen hat, bestimmt. Auch Markus Boysen, der normaler Weise nichts auf…
Weihnachtssingen mit Eva Kurowski
„Wo lernt ein Bischof so gut küssen?“ Passend zur Adventszeit bekommen die Lieder der Hungertuchpreisträgerin Eva Kurowski nochmal eine besondere Note. Realer Jazz, mit Emscher- und Ruhr-Aroma gewürzt, überraschend romantisch vorgetragen von einer doppel-bodenständigen Sängerin aus dem Strukturwandel, die nichts…
Apocalypso
„WHEN I’M SIXTY-FOUR“
When I get older losing my hair, Many years from now, Will you still be sending me a valentine Birthday greetings bottle of wine? (Lennon / McCartney) *** Arbeiten von Peter Meilchen in der Edition Das Labor. Um Meilchens…
Die Vokabulatur des Knospenspaziergangs
Die Macht des Staunens: Wenn sie einen auch angesichts des anbrechenden Stillstands in der Raserei am Fabulieren hält, könnte sie mittlerweile die eigentliche Avantgarde sein. Anders als die vielen sich totlaufenden Konstrukte der konkreten Poeten und die sich wegduckenden Œuvr’lein…
Dreimal Holzschnitt
Wie kaum eine andere Galerie in Deutschland hat Der Bogen in Arnsberg immer großen Wert auf die handwerkliche Erarbeitung von Künstlerbüchern gelegt. Von den Materialbüchern des Jürgen Diehl über die Schland-Box von Peter Meilchen bis hin zu Haimo Hieronymus’ und…
Zirkelschluß
Keine Atempause / Geschichte wird gemacht / es geht voran Peter Hein I need space lautete die ultimative Forderung der Graphikerin Lin Chung, als wir sie baten, die Edition Das Labor wiedererkennbar zu machen. Wir begreifen dies als Aufforderung sich…
„Ich bin vom grauen Elend zerfressen“
Wäre man böse, könnte man sagen, dass Georg Heym, wäre er nicht 1912 beim Eislaufen eingebrochen und ertrunken, vielleicht ein paar Jahre später vor Verdun gefallen oder am deutschen Kampfgas erstickt wäre, das der Wind vom Westen zurückgetrieben hatte, den…
Wo hat man bloß diesen Text abgelegt?
Nicht umsonst beginnt die Erzählung mit einem Zitat aus Alice im Wunderland. Es geht um Fieberträume, gespaltene Persönlichkeiten, Pilze in Wänden und sprechende Schnapsfläschchen. Verrückt. Oder doch nur der ganz normale Wahnsinn im Leben eines Schriftstellers. Der Ich-Erzähler ohne Namen…
Schundliteratur
Ich gestehe, auch ich habe als Kind Comics gelesen. Ich gestehe weiterhin Anhänger des D.O.N.A.L.D. (Deutsche Organisation Nichtkommerzieller Anhänger des Lauteren Donaldismus) zu sein. Insbesonders die Übersetzungen von Dr. Erika Fuchs haben meine Kindheit erheblich bereichert. Daher irritiert es mich,…
Paarasylieren
Ein Held ist, der aus einem Feind einen Freund macht
Zu den Weisheitssprüchen des Rabbi Natan Am 4. November 2012 gedachte man wieder des Todestags Jizchak Rabins. In die Lobeshymnen für den von einem rechtsradikalen Israeli Ermordeten mischten sich auch kritische Stimmen. War er wirklich ›der Mann des Friedens‹, jemand,…
Sollte Sie diese Tagesfrage interessieren?
Zu den aufregendsten Sendeplätzen des gebührenfinanzierten Senders DeutschlandRadio Kultur gehört die Sendereihe ORTSZEIT: POLITISCHES FEUILLETON. Heute morgen war ab 07:20 Uhr ein Beitrag von Stefan Kraft zu hören, dem der Autor Folgendes mit auf den Weg gab: Sollte Sie diese…
Ein leichtes Vibrieren
„Ich war bei ganz vielen Ärzten schon“, sagte der nette Herr zu Herr Nipp. Seit einiger Zeit habe er immer so ein Kribbeln in der Brust. Erst nur ganz sacht, inzwischen sei es allerdings schon ganz schön heftig. Niemand könne…
Die Digitalisierung der Welt verändert die Kultur
Kultur basiert seit jeher auf dem Prinzip der Adaption, der Anspielung und der Kopie. In dem Moment, wo man das Leben in irgendeiner Weise literarisiert, distanziert man sich. Mein Leitstern ist Walter Benjamin, der sich von der Montage und Konstellation…
Himmel, Arsch und Zwirn
Der zweite Weltkrieg ist zu Ende. Janus Rippe wächst bei Usch, seiner Mutter, und den Großeltern in Halle an der Saale auf. Robert, sein Vater, lebt als Kriegsgefangener in sowjetischen Straflagern und wird für tot erklärt. Usch heiratet sieben Jahre…