Kategorie: Allgemein

Wie kann das sein

  Wie kann das sein: dass man das halbe Leben lang für etwas kämpft und dann telefoniert der Nachbar auf dem unteren Balkon alles kaputt, mit ganzer Stimme.   Tatsächlich vermisse ich plötzlich eine von diesen Müttern, die da nur…

Verschleppte Nacht oder: Herr Khazai

Ich hatte die Nacht am Bett meines kranken Sohnes verbracht und vergessen, mein Handy auszustellen. Es riss mich um halb 6 mit einem penetranten »Im-Freien-Profil« aus meiner Schlaflosigkeit. Gerade jetzt bildete ich mir ein, schlafen zu können. Doch als ich…

„Immer schön auf’m Teppich bleiben!“

Die Proletendiva Eva Kurowski singt ihre selbst komponierten Lieder in einer völlig eigenen Ausdrucksform. Bodenständig und authentisch, zwischen Jazz, Humor, Chanson, kleiner Welt und großer Welt, wird sie mal als die Billie Holiday des Strukturwandels (gar nicht so falsch, aber…

Werden Sie ruhig ein bißchen wahnsinnig …

Vom Lesen in Versnetze_fünf Unbeugsam scheint der Überlesenswille des urigen Lyrikvölkchens im bildwild zerklüfteten deut­schen Sprachraum angesichts der weiterhin ansteigenden Buchflut zu sein, in der sich Millionen Versfüße tummeln. Ach Gott, schon wieder Gedichte, hör ich Peer Quer, den feinen…

Aura oder Auric?

Heute wäre der der große Charakterdarsteller Gert Fröbe 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass hat der Braumüller-Verlag die Biografie „Gert Fröbe: Vom Stehgeiger zum Goldfinger“ herausgebracht – die einzige, die von der Familie Fröbes autorisiert wurde. Fröbe beherrschte ein…

Aktivität

  Solltest du in der Lage sein, die Zeit des wartenden Herumsitzens effektiv zu nutzen, bestünde die Möglichkeit, dein Leben zu einem Feuerwerk zu machen.   *** Unerhörte Möglichkeiten,  Edition Das Labor 2012 Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen…

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tummel dich in meinem Blick komm zieh den Dingen die Haut aus dass die zeit aus Zeigern und i- Phones springt: ich bin das Gras das sich in sein Grün krümmt: nimm mir die Scham *** Weiterführend → Ein Porträt…

Totenrede

  Hans Leybold – ich muß ihn ja gekannt haben! Wir führten an den Kammerspielen in München zusammen Hauptmanns »Helios« auf. Er war ein Student. Er machte mich mit der »Aktion« bekannt. Er negierte mein Gesäß. Er reizte mich maßlos.…

An der verletzbaren Aussenhaut zur Welt

Man kann über Pia Lund nicht sprechen und dabei über Phillip Boa schweigen. Die tiefe erdenschwere Stimme Boas wurde stets begleitet vom ätherischen Gesang Lunds; am ohrenfälligsten in Songs wie Container Love und And Then She Kissed Her. Nach ihrer…

Haugemer Fasnacht *

  anderi sii welled‘ kinder un au d‘ erwachsenialli verkleidetwie wenn si anderi sii wodteals sie sin‘vielliicht sin‘ sie’s aufür e stund oder zweiwer chas wüsse   d‘ gugged‘ gugge trummle un bloosee chrachwie numme sälde im läbespöterwenn de heimgohschisches…

Fluxus, revisited

Zu Ehren von Yoko Onos 80. Geburtstag hat ubu.com für 24 Stunden ihren legendären Fluxus-Film Fly online gestellt, der eine Fliege auf einem Frauenkörper beobachtet. Ob der langen Kameraeinstellungen wirkt dieser Film auch über das neue Medium wie eine Meditation.…

Galerierundgang 4

Die Arbeiten (klassische Farbphotographie auf Papier oder nach digitaler Bearbeitung als Unikat auf Leinwand reproduziert) bewegen sich zwischen abstrakt-malerischer Photographie, Verfremdung und dokumentarischem Realismus und reichen vom hautnahen Porträt bis zu Ensembles, die Einzelmenschen als Figuren in (Stadt-)Landschaften abbilden. Ein…

Galerierundgang 3

Die Künstlerin Trash/ Treasure öffnet erstmals ihr Kölner Atelier dem Publikum und zeigt neben einer Auswahl ihrer seriellen Fotoarbeiten auch ältere Malereien, Graphiken und Objekte. Als Gast ist Gabriele Wirths mit eigenen Fotoarbeiten zu sehen. Trash/Treasures fotografische Bilderfindungen entstehen aus…

Galerierundgang 2

„Ich muß Ordnung ins Chaos bringen“, begründet Uta Kathleen Kalthoff ihren Ausverkauf der Kunst, „Deswegen biete ich großformatige Leinwandarbeiten aus den letzten 20 Jahren an für: Jede Arbeit ab 99 bis maximal 149 Euronen dirket zum Mitnehmen. Ich trenne mich…

Galerierundgang 1

Gruppenausstellung mit Decycle , EMESS, L.E.T., Marc Peschke, mittenimwald, Various & Gould und Van Ray„dirty works @ 30works“ geht in die vierte Runde. Ein weiteres Mal wird die Kölner 30works Galerie zur Spielfläche, zum Experimentierfeld, zum Treffpunkt der Jungen Wilden…

Unter Kreuzband

Anmerkung der Redaktion: Mit dem Kollegengespräch zwischen Enrik Lauer und A.J. Weigoni gilt es ein Versäumnis nachzuholen. Damals fehlte die Sparte ‚Sekundär-Archäologe‘ im Projekt Kollegengespräche. Weigoni: Lass uns über einen Ehrentitel reden: Sach-Buch-Autor. Ein Kofferwort aus drei Begriffen. Es geht…

Frag nicht

  Frag nicht nach Kapitalismus. Strecke einen Arm aus und male eine Zukunft aus Luft. Wenn du Gedichte schreibst, reichen verschrobene Hoffnungen. Nichts wird in hundert Jahren an dich erinnern. Das Universum expandiert auch ohne dich. Glaube bloß nicht den…

MARIAS. Ein Nekrolog

Die Galerie amschatzhaus freut sich die in Köln lebende, österreichische Autorin Sophie Reyer zu begrüßen. Reyer, die auch als Komponistin arbeitet, wird aus ihrem Prosatext MARIAS. Ein Nekrolog sowie aus ihrem aktuellen Lyrikband flug(spuren) lesen. MARIAS. Ein Nekrolog erscheint im März…

wischblende

    das raumklima optimiert ambiente getäfelt   django django tanzt nicht mehr delinquent hingekritzelt ihre notiz: ich weiß ….   familienfeiern mit restwunden das logbuch mit flecken   beton glüht nach hackmuster in der schlacke      *** Aus:…

Folgen Sie Holger Benkel auf KUNO

jede kultur hat ihre barbarei und jede barbarei ihre kultur. + barbarei ist der humus der hochkulturen. *** Der in der Schwebe gelassene Sinn, die Produktion von Ambiguität – was für Roland Barthes Brecht im Theater geleistet hat, indem er…

Folgen Sie Teju Cole auf Twitter!

Der Autor  Teju Cole hat auf Twitter sieben Kurzgeschichten über Dronen getwittert. Darunter diese: 5. Someone must have slandered Josef K., for one morning, without having done anything truly wrong, he was killed by a Predator drone.

Monotheismus-Debatte

Immer wieder stößt der Perlentaucher mit großartigen Essays interessante Diskurse an. In der von Jan Assmann angestoßenen Monotheismus-Debatte im Perlentaucher plädiert der katholische Theologe und Philosoph Klaus Müller wie Assmann für das „Sowohl als auch“ und nimmt dabei Bezug auf…

Die Maserung erzählt eine Geschichte

  Paragone heißt der Wettstreit der Künste. Das intellektuelle Projekt, die Rangfolge der klassischen Disziplinen Malerei, Bildhauerei und Architektur festzulegen, wurde in der Renaissance Italiens geboren. Während die Maler auf ihre illusionistischen Fähigkeiten verwiesen, punkteten die plastischen Künstler mit der…

Bei Julius Lieban

  Ich bitte Herrn Lieban, mir einen Nachtigallenspaß aus seinem Leben zu erzählen. Wir sitzen in seinem kleinen Gemach auf gemondeten und gestreiften Diwans, Herr Lieban, sein Töchterchen Eva und ich. Herr Lieban erzählt von Wanderzügen nach dem Süden. Wunderbar…

geKritzHEL

  Das Wort Comic kategorisiert man früher unter Sequenzielle Kunst. In der letzten Zeit wird diese Kunst vom meinungsbildenden Feuilleton zur Graphic Novel hochgejazzt. Da tut es wohl, wenn sich jemand darüber nonchalant hinwegsetzt. „KritzHEL“ mehr understatement geht kaum noch.…

Die Geschichte eines eigenbrödlerischen Fischers

Peter Grimes von Benjamin Britten ist ein düster-deprimierendes und wetterwendisches Gebilde – sowohl vom Stück als auch von der Musik her. Seine Großartigkeit liegt in der gekonnten (und von seinen Schöpfern [das Libretto stammt von Montagu Slater nach dem Poem The Borough von…

nut brain

Anmerkung der Redaktion: Der Hungertuchpreisträger Thomas Suder arbeitet an Objekten und Bildern. Sein Thema ist die dialektische Beziehung zwischen organischen, also eher rundlichen Formen und Strukturen wie z.B. das menschliche Gehin, und dem was ebendieses an höchst unorganischen Formen hervorbringt,…

Minutenzeiger

  Daniel beobachtet den solitären Minutenzeiger. Es ist kurz nach halb elf. Zehn Uhr, einunddreißig Minuten und eine unbekannte Anzahl von Sekunden. Irgendwo zwischen der zweiten und der neunundfünfzigsten Sekunde ließe sich sein Unbehagen, wäre es greifbar, ansiedeln. Auf dieser…

day

  es rauscht in der Leitung dein Vater aus dem Jenseits mir wird kalt von der Hitze könnte auch Filmmusik sein ein spanischer Film denn Spanier sind Menschen, die Eltern haben, die Sprüche machen die nicht immer passen, aber schön…

Das Erlebnis Gott

  Unser erstes Erlebnis ist, bemerkenswerter Weise, ein Entschwund. Eben noch waren wir alles, unabgeteilt, war unabteilbar von uns irgendwelches Sein – da wurden wir ins Geborenwerden gedrängt, wurden zu einem Restteilchen davon, das fortan bestrebt sein muß, nicht in…

Krank sein

  Was war los mit dir? Warst du krank?“ „Nein, wieso?“ „Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“ „Aha?“ „Es gab seit Tagen nichts mehr von dir, keine Nachricht, kein Anruf, rein gar nichts.“ „Stimmt.“ „Was ist denn? Bist du verstimmt…

Eingeseifte Dämonen

Vor den Soaps im Fernsehen gab es die Soaps im Radio. Es waren Familienserien „Pension Spreewitz“ aus Westberlin, „Neumann 2 x klingeln“ in der DDR und in Österreich gab es „Die Radiofamilie Floriani“.  Die beiden erstgenannten konnte man vor nicht…

Schöne neue befriedete Welt

Praktizierter Sex in der Öffentlichkeit wird, wenn Alf Rolla in seinem Roman die Zukunft richtig deutete, in wenigen Jahrzehnten keinen Tabubruch mehr darstellen. Er – und seine Romanfiguren – nennen es klinken. Und alle tun es überall dort, wo sich…

Leseprobe aus „Der kleine Wagnerianer“

Anmerkung der Redaktion: Flankierend zum Kollegengespräch eine Leseprobe aus „Der kleine Wagnerianer“, die der Beck-Verlag aus dem Buch zur Verfügung stellt. In der Disziplin der Musikwissenschaft denkt und arbeitet man traditionell in der Rückschau. Das liegt in der Natur der…

Wo Gelb auch mal gut ist …

  Ich seh schon wieder gelb – oje. Entweder ist es der Postbote, der zu spät kommt, die angeblich falsch adressierte Büchersendung zurückbringt, oder es sind Goethe, Schiller und sonstige Vertreter aus der literarischen Untotenwelt, die Reclam – welch eine…

22 Mal ›wir‹ • 26 Mal ›schlacht‹

Wortkräuter zur Gesundung in Theo Breuers Gedichtbuch Das gewonnene Alphabet Dieses lyrische Lexikon, dieses Gedicht-Wörterbuch, dieses schäckernde Dichtwerk kommt gerade recht, mir den Herbst zu versüßen. Süßes zum Herbst? Herbes zum Herbst? Jedes jedes jedes Jahr hole ich mir (wo…

Metarealist

  Nur 54 Jahre alt, starb 2009 der russische Lyriker Alexej Parschtschikow. Die letzten zehn Jahre seines Lebens lebte er in Köln. Er gilt als einer der wichtigsten russischen Lyriker seiner Generation und war ein bedeutender Vertreter der ›Metarealisten‹, der …

„Welches Wissen? Welche Gesellschaft?“

  Unser Medienpartner vordenker.de wartet mit einen Beitrag von Eberhard von Goldammer auf, der Zusammenhänge der gesellschaftspolitischen Ideen von André Gorz mit der Polykontexturalitätstheorie von Gotthard Günther darlegt und kommentiert. Als Teaser ein Abstract des Beitrags:   Der Titel dieses…

Erinnerung an Ceija Stojka

Noch höre ich den Klang Deiner Stimme, noch sehe ich Dein Gesicht.   Ein Sturm war plötzlich aufgekommen, kalt und windig war es, der Regen peitschte uns ins Gesicht, als man Dich, liebe Ceija, im Sarg zum offenen Grab trug.…

Offener Brief an Bertram Reinecke

Nach der Lektüre des Gedichtbuchs Sleutel voor de hoogduitsche Spraakkunst Dein – schönes – Buch … eine geglückte Dichterey … eine … v-e-r—r-ü-c-k-t-e (geschmug­gelte?) Tour de Force … eine reichlich bestückte Wilder-Art … ist eins von denen, deren Wörter, Wörter,…

Kennen Sie zeitgenössische Lyrik?

Wie pflegt man die einer Kunst immer noch unterstellte Renitenz, wenn sie und ihre Schöpfer längst in der gesellschaftlichen Mitte angekommen sind? – Ein schnöseliges Musterbeispiel gibt Dirk von Lowtzow heute in Jetzt, dem Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung. KUNO zitiert…

watching the detectives

Es gibt seitens der BBC Bemühungen, die Figur des Sherlock Holmes ins 21. Jahrhundert zu transformieren. Man kann darüber trefflich streiten, wer die bessere Version geliefert hat, ich bevorzuge die US-Serie Elementary. Jonny Lee Miller spielt den postmodernen Sherlock, selbstverständlich…

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Hey Super Gau, welcome in unserem Aquarien Wohnungen have fun (und die unendliche Varianz der Arten allein zu sein) *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie…

Friedrich von Schennis

  Der Baron ist eine Schöpfung aus Genie; er ist bereitet aus Himmel und Satan, aus Fegefeuernuancen und gottblau. Mein Bruder nannte ihn den Marquis; ich dachte immer, könnte ich den Marquis sehen. Eines Tages sah ich den Marquis in…

Mainzer Minipressen-Messe

Zum 22. Mal veranstaltet die Landeshauptstadt Mainz die Internationale Buchmesse der Kleinverlage und künstlerischen Handpressen – die Mainzer Minipressen-Messe. Sie sind herzlich eingeladen als Aussteller mit dabei zu sein. Sicherlich haben Sie es noch in Erinnerung: Wir fragten, ob die…

Zweite Welt

  Sickern Tagesreste in meine Traumwelt eröffnet sich mir Unerahntes der Zeit trotzt eine weinende Uhr dem Schmerz bunte Pillen die auf meinem Kopf Runden drehn Gewehre krümmen sich begehen tonlos Suizid kühne Ideen legen sich in ein Blumengrab Ophelia…

Formerfinder treffen auf Allegorienschöpfer

Wer nicht fühlend sehen will, muß lesen Als gegenseitig befruchtender Dialog zwischen bildender Kunst, improvisierter Musik und sprachlicher VerDichtung muß man das spartenübergreifende Projekt Prægnarien verstehen. Hieß es einst »Wer nicht hören will, muß fühlen«, könnte man nun behaupten: Wer…

Sprechgesänge

Wer ein langes Gedicht schreibt, schafft sich die Perspektive, die Welt freizügiger zu sehen, opponiert gegen vorhandene Festgelegtheit und Kurzatmigkeit. Walter Höllerer Falls der Komponist Robert Schumann recht hat und Musik die höhere Potenz der Poesie ist, dann sind die Parlandos Musik.…

›Schwierige‹ und ›klare‹ Lyrik

  Vorbemerkung der Redaktion: KUNO thematisiert immer wieder gern das Zustandekommen von Kultur. In den kommenden Monaten setzt die Redaktion einen lyrischen Schwerpunkt. Einleitend baten wir den Herausgeber Axel Kutsch um ein paar Worte zu seiner Arbeit an Versnetze: Die…

WANDEL

  Die Branche verändert sich mitteleuropäische Priester werden nicht mehr nachbesetzt stattdessen freie Dienstnehmer erfolgsorientierte Ziele   Die Zahl der Hochzeiten und Messebesucher als quantifizierbare Vereinbarung bestimmt die persönliche Performance   Variable Vergütung im Monat eine Stunde mit der Köchin…

Frauenwahlrecht und Klassenkampf

»Warum gibt es in Deutschland keine Arbeiterinnenvereine? Warum hört man so wenig von der Arbeiterinnenbewegung?« Mit diesen Worten leitete eine der Gründerinnen der proletarischen Frauenbewegung in Deutschland, Emma Ihrer, im Jahre 1898 ihre Schrift ein: »Die Arbeiterinnen im Klassenkampf.« Kaum…

Große Gedanken im kleinen Format

Die wenigsten Menschen erleben ihre Zeit, […] die meisten Menschen sind geschäftlich und haben keine Zeit für ihre Zeit. Alfred Döblin Holger Benkels Gedanken, die um Ecken biegen gehen jedoch weiter als der geschriebene Text; sie sind kein Ende, sondern…

Alles fließt

Warten auf Enzo Ich war pünktlich an der Ablagestelle, ein tiefer, gefliester Hauseingang, auf der einen Seite Altpapier, auf der anderen in Folie eingeknotete Zeitungsstapel, wie Strohballen gestapelt. Enzo fehlte. Das Licht, das ich angeschaltet hatte, ging nach einer Minute…

Über Goethes Meister

  Ohne Anmaßung und ohne Geräusch, wie die Bildung eines strebenden Geistes sich still entfaltet, und wie die werdende Welt aus seinem Innern leise emporsteigt, beginnt die klare Geschichte. Was hier vorgeht und was hier gesprochen wird, ist nicht außerordentlich,…

Die Schaubühne als moralische Verunstaltung oder Zur anhaltenden Mode deutscher Inszenierungen

Dass immer wieder – auch im Bereich des Theaters Faschismus-Folien auftauchen, zeigt mir, dass die Phänomene des Faschismus noch längst nicht begriffen sind, weil man nämlich das Denkverbot befolgt: Es kann im Faschismus nichts gut gewesen sein. Die Fragestellung: Was…

Death, Destruction & Bärlin

Das Berliner Maxim Gorki Theater stoppt die Aufführung des Stücks ´Demenz, Depression und Revolution`. Die Witwe des 2009 gestorbenen Fußball-Nationaltorhüters will verhindern, daß ihre Familientragödie auf der Bühne vermarktet wird. Unser Medienpartner kultura-extra berichtete von der Aufführung, die nun niemand mehr in…

Der Obermieter

In Deutschland ist es, als ob es ordentlich darauf angelegt wäre, daß, vor Lärm, niemand zur Besinnung kommen solle. Schopenhauer. Eines möchte ich wohl um alles in der Welt wissen: Was machen eigentlich den ganzen Tag die Leute über mir?…

Relativierung

„Die kurze Antwort auf diese Frage lautet Ja. Was mich angeht – ich bin zu einem Viertel Cherokee-Indianer –, ist Amerika für zwei Holocausts auf seinem Territorium verantwortlich: die Auslöschung der eingeborenen Indianer sowie die Sklaverei, der sie Afrikaner, Jamaikaner…

Andre Sokolowski, Dramatiker

Soviel Anfang war selten, denkt man hoffnungsfroh immer wieder, wenn die neue Saison beginnt. Soviel Anfang ist meist, mahnt dann die Erinnerung, und auch die Hoffnungsträger sind oftmals dieselben. Theater ist für mich deshalb so faszinierend, weil es noch im…

Gesundheit

  Entweder sind alle anderen krank oder du hast ein echtes Problem.   *** Unerhörte Möglichkeiten,  Edition Das Labor 2012 Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und 1994 Aperçus, Bonmots, und Sentenzen zu lesen. Eine Vorform der Twitteratur.…

Köningsangst

Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an…

Wenn die Dinge verschwinden

Über Formen digitaler Magie dachte Peter Glaser in der Sendereihe Politisches Feuilleton auf Deutschlandradio Kultur nach. KUNO zitiert daraus: Was passiert eigentlich, wenn die Zukunft von der Gegenwart eingeholt wird? Wenn sich direkt vor unseren Augen aufzublättern beginnt, was wir…

Der Lyriker als Maler

Das Museum für Westfälische Literatur zeigt in der Ausstellung Ernst Meister: Der Lyriker als Maler noch bis zum 3. März 2013 Aquarelle, Farbstift- und Pastellkreidezeichnungen, gerahmt von Handschriften und Fotografien des Künstlers. Literatur und bildende Kunst – Ernst Meister fühlte…

Mit Essays Licht ins Dasein bringen

Im Blick auf den Geistreichtum eines guten Essays kann man den Essay als den großen Bruder der Twitteratur auffassen. Apodiktische Postulate sollte man mit größter Vorsicht genießen. Die These Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch entstammt dem Aufsatz…

Luftig und locker: Deutsche Post

Nein, über Portoerhöhungen will ich nicht sprechen. Die verstehen sich bei der Post von selbst. Es geht mir eigentlich nur um die Menschen, die Bücher lesen, die Bücher kaufen, die Bücher verkaufen, also wieder zur Post bringen und versenden. Dafür…

B∙U∙C∙H∙S∙T∙A∙B∙E∙E∙T

Gedichte im deutschen Sprachraum 2012 • Ein listenreicher Glückblick sammamiajetztdaodadeandanschodao (Markus Hallinger) Lesen Sie langsam. Nehmen Sie sich Zeit. (Axel Kutsch) 1 Dom, Blicke der text beginnt, da ist ein Anfang und ich bin zufrieden, les ich eben in Crauss’…

Kulturnotizen 2012 • Ich erinnere mich

Ich erinnere mich an ein Interview mit dem Lichtkünstler Mischa Kuball, der eine geschlossene Synagoge von innen mit einem starken Licht illuminierte; so verwies er auf die Betrachter, die nicht hineinkamen und ausgeschlossen blieben, wie die Juden im 3. Reich –…

Rückschau auf die Heimspiele von Christian Thielemann

  Die Heimspiele von Christian Thielemann (gebürtiger Berliner!) in der Hauptstadt stehen jedesmal unter verschärft(est)er Beobachtung. Sein Marktwert hat zuletzt durch den schier „überraschenden“ Berufungsakt zum neuen künstlerischen Leiter der Salzburger Osterfestspiele – nachdem ja die Berliner Philharmoniker, mit denen…

Meine ersten drei Platten

Vorbemerkung der Redaktion: In diesem Jahr stellten unsere Autoren in der Reihe Meine erste Schallplatte ihre Vinyl-Leidenschaft vor. Wir sagen niemals nie, danken aber für diesen schönen Jahresabschluß. Es muß doch Musik geben, die meine eigene ist, die mich bewegt,…

Wohin

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Eine ebenso poetische wie präzise Geschichtsprosa

Der destruktive Charakter sieht nichts Dauerndes. Aber eben darum sieht er überall Wege. Walter Benjamin Die Poesie ist für A.J. Weigoni ein Instrument, engagiert an der Welt teilzuhaben. Er ist der  Chronist der hypermodernen Paranoia, erweist sich in seiner kunstfertige…

Zuletzt ∙ Das gewonnene Alphabet

abrikostræerne findes, abrikostræerne findes Inger Christensen   Je sais que la poésie est indispensable, mais je ne sais pas à quoi. Jean Cocteau   Jedes Gedicht, das ich sagte und schrieb oder schreiben wollte, kam aus einem: Ich kann nicht…

So

  Zuweilen darf der Mensch auch mal zufrieden sein.   *** Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und 1994 Aperçus, Bonmots, und Sentenzen zu lesen. Eine Vorform der Twitteratur. Prägend für diesen Begriff ist die Textsammlung: Twitterature. The…

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riechst du wie der Nebel schreit die Schulterblätter ganz Engelsflügel noch in dieser Enge *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende…

Lilakäppchen und der Steppdeckenwolf

  Windstille Zeit in der Fernvergangenheit. Ein trister Sommertag des Jahres 1979. Kohlenmonoxydspeiende rush hour. Die Dunstglocke hat sich an die Stadt gepresst, als sie übermüdet von der Sprühaktion „Keine kommerzielle Zurichtung der Frauen!“ gegen die patriarchalische Erniedrigungsindustrie in ihre…

Nicht nur zur Winterszeit

Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh‘ ich wieder aus Die Winterreise von Franz Schubert ist wahrscheinlich der berühmteste Liederzyklus, ein unverwüstlicher Klassiker für alle Tenöre und Baritone, die sich mit einem Pianisten aufs Podium trauen, um den Seelenstriptease eines Loosers…

Die Vokabulatur des Knospenspaziergangs

Die Macht des Staunens: Wenn sie einen auch angesichts des anbrechenden Stillstands in der Raserei am Fabulieren hält, könnte sie mittlerweile die eigentliche Avantgarde sein. Anders als die vielen sich totlaufenden Konstrukte der konkreten Poeten und die sich wegduckenden Œuvr’lein…

»Meinen Glückwunsch zu der lyrischen Biographie«

Einiges zur Wirkungsgeschichte der Lyrik Hans Benders Heimkehr »Ich finde Der junge Soldat schlechthin gut«, schrieb Gottfried Benn am 22. Januar 1955 an Hans Bender. Auch Der tote Gefan­gene findet seinen »vollen Beifall«. Der Brief schließt mit den Worten: »Meinen…

Kleine Rede für ein Publikum, dem Lyrik noch nie ganz geheuer war

Zu Vera Schindler-Wunderlichs Gedichtbuch Abstandszimmer im Freien anläßlich der Buchpremiere am 27.10.2012 in Basel Lyrik ist etwas, das mit Schweigen zu tun hat, Schweigen nicht unbedingt im Sinne einer meditativen Stille, sondern: LyrikerInnen hören im Gerede etwas sprechen, was nicht…

Wilde Töchter der Poesie

Eine schwarzblau schimmernde Frucht mischt kräftig mit in der Poesie im deutschen Sprachraum. Das Wort, das auf diese Frucht verweist, ist eines von jenen, die Menschen traurig oder glücklich machen können (Dietmar Dath); ich glaube, eher glücklich, weil dieses eine…

Ein Pfiff

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Hans Neuenfels verhebt sich an der Gärtnerin aus Liebe

  Der Gatte hat der Gattin wieder eine Rolle zugeschanzt – so geht es zu auf dem Theater, und das ist hier halt (auf dem Theater) recht und billig; wer das Sagen hat, bestimmt. Auch Markus Boysen, der normaler Weise nichts…

Weihnachtssingen mit Eva Kurowski

„Wo lernt ein Bischof so gut küssen?“ Passend zur Adventszeit bekommen die Lieder der Hungertuchpreisträgerin Eva Kurowski nochmal eine besondere Note. Realer Jazz, mit Emscher- und Ruhr-Aroma gewürzt, überraschend romantisch vorgetragen von einer doppel-bodenständigen Sängerin aus dem Strukturwandel, die nichts…

„WHEN I’M SIXTY-FOUR“

When I get older losing my hair, Many years from now, Will you still be sending me a valentine Birthday greetings bottle of wine? (Lennon / McCartney)   *** Arbeiten von Peter Meilchen in der Edition Das Labor. Um Meilchens…

Sonettgeflecht

Ich kenne Rainer schon seit ein paar Jahren, doch wusst ich lange nichts von den Romanen, die er mit fein gespitztem Bleistift sauber in die großen Kladden schrieb. Die größte aber schenkte ich ihm letztes Jahr und dachte mir dabei…

Dreimal Holzschnitt

Wie kaum eine andere Galerie in Deutschland hat Der Bogen in Arnsberg immer großen Wert auf die handwerkliche Erarbeitung von Künstlerbüchern gelegt. Von den Materialbüchern des Jürgen Diehl über die Schland-Box von Peter Meilchen bis hin zu Haimo Hieronymus’ und…

Zirkelschluß

Keine Atempause / Geschichte wird gemacht / es geht voran Peter Hein I need space lautete die ultimative Forderung der Graphikerin Lin Chung, als wir sie baten, die Edition Das Labor wiedererkennbar zu machen. Wir begreifen dies als Aufforderung sich…

„Ich bin vom grauen Elend zerfressen“

Wäre man böse, könnte man sagen, dass Georg Heym, wäre er nicht 1912 beim Eislaufen eingebrochen und ertrunken, vielleicht ein paar Jahre später vor Verdun gefallen oder am deutschen Kampfgas erstickt wäre, das der Wind vom Westen zurückgetrieben hatte, den…

Wo hat man bloß diesen Text abgelegt?

Nicht umsonst beginnt die Erzählung mit einem Zitat aus Alice im Wunderland. Es geht um Fieberträume, gespal­tene Persön­lich­keiten, Pilze in Wänden und spre­chende Schnaps­fläsch­chen. Ver­rückt. Oder doch nur der ganz normale Wahn­sinn im Leben eines Schrift­stellers. Der Ich-Erzähler ohne Namen…