Archiv für literarischen Journalismus

Lenin mit einer Ausgabe der Prawda

Die Prawda ist eine russische Tageszeitung, die bereits vor der Oktoberrevolution im zaristischen Russland erschienen war und später bis zum Ende der Sowjetunion als Organ der KPdSU Bestand hatte. Sie wurde von Lenin aus dem Exil angeregt und gegründet.

Im Netz gibt es eine deutsche Entsprechung. Gegründet wurde waahr von Joachim Bessing, Ingo Niermann und Anne Waak, ist Waahr.de ein ständig wachsendes Online-Archiv für literarischen Journalismus. Es beginnt mit Kleists Berliner Abendblättern und endet in der Zukunft.

„Wir wollen mit waahr zum einen großartige Texte für alle kostenlos zugänglich machen“, sagt Anne Waak. „Zum anderen geht es darum, den Autoren-Journalismus retrospektiv und damit hoffentlich auch für die Zukunft zu stärken.“

Du weisst genau, was zu sagen ist, schreib es einfach auf.

Alle Schreibenden wissen, dass ein großer Teil dessen, was zu sagen ist, erst im Schreibprozess entsteht. Das Konzept ist daher bekannt: ob bei Google Books, Amazon, Youtube, Vimeo, Netflix oder Soundcloud: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die allermeisten Bücher, Filme und Musikaufnahmen online zentral verfügbar sind. Bei journalistischen Texten jedoch stellt weiterhin jedes Periodikum einzeln sein Archiv im Internet bereit – oder auch nicht. Sterbende Zeitungen und Zeitschriften verschwinden mitsamt Archiv aus dem Netz, und in den online verfügbaren Archiven bleiben Artikel häufig hinter Paywalls verborgen. „Zeit essen Texte auf“, lautet das Motto. Wenn Koautorschaft einer Beziehung unter Gleichen bedarf, besagt das nicht, der jeweilige Anteil müsste gleich sein. Tatsächlich ist es die Interaktion unterschiedlicher Denkweisen, Talente, Stile und Temperamente im gemeinsamen Prozess, die wesentlich den Überschuss hervorbringt. Es hat keinen Sinn, die einzelnen Teile aufzuaddieren und buchhalterisch verschiedenen Seiten zuzuweisen. Gleichheit im Schreibprozess bedeutet auch, dass ein derartiges Kalkül nicht länger aufgehen kann. KUNO empfiehlt die Lektüre dieser literarisch–journalistischen Kabinettstücke, denn diese Autoren interessierten sich für die Zeit, in der man lebt und nicht für banale Aktualität.

Weiterführend →

Die ausführliche Chronik des Projekts Das Labor lesen sie hier. Diese Ausgrabungsstätte für die Zukunft ist seit diesem Jahr ein Label, die Edition Das Labor. Diese Edition arbeitet ohne Kapital, aber manchmal mit Kapitälchen, sie befindet sich in der Situation des Baron von Münchhausen und muss sich mit samt Pferd am eigenn Schopf aus dem Sumpf ziehen. Eine Übersicht über die in diesem Labor seither realisierten Künstlerbücher, Bücher und Hörbücher finden Sie hier. Zum Thema Künstlerbucher lesen finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus.

Die bibliophilen Kostbarkeiten sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421