Schimpfen, Auszug

I don’t like Mondays“ tönt es aus dem Radio, als der Künstler Meinen eintrifft. Er fühle sich in meiner Wohnung sofort zuhause, bemerkt er nach einigen Minuten als er meine sparsame Einrichtung und das, was man gemütlichkeitshalber als kleine Accessoires an bestimmten Stellen einer Wohnung plaziert, in Augenschein genommen hat. Er genieße die Übersichtlichkeit, die Raum zum Atmen ließe, und vor allem die Tatsache, dass ihn nun wirklich auch kein einziges Kunststückchen aus irgendeinem Kreativkurs anstarren würde.

Ich entgegne ihm kühl, dass sich diese Übersichtlichkeit mehr auf einen finanziellen und zeitlichen Engpass gründen würde, mit der ich die Wohnung habe einrichten müssen. Kleine Keramikväschen und Salzteigfiguren, von eifrigen Kunstkursbesucherinnen aus meinem Bekanntenkreis zur Wohnungseinweihung geschenkt, seien bedauerlicherweise der anschließenden Reinigungsaktion zum Opfer gefallen. Meine Blumenarrangements, ein hochragendes Wort für die beiden Gladiolenbündel, würden dieses Opfers gewissermaßen gedenken. Letztere Anmerkung zaubert dem Künstler Meinen ein einvernehmliches Lächeln ins Gesicht.

Außerdem habe er mir ja, quasi als Vorleistung für meine hier zu erbringende Arbeit, einige Bilder zugeeignet, so dass ich hinreichend ausgestattet sei und zudem hoffe, nunmehr auch Kunst von Kunstgewerbe unterscheiden zu können. Diese Bilder von ihm aus unterschiedlichen Arbeitsphasen hängen an exponierter Stelle und leugnen somit, zu seiner sichtlichen Zufriedenheit, jeglichen Dekorationscharakter.

Die Übersichtlichkeit meiner Wohnung gründet sich auch auf der Tatsache, dass sie nicht sehr geräumig ist, also ausreichend Platz für Einzelgänger – das heutige Wortversteck dafür lautet Single – bietet, mit einer sogenannten Ausziehcouch jedoch auch eine Übernachtungsmöglichkeit für Besucher. Ich habe uns einen Arbeitsplatz eingerichtet, so dass wir uns, gegenübersitzend, der vorgenommenen Aufarbeitung widmen können.

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Schimpfen, von Peter Meilchen, Edition Das Labor, Linz, Neheim, Mülheim an der Ruhr 2013 – Der Erstauflage ist limitiert und mit einem Stempel versehen. Da Freund und Förderer sich bereits im Vorfeld ihr Exemplar gesichert habe, rät KUNO nicht zu zögern und sich diese Preziose zu sichern.

Weitere Werke sind erhältlich über die Edition Das Labor.