Kategorie: Allgemein

Flirren

  Ein Flirren lag in der Luft. Man brauchte keine prophetischen Gaben, um vorauszusehen, dass sich am Nachmittag Unmengen von Menschen über die Kirmes wälzen würden, um sich neue Angebote anzusehen, und dann doch an einem Stand mit einer Pferdewurst…

Der Name ist nicht einerlei mit der Sache

  Der Name ist artikulierter Schall, welcher die Sache bezeichnet und andeutet; der Name ist kein Teil der Sache oder ihres Wesens; es ist ein fremdes Teilchen, das der Sache beigefügt wird und außer ihr besteht. Gott, der einzig und…

Die Weinkarte

  Zu den liebgewonnenen Traditionen unserer Gesellschaft gehört es, dass man sich abends zusammen setzt, ein Bier oder einen Wein trinkt und redet. Meist belanglose Themen, die besprochen werden, vielleicht aber unterhält man sich sogar über Kunst, Religion und Kultur.…

Gib mir den Schlüssel

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Kleingedank

    Die Grundlage für die Photoarbeiten bilden Schnappschüsse von Gebäudeteilen. Digital bearbeitet verwandeln sich die Motive in absurde Architekturen, deren Reiz in der skulpturalen Neuformulierung des real Vorgegebenen liegt. Die Titel der Arbeiten weisen auf die Straße hin, in…

Dumpfbacke

  Jacqueline sah dem Mann hinterher. Ihr war sofort aufgefallen, dass er schöne Hände hatte, als er sich damit durchs Haar gefahren war. Eine Angewohnheit, die viele Männer hatten, aber in seinen schwarzen Haaren sahen sie weiß und leuchtend aus…

Pferdemarkt

  Der eigentliche Markt lag abseits vom Trubel der Kirmes auf einer Wiese hinter der Autobahn. Ein Schild mit dem Aufdruck Pferdemarkt wies Besuchern von außerhalb den Weg. Giancarlo ging durch die Flöz–Hugo–Siedlung. Er trippelte mit kleinen Schritten über die…

Piel op no Crange

  »Voll cool und jetzt erstmal Ferien!«, freute sich Shari, als sie ihre Immatrikulationsbescheinigung für den Fachbereich Multimedia in der Mappe ablegte. Fließender Übergang. Bis zum Studienbeginn hatte sie fast zwei Monate Zeit, die wollte sie am Meer im Süden…

Absynth

  Giancarlo schlurfte in die Küche. Goss Flüssigkeit über ein Stück Würfelzucker. Erhitze es über einem Löffel. Es roch nach Wermuth und Anis. Er ließ es ins Glas tröpfeln. Gab klares Wasser dazu, worauf der Absynth leuchtend grün opalisierte. Setzte…

Binnenmarkt

  »Es lebe die EU! Es lebe der freie Binnenmarkt!! Yeah!!!«, krakeelte Ansgar und klatschte mit der flachen Hand auf das Armaturenbrett des alten Opel–Kapitän. Klemmte sich eine Dose Heineken–Bier zwischen die Schenkel. Ratschte lässig den Verschluss auf. Nahm einen…

Anfallsrate

  Urfluchdrall. Die Schranktür rückte in Zeitlupe auf ihn zu, so schien es. Licht quetschte sich durch die Rippen der Rolläden. Er litt unter dem Druck des gleissenden Morgenlichts auf seinen Pupillen, schloss die Augenlider und sah das unbarmherzige Nichts…

Markenfabrikat

  Am Morgen stand Jacqueline gut gelaunt auf und summte einen Gassenhauer. Spülte sich mit der Dusche den Schlaf aus den Augen. Trank heißen, schwarzen Kaffee. Frühstückte eine Orange. Nahm aus ihrer Küchenschublade die Walther PPK, ein deutsches Markenfabrikat. Ließ…

Griff ins Leere

  Das Bett kam ihm riesig vor. Giancarlo drehte sich auf die Hälfte des Ehebettes, in der früher seine Frau geschlafen hatte. Steckte die Nase in die hellen Kissen und bildete sich ein, Lorettas Parfüm zu riechen. Imaginierte ihren Rücken,…

Luftblasen

  Die Luftblasen wurden allmählich weniger. Jacqueline spürte, wie die Kleidung des Betrunken sich voll Wasser sog. Noch ein letztes freundliches Blubbern. Sie hielt die Leiche so lange fest, bis das Schiff in die Schleuse fuhr, dann stiess sie den…

Auf dem Kanal in Richtung Schleuse

  Jacqueline lief den Weg am Kanal entlang. Der Geruch nach Dunkelheit und modriger Erde, nach Wasser und Kohle, nach Benzin und frisch gemähtem Gras stieg ihr aufdringlich in die Nase. Ein Binnenschiff tuckerte auf dem Kanal in Richtung Schleuse.…

Schmollmond

  Das Gothic–Girl war total knatschig. Zog einen Schmollmund. Ließ die Augen kullern. Shari wollte den ersten Abend auf Crange genießen, ihn noch etwas beschnuppern und sich vergewissern, ob sie den richtigen Riecher gehabt hatte. »Ehj, dat is’n Heimspiel für…

Glocken sollen das Böse abwenden

  Giancarlo beneidete sie um ihre Unbeschwertheit. „Bin ich bereits so alt?“ fragte er sich. Stand auf und blickte ihnen hinterher, als sie hinter den Wagen verschwanden. Hörte Drehorgeln, eine Ziehharmonika. Das schmetternde Tschingderassa einer Kirmessorgel ging über in Gesprächsfetzen…

Retrokultur

  Retrokultur. Shari posed als nihilistic pissed–off chick. Seidenschwarz gefärbte Haare, funkelnde schwarze Augen, im Nasenflügel einen feinen Ring. Schwarzes Kleid, darüber ein Gaze–Umhang. Der Typ spielte ihr zuliebe den Narren. Sie lachte, streckte ihm die gepiercte Zunge heraus und…

Nehmen sie die Zügel ihres Lebens selbst in die Hand

  Giancarlo saß allein in seinem Büro an einem kleinen Tisch, auf dem sich die Akten von anderen Firmen türmten. Hinter sich die Fenster. Er schaute nicht auf die Uhr. Verließ sich immer auf die Glocken der Kirche. Las die…

Speerspitze der Unnahbarkeit

  Eine strenge Dame im maßgeschneiderten Kostüm taxierte sie. Jacqueline gefiel der Ausdruck ihrer Augen nicht. Sie waren dunkel und abwesend, distanziert und kalt. Jacqueline drehte der Vornehmen den Rücken zu. Bog gemessenen Schrittes in die Anbaggermeile ein, zeigte sich…

Cranger Spatzen

  Sie ging vorbei an Holztischen, an denen biederliche Bürger mit geröteten Gesichtern saßen. Cranger Spatzen, stämmige, dralle Witwen, in Begleitung ihrer Kegelbrüder. Vom Nebentisch aus konnten die Ehefrauen dem Treiben ihrer Ehemänner nichts abgewinnen. Verbargen ihre Einsamkeit hinter angestrengtem…

Der Fettklops

  Der Fettklops drehte sich zu ihr um, rieb den Daumen über den Zeigefinger. Sie quittierte das mit ausgestrecktem Mittelfinger. Er fühlte sich nach der Midlife–Crisis unwiderstehlich, warf mit lässiger Handbewegung seinen Zigarettenstummel in ihre Richtung. Einen Augenblick lang verspürte…

Spinderella

  Jacqueline ließ sich durch die Menge treiben. Eine Spinderella, die sich um sich selbst drehte. Massen von schwitzenden Leibern drängten an ihr vorbei, um sich zu amüsieren, stürzten haltlos auf Begehrlichkeiten zu. Jacqueline atmete eine Mischung aus dampfendem Schweiß,…

Die Cranger Kirmes ist ein Virus

  Die Cranger Kirmes ist ein Virus, sie befällt einen, während man schläft. Der Übergang zum Wachsein dauert kaum länger als die Monteure brauchen, um die Zelte an der Oberkasseler Rheinkirmes abzubauen. Zu dieser Zeit fährt man entweder in Urlaub……

Terrorismus ist die Umsetzung des Willens mit allen Mitteln

  Der Historiker Timothy Garton Ash postulierte in diesen Tagen, mit dem Fall der Mauer sei das letzte Jahrhundert zu Ende gegangen – erst mit dem Einsturz der beiden Türme des World Trade Center in Manhattan beginne das neue Jahrhundert.…

9/11

Die Terroranschläge am 11. September 2001 waren vier koordinierte Flugzeugentführungen mit nachfolgenden Selbstmordattentaten auf symbolträchtige zivile und militärische Gebäude in den Vereinigten Staaten von Amerika. Sie wurden vom islamistischen Terrornetzwerk Al-Qaida unter der Führung von Osama bin Laden geplant und…

Massaker

  Krunkelige Pflastersteine so weit das Auge reichte. Verstrebungen, Trampelpfade, Labyrinthe in ungepflegten Wiesen, wilder Löwenzahn und wucherndes Unkraut. Modergeruch. Geschichte, eingegraben in Staub. Das zusammengestürzte Schloss ließ man verkommen. Bergschäden. Die kleine Kirche hatte man später gebaut. Am frühen…

Barbara

  Die Grundlage für die Photoarbeiten bilden Schnappschüsse von Gebäudeteilen. Digital bearbeitet verwandeln sich die Motive in absurde Architekturen, deren Reiz in der skulpturalen Neuformulierung des real Vorgegebenen liegt. Die Photoarbeiten von Katja Butt nähern sich der Architektur in stets…

Schwarzweißer Stummfilm

  Dieser Montag sollte beginnen wie jeder andere auch, hätte man vielleicht meinen können. Angesichts der relativen Wahrscheinlichkeit bestimmter Tagesrhythmen und Abfolgen muss man oder kann man fast schon zwangsläufig einplanen, dass die übliche Montagstristesse lustvoll in ihr vages buntes…

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  sind meine Röcke Winde und deren Stöße um mich herum ein Geräusch fällt durch meine Tage als letzter Takt: Schafgarbe, Sprachgabe     *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht…

Kulturhaus

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Granaten

  Das Wissen stockt Nur Ahnen webt und trügt Taube täubet schrecke Wunden Klappen Tappen Wühlen Kreischen Schrillen Pfeifen Fauchen Schwirren Splittern Klatschen Knarren Knirschen Stumpfen Stampfen Der Himmel tapft Die Sterne schlacken Zeit entgraust Sture weltet blöden Raum.  …

Futterkrippen

    Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

Nornkonformismus in Bern

Die Figur dieses klassischen Antihelden ist auch deshalb ein gelungener Kunstgriff, weil durch sie die Schattenseite des Nonkonformismus vorgeführt und dadurch der Gefahr einer Verklärung entgegengearbeitetet wird. Reto Sorg   Der Nonkonformismus der sechziger Jahre: Jugendszenen haben literarische Ambitione, in…

Waldgänger

Zur Eigenart unserer Zeit gehört die Verknüpfung bedeutender Auftritte mit unbedeutenden Darstellern. Der Waldgang ist ein 1951 erschienener Essay von Ernst Jünger. Darin geht es um die Frage: Wie verhält sich der Mensch angesichts und innerhalb der Katastrophe? Als Waldgänger…

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Geheimnisse der Nacht aus Angst Schlamm in die Spalte zwischen den Betten fallen: die Augen die Brüste entfremdeter Mütter saugen an dir es wird Nacht wenn du nachdenkst und morgen brunchen wir unseren Wahnsinn *** Weiterführend → Ein Porträt von…

Im Antlitz der Nacht

  Vom Leben des Lyrikers Karl Seemann weiß ich nicht viel. In den letzten Jahren schrieben wir uns Briefe und gaben uns unsere literarischen Arbeiten zu lesen, er seine Gedichte, ich meine Erzählungen. Aber er schrieb nicht viel von sich,…

LUFTQUADRAT

  Kronen fangen, netzverwöhnt,Schwarzbrottoast und anderesGewölk. Lachen, raumbedingtdie Lücken nutzen, audiophil.       *** Aus dem Zyklus pain points & issue logs, Arbeitstitel für Gedichte von Martin Dragosits. Die Sammlung pain points & issue logs umfasst etwa siebzig Gedichte,…

Kimberly

  Die Schrotflinte am Rücken, eine flachbäuchige Miniaturausgabe von Virgin Mary in der Tasche, ein selbstgebrautes Destillat, von dem er sich ab und zu einen Schluck gönnte, spuckte er ein kehliges Lachen in den Fahrtwind, der ihm Haare und Gesichtshaut…

Das Hungertuch an Barbara Ester

Barbara Ester aus Wanne-Eickel erhält das Hungertuch für Literatur 2001. Warum halten wir Serientäter, die ungestraft ihre Schwerverbrechen begehen, für große Künstler? Eine Impotenz des Herzens veranlasst die Protagonistin Jackie, eine psychopathische Serienmörderin, sich selbst als Parasit und Vampir zu…

Gegen Ausländerfeindlichkeit

Maßnahmen zur Arterhaltung der Deutschen Zur Abwehr von Ausländerfeindlichkeit will das Bundesinnenministerium – so geben vermeintlich gut informierte Kreise vor zu wissen – ein Programm zur Arterhaltung der Deutschen auflegen. Bereits vor Jahren habe dazu eine Expertenkommission ihre umfangreiche Arbeit…

Erdnüsse

  Auf dem Tisch hatte wieder einmal eine Tüte mit den extra dicken Gianterdnüssen ihren Platz gefunden. Vom Markt. Ungesalzen natürlich, weil noch in der Schale. Um die Weihnachtszeit konnte es durchaus passieren, dass Herr Nipp neben den sonst schon…

Erholung

  urplötzlich wachst du wie von allein auf in der bequemen lage dir eine spezifische situation eines jeden zwischenaufenthals bewußt zu machen voll akzeptiert von der Geschichte die dich nicht loslassen will unterwürfig und schweigsam wie du bist bis zum…

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abgeschabtes Flüstern das sich aus sich selber schält: flennendes Innen hie und da noch von Denken durchlöchert: horch der Sommer lacht mit den Toten *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht…

Die heimatliche Landschaft

  Die wundervollste Szenerie hört auf erhaben zu sein, sobald sie deutlich wird; mit anderen Worten: sobald sie Grenzen zeigt und die Phantasie nicht mehr zur Übertreibung anregt. Die tatsächliche Höhe und Breite eines Berges oder eines Wasserfalles ist immer…

Wie die Informatiker die platonischen Ideen programmierten

Gustav rührte in seinem schwarzen Kaffee rum. Das Getränk war heiss und bitter, und er gab es mit einem Ruck in sich rein, denn wichtiger, als wie’s ihm schmeckte, war eh, einfach wach zu werden, wenn er auch nicht wusste,…

WALD

abseits des weges nur beginnt das reich der geister  wer noch was werden will  der warte am waldrand  nicht im lichten garten steig ich aus dem hain hinab ins labyrinth erwachter nacht laß alle kleider hinter mir trag meine knochen…

Berechnung der Abwärme

  Lies: Die Temperatur der Anstrengungabzüglich der Dauerwiederholten Begehrens,aufgeladen mit der Liebe Verlust. Sieh: Umsonst in die Pappe getreten,abertausend glühende Nadelneingefädelt,mit dem Todimmer zu früh vernäht. Lust: dranzubleiben, das aufzuschreiben, wieder Trost das Erbarmenwärmt.     *** Weiterführend → Lesen…

Peter Meilchen erhält das Hungertuch

Peter Meilchen aus Arnsberg erhält in Anerkennung seines Lebenswerks das Hungertuch für Bildende Kunst 2001. Wer als Betrachter auf eine einfache Antwort hofft, wird vor Peter Meilchens Arbeiten kapitulieren müssen. In der Perpetuierung des Veränderlichen ist die Zeitlichkeit beschlossen –…

Wörter und so weiter

  Vor den Regalen stehen sie fast zeitverloren und fragen sich, was denn nun wohl zu lesen wäre. „Nein, kenne ich schon.“ oder auch „Nee, den mag ich nicht.“ Ganz beliebt ist auch „Ohgottogottogott.“ Also fliegen die Augen und Finger…

Erstes Leid

  Ein Trapezkünstler – bekanntlich ist diese hoch in den Kuppeln der großen Varietébühnen ausgeübte Kunst eine der schwierigsten unter allen, Menschen erreichbaren – hatte, zuerst nur aus dem Streben nach Vervollkommnung, später auch aus tyrannisch gewordener Gewohnheit sein Leben…

Ode an die Frauen

  Damals war dein rotes Haar wie ein Feuer, durch das ich auch gegangen bin. Damals war dein schwarzes Haar wie die Nächte, die ich ohne dich erlebt habe. Damals war dein blondes Haar fast engelsgleich, und wenn ich an…

Der METZGER von Duisburg

  Der junge sah wie ’n mädchen aus die mädchen lagen ihm auf der fährte Der alte  in Blauen Bänden ergraut – männer mit bärte glich einem propheten  und was er schrieb das schien in exilen und zellen geschrieben Nur…

Social Beat SLAM!poetry 3

Poetry-Slams sind die Paralympics der Literatur Hazel Brugger Das Phänomen SLAM!poetry versucht seit einigen Jahren die herkömmlichen Vorstellungen über Literatur aufzumischen. Und zwar in einer Interaktion: Clubbige Atmosphäre mit Masters of Ceremonies, DJ-Begleitung und SLAM!Poeten im schnellen Wechsel, die ihre…

Kärntner Partisan

  „Für das Leben, gegen den Tod“ lautet der parolenhafte Bekenntnistitel eines Buches des kärntner-slowenischen Autors und ehemaligen Widerstandskämpfers Lipej Kolenik, in dem er seine sehr persönlichen Erinnerungen an die Zeit des Nationalsozialismus und seinen Kampf dagegen mit dem Ziel…

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komm verhäkel mit mir Ursache und Wirkung ineinander dear von Ohren durchbohrt trag ich Phönix und Drache auf meiner Unterwäsche ehrlich! Halbwracke Barken verstörte See Urgesetze zu Nacht gemacht und verwandelt wie träge so Drachen in Schwärmen schweben luftig sagen…

KILLROY – Review

Der Begriff Beat wurde von Jack Kerouac geprägt und ist die Kurzform von beatitude – Glückseligkeit. Ferner bezeichnet Beat einen speziellen Rhythmus im Jazz, der Musik die die jungen Intellektuellen Amerikas in ihren Bann zog. Der unermüdliche Aktivist Michael Schönauer…

Eine Erinnerung an Zoltan Vér

Eine Erinnerung an Zoltan Vér, ein ungarisch-österreichischer Dichter und Lebenskünstler. Geboren 1924 in Budapest/Ungarn, gestorben am 14.06.2001 in Wien. Ein sehr eigenartiger Mensch war der ungarisch-österreichische Dichter Zoltan Vér (sprich: Scholtaan Veer, letzteres Wort mit schmalem, auseinandergezogenem Mund wie beim Wort „Beere“,…

Vorlesen

  Er hatte begonnen einen Text vorzulesen, voller Vorfreude auf seine Reaktion. Hatte die Stimme moduliert, sich verausgabt, soweit das auf einer Seite überhaupt möglich ist, denn länger waren seine Texte selten, meist sogar kürzer, Miniaturen gleich. Herr Nipp hatte…

Beobachtungen III

  Noch vor einigen Jahren besuchte Herr Nipp alle zwei Jahre die Mainzer Minipressen Messe. In zwei großen Zelten direkt neben dem Rathaus am Fluss untergebracht stellten dort kleine und kleinste Verlage ihre Werke vor. Dort gab es wirklich Verrückte,…

Selbstporträt

  Der Hungertuchpreisträger Thomas Suder arbeitet an Objekten und Bildern. Sein Thema ist die dialektische Beziehung zwischen organischen, also eher rundlichen Formen und Strukturen wie z.B. das menschliche Gehirn, und dem was ebendieses an höchst unorganischen Formen hervorbringt, um in…

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Würmer im Baumlaub grasige Fetzen aus Ichrest Wetterhälse und um Gedanken kreisen Scherenmusik zertrümmert Momente Tanzschritt bin ich im Fächeln der Kleider noch Asche aus Mensch Raum der pulsiert als wär er sich öffnende Blüte *** Weiterführend → Ein Porträt…

Gedichte und Fotografien 1996 – 2000

„…the cutting edge of young German poetic life…“ Lawrence Ferlinghetti San Francisco, 10/99 „,Lobgesang auf Claudias Arsch? heißt ein Stück Lyrik, das mit 29 weiteren den Weg zwischen die Buchdeckel gefunden hat. Dazu kommen 30 Fotografien (von Alexandra Höner, Andreas…

Dropping

    Weiterführend → Mehr über die Hungertuchpreisträgerin Katja Butt.

Wein

   …wodurch unterscheiden wir uns von den anderen, von den anderen Wesen auf diesem Planeten, sowohl Menschen als auch Tieren? – durch nichts, das muss erst mal festgehalten werden, durch rein gar nichts, wir handeln wie die anderen und haben…

Jenisch wird nicht mehr gesprochen

  „Im Moos“ – so auch der Titel des Romans – auf einem abgelegenen Flecken am Rande einer Kleinstadt im Süden Kärntens lebt eine Sippschaft der Jenischen. Angehörige des einst im Alltag da und dort noch sichtbaren Fahrenden Volkes der…

Mulatte

  Hinter dem zunächst neutral erscheinenden Wort „Mulatte“ […], das bereits 1604 in den deutschen Sprachgebrauch aufgenommen wurde, verbirgt sich die Vorstellung, „dass sich der Schwarze zum Weißen verhält, wie der Esel zum Pferd, und dass sie zusammen einen Hybriden…

Einst da ich bittre Thränen vergoß

  Einst da ich bittre Thränen vergoß, da in Schmerz aufgelöst meine Hoffnung zerrann, und ich einsam stand am dürren Hügel, der in engen, dunkeln Raum die Gestalt meines Lebens barg – einsam, wie noch kein Einsamer war, von unsäglicher…

ANLEITUNG

Wenn Sie ein Gedicht lesen, dann lesen Sie es am besten so, sehen Sie, so. Selbstverständlich können Sie es auch anders lesen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Beispielsweise so. Oder so. Ich habe einen Mann gekannt, der Gedichte so las. Aber…

Weimar in Mai

  Jenen Baum im Park an der Ilm werde ich nicht Vergessen: wo wir so lange sorglos lagen,Als wäre kein Gestern und Morgen, worin wirUns hätten längst verlaufen müssen; einer,Denkt mir, des andern sich wählender Fels –Und eingepasst in das…

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Brücke mit Flügeln wo unsere Geschichte stirbt sei mein Haar dir noch Harfe fällt ein Vogel Schauer Regen über uns herab kriecht ins Rückrat immer von Welt umheckt: wir: Wellen: verrinnen *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet…

Wege in eine steinerne Welt

  Der Titel zu den 61 minimalistischen Gedichten entstammt, wie der Autor in einem kurzem Nachwort uns mitteilt, einer Begegnung mit einem Stein, der sich im Hof eines Weihers befand. Auf der Suche nach einer Heimstätte für ihn, die möglicherweise…

Sauber & Sexy

  »Das Gros der Beiträge kann zu drei Hauptlinien zusammengefasst werden: Erstens werden kritische Impulse gekonnt um stilistische Formspiele bereichert. Zweitens wird nostalgisch dem Verlust identitätsstiftender, medialer Versatzstücke nachgetrauert. Drittens arbeitet man an einer neuen Theorie des Pop.« Thomas Beutel,…

Das Hungertuch für Tom Täger

Tom Täger erhält in Anerkennung seines Lebenswerks das Hungertuch für Musik 2001 Seit 1981 ist Tom Täger an Produktionen mit ‚Comalounge‘, ‚Die Regierung‘, ‚His Girl Friday‘, ‚Die Sterne‘, ‚MissFits‘, Combos aus der Weltmusik, Life–Mixen für Musicals an der Folkwangschule Essen…

Gemälderetro

  Zwischen den Dosen von Farbe, meist sind es Pigmente, manchmal auch schon fertig angerührte Acrylfarben, teilweise auch billiges Abtönzeug aus dem Baumarkt, hat er einen Pinsel gefunden. Ein kleiner feiner Haarpinsel, vielleicht Stärke 0. Er hat sich dorthin verloren…

Nonkonformistische Literatur

Nonkonformisten reagieren mit Unglauben auf das, was alle zu Glauben scheinen, und sie machen sich über Handlungsmaximen lustig, die nach allgemeiner Auffassung die soziale Ordnung begründen. Sie akzeptieren die stillen Annahmen der seriös daherkommenden Urteile nicht, und drehen sich auf…

VorBild

  Dichtung werde von allen gemacht, betonte Lautréamont. Es gibt wenige Thesen über Lyrik, die ich im Verlauf der Beschäftigung mit Gedichten höher einzustufen gelernt habe als diese. Wir schreiben gemeinsam an dem einen Gedicht, das sich aus den vielen…

LiteraturClips • Replica

  Wenn es Videoclips gibt, muss auch die Literatur auf die veränderten medialen Verhältnisse reagieren.     proklamierte der Sprechsteller A. J. Weigoni 1991 als er und der Musiker Frank Michaelis in Zusammenarbeit mit der Schauspielerin Marion Haberstroh und dem…

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wir sind noch Zerbrochenes Wasser schreit der Wind Brust Rundung und die Sterne uns anschaun leucht mir die Augen aus wären wir bloss geboren *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht…

2. Welttag der Poesie

Am 21. März wird jedes Jahr der Welttag der Poesie gefeiert. Er soll an „die Vielfalt des Kulturguts Sprache und an die Bedeutung mündlicher Traditionen erinnern“. Die KUNO-Redaktion empfiehlt an diesem Tag daher Preziosen aus dem Bereich Hörbuch. „Señora Nada…

Aussicht

  Der offne Tag ist Menschen hell mit Bildern, Wenn sich das Grün aus ebner Ferne zeiget, Noch eh des Abends Licht zur Dämmerung sich neiget, Und Schimmer sanft den Klang des Tages mildern. Oft scheint die Innerheit der Welt…

Das Hungertuch

  In Zeiten knappen öffentlichen Geldes müssen oft Mäzene einspringen, um den maroden Kulturbetrieb am Laufen zu halten. Doch mit zunehmendem Selbstbewusstsein der Spender treten neue Probleme auf. Was tun, wenn der Geber sich zu viel herausnimmt? 
Widrigste Erfahrungen mit…

Aktion Hungertuch

    *** Weiterführend →  Die Deutsche Kritik neigt dazu, klüger als die Kunst sein zu wollen. Dies zu ändern ist im Jahr 2001 der Kunstförderer Ulrich Peters angetreten und hat mit dem Hungertuch einen Künstlerpreis gestiftet, der in den…

Markthalle Magdeburger Platz

Vor allem denke man nicht, daß es Markt-Halle hieß. Nein, man sprach »Mark-Thalle«, und wie diese beiden Wörter in der Gewohnheit des Sprechens verschliffen waren, daß keines seinen ursprünglichen Sinn beibehielt, so waren in der Gewohnheit meines Gangs durch diese…

Grünzeug

  Im eigentlichen Ziergarten, Neudeutsch Wellnessgarten, ein Gemüsebeet integriert zu haben, welches auf den ersten Blick gar nicht so aussieht, hat gewisse Vorteile. Immer wieder kommen von wahren Gartenkennern interessierte Fragen, was dies denn und jenes für Blumen seien und…

Der Schmerz

    Das Spiel wird jeden Tag interessanter gestern hab ich mir aus der Gummitapete des Gästezimmers ein Hemd zugeschnitten durch die Wunde an der einen Wand schau ich in den Bauch der Nacht meinem Blick bietet sich ein Steintisch…

Nein Aura

  Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

Füttern und dichten

  Es ist so schön, so schön, etwas zu haben, das verschwindet. Es ist so schön, so schön. Wie Stoff sich an ein Stöffchen bindet, so vertraut. So schön, so schön ist etwas, das ein Etwas findet, eines geduckt, eines…

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Blatt sitzt am Wind der sich als Sturm tarnt um nicht zu sagen: ich trauer hab ein Aug aus Stacheln ich bau mit mir die Nacht aus und im Tod wieder wach werden sagen: o immerzu von Licht zu Licht…