kinder im keller kinder im gefängnis kinder in schubhaft kinder auf den straßen kinder in fabriken kinder an webstühlen kinder am bau kinder in krankenhäusern kinder in waisenhäusern kinder in zeltlagern kinder in der wüste kinder im urwald kinder in booten kinder in lastwagen kinder in weißen säcken kinder in särgen kinder im bombenhagel kinder im granatfeuer kinder hinter den fronten kinder zwischen den fronten kinder zwischen ruinen kinder in zerstörten häusern kinder in ausgebrannten wohnungen kindersoldaten kinder die kämpfen kinder die arbeiten kinder die keine schule besuchen kinder die nicht lesen können kinder die nicht schreiben können kinder die nicht spielen dürfen kinder die mißbraucht werden kinder die ein sexspielzeug sind kinder mit aids kinder die erblindet sind kinder die hungern kinder die verhungern kinder die weinen kinder die machtlos sind kinder die hilflos sind kinder die ohnmächtig sind kinder die ausgeliefert sind kinder die auf der flucht sind kinder die traurig sind kinder die verzweifelt sind kinder die verloren sind kinder die verstoßen worden sind kinder die töten kinder die getötet werden kinder die keine kinder mehr sind kinder in armut und krankheit kinder auf müllhalden kinder in einer welt der gleichgültigkeit der ausbeutung der gewalt kinder da und dort doch nicht bei uns diese kinder anderswo diese kinder auf der ganzen welt diese kinder sind wie in einer anderen und doch in unserer welt diese kinder ohne eine kinderwelt so schön ist diese landschaft schön und voller harmonie ein wahres paradies
was willst du denn mit einem kind du bist ja selber noch ein kind was willst du denn mit einem kind was mußtet ihr denn auch so früh seid ihr denn wahnsinnig was mußtet ihr denn das in eurem alter was habt ihr euch dabei gedacht bei uns da gab es so etwas noch nicht nein wir waren nicht mal aufgeklärt wir hatten keine zeit für so etwas wir hatten keine discothek wir hatten keinen wohlstand keinen luxus nein wir kifften nicht im keller nein da hätte es vom vater was gesetzt bei uns gabs winnetou und karl may und keinen harry potter bei uns gabs nur ein altes fahrrad das war das höchste und baden in der donau oder in einem schotterteich nein wir hatten auch kein auto nein wir hatten nichts und waren mit dem was wir so hatten auch zufrieden ja fast glücklich damals hatte niemand etwas und niemand hatte mehr als alle anderen jedenfalls nicht dort wo wir als kinder lebten nein nur die kinder der reichen und der bonzen die hatten mehr als wir diese kinder anderswo die von den anderen die hatten etwas aber das war schon immer so und so wird es denn auch immer bleiben die einen haben was die anderen haben nichts schau dir doch die schöne landschaft an das kostet nichts ich hab gesagt schau dir die schöne landschaft an kapier doch endlich was du bist du bist doch unser kind und nicht das kind von reichen leuten die haben sowieso nur ihre partys ihre schönheitsoperationen naja vielleicht zum aufputz auch noch ein zwei kinder die haben sie solange sie zusammen sind und dann gibts andere kinder im besten fall so eine patchworkfamily mit mehreren vatis und muttis und einer kinderschar zum feiern bei den kindergeburtstagsfesten denn alle sind verständnisvoll und tolerant der vati muß gleich wieder ins büro er hat so viel zu tun er muß noch arbeiten spätnachts noch im büro da darf man ihn nicht stören nein spielen kann er jetzt nicht mit euch kindern ein andermal vielleicht das kindermädchen kann das tun oder ihr könnt euch auch ein video anschauen aber nur solche aus dem untersten regal die oberen die sind noch nichts für euch die sind für vati und für mutti reserviert laßt bloß die finger davon sonst gibt es was na gut in die disco könnt ihr gehen bis mitternacht nein keine diskussion um 12 seid ihr zuhause und rumgeknutscht wird nicht ein cola ohne irgendwas oder eine dose redbull das ist erlaubt das ist genug jetzt ab mit euch in welcher welt glaubst leben unsere blöden eltern und alle diese doofen erwachsenen denn die haben eigentlich doch keine ahnung die haben nichts kapiert die wissen gar nicht wer wir sind die sitzen nur im auto und fahren durch die landschaft die sie ohnedies schon kennen sie fahren lustlos durch ihre erwachsenenlandschaft mit zeitgeist-modeheftchen in den händen mit einem laptop oder einem netbook auf den knien der vati der studiert die börsenkurse die mutti möchte ihren busen gern vergrößern und fett absaugen lassen der vati hat affären und geliebte doch das wird hingenommen akzeptiert das ist doch ganz normal und niemand spricht darüber das ist der preis den man eben für ein komfortables leben zahlt das ist doch geil und supercool das ist normal und niemand regt sich auf ein jeder kann doch tun was er so will solange es im rahmen bleibt ein jeder hat ja doch sein eigenes leben er hat ein recht darauf man lebt sich aus
macht keinen terror sagt der vati zu seinen kindern dazu habt ihr keinen grund der terror der ist anderswo den brauchen wir nicht hier den terror bringen diese scheiß-muslime in die welt den bringen uns die araber und auch die juden die wollen keinen frieden die al-quaida in afghanistan in pakistan all die verrückten anderswo in libyen im jemen in syrien tunesien ägypten im irak die wollen alle doch nur terror also haben sie ihn auch ein solches land gehört regiert demokratie ist nichts für sie die sind nicht reif dafür demokratie das ist doch nur etwas für uns doch auch in unserem system braucht es eine starke hand da siegt auch hier der stärkere der stärkere siegt immer das ist doch ein naturgesetz also liebe kinder liebe kids schaut zu auf welche seite ihr gehören wollt wenn nötig seid brutal nur ja kein opfer sein kein mitleid mit den opfern die sind an ihrem leben doch alle selber schuld was geht uns afrika was geht uns indien was geht uns so ein kongoland ein swaziland denn an was geht uns südamerika was geht uns nicaragua was geht uns was weiß ich was an was geht uns serbien was geht uns japan an was geht uns ungarn an was gehen uns die roma an hinaus aus unseren ländern hinaus wo sie nicht hingehören wichtig ist für uns die wirtschaft wichtig sind die wachstumsraten wichtig ist die produktion schaut nur auf china da ist wirtschaftswachstum china wird bald eine weltmacht sein ein volk-ein reich-ein führer hieß es damals und dann gab es autobahnen dann gab es ordnung disziplin das sagte noch der alte opa ja der war begeistert ja der schrie heil hitler und hob die hand zum hitlergruß und trat dem juden lachend in den hintern als der vor ihm kniete und er schoß dann auch ein paar von denen tot das waren notwendige maßnahmen für die volksgesundheit das waren kampfmaßnahmen gegen all dieses partisanengesindel gegen diese dreckigen untermenschen das war im krieg der krieg war leider dann verloren doch nicht unsere ideale die sind geblieben die haben wir noch immer und davon hat die heutige generation keine ahnung die haben keine ideale was willst du denn zum abendbrot fragt sanft und unterwürfig dann die oma ich geh jetzt weg sagt vati ich muß noch ins büro ich muß jetzt auch sagt mutti ach leckt mich doch am arsch sagt der sohn jürgen und streckt den mittelfinger in die höhe ich geh zu meinen freunden und vor dem fenster draußen vor dem prächtigen haus sitzt noch das töchterchen im garten träumt so vor sich hin von liebe sex und tralala sitzt ganz in sich gekehrt im garten betrachtet still die landschaft die wunderschöne die landschaft die in ein wunderbares purpurrosa abendrot getaucht ist wie schön das ist wie schön sagt sie fast lautlos zu sich selbst und seufzt dabei
wir kaufen ein wir kaufen alles ein wir kaufen uns bei allen ein wir kaufen alles auf wir gehen an die börse wir sind schon an der börse sind völlig börsenorientiert das aktienkapital verdoppelt sich der hedgefonds wird verdreifacht es steigen börsenkurse und profite bis alles explodiert dann implodiert es letzendlich und es zerplatzt die immobilienblase das geld das hat sich aufgelöst in nichts luftgeschäfte nennt man das böswillig wie eben manche sind das geld ist weg ist futsch und niemand weiß wohin verschwunden was wir da machen sind eben bankgeschäfte ganz normale bankgeschäfte mit risikopapieren alles profitorientiert so ist nun mal das geschäft ein paar milliarden dahin ein paar milliarden dorthin auf einen knopf gedrückt ein kurzes telefonat nur mit den richtigen leuten und schon ist man um ein paar millionen reicher das sind ja auch nur zahlen sagt man die anderen sind dann ärmer haben nichts mehr haben nichts mehr vom lebenslang gesparten geld haben nichts mehr für ihr alter haben nichts mehr für die kinder haben nichts mehr für sich selbst das haus gehört der bank das haus das wird versteigert das haus ist weg dafür steht aber eine notunterkunft fürs erste schon bereit schau zu mein freund wie du jetzt irgendwie noch weiterkommst der börsenguru wird dann angeklagt die schadenssumme wird noch ausgerechnet unvorstellbar diese wahnsinnssummen ein börsenguru kommt für jahre ins gefängnis hinter gitter doch vielen anderen ist nichts passiert rein gar nichts es war ja nur ein bankmalheur da kann doch niemand was dafür das bankgeschäft das ist halt so das weiß doch jeder und das muß er wissen das geld das bleibt verschwunden es war ja sowieso nur virtuelles kapital und schnell verliert ja nur der reiche da hats der arme gut der kann gar nichts verlieren zynismus meint ihr nein zynismus ist das nicht das ist nur lebensrealität mein lieber das ist die realität des globalisierten wirtschaftslebens das ist die realität in dieser welt und das war schon immer so der handel mit den rohstoffen die künstlich geschaffene knappheit anstatt getreide auf die felder pflanzen wir jetzt gelben raps und mais für öl und daraus wird dann diesel und benzin der biosprit dann gibt’s zwar nichts zum essen für die armen doch dafür fahren wir die reichen die wohlstandssituierten in unseren klimatisierten limousinen durch die landschaft durch die schöne landschaft wir fliegen in den urlaub fliegen zu geschäftsterminen fliegen dahin dorthin überall termine ein anruf aus amerika ein sms an die geliebte warte dort auf mich im sheraton hotel ich komme bald bin gleich bei dir ich freu mich schon auf dich auf uns dann auch noch schnell ein anruf zur angetrauten gattin ach meine liebe ich hab so viel zu tun du weißt es ja ich hab so viel zu tun ja selbstverständlich wäre ich jetzt liebend gern bei dir doch leider
der segen urbi et orbi der kleine weiße punkt ganz vorne auf dem platz die purpurroten roben der kardinäle die priester die klosterfrauen und hunderttausend pilger sie alle jubeln dem heiligen vater zu und der ermahnt sie richtet seine botschaft an die welt viele worte oft gehörte phrasen er mahnt zu tugend und enthaltsamkeit kein kondom in afrika enthaltsamkeit sei hier die lösung das ist ein von gott uns auferlegtes heiliges gebot wir müssen lernen uns wieder zu bescheiden enthaltsam zu sein in einer zeit der maßlosigkeit sagt er und die menge jubelt ein schluck aus einer wasserflasche alle knien nieder und bekreuzigen sich der erzbischof williams leugnet ja gar nicht den holocaust nicht so direkt er hat nur eine etwas andere meinung in bezug auf die geschichte und meinungsfreiheit müsse sein das sei ein menschenrecht
die medien die zeitungen die zeitschriften die journale die tv-sender die rundfunkanstalten die plakate die werbung die worte die bilder alles voll mit worten und mit bildern tagtäglich voll informiert die ganze welt vernetzt ich scheiß auf diese welt ich setze mich jetzt in den garten die kinder sind schon aus dem haus die mama ist bei einem kurs ich nehme mir ein bier und dann noch ein glas wein ich schaue in die landschaft in die wunderschöne landschaft was geht denn mich das alles an so denke ich was geht denn mich die welt an diese welt da draußen die welt das bin nicht ich da draußen ist die welt und ich bin ich solange ich noch lebe bin ich ich
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Über den dezidiert arbeitenden Schriftsteller, eine Würdigung.