Autor: Ludwig Boerne

Denkrede auf Jean Paul

  Ein Stern ist untergegangen, und das Auge dieses Jahrhunderts wird sich schließen, bevor er wieder erscheint; denn in weiten Bahnen zieht der leuchtende Genius, und erst späte Enkel heißen freudig willkommen, von dem trauernde Väter einst weinend geschieden. Und eine…

Das Käthchen von Heilbronn

  Fürwahr, es ist Mark darin und Geist und Schönheit. Von der dunkeln Tiefe des Gemüts bis hinauf zu jener heitern Höhe, auf welcher die Schöpfungskraft frei und besonnen waltet, führt uns ein lockender Weg, mit abwechselndem Reize, bald zwischen…

Über Deutschland, von Heinrich Heine

  Allen Schriften von Heinrich Heine gehen prachtvolle, blendende Vorreden voran. Diesmal hält der Verfasser seinen Einzug, gefolgt von dem Kaiser Otto und Karl dem Großen, von zwei Bischöfen und einem Grafen, ein ehrwürdiger Aufzug, der aber die Unannehmlichkeit hat,…

Humoralpathologie

  Die Katze gehört zum edlen Geschlechte des Löwen; aber nur der Abschaum königlichen Blutes fließt in ihren Adern. Sie ist ohne Mut, und darum ohne Großmut; ohne Kraft, und darum falsch; ohne Freundlichkeit, und darum schmeichelnd. Der Tag blendet…

Rezensent

  In Deutschland schreibt jeder, der die Hand zu nichts anderem gebraucht, und wer nicht schreiben kann, rezensiert.       Der in der Schwebe gelassene Sinn, die Produktion von Ambiguität – was für Roland Barthes Brecht im Theater geleistet…

Es ist wie ein Wunder!

  Tausend Male habe ich es erfahren, und doch bleibt es mir ewig neu. Die einen werfen mir vor, dass ich ein Jude sei; die andern verzeihen mir es; der dritte lobt mich gar dafür; aber alle denken daran. Sie…

Sich an der Schönheit rächen

  Einen Dichter zu beleidigen ist doppelt gefährlich. Er kann sich an der Schönheit rächen durch Schweigen und durch Reden.       *** Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.

Freiheit sei die Seele meiner Feder

  Ich liebe nicht den Juden, nicht den Christen, weil Jude oder Christ: ich liebe sie nur, weil sie Menschen sind und zur Freiheit geboren. Freiheit sei die Seele meiner Feder, bis sie stumpf geworden ist oder meine Hand gelähmt.…

Über das Schmollen der Weiber

  Das Schmollen der Weiber ist nichts als ein Guerillakrieg, den sie gegen die konzentrierte Macht der Männer führen, ein Krieg, in dem sie immer siegen.       *** Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.  

Briefe aus Paris

    Seit ich fühle, habe ich Goethe gehaßt, seit ich denke, weiß ich warum.     *** Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.  

Kopf und Herz

  Solange Kopf und Herz vom Alten besetzt sind, findet das Neue keinen Platz.       *** Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.

Das Staatspapier des Herzens

  Der Ehrgeiz ist für die Seele, was der Hunger für den Leib ist.       *** Der in der Schwebe gelassene Sinn, die Produktion von Ambiguität – was für Roland Barthes Brecht im Theater geleistet hat, indem er…

Ueber Etwas, das mich betrifft

  Der Umstand, daß wir Feinde haben, beweist klar genug, daß wir Verdienste besitzen.     *** Der in der Schwebe gelassene Sinn, die Produktion von Ambiguität – was für Roland Barthes Brecht im Theater geleistet hat, indem er die…

Die Kunst, in drei Tagen ein Originalschriftsteller zu werden

  Aufrichtigkeit ist die Quelle aller Genialität, und die Menschen wären geistreicher, wenn sie sittlicher wären.       *** Der in der Schwebe gelassene Sinn, die Produktion von Ambiguität – was für Roland Barthes Brecht im Theater geleistet hat,…

Die Lebenskraft

  Die Lebenskraft eines Zeitalters liegt nicht in seiner Ernte, sondern in seiner Aussaat.     *** Der in der Schwebe gelassene Sinn, die Produktion von Ambiguität – was für Roland Barthes Brecht im Theater geleistet hat, indem er die…

Im Dienste der Wahrheit

  Im Dienste der Wahrheit genügt es nicht, Geist zu zeigen, man muß auch Mut zeigen.       *** Der in der Schwebe gelassene Sinn, die Produktion von Ambiguität – was für Roland Barthes Brecht im Theater geleistet hat,…

Die Serapions-Brüder

  Aus dem Meere der deutschen Leihbibliothek (nur das Salz und die Tiefe unterscheidet jenes von diesen) ragen die Schriften Hoffmanns als tröstende, liebliche Eilande hervor. Jauchzend springen wir ans Ufer, küssen den grünenden Boden, umarmen Baum und Strauch und…

Die Kunst, in drei Tagen ein Originalschriftsteller zu werden

  Es gibt Menschen und Schriften, welche Anweisung geben, die lateinische, griechische, französische Sprache in drei Tagen, die Buchhalterei sogar in drei Stunden zu erlernen. Wie man aber in drei Tagen ein guter Originalschriftsteller werden könne, wurde noch nicht gezeigt.…

Über den kritischen Lakonismus

Rezensenten sind literarische Polizeibeamte. Novalis Es gereicht Rezensenten, sie mögen nun Bücher, Menschen oder Verhältnisse beurteilen, zum größten Ruhme, wenn sie wie die Spartaner leben, nur Kupfergeld besitzen und schwarze Suppen essen; denn wer Vertrauen braucht, erhält es nur, wenn…