
Uwe Albert ist ein Spieler. Er tut zwar so, als sei er ein Sportler. Rennt mit dem Boot auf dem Strom rum, um die Enten auf dem Wasser zu beobachten und die Schnepfen am Ufer. Aber er ist ein Spieler.…
Die physische Präsenz eines Bildes ist die Zweidimensionalität der Leinwand. Der Moment der Bildbetrachtung umfasst jedoch wesentlich mehr. Er bildet die Schwelle zwischen kollektivem und persönlichem Wissen, Neugierde und Selbstreflexion. Die Verwandlung der physischen Realität in Wahrnehmung und Erkenntnis ist…
Was ist nur bei Durs Grünbein schief gegangen? fragt Fritz J. Raddatz in der WELT: Er wird ausgerufen zu einer »der markantesten Stimmen deutscher Dichtung unserer Zeit«. Vollmundiger PR-Unsinn. Wie schon seit langem und an diversen Publikationen zu beobachten: Grünbein…
Nadeschda Tolokonnikowa trug während der Urteilsverkündung in Москва ein T-Shirt mit der Aufschrift: ¡No pasarán! Den be/merkenswerten Aufruf ¡No pasarán! (auf gut deutsch: Sie werden nicht durchkommen) prägte die Kommunistin Dolores Ibárruri, er wurde zum Schlachtruf der Verteidiger der Spanischen…
hinterm bahnübergang der himmel die haut die andere seite des dorfes gleißend coloriert der grüne abend eine schablone die form das vorbild die pose des spiegelkabinetts jedes vertrauen ein jahrmarkt der triebe nur zu empfehlen königen und kindern mit lampions…
Das Volk steht auf, der Sturm bricht los. Wer legt noch die Hände feig in den Schoß? Pfui über dich Buben hinter dem Ofen, Unter den Schranzen und unter den Zofen! Theodor Körner Warum sind Kulturseiten so boniert geworden? fragte…
Im Rahmen des Steuergesetzes 2013 soll ein wichtiger Paragraph im Umsatzsteuerrecht geändert werden. Der Entwurf betrifft alle Musikschulen, welche inhabergeführt sind, deren Angebot auch der Freizeitgestaltung dient und die mit der Absicht zur Gewinnentnahme arbeiten. Diese Schulen müssten, würde das…
Wann merkt man, dass der Sommer da ist? Wenn Bäder die Fahnen hissen, dass sie bis auf den letzten Platz ausverkauft sind und du mit vollgepackter Badetasche abziehen musst, weil du bis mittags oder noch länger geschlafen hast? Wenn vor…
Das Symposion des Platon (427-347), 1807 ins Deutsche übersetzt von Friedrich Schleiermacher, fand statt während eines Gastmahls, ausgerichtet anlässlich einer Siegesfeier für den Dichter Agathon. Unter Freunden wollte man gemeinsam das Wesen des Eros ergründen, kurzum: der Begriff ist eng…
Neben den sonst in jeder mittleren Kleinstadt üblichen Ateliergemeinschaften, oft nicht aus Zuneigung zu einander entstanden, sondern aus der Notwendigkeit, gibt es auch weitergehende Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Allein ein Atelier zu mieten übersteigt meist oder zumindest oft die finanziellen wie…
Der Düsseldorfer Multimedia-Künstler Ferdinand Kriwet erarbeitete formalistische Werke aus den Bereichen Grafik, Film, Literatur, Hörspiel und Kunst am Bau die sich innerhalb der jeweiligen Konventionen und Genregrenzen ihres Mediums bewegten. Kriwet zeigt eine bemerkenswerte Stringenz im Umgang mit Sprache, Form-…
Ein abgrundtiefes Geheimnis ist der Mensch Augustinus Dazwischen 24 mal 17 mal 4,6 cm: Maße, die bibelähnlichen Charakter haben. Ein großzügig wirkendes, sehr schönes, in apfelsinenfarbenes Leinen (in das ein maschendrahtähnliches Bild, in dessen Mitte vier aufeinandergerichtete Pfeile zueinander finden,…
„Diesem Widerspruch antwortet von eh und je der Vorwurf, das moderne Gedicht sei „unverständlich“. An ihm ist bemerkenswert, daß er nicht spezifisch, im Hinblick auf den einen oder anderen Text, sondern stets pauschal erhoben wird. Das legt den Verdacht nahe,…

Der Meister der politischen Elegie zeigt sich hier in seiner ganzen Vielfältigkeit: Schwermütig-hintergründige Reisezyklen sind in dieser Compilation ebenso enthalten wie lakonische Gedichte, die sich unmittelbar aus urbanen Alltagsrealität speisen. Schulz‘ Blick ist dabei niemals denunziatorisch, sondern immer empathisch. Ohne…

Mit seinem Beitrag „12 Ballads for Huguenot House“ zur documenta 13 in Kassel hat der amerikanische Künstler und Kulturplaner Theaster Gates (*1973, lebt und arbeitet in Chicago) ein ungewöhnliches transatlantisches Austausch-Projekt zwischen zwei Gebäuden realisiert: aus dem 6901 South Dorchester-Haus…
Matthias Schamp, dessen „Gesammelte Buhrufe“ weiterhin in der Galerie amschatzhaus zu sehen sind, ist eine Mehrfachbegabung. Bekannt ist er nicht nur für seine Aktionspoesie, etwa die legendären „schlechten Verstecke“, die einige Jahre lang im Magazin „Titanic“ erschienen, und andere spektakuläre…
Seit ihren Gründungsjahren favorisiert die im westfälischen Münster verlegte Zeitschrift einen Typus von Literatur, der einen ironischen Realismus mit einem ausgeprägten Sinn für Komik verbindet. (Michael Braun · Saarländischer Rundfunk ·2011) Die neue Ausgabe der Literaturzeitschrift Am Erker erschien im…
„Ich könnte mich auf verschiedene Weise darstellen: Der Außenseiter. Der Nichtmitmacher… Die Literaturindustrie erwartet totale Unterwerfung. Sie erwartet Autoren als Mitmacher, als Erfüllungsgehilfen einer Aufgabe: Es geht ausschließlich um die Höhe der Auflage. Quantität ist das einzige Kriterium für Qualität.…
44 · every window in every house Habe gerade die Sprache erfunden rasende Sprache Friederike Mayröcker Weiter in diese ineinanderrankenden Gedankenmammutbäume kletternd, möchte saphirene Texte schreiben tatsächliches Blau, in deltamäandernde Bewusstseinsströme eintauchend, in den Fingerspitzen kribbelt Buchstabenwelt – als »souveräne…

Kulturpessimisten versprechen uns, dass durch das digitale Zeitalter letztlich die Informationen selbst zu ihrem Ende gelangen, entweder weil sie durch einen immensen Sonnensturm gänzlich, schnell und effektiv gelöscht werden (Ja, auch die Backups), oder weil die Datenformate einerseits, die Datenträger…
Laut Ankündigung des Filmfests München (29.06. – 07.07.2012) wartet auf die Besucher ein cineastisches und kulturelles Extraklasse-Bonbon: „Das 30. Jubiläum des FILMFEST MÜNCHEN fällt auf den Monat genau mit Fassbinders 30. Todestag zusammen. Das gibt uns die Gelegenheit, mit einer…
Zu einer Reise durch das Ruhrgebiet der 1920er Jahre lädt die szenische Lesung von Heinrich Hausers Schwarzes Revier am 16. Juni in die Kokerei Hansa ein. Nach einer Einführung durch Andreas Rossmann (Feuilletonredakteur der FAZ) machen sich die Besucher selbst auf…
1 Ich beginne EIN BUCH zu lesen, in dem Fritz Widhalm, der gemeinsam mit Ilse Kilic in Wien im fröhlichen Wohnzimmer l(i)ebende cremeschnitteversessene, edierende, filmdrehende, gitarrespielende, kaffeetrinkende, (hör-)bücherschreibende, spazierende, Bücher und Wohnzimmer, die Zeitschrift für unbrauchbare Texte verlegende, videokünstlerische, zeichnende,…
Mehr begreift von einem Wesen, wer versteht, dass man dessen „Familienroman“ kennen muss, um sich in seine Eigen-ART einfühlen zu können. Das gilt auch für die kreative Handhabung, die Behandlungsweise bestimmter Materialien, schlicht Kunst genannt. Besondere Geburtsumstände geben dem Wachsenden…
Eine Antwort auf Orhan Pamuks „bescheidenes Museumsmanifest“ Im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung veröffentlichte der türkische Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk unter dem Titel „Ein bescheidenes Museumsmanifest“ elf Thesen bzw. „Gedanken“ über die Zukunft der Institution Museum. Pamuk fordert in seinem Manifest eine…
Strategien für eine erfolgreiche Künstlermessenteilnahme Die folgenden Vorschläge werden jedem arrivierten Künstlermessenteilnehmer Erfolg garantieren. Sie sind ausdrücklich gemeint als Diskussionsgrundlage für einen allgemeinen und ernsthaften Ratgeber, der demnächst auch in Buchform mindestens fünfsprachig veröffentlicht werden und zukünftig als Grundlagenwerk in…
Zum geflügelten ReizWort wurde der Claim eines bekannten Elektronikriesen: „Geiz ist geil“ und fand salonfähigen Einzug ins deutsche Sprachwohnzimmer. Der Begriff „geil“ stand ursprünglich für eine aufrecht stehende Pflanze und erfuhr seine zweideitig-eindeutig nachfolgende Bedeutung erst viel später. Man darf…
Landflucht ist zurzeit nicht nur in Deutschland in. Viele streben in die Städte. Der Arbeit, des abwechselnden Kulturangebots wegen, und um in städtischer Anonymität der sozialen Kontrolle auf dem Land zu entgehen. Aber auch dörfliche Langeweile und der Wunsch nach Abenteuer…