Möglichkeiten der Vermarktung III – Kunstwechsel

Einige Jahre nach „Kunst von der Rolle“ und ARTOMAT erfand sich 1998 in Siegen der Kunstwechsel, der zum Ziel hatte, alljährlich in anderen Örtlichkeiten, die kurz vor dem Abbruch oder der Umnutzung standen, eine Kunstmesse der kleinen Preise zu veranstalten. Eine Künstlermesse ohne Galerien, ähnlich der „Huntenkunst“ in Doetinchem und Ulft (Niederlande), über die auf Kulturnotizen mehrfach berichtet wurde. Dem Publikum sollte echte Lust auf Kunst gemacht werden. Verbunden mit Konzerten, Performances, Lesungen und Partys war es auch ein durchschlagender Erfolg. Junge Künstler sollten sich hier der Öffentlichkeit präsentieren und vielleicht erste Kunden finden. Vielleicht sogar Galeristen (Man sieht, hier schließt sich dann mal wieder der Kreis.). Vor allem aber eine Kontaktbörse untereinander. Bezeichnend wohl, dass auch hier einige der „Kunst von der Rolle – Leute“ involviert waren. Die ersten Aussteller waren Baruth, Demmer, Derda, Dietrich, Greiner, Harnisch, Hieronymus, Hoppek, Kellner, Krah, Krawic. Krämer, Kräuter, Lange, Manderbach, Martpers, Momen, Sammartino, Schäfer, Schetter, Schneider, Skalski, Steinle, Theiss, Trinke, wiebusch, Wille, Wilms, Wowurka. Von denen sind immerhin einige über all die Jahre des Bestehens erhalten geblieben. Der erste Kunstwechsel bestach durch die hohe Kunst der Improvisation, durch lausig kalte Temperaturen und vor allem viel Spaß an der Sache, inzwischen hat sich die Organisation zwar etwas etabliert, die Freude am Machen, Ausprobieren und Improvisieren allerdings ist geblieben. Eines allerdings trägt diese Veranstaltung in besonderer Weise: Die herzliche und familiäre Atmosphäre.

Auf der Seite der veranstaltenden Künstlergruppe findet sich ein treffender Text:

„Ein Wochenende lang zeigt der Kunstwechsel eine Mischung aus Kunst und Kultur an ungewöhnlichem Ort. Hinter Kunstwechsel steckt die Idee, neue Präsentationsformen für unkonventionelle, (noch) nicht etablierte, abwechslungsreiche Kunst zu finden und die Möglichkeit zur Begegnung und zum direkten Austausch zwischen Künstlern und Besuchern zu schaffen. Kunstwechsel ist eine Veranstaltung mit offenem und kommunikativem Ansatz.

Als Veranstaltungsort für den Kunstwechsel nutzen wir leer stehende Gebäude, deren Geschichte in der Programmgestaltung und von den teilnehmenden Künstlern aufgegriffen wird. An dem Projekt beteiligen sich im Durchschnitt 35 Künstler mit Malerei, Fotografie, Grafik, Bildhauerei, Film, Internet- und Videokunst, Lichtinstallationen und Performance. Vervollständigt wird das Kunstwochenende mit einem vielseitigen wechselndem Rahmenprogramm:
Film, Live-Musik, einer Kunstversteigerung, Aktionen für Kinder, Live-Poesie, Modenschau und ein Café zum Ausspannen.

Ein Überblick der Kunstwechsel-Veranstaltungen:

1998 Kunstwechsel im ehemaligen Elektrolux-Bürogebäude, Welterstr. 57, 57076 Siegen
1999 Kunstwechsel im ehemaligen Hoesch/Siemens-Verwaltungsgebäude, Sandstr. 54, 57072 Siegen
2000 Kunstwechsel in der ehemaligen Landeszentralbank, Spandauerstr. 40, 57072 Siegen
2001 Kunstwechsel im ehemaligen Kaufhaus Kerber, Am Kornmarkt, 57072 Siegen
2002 Kunstpause
2003 Kunstwechsel im ehemaligen Pennymarkt, Frankfurterstr.27, 57072 Siegen
2004 Kunstwechsel in der “Alten Geisweider Schule”, Geisweiderstr. 123, 57078 Siegen
2005 Kunstwechsel im ehemaligen Arbeitsamt, Löhrtor 2, 57072 Siegen
2006 Kunstwechsel im ehemaligen Kreiswehrersatzamt, Friedrichstr. 13/15, 57072 Siegen
2007 Kunstwechsel im ehem. Gebäude VHS, Bismarckstrasse, 57076 Siegen
2008 Kunstwechsel im ehem. Aldimarkt, Kaisergarten, 57072 Siegen
2009 Kunstpause
2011 Kunstwechsel, [Möbel Bald, Siegen Weidenau]“

Weiterführend → Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie einen Artikel von J.C. Albers. Lesen Sie in diesem Zusammenhang auch den Essay über den Wandel des Museums.