Autor: Ni Gudix

Die Humanisierung der Kommunikation

Eine Erinnerung von Ní Gudix an Hadayatullah Hübsch   Es war 1998, da klingelte bei mir das Telefon. Ich wollte gerade etwas vom Fernseher auf Cassette aufnehmen und war daher verärgert über die Störung, da mir das Klingeln die Aufnahme…

Social Beat & Beat

  2021 gab es von Januar bis Mai eine Ausstellung über den legendären Social Beat im Literaturhaus Stuttgart. „Social Beat & Beat: Ein literarischer Urknall“ hieß das Ganze. Bei Killroy Media gibt es jetzt die DVD zur Ausstellung. – Ein…

Die Wirklichkeit und die Ewigkeit

Ein dialogischer Essay Aquin Kohl war ein vertrockneter Hegelianer, der sich immer mal wieder in die Einsiedelei ver­kroch und dann alles und jeden negierte. Aber auch als Hegelianer braucht man mitunter einige so­ziale Kontakte, um überleben zu können, zumal wenn…

Zum Todestag von Hans Fallada

In dem in Buchform 2012 publizierten Essay „Der Schein, das Sein und das Nichts“ habe ich Bücher und Gestalten von Hans Fallada neu interpretiert: mit Hilfe der Psychologie nämlich. Dabei nahm ich Alice Millers Bücher sowie eigene Definitionen zur Hand.…

Von Wichsern, Gutmenschen, Spitzbuben und Coronazis

  In einer Zeit, in der sich alle liebhaben sollen und man am liebsten alle Schimpfwörter verbieten würde, weil sich irgendjemand davon verletzt fühlen könnte, kommt Falko Hennig mit dem „Schimpfwörter-Sammelsurium“ um die Ecke. Und da stehen sie alle drin:…

Lächeln als Kapitulation begreifen

  Als ich noch in Berlin lebte, wurde ich oft gefragt, ob ich dort glücklich sei. Meine ehrliche Antwort lautete: „Nein.“ Berlin ist hässlich, laut, marode, stinkend. Berlin ist ein Schweinestall mit Bordellbeleuchtung. Es gibt keinen Grund, Berlin mit „Glück“…

„Wenn er zu Hause ist, ist wieder alles zu Ende“

  Es ist nun schon eine Weile her, dass die Langversion von Falladas Bestseller „Kleiner Mann – was nun?“ beim Aufbauverlag erschienen ist.  Ich musste das Buch mehrmals lesen und zwischendurch das Gelesene sacken lassen, um eine Meinung bilden zu…

Über die ewig wiederbelebte Leiche des literarischen Undergrounds

Anläßlich des 25. Todestags von Josef „Biby“ Wintjes schrieb KUNO an einer Friedhofsgeschichte der deutschen Alternativ-Literatur. Das Schlußwort hat Ní Gudix, eine exzellente Kennerin der Szene. Sie fragt sich in ihrer Polemik: „Gibt es eigentlich noch so etwas wie einen…

Vom Semiolus Silvanus (Waldaffen) zum Semiolus Domesticus (Hausaffen)

– ein Evolutionsgedicht Einst haben die Kerls noch auf Bäumen gehockt, behaart und mit blöder Visage. Dann hat es sie in die Stadt gelockt, nach Berlin, asphaltiert und aufgebockt bis zur dreißigsten Etage.   Da kauern sie nun, den Flöhen…

Dies Land war sein Land

Woody Guthrie war eine der führenden Figuren der amerikanischen Polit-Folk-Bewegung. Er schrieb die ursprüngliche Fassung des Songs am 23. Februar 1940 in dem billigen New Yorker Hotel Hanover House, wo er nachts alle sechs Strophen verfasste. Ein großes Buch, ein…

MAULhURE

  Doch, es gibt sie noch, die kritische Subkultur, die nicht nach hohlem Starkult lechzt, sondern bei der es um Inhalte geht. Die an die Kraft der Kunst glaubt und die Kunst nicht nur als Neurosenträger mißbraucht. Hier sind sie…

Limerick auf Thomas Nöske

    Ein Revoluzzer einst litt unter Muff, macht Social und Beat mit viel Suff. Doch dann denkt er: „fick’s! Das ändert doch nix!“ – Und seither ist er Philosuph.         Weiterführend → Zu den Gründungsmythen der…

Limericks auf Klaus M. Rarisch

  1. Es war mal ein alter Preuße, der hockte in seinem Gehäuse und schrieb dort Sonette und ächzte im Bette. Es liebten ihn nur seine Läuse.   2. Es war mal ein steinalter Eber mit gallschwarzer Alkoholleber, der grunzte…

Limerick auf Tom de Toys

    Es war mal ein Künstler aus Jülich, der kann was, so dacht’ ich, so fühlt’ ich – doch er kann nur Gezerve produzieren mit Verve und wäscht seine Grütze in Spülich         Seit der Textsammlung:…

Limerick auf Michel Houllebecq

  Es war einmal eine Mimose, die hatte ne Sexneurose. Da schrieb sie ein Buch und bekam viel Besuch. Jetzt ist noch viel mehr an ihr lose…     Seit der Textsammlung: Twitterature. The World’s Greatest Books Retold Through Twitter…

RIP, Bruno!

  Er war der, ohne den ich definitiv nicht da stünde, wo ich heute stehe: Bruno Runzheimer. Engster Freund von Biby Wintjes, dem Bottroper Nabel der deutschen Subliteratur. Als Biby im September 1995 starb, führte Bruno das IMPRESSUM noch vier…

Underground!

Literarische Subkultur in Deutschland von 1968 bis 1998 und das „Informationszentrum“ des Josef Wintjes in Bottrop In Deutschland gibt es die literarische Alternativkultur oder „Alternativpresse“ seit 1968. Ab diesem Zeitpunkt wird der Begriff zu einer spezifischen Bezeichnung für jene programmatische…

Kritik an der literarischen Alternative

Was sich als zwischen 1967 und 1977 als Gegenkultur bezeichnet, fand bereits im 19. Jahrhundert auf dem Monte Verità, dem Zauberberg der nonkonformistischen Kultur statt. „Ach, der“, sagt Lenz, „mein Gott, der H., der ist ein großer Dichter, aber er…

Kolchose on the tearoder: Liebesgrüße aus Marodistan

Ein bürgerliches Trauerspiel aus dem Prenzlauer Gebirge, 2002 „Twas young Brennan on the tear, Brennan on the tear, both wild and undaunting was young Brennan on the tear.“ – nach einer irischen Ballade „Der Mensch ist ein Abgrund. Es schwindelt…

HAUSAFFENTANGO

  Schritt, Schritt, Wechselschritt. Und schon haste den nächsten anner Backe. Mit meinem ersten gabs keine Probleme, der zahlte seine Miete, der machte den Abwasch, der trocknete die Dusche ab und fraß mir nicht den Kühlschrank leer, sondern kaufte sich…

Einmal fliegen noch

  Es bleibt dabei, und es ist nicht zu leugnen: Michael Schönauer hat ein Händchen für gute Schreibe mit Spunk. Björn Ludwig ist der nächste Pfeffersprecher in der Reihe „killroy 10+1 stories“. „Einmal fliegen noch“ hab ich, mit einer Flasche…

Einladung zur Stille

  Eine wunderbare, wunderschön leise CD, die Bruno Runzheimer hier zusammen mit Gerd Schoppmann aufgenommen hat. Auf dem Cover sieht man einen lichtdurchflu­te­ten grünen Waldweg, man hört im Geiste die Vögel zwitschern, riecht Laub und Gras – alles weitab vom…

URBAN ELECTRONIC POETRY

  In der zweiten Septemberwoche wurde ich infiziert. Vom Sprachvirus. Wieder mal. Diesmal nicht durch Ploog und Monte (bezieht sich auf das Büchlein „SPRACHE IST EIN VIRUS“ von Jürgen Ploog und Axel Monte, herausgekommen in Po Em Press Pentling 2003),…

IL FAUT ÊTRE ABSOLUMENT MODERNE!

Am 20. Oktober 2004 wäre Arthur Rimbaud, der Rebell der französischen Literatur, 150 Jahre alt geworden. Was bleibt? Wenn man sich über Arthur Rimbaud informiert, hat man fast den Eindruck, als ob es sich bei ihm um den französischen Nationaldichter…

RETTET KILLROY!

DER SOCIAL BEAT IST TOT, ABER DARUM GEHT‘S NICHT: WENN DAS LABEL KILLROY MEDIA VON MICHAEL SCHÖNAUER IN ASPERG ABNIPPELT, STIRBT WAS ANDERES Michael Schönauer ist Urgestein. So ur, daß neulich ein Freund, dem ich von meiner bald bei Killroy…

„Bye, bye, Biby, bye, bye…“ – Erinnerung an Josef „Biby“ Wintjes

  Ich habe Biby Wintjes nie gesehen. Im Sommer 1994, ich war achtzehn, war ich auf Umwegen mit Bi­bys „Im­pressum“ und dem „Nonkonformistischen Literarischen Informationszentrum“ in Bottrop in Kontakt gekommen. Ich ließ mir ein Probeex­em­p­lar des „Impressum“ kom­men, las es…

Negation

  Für T. C. Die Wohnung eine Zelle. Paar Quadratmeter. Studentenappartements seien das, sagte er lächelnd und zuckte die Schultern. Und da darfst du trotzdem wohnen bleiben, obwohl du kein Student mehr bist? Naja, sagte er und lächelte. Hier stand…

December 8th, 1980, N.Y.

  It was twelve years ago today, I have to sigh, that John Lennon was shot in N.Y.   Just returning with his wife from the studio, yet alive, being happy, laughing much, suddenly he got a touch. He turned…