Meine erste Schallplatte: »Don Juan« von Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick and Tich

Im Jahr der Revolte wurde ich zehn Jahre alt und kam aufs Gymnasium. Meine Schallplattensammlung bestand aus einer Aufnahme des Sängerkriegs der Heidehasen von James Krüss mit dem großen Franz Muxeneder, der später sein Talent in einschlägigen Filmen wie Liebesgrüße aus der Lederhose oder Unterm Dirndl wird gejodelt verschleudern sollte, in der Starrolle des Hasen Lodengrün. Und selbst das ist geflunkert, da meine jüngeren Brüder ebenso große Eigentumsrechte hätten anmelden können.

Damals kosteten Singles stolze 5 Mark – für mich mehr als ein monatliches Taschengeld. Reguläre LPs schlugen gar mit 22 Mark zu Buche. Also musste mein erster Plattenkauf noch ein wenig auf sich warten lassen. Zum Glück besaß mein sechs Jahre älterer Cousin ein Tonbandgerät, auf dem sich Perlen wie Manfred Manns Ha ha Said the Clown, Fire von Arthur Brown und auch mein absolutes Lieblingsstück Lazy Sunday afternoon von den Small Faces befanden. Am liebsten wäre ich selbst schon 16 gewesen, hätte Schlaghosen getragen und mir die Haare über die Ohren wachsen lassen. Kindsein fand ich furchtbar langweilig. In der Bravo (genauer gesagt in Heft 27 vom 1. Juli 1968, das ich unbedingt haben musste, weil Little Joe aus der Serie Bonanza auf dem Titelbild abgebildet war) hatte ich von Liebesspielen, die erlaubt sind gelesen. Ich verstand zwar nicht wirklich, wovon die Rede war, fand es aber ebenso spannend wie geheimnisvoll. Und verboten natürlich.

Aber zurück zur Musik. Ein Jahr später war es soweit. Während sich in den USA die Woodstock-Generation auf den Weg machte, hörte ich mir im Emsdettener Radiogeschäft Saatjohann nach der Schule etliche Singles an, um dann schließlich Don Juan von den englischen Hitfabrikanten Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick and Tich zu erwerben, ein pompöses, mit Flamencoklängen durchsetztes Machwerk, dessen Pathos mir sehr gefiel. Ich weiß nicht, wie oft ich die Platte auf der heimischen Musiktruhe abgespielt habe. Wenig später bekam ich die LP Hits of Bubblegum Music mit Coverversionen bekannter Songs wie Yummy Yummy oder Mercy Mercy geschenkt. Als Interpret wurde ein gewisser Giorgio genannt, der später als Erfinder des Munich Disco Sounds in die Popgeschichte eingehen sollte. Und das war’s dann erstmal.

Irgendwann wurde ich dann tatsächlich 16, trug die Haare lang und hörte Jethro Tull und Emerson, Lake & Palmer. Aber langweilig war mir immer noch.

 

 

Weiterführend → 

Meine erste Schallplatte: „Heart of glass“ von Blondie, vorgestellt von Martina Haimerl. Life circles at 33rpm!, postulierte Mischa Kuball. Wer sich hinter „Mister B“ verbirgt, beschreibt Christine Kappe. Ergänzen ein Artikel zum Kassettenuntergrund. »Don Juan« von Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick and Tich, vorgestellt von Joachim Feldmann. Eine Reise ins Glück von den Lilians, vorgestellt von Ju Sophie Kerschbaumer. „This charming man“ von den Smiths vorgestellt von Haimo Hieronymus. The Fall – Big New Prince vorgestellt von Enno Stahl. Dschäääzz!!!, gehört von Eva Kurowski. Helge Schneider ist wahrscheinlich der bislang einzige Solo-Künstler, der gleich mit seiner ersten Platte den Titel Seine größten Erfolge gab. Begleitet wurde er bei den Aufnahmen durch Tonmeister Tom Täger im Tonstudio an der Ruhr. Meine ersten drei Platten, vorgestellt von Marcus Baltzer. Meine Musik, vorgestellt von Ulrich Bergmann. Mit etwas Verspätung erschien Pia Lunds zweites Solo-Album Gift. Smile war für A.J. Weigoni ein Versprechen. Eine Generation später wurde es eingelöst. Selbstverständlich auf Vinyl. Und in Mono. Eine Wiederveröffentlichung der Neu!-Studioalben ist auf dem Label Grönland erschienen. in 1999 ging KUNO der Frage Label oder available? nach. Einen Remix zu basteln ist in der Popmusik gang und gebe. Stephan Flommersfeld hat das Selbe mit der “Letternmusik” gemacht. „Wenn es Videoclips gibt, muss auch die Literatur auf die veränderten medialen Verhältnisse reagieren.“, postulierte A.J. Weigoni 1991 und erfand mit Frank Michaelis das Hörbuch. Erweiternd zum Medium der Compact Disc auch der Essay Press/Play.