Möglichkeiten der Vermarktung II – ART-O-MAT

 

Die Idee des Kunstkaufhauses war geboren, da lag natürlich auch die Vermarktung mit Automaten nicht ganz fern. Der Begriff, der sich schnell herausbildete, ergab sich fast zwangsläufig durch die Umstellung eines Buchstabens und der Gedanke an Per Anhalter durch die Galaxis lag wohl auch nicht allzu fern. Aus Automat wurde ART-O-Mat.

Der Prototyp, ein ART-O-MAT von Haimo Hieronymus, Photo: Dieter Meth

Dabei gehen die Legenden in verschiedene Richtungen. Bei mir selbst war es ganz einfach. Als ich an einem lauen Spätfrühlingabend im Jahre 1997 keinen Tabak mehr hatte, musste ich gegenüber meines neu bezogenen Ateliers in der Ateliergemeinschaft DER BOGEN zwangsläufig Zigaretten ziehen. Gerade wenn ein Bild fertig war, brauchte ich die Distanz des Rauchs. Der Automat war völlig neu, hatte ihn vorher nicht gesehen.

Wo aber waren die alten Automaten hin gekommen?

Als die Packung durch Betätigung der Schublade erschien, war mir sofort klar, dass man hier ein Vermarktungssystem hatte, welches auch für Kunst brauchbar sein würde. Ich habe zunächst einen Versuchsballon gestartet und bei einem Automatenbetreiber angefragt, prompt hatte er ein altes Schätzchen über, das er zunächst leihweise, später dann dauerhaft übergab. Die erste Aufstellung war ein großer Erfolg. Viele Künstler haben gefragt, ob sie das System einfach nachmachen dürfen. Klar. Ideen sollten frei bleiben und nicht durch irgendwelche Eitelkeiten eingeschränkt werden. (Es ist schon als albern zu bezeichnen, wenn ein Stephan Raab sich das Wort „Schland“ als Eigentum sichert, das nachweislich bereits 1992 von A.J. Weigoni und Peter Meilchen für einen Super-8-Film + Ohratorium verwendet wurde.) Schließlich ist die Idee des Automaten fast 2000 Jahre alt, auch wenn es damals um Heilwasser ging. Wahrscheinlich war ich auch nicht der erste Künstler, der diese Idee hatte, sie lag eben in der Luft.

Recycling.

Kunst im Automaten zu verkaufen sollte sich als eine Möglichkeit der Künstlerselbstvermarktung herausstellen. Es ist ein Glück, wenn an vielen Orten viele Künstler dieses System für sich nutzen. Kein Künstler sollte für sich beanspruchen, die Idee des Automatenverkaufs erdacht zu haben. Jeder dieser „Erfinder“ des ART-O-MATen hat mit Sicherheit ein bestehendes System, seien es nun Zigarettenautomaten oder solche für Sandwiches und Blumen, genutzt und lediglich neue Ware eingepackt. Es macht einfach keinen Unterschied, ob Kaugummis, Zigaretten, Kondome oder Kunstwerke verkauft werden. Bestimmte Wege sollten einfach auch anderen gewiesen werden, damit sie sich selber helfen können.

In den USA bildete sich zeitgleich eine ganze Gruppe von Künstlern, die Artists in Cellophane, welche das Wort art-o-mat natürlich sofort (1997) schützen ließ. Man kann sie finden unter der Adresse www.artomat.org.

Die in Deutschland zur Verfügung stehenden Seiten im Netz werden leider lediglich blockiert von Leuten, die die Idee vielleicht gut finden, aber offensichtlich nichts damit machen. Auch dies ist eine Art des Anspruchsdenkens, die eigentlich nicht geduldet werden sollte. Aber auf diese Art kann man andererseits auch keinen Profit aus dem Wort schlagen.

 

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KUNO verweist auf den Artikel “Kunst aus dem Automaten” aus dem Jahr 2007 von Achim Benke für die Westfalenpost. Und wie so oft in der Kunstgeschichte gehen Preise also eher nicht an die Erfinder, sondern an die Arrièregarde. Was die Leistung der Kollegen nicht schmälern soll, KUNO zieht den Hut vor dieser logistischen Leistung.

Weiterführend → Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie einen Artikel von J.C. Albers. Lesen Sie in diesem Zusammenhang auch den Essay über den Wandel des Museums.