Aus der Tradition des Expressionismus in die Gegenwart katapultiert

Wer dieser Frau begegnet, ist erst mal perplex, nein, dieser Blick kann nicht über achtzig Jahre zählen. Sie lächelt offen und nimmt dich einfach in den Arm, ganz herzlich, warm, obwohl wir uns nur von diversen Telefongesprächen kennen.

„Ich bin Doris. Wir können uns duzen. Da hast du doch nichts gegen.“

Natürlich braucht es keiner Erwiderung, Tatsachen kann sie schaffen, selbstverständlich, selbstsicher. Und wieder lacht sie, führt durch die Stiftungsräume, welche sie in Schleswig aufgebaut hat. Seit 2003 finden hier Vorträge, Kurse und Ausstellungen statt. Gerade hängen ihre eigenen Arbeiten dort. Kraftvolle Bilder; Lineaturen und Flächen sitzen, fest und leicht. Mal fast beschwingt, im nächsten Bild lauert eine untergründige Düsternis. Figurationen, denen anzusehen ist, dass sie stetig am Modell arbeitet.  Keine Ausflüchte, die offensichtlich flüchtig gesetzten, oft breiten Pinselstriche sind sorgsam verdichtet und modullieren ledendige Körper in der Bewegung. Interaktionen. Mal nur auf schwarze oder dunkle erdige Töne reduziert, mal auch stark farbig.

Doris Rüstig Ladewig ist eine der letzten Schülerinnen von Karl Schmidt-Rottluff, 1926 geboren, es scheint, als wäre sie dem Meister treu geblieben, aber weit gefehlt. Umwege hat sie gemacht, war Jahrzehnte als Modegrafikerin tätig. Sie nähert sich wieder an, findet ihre Heimat im gestischen Malen und Zeichnen.

„Dreiminutenzeichnungen, da muss man immer konzentriert sein. Da gibt es keine Ausreden.“

Wieder dieses Lachen.

„Komm, jetzt gehen wir erst mal essen, nebenan zum Chinesen, der kennt mich.“

Tatsächlich, sie wird herzlich empfangen, keine asiatische Zurückhaltung, kein norddeutscher Stockfisch. Man merkt, wie sehr sich beide mögen, ein netter Plausch, schon stehst du beiseite und scheinst vergessen. Doch so schnell lässt Doris Rüstig Ladewig nichts aus ihrem Blick.

„Lass uns hierhin setzen, da sind wir näher am Büffet.“

Pragmatisch ist sie. Das Gespräch geradlinig, sie nimmt kein Blatt vor den Mund und hat keine Angst, sich diesen zu verbrennen. Klare Urteile werden gefällt, über eigene Arbeiten und die anderer Künstler, sie vergleicht, wägt ab und garniert mit trockenem Humor ihre Geschichten. Das gefällt.

Ab dem 3. Juni sind ihre Werke im Sauerland zu sehen. Die Werkstattgalerie DER BOGEN konnte konnte Doris Rüstig Ladewig für eine Ausstellung gewinnen:

Figurationen

von Doris Rüstig Ladewig

Vernissage 03.06.2012    17.00 Uhr

Ausstellung 04.06. – 24.06.2012

Werkstattgalerie DER BOGEN

Möhnestraße 59

59755 Arnsberg- Neheim

Zur Ausstellung erscheint ein Kleinkatalog zur Mitnahme.