Kategorie: Allgemein

ABEND BEI DIR

    mein atmend ein schweigen   dazwischen manchmal ein wort   ein vogelruf draußen vor dem fenster   der klang der musik schnee auf dem baum     Weiterführend → Über den dezidiert politisch arbeitenden Peter Paul Wiplinger lesen…

Nostalgisches Problem

    vom monstrum produktionsgerät verdrängt   schreibst du, wenn schwarzes gegen schwarz gedruckt dein wort nicht gegen weißes schlagen kann.   wie schreiben neben der maschine, ein arg elektrisch ding ohne sein tiefgeschwärztes band das dich mit aller welt…

Psalm

Karl Kraus zugeeignet   Es ist ein Licht, das der Wind ausgelöscht hat. Es ist ein Heidekrug, den am Nachmittag ein Betrunkener verläßt. Es ist ein Weinberg, verbrannt und schwarz mit Löchern voll Spinnen. Es ist ein Raum, den sie…

Mondschein

  Bleich und müde Schmieg und weich Kater duften Blüten graunen Wasser schlecken Winde schluchzen Schein entblößt die zitzen Brüste Fühlen stöhnt in meine Hand.     *** August Stramms Stil war überraschend und neu. Durch seine Knappheit, Härte und…

Charismatische Blöcke

Ein Charakterbild für Anke de Witt   Steht da. Ruhig. Ernst. Die Augen signalisieren: Ich denke. Ich höre dir zu. Zwei kleine Stirnfalten in der Mitte wollen sprechen: Ich verstehe dich! Die Finger spielen mit dem Mund, der schweigen muss…

Am Rhein

    die Enge des Tals ist zum gelungenen Versuch einer stark befahrenen Straße gediehen. die Burg- ruinen sehen aus, als seien sie mit Lego bereits als Ruinen erbaut. im Braunlicht des Schankraums   nahezu aufgelöst sitzt Großvater beim Verfassen…

Sie gibt sich leicht

  Spielt auf einer Gurke Flöte gibt den Apfelkernen Mädchennamen von exotisch bis vergangen. Sie erklärt konfuse Dinge mit stäubendem Puderzucker im Mund. Regenbogenfarbig splittert sie die Vernünftigen Handflächen zu Nickerchenkissen entlehnt beim Öffnen ihrer Augen nach dem Sekundenschlaf kleine…

Die Hölderlinkrankheit

»Die Hölderlinkrankheit des angehenden zwanzigsten Jahrhunderts ist wie die Ossiankrankheit des endenden achtzehnten dafür reif, … von nobleren Leserklassen abgeschüttelt zu werden« schrieb unlängst Rudolf Borchardt in der Anmerkung zu seinem Aufsatz »Hölderlin und endlich ein Ende«. Man kann sich…

Am Röthaer See

  Wo du bist, ist Tagmond – karg flattert und bleich die Maske über die Wellen und teilt unsre Herzen Bis auf den Grund: ein lichterndes Lauschen – die Blicke der Brombeern, sagst du und siehst dich Scheu um, sind…

Botschaften aus dem Land der Morgenstille

  „Close your eyes and see“, forderte Nam June Paik mit der Installation „Global Groove“ und fordert eine innere Versenkung als die Abkehr von der Oberflächlichkeit. Paiks Aufforderung lässt sich auch im Medienzeitalter verstehen: als Einladung nämlich, alltägliche Bilder und…

Das Ende der Kunstgeschichtler

  Über den Ausspruch eines Künstlers, Kunst sei das Werkzeug, die Realität zu verstehen, hatte sie sich ausführlich und mit inbrünstiger Begeisterung ausgelassen. Das könne sie nur, ja das könne man nur genauso empfinden und sehen. Betonung auf „geeeeenau——so“. Der…

Die Kommenden

  in Kinderplatz, mit Sand und Ruß bedeckt, von kläglich blassen Sträuchern eingeheckt. Da wächst es auf, das kommende Geschlecht, das einst – vielleicht! – der Mutter Tränen rächt. Dort baut es ahnend sich ein hartes Ziel – Das Leben…

Version zwei

  Meine Gedanken vernetzt, nicht geerdet, notverschlossen, ausgesteuert, gegeneinander getrieben von Werbepanzern. Diese Gedanken Noch einmal gegeneinander geschossen, noch kindheitsbeatmet, noch atemlos noch unkaputtbar, weil reißfestes Gedächtnis. Vernimm im Hörschatten unartikuliert Rufe nach einer Sprache, die tanzt. Stattdessen Schreisalven. Blickgesten…

Spiegelspind

      Weiterführend → Mehr über die Hungertuchpreisträgerin Katja Butt.

Sieben Gedichte IV

  Schwindende, du kennst die Türme nicht. Doch nun sollst du einen Turm gewahren mit dem wunderbaren Raum in dir. Verschließ dein Angesicht. Aufgerichtet hast du ihn ahnungslos mit Blick und Wink und Wendung. Plötzlich starrt er von Vollendung, und…

EMPÖRT EUCH

  die Silberfische im Badhaben nicht von der Krise profitiertZahnzwischenräume akquirierenihre eigenen Seidenstraßenfreiberufliche Tintenkleckstänzerapportieren mundgerechte Stäbchen Empört euchunverschämte GaleriesoldatenKupferdiebe BankomatenbandenAnstandsverächter auf HosenbeinenSpezialisten für Libellenpflegeund Wohlstandsmarken sortierenWählerströme Hehlerwareextrahieren Auslaufmodelleund kalkulierte Autodromgefahren Empört euchüber Gartenzwergbartfrisöreich-kannn-es-nicht-ändern-WälderGitternetze in Mehrzweckzonenangesagte WadenmaßeFlüsterkontrollen und Gesichtsmassagenfarbgerechte Vorhofakrobatengottesweise KondomquerulantenZierfischbegrüßer…

Die Beiden

  Du gehörst mir, du mir. Du bist dabei, du aber wieder ganz nah. Der bricht mich, der mich vernäht, und der andre gehört sich zu spät. Die Zubrotarbeit patroullierte. Im Überschwenken: verlier dich, und das Kontrollierte geschah: ganz frei.…

Dienstfertig

  lass mich Dir an die Hand gehen Dein Leibeigener sein alle Arbeiten beflissen verrichten Deine Demuetigungen durch Demut ertragen die Liebe mit Leistung zu ver dienen als Antonym   Wir lassen zeichnen machen einen guten Schnitt der Nutzen fuer…

zwischenzeiten

  manchmal ist alles lauwarm mein schrei heiser die zunge belegt und der märzschnee noch grauer matsch   manchmal klopft mein herz dumpf gegen halbvolle lungenflügel und abenteuer finden ausschließlich im fernsehen statt   manchmal ist leidenschaft jugendsünde und vernunft…

vogelhaus

  vorne amsel rein hinten amsel raus vogelhaus vorne meise rein hinten meise raus vogelhaus vorne sperling rein hinten sperling raus vogelhaus vorne futter rein hinten futter raus vogelhaus     *** Weiterführend → Über die Qualität von Andreas Noga als…

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steigst du Sonne im Gold zerfallen dir Flügel Gesichter verbrennt zu Schönem die Liebe und in dir die Leere vergraben früher flog ich von Leiter zu Leiter doch nein seine Namen nennt man nicht *** Weiterführend → Ein Porträt von…

Wir gehen wie zur Frühlingsstunde

  Die gelbe Sonnenblumenschar schaut über lange Zäune, Und letzter Scharlachmohn beleuchtet rot die Ackerbräune. Unter den Bäumen bei der nassen Straß‘ Liegen die Zwetschgen blau im grünspangrünen Gras. Ein gilbend Stoppelfeld daneben tot im Abend ruht, Und fern in…

Blicke mir nicht in die Lieder

  Blicke mir nicht in die Lieder! Meine Augen schlag‘ ich nieder, Wie ertappt auf boeser Tat. Selber darf ich nicht getrauen, Ihrem Wachsen zuzuschauen. Deine Neugier ist Verrat! Bienen, wenn sie Zellen bauen, Lassen auch nicht zu sich schauen,…

Kosmos

    Mond über der Glocke. Die gelb ist und riecht. Ein Himmelskörper beflügelt den Ton.   Es gibt den Tod nicht.   Unsagbar ist der tägliche Wortschatz wertvoll! Mond über der Glocke. Käse schimmelt darunter.   Ein Stern geht…

Transformationstiegel

  Truemmer des Gewissens sind verstreut in die Nacht des Unbewussten & letztlich verschmissen worden   Elementarteile lassen das schlaflose Individuum in einer Welt der Schein–Heiligkeit & Phantasmen einen Vergænglichkeitstrotz leben   Symbole einer traumverlorenen Weltenferne fuehren zur Selbstauslœschung geometrische…

wave along the shores

    radio, radio musik und sommer ab donnerstag, über die bühne, crazy, crazy, blue, third-light, london-northern, long way es gibt noch weitere (neuigkeiten) wie scheinwerfer hier und tanz, festival und rythmus, are bees getting dementia? fragt louisianna internetstream, wer…

Fegefeuer, Flamme sieben

SECHS VERSE SUCHEN EINEN AUTOR Das Dichten fällt mir diesmal schwer. Drum muß ein andrer Dichter her. Sechs Verse sollen es nur sein. Mir fallen leider keine ein. So suchen sie, damit was bleibt, den Autor, der sie niederschreibt. Axel…

Morgens

  Ein starker Wind sprang empor. Öffnet des eisernen Himmels blutende Tore. Schlägt an die Türme. Hellklingend laut geschmeidig über die eherne Ebene der Stadt. Die Morgensonne rußig. Auf Dämmen donnern Züge. Durch Wolken pflügen goldne Engelpflüge. Starker Wind über…

ABEND IM MAI

  gegen abend das seidige licht   der süße dufter blühten fliedersgrün leuchtende kastanienblätter   dieses aufatmen über die zeit hinaus   die zärtlichkeiten wortlos im dunkeln   als wäre die liebe noch dort wo du bist       Weiterführend…

Out Of This World

  Tot und im Herzen zerlumpt bin ich und jetzt schon –Aber meine Zeit kommt, sagen die Freunde:Der Atem der Städte, wenn er angehalten ist:Einst wird er dir gehören, sagen sie oder der eine,Dem noch nicht auffiel, daß ich ein…

Heimlichkeit

  Das Horchen spricht Gluten klammen Schauer schielen Blut seufzt auf Dein Knie lehnt still Die heißen Ströme Brausen Heiß Zu Meere Und Unsere Seelen Rauschen Ein In Sich.     *** August Stramms Stil war überraschend und neu. Durch…

Das Hungertuch für Holger Benkel

Holger Benkel aus Schönebeck an der Elbe erhält in Anerkennung seines lyrischen Werks das Hungertuch für Literatur 2005 Holger Benkel verfügt über kulturelle Deutungsmuster und Übersetzungsmöglichkeiten, die anderen fehlen. Seine Biographie erscheint als Zwischenexistenz, als interkulturelle Existenz, aber sie dient…

Kollegengespräche · Revisited

Vorbemerkung der Redaktion: Für das Projekt Kollegengespräche hat A.J. Weigoni einen Austausch zwischen Schriftstellern angeregt. Auf KUNO ist diese Reihe wieder aufgelebt, daher bringen wir gern den Austausch zwischen Arletta Szmorhun und Peter Paul Wiplinger. Szmorhun: In vielen Gedichten unterziehen Sie die…

Tag der Befreiung

  Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.     *** Das vorangegangene Zitat  von Richard von Weizsäcker stammt aus der Rede am 8. Mai 1985 vor…

Nachts

  werde ich sanft. Meine Wut ruht in der Ecke wie eine gefallene Krücke. Nachts werde ich Kind. Ein Froschführt mich bis an den Rand des Märchens. Nachts über-flutet das Meer mich. Weinberge dringen in mich ein.Nachts hab ich Zeit…

Der Purzelbaum

  Ein Purzelbaum trat vor mich hin und sagte: „Du nur siehst mich und weißt, was für ein Baum ich bin: Ich schieße nicht, man schießt mich.   Und trag ich Frucht? Ich glaube kaum; auch bin ich nicht verwurzelt.…

Wider ein Meisterwerk

  Gäbe es einen deutschen Konservativismus, der auf sich hält, in diesem Buche müßte er seine magna charta erblicken. Seit achtzig Jahren gibt es keinen mehr. Und so sind wir vermutlich der Wahrheit nicht fern mit der Annahme, daß Kommerell…

Hundemoden

  In den achtziger Jahren hatte man noch Promenadenmischungen, weil man erkannt hatte, dass diese wesentlich weniger krankheitsanfällig ausfielen als eine überzüchtete Rasse. Keine Hautausschläge und Beckenprobleme, keine blutenden Ohren und auch die Pfoten hatten dicke Sohlen. Plötzlich waren Deutsche…

exotik

  nachdem sie mich erst anschwärzten zogen sie mich dann durch den kakao um mir schließlich weiß machen zu wollen es sei vollkommen unangebracht-schwarz zu sehen     *** blues in Schwarzweiß, Gedichte von May Ayim. Orlanda Frauenverlag, Berlin May…

Nachmieter für den Olymp

  Peter Ettl hat Griechenland über mehrere Jahre bereist. In dieser kritisch-heiteren Liebeserklärung an das Festland und die Insel Kreta erfährt der Leser Köstliches, Erstaunliches, gar Unglaubliches über Land und Leute. Ein Buch, das nachdenklich ist, das aber auch Mut…

Notizen zu einem deutschen Dichter

LITERATUR UND TOD d literatur, des wisz joist a gaunz a diaffs grobwo kaana drin waasob a jemoes a r aufaschdehung hod Ernst Jandl Sonntagnachmittag, 3. April 2005. Übermütiger Sonnenschein schon den ganzen Tag. Ich bin erschöpft von einem Spaziergang…

tischtennis

  aus seinen innereien gebiert er ball um : ball aus zelluloid, serviert eine stafette : schneller schlaege aus dem handgelenk : angeschnitten, auf die platte gedrechselt : wie choreografien irrsinniger ballerinen : die auf gummiwaende prallen, dellen & :…

Sieben Gedichte III

  Mit unsern Blicken schließen wir den Kreis, daß weiß in ihm wirre Spannung schmölze. Schon richtet dein unwissendes Geheiß die Säule auf in meinem Schamgehölze.   Von dir gestiftet steht des Gottes Bild am leisen Kreuzweg unter meinem Kleide;…

Schwermut

  Schreiten Streben Leben sehnt Schauern Stehen Blicke suchen Sterben wächst Das Kommen Schreit! Tief Stummen Wir.     *** August Stramms Stil war überraschend und neu. Durch seine Knappheit, Härte und die weit vorangetriebenen Sprachexperimente heben sich Stramms Gedichte…

An die Autoritätsklauber

  Schon immer hat uns der Magen gebellt, Auch ohne den modischen Materialismus, So alt wie diese alte Welt Ist ergo auch Zolas Zolaismus.   Drum poltert nur, poltert: Bezuckerter Mist! Er fürchtet nicht eure kritischen Besen, Ist doch der…

Rueckbezueglichkeit

  tragische Salzsæulenheilige in den ober flæchlichen Huellen des Selbst umflort vom asketischen Eiseshauch im Sturzflug in trunkene Tapsigkeiten auf gelœster Zung‘ im Schleudersitz der zeit gebunden Bedeutungen > Regungen des Herzens mit emotionaler Anatomie sicht bar machen in leidenschaftlich…

Universalpoesie in der neuen Sammlung Luchterhand

Um einen guten literarischen Geschmack zu entwickeln,gibt es nur den einen Weg – Lyrik zu lesen.JOSEPH BRODSKY Einige Jahre lang war sie von der Bildfläche verschwunden, nach 2000 lebt sie – unter obigem Motto – wieder auf: Die Sammlung Luchterhand…

Zeichnung auf Karton

  *** Weiterführend → Eine  Würdigung von Jürgen Diehl finden Sie hier. Hören Sie auch die Hommage an Jürgen Diehl auf MetaPhon.

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Sie nannten sie blaue Aderspur sie ging verloren zwischen Tag und Tag dunkle Schatten unter den Augen *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das…

Schundliteratur

KUNO gesteht, auch wir haben als Kind Comics gelesen. Die Redaktion gesteht weiterhin Anhänger des D.O.N.A.L.D. (Deutsche Organisation Nichtkommerzieller Anhänger des Lauteren Donaldismus) zu sein. Insbesonders die Übersetzungen von Dr. Erika Fuchs haben unsere Kindheit erheblich bereichert. Daher irritiert es,…

Heute in der Nacht

  Heute in der Nacht hört‘ ich auf den Gartenwegen allen Die Kastanien, die aus ihren Bäumen fallen, Auf den Gartenboden prallen, als ob Schritte weiterspringend hallen.   Heute in der Nacht stand der Mond als Wanderer am Tor, Kam…

Der Weingarten

  Kalkig hart und hell ist die Erde im Aufprall der Sonne Warme Steine riechen nach Süden Aus Westen vom Schwarzföhrenwald weht harzige Luft Die Mittagsstunde flimmert ätherisch   Über die Trockenmauer führt eine steinerne Stiege Dort wächst der Feigenbaum…

ein stück nacht

  für eje winter, der ich die worte stahl   hahnenschreie abendregen peitscht das schieferdach gefriert große tropfen hart über den farben weht wind in den kahlen pflanzenstümpfen es soll nicht mehr kalt sein aber wieder dunkel am himmel mit…

Hangover im Hangar

  Verwandlungsreisende mit Tunnelblick auf den Gruenguertel der Landeshauptstadt an den Huegel schmiegen sich die letzten Auslæufer entwirrter Lebensadern trægt sich die Spur ins Weite, federt der Schritt im Moosgeflecht > der Duft des Waldbodens nimmt zuweilen die Regenbogenfarben an…

Verdiente Ungerechtigkeiten

  Es gibt in jedem Land läufige Meinungen.       *** Verdiente Ungerechtigkeiten, 101 Aphorismen von Tobias Grüterich. Edition Azur 2005 „Grüterichs große Fähigkeit liegt darin, viel Wahrheit in noch weniger Worten zu sagen, als es sonst der Aphorismus…

Jargon des Hasses

Wenn dieses Buch ein Maschinengewehr wäre, würde ich Sie damit niederschießen. Rolf Dieter Brinkmann in einer Replik auf Marcel Reich-Ranicki „RDB“, wie er von den Fanboys genannt wird, war eine typische Zeiterscheinung, der 1960-er Jahre: laut, wild und wie man heute sagen würde:…

Wie die Bilder abrutschen

Unsere Gedanken aneinander: noch kindheitsbeatmet – und atembrüchig die erinnerten Lachrhythmen im Gleichschritt . Im Hörschatten leise zerdehnte Rufe nach jedwelcher Sprache, Glossolalien . Nun, öffne dich – ab heute hörn wir zum Tee Schreie in der Sprache fast schon…

ZWISCHENDURCH

  Spiegelfetische. den Wahnsinnrausschütteln.   Zerstörung, Larmoyanz. die Vermessungder Unendlichkeit.   gekippte Buchstaben, Sonnenflecken.   im Fokus: kleine Eiszeit, Updatesvon Betriebssystemen.   Mikrokredite. das Benennen vonEitelkeit, Vertrauenskultur.   ab und zu: Regentropfenblenden.     *** Aus dem Zyklus pain points…

Künstler

  Natürlich war es Lorenzo P. klar, dass er nicht der beste Künstler war. Bei Vollmond dachte er gerne darüber nach, ob er unter einem Pseudonym arbeiten sollte. Oder ob es mehr Sinn machte, wenn er sich künftig Handwerker nannte.…

eines unfriedlichen morgens in globalvillage

  nachtluft haucht noch träume über den dorfteich zwischen eichen ziehen spinner fäden und über ruinen spielt das wahre leben mit hungerkindern   am wendehammer warten genügend mangelhafte erkennen glück als bedauerlichen irrtum unerkannt lebt es im regenwald zwischen balzenden…

Zehn Zeilen mit Ikarus

  Schöner Gruß von Ikarus, der jetzt wieder fallen muß. Fällt durch Zeile drei und vier. Nunmehr sehen wir ihn hier weiter fallen im Gedicht. Ikarus, dich retten nicht Zeile sechs bis Zeile acht, wo er grad den Sturzflug macht.…

Widerstand gegen das Verordnete

  Das Faszinosum, das ist ein sprechender Fakt, steigert sich mit dem wiederholten Lesen dieser Texte, sie beginnen sich in ihrer sonderbaren surrealen Wendigkeit und sprachlichen Kraft nach und nach zu entblättern, ja, und einzubrennen. Nachhaltigkeit nennt das der Beflissen-Moderne,…

Der Leidensweg des Dichters Baudelaire

  Dieses Buch ist Jacques Crépet gewidmet. Creéet ist die führende Autorität der Baudelaire-Forschung. Da die beiden Männer sich persönlich unbekannt sind, so ist das eine Geste, mit der Porché sein Buch vor der Wissenschaft verantwortet. Das kann er mit…

BLÜHEND DER GINSTER

  für 40 cent ein viertel des preises für einen kleinen braunen bei eduscho oder tchibo kaufe ich in Eisenstadt wo ich zufällig bin in einem altwarengeschäft in dem ich das schmale bändchen aus einem ramschwarenangebot in einem plastikkorb herausziehe…

Profane Schöpfung

  Notdürftig erklärt sich das Allmit erlöschenden Sternen.Unser Planet fängt seine Geschichte,wie das Wild die Beutean Wasserstellen. Die Notwelt, die Brotweltformt Geschichte in gläserner Prophetie.Des Kontinents Schwund wärmtdie Gewichte der Welt als Erinnerungmit den aufschießenden Strahlen,den aufgerichteten Stachelnder Angst.Das Hierland…

DIES IRAE

  Der Hölle Rachen fauchte Gift und Unrat aus und ließ die Welt in Urschlamm und in Blut ersaufen, und Feuerbrand und Eisensplittergraus schuf aus der Menschheit Stätten öde Trümmerhaufen. Was Teufelstücke unterm Gottesfluch erdacht, ward Menschenwerk, ward Würfelgut und…

MONSIEUR LE GOURMET DE LA LITTÉRATURE AUX SERPENTS

Vormemerkung der Redaktion: Eine Literaturzeitschrift ist eine Zeitschrift, die sich kritisch mit Literatur auseinandersetzt oder mit dem Abdruck literarischer Werke auch selbst zur Literatur beiträgt. Das originäre Thema der literarischen Journale des 17. und 18. Jahrhunderts war die Berichterstattung über…

Salz wohl

  Eigentlich nicht, nein, gar nicht, so kann ich das nicht machen, dachte sich Herr Nipp noch, als er die letzte Kurve zum Ziel nahm. So etwas musste er sich doch nicht antun. Er war mal wieder durch, vollkommen und…

untergehen

  abends tragen die bäume schwarz und sind schon nacht wenn der himmel zur dunkelheit noch überredet werden muss in einem langen gespräch zwischen licht und schatten nur schwer lässt er sich überzeugen dann aber ist er beispiel ein schwarzes…

Eine Erinnerung an Alois Vogel

  Mein mir liebster Freund unter den Schriftstellerkollegen war der Alois Vogel. Wir sind einander in den frühen Siebzigerjahren, gleich nach Gründung des Literaturkreises „Podium“, dessen Mitbegründer und Obmann er dann Jahrzehnte hindurch war und dem auch ich seither angehöre,…

70er aufgeblitzt

      TRILL hiessen die Animationskügelchen für vermehrten Sittichgesang   Trilliarden sind Energieemaße, Energiemassen für Kryptowährungen   Die Schrift züge der Kraniche senden noch immer Botschaften aus den Himmeln   Konsumfabriken rüsten gegen sie auf   Die Löschblätter der…

Galgenkindes Wiegenlied

  Schlaf, Kindlein, schlaf, am Himmel steht ein Schaf; das Schaf, das ist aus Wasserdampf und kämpft wie du den Lebenskampf. Schlaf, Kindlein, schlaf.   Schlaf, Kindlein, schlaf, die Sonne frißt das Schaf, sie leckt es weg vom blauen Grund…

Die lyrische Reihe edition bauwagen

  „Und ein gutes Gedicht, was immer das sonst sei, es ist eine zuschnappende Wortfalle. Dem Leser bleibt dabei die dankbare Doppelrolle: als Beute und als Jäger.“ Soweit Peter von Becker in seinem Nachwort zu Wolfgang Bächlers Liebesgedichten Ich ging…

Sieben Gedichte II

  Du hast mir, Sommer, der du plötzlich bist, zum jähen Baum den Samen aufgezogen. (innen Geräumige, fühl in dir den Bogen der Nacht, in der er mündig ist.) Nun hob er sich und wächst zum Firmament, ein Spiegelbild das…

Belgiernachschlag

  Seit bald dreißig Jahren streut HEL, Berliner belgischer Abkunft, seine Gedichte vornehmlich in zahllosen Untergrund-Publikationen und diversen Einzelbänden bei Klein- und Kleinstverlagen. Völlig unbeachtet von Betrieb und Feuilleton üben seine eigenwilligen Texte seitdem maßgeblichen Einfluß auf weite Teile nachrückender…

Du leuchtest mehr als die Zwölfuhrsonne

  Zum Zwölfuhrschlag im Herbsttag stand die Sonne blaß und schief. Aber, Geliebte, Dein Auge, das über das braune Kartoffelfeld lief, Fand noch letzte Mohnblumen rote und Kornblumen blau, Und Dein goldgelb Haargelock stand vor ihnen zur Schau, Wie von…

Anatomie des Leids

  zerebrale Aufmerksamkeit fuer eine poetische Kœrperverfassung   Ausdruck schrankenloser Wehmut in fragmentierter sozialer Wirklichkeit   das Hirn beobachtet Verænderungen & stellt eine Verbindung zum Selbst her   erfasst menschliche Natur & ist fasziniert von deren Schœnheit:   Energie +…

Fluchtgeschichte

    Eine Schrecksekunde setzte das Blut dem Vergessen aus   Es überschrieb die Farben, wanderte von Bahn zu Wahn, vernetzte unberührte Blicke   Unterwegs suchten wir – erfüllt von der Lust zu überschreiben- andere Begleiter der Sprachbeherrschung    …

Faust im Musterkoffer

Es existiert eine Art Muckertum im Goethekultus, das nicht von Produzierenden, sondern von wirklichen Philistern, vulgo Laien, betrieben wird. Jedes Gespräch wird durch den geweihten Namen beherrscht, jede neue Publikation über Goethe beklatscht – er selbst aber nicht mehr gelesen,…

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Schmerz Feuerstrahl dass sogar Sterne weinen Blicke entsetzen wenn du aufgeweckt glühende Himmel sich neigen als Erinnerungen schläfst du nur noch Hoffnung an den Schläfen bist bloss noch innen *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In…

Albena

  Wind in den Gehäusen des Schlafs – auf den Bergen Über der Schwarzen, der nördlichen Salz-See, Dein sanfter Atem, der eben Schlaf braucht, von Der Mühsal in der nördlichsten Eb’ne verfügt.   Verzagt flattert das Licht in den Schluchten,…

6. Welttag der Poesie

Am 21. März wird jedes Jahr der Welttag der Poesie gefeiert. Er soll an „die Vielfalt des Kulturguts Sprache und an die Bedeutung mündlicher Traditionen erinnern“. Die KUNO-Redaktion empfiehlt an diesem Tag daher Preziosen aus dem Bereich Hörbuch. Hier ist…

Winter

  Wenn sich das Laub auf Ebnen weit verloren, So fällt das Weiß herunter auf die Tale, Doch glänzend ist der Tag vom hohen Sonnenstrahle, Es glänzt das Fest den Städten aus den Toren. Es ist die Ruhe der Natur,…

klang los

  mühsam verschieben die augen neue gefangene in die hirnzellen zur baldigen ausnüchterung warten verkappte realitäten nächtlicher bettgeschichten   irgendwo brüllt ein wächter sich heiser neuen mut zu hebt unsichtbar beide fäuste und wartet auf das echo   *** Weiterführend…

Schattenlinie am Horizont

  krunkelig geschnittener Randstreifen flackernde Strassenlaterne am Ortsausgang   ausserhalb vom Mittendrin der Gleich zeitigkeit des Anderen   kein Licht & auch nicht Schatten im doppelten Mittelpunkt   die Dæcher schauen gleichmuetig au unser hinfælliges Aussehen herab   Graue Tœne…

ATEMLOS

    Schlaglichterkas kaden Spotzeitlich kanalt’s Clipto manisch Stakkato wirrwarr Gehirnreiz Reiz gehirn Schwupp Wegge schwappt Fastfood sensorium Kümmerlinge am Einschalttropf Quoten mißverständnis Da fliegt einer Fliegt übern Sender Fliegt sich flügellahm       *** Weiterführend → Poesie zählt für…

Kaltgeplatztes Grau liegt auf dem Acker,

  die schwarzen Vögel picken sich die Schnäbel krumm und fliegen auf, verstört.   Gestern noch haben wir getanzt und im Scherz gesagt, wir tanzen auf einem sterbenden Planeten. Heute hats sicher einen zu Boden geschlagen, morgen schlägts dich.  …

Das SternenKind

  Gekommen aus den Sternen gestrandet auf dieser Welt, erkannt als Mensch unter Menschen! Nie wahrgenommen, bis zu dem Moment, als er dann anfing zu Träumen! Erschaffen aus den Sternen, geformt durch den Dreamer, erdacht von dem Philosophen, und zurückgegangen…