Neubeginn

 

Gabi A.’s Wohnung platzte aus allen Nähten. Überall hatten sich Souvenirs oder andere Gegenstände angesammelt, die vor allem Staub anzogen und Gabi viele Stunden ungeliebte Putzarbeit kosteten. Ihrem optimistischem Naturell getreu fand Gabi für jeden Gegenstand eine Verwendung und wenn ihr eine Sache gut gefiel, dann musste Gabi gleich mehrere Ausführungen davon ihren Eigenbesitz nennen. Da Gabi die Sachen ohne System anhäufte, konnte sie nicht per se als Sammlerin bezeichnet werden. In der Blüte ihrer Selbstfindung beschloss Gabi einen Strich unter ihr bisheriges Leben zu ziehen und rümpelte ordentlich aus. Danach sammelte sie nur noch eine Kleinigkeit. Bunt lackierte Damenfingernägel, die Gabi bei ihren Freundinnen erbettelte oder für wenig Geld bei fremden Frauen in der Strassenbahn erwarb. Daraus steckte Gabi schmucke Mini-Mobiles zusammen.

 

 

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Von Paul B. und anderen rein zufällig lebenden Personen. 99 amuse-têtes von Joanna Lisiak. Kurzprosa. Nimrod-Literaturverlag, Zürich 2005

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Die Werkstatt des kreativen Denkens betrachtet Holger Benkel in einem Rezensionessay. Lesen Sie auch das Porträt der Autorin und das Kollegengespräch zwischen Sebastian Schmidt und Joanna Lisiak. KUNO verleiht der Autorin für das Projekt Gedankenstriche den Twitteraturpreis 2016. Über die Literaturgattung Twitteratur finden Sie hier einen Essay.