Konkret

 

versuchen kann’s ich, euch zu belügen

mich hinter vorgehaltener hand zu verstecken,

mich euch ebenbürtig zu fühlen, was falsch ist,

mich über das heroische potential der buchstraben lustig zu machen, die verliebt sind

in das fremde wort,

mich selbst, der ich im schoß der muttersprache einschlummerte,

durch den kakao zu ziehen

im schlaf diese chance, noch einmal der zu sein der so war,

wie er es wollte,

dem meisten den hut abzuziehen oder zu klauen und meinerseits

ungereimtheit auf ungereirntheit zu häufen,

das unfruchtbare antlitz der heide mit einer ernte von

geistererscheinungen zu bevölkem,

und anschließend im meer der unerlaubten ernteheifer zu versinken,

als ob es nicht ausreicht, daß es gestern schon einmal geschah,

oder vorgestern oder letzte woche und noch weiter zurück

und zuguterletzt ganz am anfang.

 

 

 

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JOCURI ERO(T)ICE -(H)ERO(T)ISCHEN SPIELE Gedichte, Verlag Marineasa, Temeswar, 2001

Weiterführend Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses  post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik, sowie einen Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale ProjektWortspielhallezusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph PordzikFriederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.

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