Kategorie: Allgemein

Mondnacht

  Es war, als hätt’ der Himmel Die Erde still geküßt, Daß sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müßt‘. Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht, Es rauschten leis’ die Wälder, So sternklar war die Nacht.…

Herbstnachmittag

  Die Nachmittagsonne muß golden verstauben Ums Glas einer Schale voll weingelber Trauben, Voll rotblauer Zwetschgen und Nüssen holzbraunen; Der Goldstaub spielt drüber mit tanzenden Launen. Es haschen sich Stäubchen, aufglühend im Licht, Hinschwebend verliebt und ohne Gewicht. Die Traube…

Erzählungen von Erzählungen von Erzählungen von Gedichten

  Abu l-Faradsch (der vollständige Name nach Wikipedia Abū l-Faradsch ʿAlī ibn al-Husain al-Quraschī al-Isfahānī (arabisch أبو الفرج علي بن الحسين القرشي الإصفهاني, DMG Abū l-Faraǧ ʿAlī bin al-Ḥusain al-Qurašī al-Iṣfahānī; geboren 897 in Isfahan; gestorben 20. November 967 in Bagdad) war ein arabischer Historiker und Dichter. Seine Gedichte kenne ich…

wahr schein licht

  und hätten wir die lüge nicht wäre das gebot der liebe eine einzig wahre ungestimmte geige am grauen operettenhimmel im schein werfer licht tropfte warm herzschmerzschmalz herab in unser selig glücksverlangen   und hätten wir die wahrheit nicht wäre…

Gedanken · Gänge · Sprünge

Heinz Küpper. Nicht bloß eine Wahrnehmung Das literarische Werk Heinz Küppers, das seit den 1990er Jahren vom Ver­lag Land­presse resp. Verlag Ralf Liebe be­treut wird und zum Teil neu herausgegeben wurde, nachdem einige Ro­mane viele Jahre lang vergriffen waren, ver­dient…

Tempo

  unentwegt vorwærts mit dem rasselnden Feueratem einer Lokomotive die Lungenmaschine durchpusten Schrittweite vergrœssern Salzwasser durch die Poren pressen Herz \ schlag gibt Takt vor Denken im Rhythmus der federnden Verse Kopfgeburten er reichen die Herzen nicht mehr der Rhythmus…

Heiliger November

  Du zuverlässiger Garant Meiner herbstlichen Depression Du grauer Pater missglückter Revolutionen, Deine allzukurzen, dunklen Tage Zwingen mich jedes Mal aufs Neue, Mein Hiersein zu überdenken, Wenig zwar ists, dessen ich bedarf, Doch geht auch das Wenige weit hinaus Über…

Blick auf Jean Paul

Jean Pauls Werk steht literaturgeschichtlich zwischen den Epochen der Klassik und Romantik. Eine Einordnung von Hugo von Hofmannsthal: Geht der Blick hundertfünfzig Jahre nach rückwärts, so trifft er den Lebensanfang dieses Dichters, der einst den Deutschen so teuer war, geht er…

An Bettina

(Bei Lesung ihres Königs-Buches.)   Dein Geist nimmt wie auf Lerchenschwingen Tief in den Himmel seinen Zug, Und freudig lausch’ ich seinem Singen, Und freudig folg’ ich seinem Flug.   Durch wie die Lerch‘ auf ihren Zügen Oftmals im Aether…

Trips aufgrund relativer Dimensionen im Sternenzelt

Doctor Who ist eine britischeScience-Fiction-Fernsehserie, die seit 1963 von der BBC produziert wird. Sie handelt von einem mysteriösen Zeitreisenden, der nur als „Der Doktor“ bekannt ist. Er reist mit seinen Begleitern in der Zeit-Raum-Maschine TARDIS (Time And Relative Dimensions In…

Liedchen des Harlekin

  Lieben, Hassen, Hoffen, Zagen, Alle Lust und alle Qual, Alles kann ein Herz ertragen Einmal um das andere Mal.   Aber weder Lust noch Schmerzen, Abgestorben auch der Pein, Das ist tödlich deinem Herzen, Und so darfst du mir…

Mahlers Fünfte am Martinstag

    Aus der Dämmerung ein Krankenwagen, eine Fanfare.   Die Lichter flackern, die Stimmen werden dünn, die Mäntel lassen den Wind durch. Wir gehen nicht nach Haus.   Schlecht beleuchtet, diese Wege, und viel zu holprig für ein Kondukt.…

Basislager des Lebens

  Das Private ist porös, das Politische wird prekär. Willkommen im Basislager des Lebens.       Weiterführend → Zur historischen Abfolge, eine Einführung.

REICHSKRISTALLNACHT

  braune brut und rote nacht   die synagogen brennen   die nazihorden schlagen plündern   das glaszer splittert   wie das recht   des menschen der pöbel schreit   du judenschwein im ganzen land   herrscht die gewalt und…

Aus dem Hinterland

Hinterland ist ein Begriff aus der Humangeographie in verschiedenen Kontexten. Der deutsche Begriff wurde als L’hinterland ins Französische, als El hinterland ins Spanische, als hinterlândia ins Portugiesische und 1888 als The hinterland auch ins Englische übernommen.   Aus dem Hinterland ist…

Konstruktive Kritik

  … Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen, als er, eine flüchtige Bekanntschaft, sagte, er habe ein Gedicht geschrieben, und der einzige Grund, warum er mich heute für kurze Zeit (Zeit) angesprochen habe, sei der, mir den Vorschlag zu…

Blumeshof 12

  Keine Klingel schlug freundlicher an. Hinter der Schwelle dieser Wohnung war ich geborgener als selbst in der elterlichen. Übrigens hieß es nicht Blumes-Hof, sondern Blume-zoof, und es war eine riesige Plüschblume, die so, aus krauser Hülle, mir ins Gesicht…

Wunder

  Du steht! Du steht! Und ich Und ich Ich winge Raumlos zeitlos wäglos Du steht! Du steht! Und Rasen bäret mich Ich Bär mich selber! Du! Du! Du bannt die Zeit Du bogt der Kreis Du seelt der Geist…

Herbst

  Das Spiel der Farben eines ZweigsVom tiefen Grün überflutet zum GoldEntzückendes SpielAns Fenster tretendAus dem Badezimmer schauendEine Explosion       *** Gedichte von Herrn Nipp, KUNO 1989 – 2005 Weiterführend →  Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und…

Trakl – eine Betrachtung

Die Gedichte von Georg Trakl waren als Ereignis so groß und umfassend, dass ich es zunächst kaum verstehen konnte. Zwei Nächte lang schlief ich kaum, um alles über den Heeresapotheker, Morphinisten und Opiumesser aus Salzburg zu lesen. Lutz Seiler Trakl…

Zu Klampen!

  Die Gedichtbücher der Edition Postskriptum im Verlag zu Klampen sind in Regentleinen gebunden, fadengeheftet, mit Lesebändchen versehen, auf erstklassigem Papier gedruckt und mit ausgewählten Schrifttypen gestaltet. Die bibliophile Qualität dieser lyrischen Initiative ist beispielhaft. Meine Begeisterung steigt mit jedem…

Winterantwort

    Die Welt ist aus dem Stoff, der Betrachtung verlangt: keine Augen mehr, um die weißen Wiesen zu sehen, keine Ohren, um im Geäst das Schwirren der Vögel zu hören. Großmutter, wo sind deine Lippen hin, um die Gräser…

An die Conventionellen

  Ihr habt genug mein armes Hirn gebüttelt, Ich käu nicht wieder wie das liebe Vieh; Längst hab ich von den Schuhen ihn geschüttelt, Den grauen Schulstaub eurer Poesie!   Ich hab mich umgesehn in meinem Volke Und meiner Zeit…

MORGENRÖTE

  Das mürrische Verwüsten, das mir gedient als Schlaf, zerstreut sich bei der frühsten Röte, die mich traf. In meine Seele dringe ich auf des Zutrauns Schwinge: Das ist mein Frühgebet! Dem Sande kaum entglitten, in meines Verstandes Schritten wie…

panaroma

  Sonett in Anagrammen   bier fischt alpensonnen, kurzen untergang im drama, ganz unberauscht in reinen särgen dampf mir klont man reift, kann salz, ein purer bauch singt regenmond und grins nicht fein – lern kaum begrenztes panorama   dann…

kleine gedichtleere

  es ist nicht leicht für ein gedicht still zu sein zu schweigen nichts zu sagen zu haben   es ist nicht leicht für ein gedicht leser zu finden für das worüber es nichts sagt und schweigt   es ist…

Sinnliche Synergien

  von hier auf gleich zum heute bis jetzt ist Asynchronitæt das Wesen der Erinnerung in der Menschenmuehle der Historie Geræusche werden dem eigenen Kœrper entfremdet & suchen im Raum nach einem neuen Verursacher Sein wendet sich vom Gesehenwerden zum…

In ein anderes Blau

Schreiben, eine Art sich zu verhalten, etwas zu tun. Jürgen Beckers Satz aus „Sätze zum Gedichteschreiben“ (gelesen in: Sabine Küchler und Denis Scheck (Hg.), Vom schwierigen Vergnügen der Poesie, Verlag Straelener Manuskripte, Straelen 1997) trifft auf Menschen, die Gedichte nicht…

Goldener Oktober

  Trotz langer Feiernacht war er recht früh aufgewacht. Gegen 8 Uhr, anderthalb Stunden später als sonst. Er hatte seine vier Stunden Schlaf bekommen, war hochgeschreckt, im Wissen um die Verpflichtungen schnell aufgestanden, hatte seine Arbeit am Schreibtisch erledigt. Bevor…

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fortzieht die Sonnenkissen eine verlorene Kindheit die Stille atmet sich wach nachts wo mächtige Monde durch hohles Land rollen am Schlafrand pflück Zeit zu Zeiten: Augenblicken immer und immer das Tal im Schatten und mit der Stille schweigen als Himmel…

unschuldsvermutung

  so wirr wollte ich es gar nichtaber unter den zeilen atmete es einund darüber lauter auf   wahrheiten bewahrten vorflüchtenden gedächtnisverlustenmücken tanzten zu zeitig im jahrund wilde bienen suchten bereitseinen versteckten unterschlupfim totholz der borkenkäferfichten   apfelbäume überließen blütenblätterdem…

Jetzt ist es Herbst

  Jetzt ist es Herbst, Die Welt ward weit, Die Berge öffnen ihre Arme Und reichen Dir Unendlichkeit.   Kein Wunsch, kein Wuchs ist mehr im Laub, Die Bäume sehen in den Staub, Sie lauschen auf den Schritt der Zeit.…

Pindar-Fragmente

  O Kind, dem an des pontischen Wilds Haut, Des felsenliebenden, am meisten das Gemüt Hängt, allen Städten geselle dich, Das Gegenwärtige lobend Gutwillig, Und anderes denk in anderer Zeit. Fähigkeit der einsamen Schule für die Welt. Das Unschuldige des…

IN EINEM PRAGER CAFÉ

  das fremde gesicht eines alten mannes   hinter einem fenster mit weißem rahmen   auf einer fotografie in einem Prager Café   sieht mich forschend und neugierig an   draußen verschimmert graublau der abend   im letzten licht die…

Den Engeln die Hœlle zeigen

  Nerven enden œffentlicher Wahrnehmung bloss legen um zur Untergangsgesellschaft der Durch gereichten zu gelangen > auf dem Korridor: Terror aufgezwungener Intimitæt Beziehung zwischen Sinnverlust & Gewalt /Aus geliefertSein an die Blicke des Anderen… mit kuehlem Herzen Anteilnahme unterdruecken in…

Enigma

für Hans Werner Henze aus der Zeit der ARIOSI   Nichts mehr wird kommen. Frühling wird nicht mehr werden. Tausendjährige Kalender sagen es jedem voraus. Aber auch Sommer und weiterhin, was so gute Namen wie „sommerlich“ hat ― es wird…

Narr in Verzweiflung

  Ach! Was ich schrieb auf Tisch und Wand Mit Narrenherz und Narrenhand, Das sollte Tisch und Wand mir zieren?…   Doch ihr sagt: „Narrenhände schmieren, — Und Tisch und Wand soll man purgieren, Bis auch die letzte Spur verschwand!“…

Privilegiertes Denken

  »Vergil. Vater des Abendlands« heißt ein Buch, in dem Theodor Haecker die Wahrheiten, Lehren, Mahnungen aus dem Schaffen Vergils darlegt, die ihm nach dessen zweitausendjähriger Vollendung die zeitigsten scheinen. Der Verfasser, obwohl Katholik, ist Schüler von Kierkegaard, und zwar…

Señora Nada

Señora Nada ist ein lyrisches Monodram über das Überwinden von Trauma und Schmerz durch Erkenntnis dank des Eindringens in die unoffenbarte Zwischenwelt. Die Welt zwischen Haben und Sein, zwischen Bestimmung und Freiheit, zwischen Jetzt und Immer.Ioona Rauschan, Regisseurin des Hörspiels…

Umsonst

    Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

gänsemagd

    im feld hüt ich worte für die leblosen dinge dem torbogen sag ich und dem ofen den vers es gibt kaum mehr zauber ich weiß keine sprüche das alte vergass ich bis auf meinen kamm der wind nimmt…

Dämmerung

  Hell weckt Dunkel Dunkel wehrt Schein Der Raum zersprengt die Räume Fetzen ertrinken in Einsamkeit! Die Seele tanzt Und Schwingt und schwingt Und Bebt im Raum Du! Meine Glieder suchen sich Meine Glieder kosen sich Meine Glieder Schwingen sinken…

An die Nachtigall

  (Als Mamsell Schmalz die Camilla sang)     Nachtigall, sprich, wo birgst du dich doch, wenn der tobende Herbstwind Rauscht? – In der Kehle der Schmalz überwintere ich.         *** Weiterführend → Poesie zählt für KUNO weiterhin…

Wanner Wandbild

    Der Videobeamer projiziert deckungsgleich eine Aufnahme von der Wand in der ehemaligen Maschinenhalle der Zeche Unser Fritz 2/3 an ihren Ursprungsort zurück. In langsamen und fast unmerklichen Überblendungen fließen verschiedenen Variationen über die Maueroberfläche ineinander. Der teilweise noch…

Übertödliches Leben

  Der Band mit Prosastücken verdankt seinen Titel der Tatsache, dass die 17 Texte nicht einer einzigen Textgattung zugeordnet werden können – sie sind nicht etwa übermütig oder überheblich, sondern sie stehen, obwohl primär Prosa, über den Textgattungen. Das wird…

artIQlierte Denkspiele

Rhetorische Decodierung des lyrischen Ichs In der Studioarbeit geht es Tom Täger und A.J. Weigoni um ein Stimmenhörenschreiben. Bei seinen Rede- und Suchgedichten konzentriert sich Weigoni beim Rezitieren auf die nackte Stimme. Es ist ein Textkonzert, die Partitur ist Sprache.…

Gewolltes Blauauge

  Die meisten der Freunde fürs Leben Sind nichts als lauwarme bekannte, Die zur Gänze abkühlen Und sich nicht mehr blicken lassen Wenn sie wirklich gebraucht werden Obgleich ich das weiß, Gebe ich mich doch immer wieder Einer Sehnsucht hin,…

sprechende Entdeckungen

  …manchmal entfalten sich – gegen jede Wahrscheinlichkeit – sprechende Entdeckungen…     *** Vor 10 Jahren erschien: Top 100, von A.J. Weigoni bei Constrictor, Dortmund 1995 Gebrauchsanweisung zum Abhören dieses Hörbuchs: Stellen Sie vor dem Einschalten Ihres CD- Abspielgerätes…

Geistliche Dämmerung

  Stille begegnet am Saum des Waldes Ein dunkles Wild; Am Hügel endet leise der Abendwind, Verstummt die Klage der Amsel, Und die sanften Flöten des Herbstes Schweigen im Rohr. Auf schwarzer Wolke Befährst du trunken von Mohn Den nächtigen…

Deutsches Haus

    Sie schlagen aus Ziegeln die Häuser in Form, sie retten sich so vor Orkanen.   Sie planen vor Spiegeln die Häuser in Norm, sie glätten sich über Organen.   Sie bauen dicht, wiegeln Gerüche in Ruch, sie betten…

Schreibe barbarisch!

  Sprechen oder Schreiben ist ein Bemühen um größeres Welt-Verständnis. Wer beschreiben kann, begreift, und umgekehrt. Literarisches, dichterisches Beschreiben ist, im Unterschied zum wissenschaftlichen, der Subjektivität geöffnet, ja verpflichtet, und im Bewusstsein gelassener, anders kontrollierter Subjektivität muss dann das Bezeichnete…

Das Hungertuch für Almuth Hickl

Almuth Hickl erhielt in Anerkennung ihres künstlerischen Werks das Hungertuch für Bildende Kunst 2005   Almuth Hickl arbeitet mit Werkgruppen, herbeigeführt werden diese Serien durch spielerisches Experimentieren. Ihr serielles Arbeiten sorgt für Bewegungsimpulse: Das Mäandernde, das assoziative Andocken und elastische…

Kleine Wahrheit

Die Philosophie ist eine Art Rache an der Wirklichkeit. Nietzsche. Als überlistete sich im Menschen die Natur, sie wird sich ihrer im Menschen bewusst, so scheint es, aber wahrscheinlich ist das leider eine Täuschung – die Wirklichkeit spiegelt sich nur…

FARBENLEHRE

    das wasser ist mit blut vermengt das wasser dieser erde   was sollen mir die bunten farben   von generalen von kardinälen   in ihren uniformen in ihrem prunkornat   da war der schwarze zug und später leichenberge…

Das Dafürhalten im Ende

  Wars das? Ich sprach die Wortewie Butterbrot. Unterlegte dem Fettdas Ende,umspähtes Reimen, meine Manie. Ists das? Mich verlegte aufs Brett die Wende, geblähtes Aller Anfang ist Zeremonie! Wirds das? Ich verdorrte, bin wach und war tot.Mich bewegte das Zett,als…

Verlag im Waldgut

  Beat Brechbühls Verlag im Waldgut habe ich nach 2000 mit zahlreichen ungewöhnlichen Büchern kennengelernt, die ich mit anhaltendem Interesse gelesen habe. Es ist ja bereits ein Vergnügen, diese im Handsatz erstellten und fadengebundenen, numerierten und signierten Bücher der Bodoni Drucke in die Hand…

Tautologie

  Obwohl in der Tiefe des Gedichts die Wahrheit liegt, dass alles Reden und Schreiben ein einziges Schweigen ist. Totsein ist Leben, die Dinge sagen sich alle selber, das Leben ist eine Formel des Nichts, nur ein anderes Wort, eine…

NACHMITTAG, FELDER UND FABRIK

  Ich kann die Augen nicht mehr unterbringen. Ich kann die Knochen nicht zusammenhalten. Das Herz ist stier. Kopf muß zerspringen. Rings weiche Masse. Nichts will sich gestalten.     Die Zunge bricht mir. Und das Maul verbiegt sich. In…

Erinnerungen an den Bottroper Literaturrocker

Büchermachen macht viel zu viel Spaß, als dass man es den Bertelsmännern überlassen sollte. Der Ort meiner Zeitreise liegt im herben Klima an der Ruhr, in der Stadt, in der nicht nur der Held meiner Neugier und Verbundenheit, sondern auch…

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Riss in der Musik jetzt hat der Himmel die Erde ganz für sich allein: wenn Wasser den Mond als Spiegelbild gefangen hält und bloss wandern als Rose wo alles schläft Schläfenich und die Entfernung der Sterne *** Weiterführend → Ein…

spiel weise

  im schatten gezwielichtet tanzt ein gebräunter lüstling aufsteigende nebelschwaden lassen eine entblätterte blutbuche dem frühling entgegenhoffen   auf einer sandigen spielwiese schaukelt schuldlos zwischen birken eine löcherige hängematte ohne takt zeitlos im wind   und da ich zu suchen…

Das Sonett in seiner Schwere

  Zeigen dass kann darf nicht sein, leicht muss das Sonett in seiner Schwere sein!         Weiterführend → KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur…

Wie entsteht (m)ein Gedicht?

  Zum Phänomen des poetischen Aktes Auf diese Frage gibt es sicher ebenso viele Antworten wie es Dichter, wie es Gedichte gibt. Denn jeder Dichter hat seine eigene Art und Weise, wie er schreibt und auch wie ein Gedicht von…

über uns

  wir brechen wörter aus dem stein formen sätze die dächer prosaischer handlungen oder gewölbe lyrischer kathedralen tragen wir sind steinmetze bildhauer dombaumeister zugleich bergwerker minenarbeiter stollengräber auf der suche nach rohstoff in uns selbst       für A.…

Fluechtiges Abenteuer

  mit dem Licht leben Schwielen nicht scheuen das Land unter den Pflug nehmen die Scholle auf brechen / Furchen ziehen Samen setzen & doch Wild wuchs nicht verhindern die Kunst im Leben verwurzeln um selbst lebendig zu werden &…

Die Kurve

  Mir fällt auf – aufdringliche Manöver zur Lenkung von Aufmerksamkeit eine weiche umfasste Körperstelle auf einem Hügel unter deiner Hand Eine Tänzerin auf sechshundert-siebzehn Seilen ausgeschnitten aus einem Männermagazin tapeziert eine leere Kiste. eine Malve wirft ihre Mähne wie…

URBAN ELECTRONIC POETRY

  In der zweiten Septemberwoche wurde ich infiziert. Vom Sprachvirus. Wieder mal. Diesmal nicht durch Ploog und Monte (bezieht sich auf das Büchlein „SPRACHE IST EIN VIRUS“ von Jürgen Ploog und Axel Monte, herausgekommen in Po Em Press Pentling 2003),…

Gelehrte Registratur

  Das vorliegende Werk stellt die erste Abteilung des dritten Bandes von Ellingers »Geschichte der neulateinischen Literatur Deutschlands im sech­zehnten Jahrhundert« dar. Es weist also einerseits zurück auf die beiden umfangreichen Bände, deren erster die Geschichte dieser Lyrik in Italien…

Daseinssplitter

  Alles Komische hilft mir und macht mich glücklich. Im Kino und überall. erklärte die leidenschaftliche Cineastin Ilse Aichinger. Ihre häufigen Kinobesuche dienen aber auch dazu, um die „Zeit totzuschlagen, weil mir das Leben schon viel zu lange dauert“. „Ich…

Sag bitte nicht

    Sag bitte nicht, dass meine Mentalität anders sei, dass du deswegen Probleme hättest, sag mir lieber, du wirst mit dir selbst nicht fertig. Die Probleme, die wir miteinander über Jahre hinweg haben, stammen von uns selbst. Sie kommen…

Geisterbahn

„Zehn Tage pures, nacktes, pralles Leben. Ein schnelllebiger hysterischer Trubel, durch den Barbara Ester und A.J. Weigoni ihre Figuren jagen… plastisch erscheint die Welt zwischen Looping, Geisterbahn, Riesenrad und Cafe Grell, daß der Ortskundige folgen kann.“ (WAZ)     Als…

WAS NOCH ZU SAGEN

  das weinglas vor mir die zigarette in der hand   was bleibt noch zu sagen denke ich so vor mich hin   welcher gedanke blieb unausgesprochen   welche gefühle verborgen bis jetzt   im dunkelroten wein   zittert mein…

SEI AUF DER HUT

  SEI AUF DER HUT sagtest du sonst trifft dein herzschlag das behütete schweigen und pflücktest den fingerhut digitalis einfach so und zeigtest noch den weißen fleck auf deinem herzen falscher fleck sagte ich und wies dich aus meinem garten…

Plastik fantastique

  Skulptur tourjours Kreuzworträtsel 5 bis 13 Lösungen Imagination in festen Materialien und drei Dimensionen Bewegung Begegnung Plastik fantastique Tipp tipp Koordinaten Objets trouvés – objets perdus Lost and found Malheureusement oder besser Treasure island Wiki loves monuments So zippy…

Das Bürografenmodell

    Der Shakehands-Reflex umkreist seine Aura in fremdbestimmter Vernetzung: ein dotiert funktionierender Kleingeistgleiter (durch Sitzungsportale). Fürs Aussitzen des Berufsgehorsams immer dabei: das nicht absetzbare tablett bag, Rindslederoptik, bodyfixiert, mit Textbausteinen befüllt. Betriebsbereit für den zwangstrainierten Abhefter bei hohem Papierverbrauch.…

kamingdicht

dieses gedicht sitzt mit mir am kamin und wärmt sich die versfüße wir lauschen in die stillezwischen dem knacken der scheite die leicht geworden sind vor glutund trinken wein das gedicht sagt wein vertreibedie angst vor der ungeschriebenen zeile aber…

Stelzmann

    Die Grundlage für die Photoarbeiten bilden Schnappschüsse von Gebäudeteilen. Digital bearbeitet verwandeln sich die Motive in absurde Architekturen, deren Reiz in der skulpturalen Neuformulierung des real Vorgegebenen liegt. Die Titel der Arbeiten weisen auf die Straße hin, in…

Die Wächter der Stadt

  Wenn man früh morgens aus dem Fenster schaut, dann kann es passieren, dass einem ganz plötzlich Dinge bewusst werden, die einfach auf der der Hand liegen. Herr Nipp hatte etwas länger als geplant geschlafen. Von Verschlafen konnte hier nicht…

Dehumanisierungsprozess

  Seelenenthærter fuehren scheinbare Naivitæt mit erleuchteter Einfalt zusammen & offenbaren verborgene Ursachen der Unschærfe mit Konjunktiv–Kaskaden in einer = Inkompetenzkompensationskompetenz   radikale Skepsis braucht existenziell das Gegenueber um auf dem Unverstandensein zu beharren & fuehrt zu Erinnerungsschutt im Schuhkarton…

Metaton

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Krieg

  Wehe wühlt Harren starrt entsetzt Kreißen schüttert Bären spannt die Glieder Die Stunde blutet Frage hebt das Auge Die Zeit gebärt Erschöpfung Jüngt Der Tod         *** Am 1. September 1915 ist August Stramm bei Horodec östlich Kobryn,…

Baudelaire unterm Stahlhelm

  Ganz elende Schriften haben mit ganz vorzüglichen dies gemein, ihr Wesen im Sprachlichen vollkommen offenkundig und präsent zu haben. Jede dantesche Terzine gäbe in der prosodischen Betrachtung ein Schattenbild von dem, was Faktisches oder Geschehenes in ihr gesagt wird.…

Atemloser August

  Sommermonde machen Stroh aus Erde, Die Kastanienblätter wurden ungeheuer von Gebärde, Und die kühnen Bäume stehen nicht mehr auf dem Boden, Drehen sich in Lüften her gleich den grünen Drachen. Blumen nahen sich mit großen Köpfen, und scharlachen, Blau…

Goethes »West-Östlicher Divan«

Das Vortreffliche ist unergründlich, man mag damit anfangen, was man will. Goethe Dieses Buch ist völlig Geist; es ist ein Vorwalten darin dessen, was Goethe das »obere Leitende« genannt hat, und so ist etwas entgegen, daß es nicht ins Breite…

Lyrik beim Carl Hanser Verlag

  Wenn meine Leseerfahrungen mich nicht ganz täuschen, sind es von den großen Verlagen im deutschsprachigen Raum in der heutigen Zeit kaum mehr als drei, die zuverlässig Jahr um Jahr eine stattliche Anzahl von Gedichtbüchern herausbringen und nicht nur zwei…

Fremde Vertrautheiten

  in fremdlændischen Zungen sprechen & das Ende des Ein geschlossenSeins feiern   Ferne in sich auf nehmen & den fremden Blick auf das Vertraute lenken   geistige & kœrperliche Beweglichkeit als einzige Form des Bestandes akzeptieren   den Wahn…