Kategorie: Allgemein

Sag bitte nicht

    Sag bitte nicht, dass meine Mentalität anders sei, dass du deswegen Probleme hättest, sag mir lieber, du wirst mit dir selbst nicht fertig. Die Probleme, die wir miteinander über Jahre hinweg haben, stammen von uns selbst. Sie kommen…

Geisterbahn

„Zehn Tage pures, nacktes, pralles Leben. Ein schnelllebiger hysterischer Trubel, durch den Barbara Ester und A.J. Weigoni ihre Figuren jagen… plastisch erscheint die Welt zwischen Looping, Geisterbahn, Riesenrad und Cafe Grell, daß der Ortskundige folgen kann.“ (WAZ)     Als…

WAS NOCH ZU SAGEN

  das weinglas vor mir die zigarette in der hand   was bleibt noch zu sagen denke ich so vor mich hin   welcher gedanke blieb unausgesprochen   welche gefühle verborgen bis jetzt   im dunkelroten wein   zittert mein…

SEI AUF DER HUT

  SEI AUF DER HUT sagtest du sonst trifft dein herzschlag das behütete schweigen und pflücktest den fingerhut digitalis einfach so und zeigtest noch den weißen fleck auf deinem herzen falscher fleck sagte ich und wies dich aus meinem garten…

Plastik fantastique

  Skulptur tourjours Kreuzworträtsel 5 bis 13 Lösungen Imagination in festen Materialien und drei Dimensionen Bewegung Begegnung Plastik fantastique Tipp tipp Koordinaten Objets trouvés – objets perdus Lost and found Malheureusement oder besser Treasure island Wiki loves monuments So zippy…

Das Bürografenmodell

    Der Shakehands-Reflex umkreist seine Aura in fremdbestimmter Vernetzung: ein dotiert funktionierender Kleingeistgleiter (durch Sitzungsportale). Fürs Aussitzen des Berufsgehorsams immer dabei: das nicht absetzbare tablett bag, Rindslederoptik, bodyfixiert, mit Textbausteinen befüllt. Betriebsbereit für den zwangstrainierten Abhefter bei hohem Papierverbrauch.…

kamingdicht

dieses gedicht sitzt mit mir am kamin und wärmt sich die versfüße wir lauschen in die stillezwischen dem knacken der scheite die leicht geworden sind vor glutund trinken wein das gedicht sagt wein vertreibedie angst vor der ungeschriebenen zeile aber…

Stelzmann

    Die Grundlage für die Photoarbeiten bilden Schnappschüsse von Gebäudeteilen. Digital bearbeitet verwandeln sich die Motive in absurde Architekturen, deren Reiz in der skulpturalen Neuformulierung des real Vorgegebenen liegt. Die Titel der Arbeiten weisen auf die Straße hin, in…

Die Wächter der Stadt

  Wenn man früh morgens aus dem Fenster schaut, dann kann es passieren, dass einem ganz plötzlich Dinge bewusst werden, die einfach auf der der Hand liegen. Herr Nipp hatte etwas länger als geplant geschlafen. Von Verschlafen konnte hier nicht…

Dehumanisierungsprozess

  Seelenenthærter fuehren scheinbare Naivitæt mit erleuchteter Einfalt zusammen & offenbaren verborgene Ursachen der Unschærfe mit Konjunktiv–Kaskaden in einer = Inkompetenzkompensationskompetenz   radikale Skepsis braucht existenziell das Gegenueber um auf dem Unverstandensein zu beharren & fuehrt zu Erinnerungsschutt im Schuhkarton…

Metaton

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Krieg

  Wehe wühlt Harren starrt entsetzt Kreißen schüttert Bären spannt die Glieder Die Stunde blutet Frage hebt das Auge Die Zeit gebärt Erschöpfung Jüngt Der Tod         *** Am 1. September 1915 ist August Stramm bei Horodec östlich Kobryn,…

Baudelaire unterm Stahlhelm

  Ganz elende Schriften haben mit ganz vorzüglichen dies gemein, ihr Wesen im Sprachlichen vollkommen offenkundig und präsent zu haben. Jede dantesche Terzine gäbe in der prosodischen Betrachtung ein Schattenbild von dem, was Faktisches oder Geschehenes in ihr gesagt wird.…

Atemloser August

  Sommermonde machen Stroh aus Erde, Die Kastanienblätter wurden ungeheuer von Gebärde, Und die kühnen Bäume stehen nicht mehr auf dem Boden, Drehen sich in Lüften her gleich den grünen Drachen. Blumen nahen sich mit großen Köpfen, und scharlachen, Blau…

Goethes »West-Östlicher Divan«

Das Vortreffliche ist unergründlich, man mag damit anfangen, was man will. Goethe Dieses Buch ist völlig Geist; es ist ein Vorwalten darin dessen, was Goethe das »obere Leitende« genannt hat, und so ist etwas entgegen, daß es nicht ins Breite…

Lyrik beim Carl Hanser Verlag

  Wenn meine Leseerfahrungen mich nicht ganz täuschen, sind es von den großen Verlagen im deutschsprachigen Raum in der heutigen Zeit kaum mehr als drei, die zuverlässig Jahr um Jahr eine stattliche Anzahl von Gedichtbüchern herausbringen und nicht nur zwei…

Fremde Vertrautheiten

  in fremdlændischen Zungen sprechen & das Ende des Ein geschlossenSeins feiern   Ferne in sich auf nehmen & den fremden Blick auf das Vertraute lenken   geistige & kœrperliche Beweglichkeit als einzige Form des Bestandes akzeptieren   den Wahn…

Heimkehr

  Das war ein Tag der Schmerzen, Als ich einst Abschied nahm; Noch bänger war’s dem Herzen, Als ich nun wiederkam. Der ganzen Wandrung Hoffen Vernichtet mit einem Schlag! O unglücksel’ge Stunde! O unheilvoller Tag! Ich habe viel geweinet Auf…

Almwanderung

 Oben auf der Alm angekommen, macht sich zum ersten Mal eine allgemeine Erschöpfung breit. Herr Nipp und seine Mitwanderer nehmen die einzige Bank mit Tisch in Beschlag. Aus massiver Lärche gebaut, wahrscheinlich beim letzten Holzeinschlag. Die Oberflächen sind grob mit…

Die Stadt

    Ein weißer Vogel ist der große Himmel. Hart unter ihn geduckt stiert eine Stadt. Die Häuser sind halbtote alte Leute.   Griesgrämig glotzt ein dünner Droschkenschimmel. Und Winde, magre Hunde, rennen matt. An scharfen Ecken quietschen ihre Häute.…

Nebul

Nebul, Nebul – nix ze saihen, dar spazzuretten ze zweyen, op demm weuten Stoppulfalde, di Mari müt Willipalde. Duch es gap Ferlagenhoiten bey demm Dausch fon Zarttligkoiten, dönnes draf düs Kuzzelin nit op Müntt und Futzelin. Draf nur erganzwo darhünden…

Nichts ändert sich

  Nichts ändert sich Kein Einfluß. Keine Position, An allen Ecken der Weltenden: Deckung der Qual, nichts zu wissen. Auch du: Wirst im Vorübergang den Befehl !Kleinmachen! parieren, um hineinzupassen. Kein Einfluß. Keine Position. Immer noch Überschwang, und die Aussicht…

Engagierte Literatur

  Politik soll Dichtung sein. Dichtung teilt mit, schildert, beschreibt genau, klagt, klagt an, ist Werk, ist Kunst, ist Kosmos im Kleinen. Dichtung führt zur Imagination neuer Bilder, Gedanken, Denkweisen, insofern ist sie auch lehrhaft, sie schreit, singt, weint, sie…

in einem kühlen grunde

  die mühle klappert mit den zähnen weiß von mehl darin ein ring verloren ging verborgen blieb so ist die lieb   klippklapp     *** Weiterführend → Über die Qualität von Andreas Noga als Lyriker und Performer lesen sie hier.…

Vergeblichkeitsaufschwuenge

  Rœntgenbild der Negation in Kathedralen des Gewesenen brummt die Abwesenheit der grossen Energien von einst   unbekuemmerte Direktheit muendet in autochthones Liedgut & der Suche nach einer funktionstuechtigen Identitæt   mit grimmigem Humor ertragene Verlorenheit der melancholisch–melodische Blues steuert…

VENEDIG-NOTIZEN

  Der Himmel ist blau. Die Fensterläden sind grün.   Die Steinmauern sind grau. Die Dachziegel sind rot.   Die Stiege ist steil. Der Turm ist hoch.   Die Tür ist verschlossen. Das Wasser ist schwarz.   Der Tod ist…

besucht

Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an…

Kriegslied

    ’s ist Krieg! ’s ist Krieg! O Gottes Engel wehre, Und rede du darein!
’s ist leider Krieg – und ich begehre Nicht Schuld daran zu seyn!   Was sollt’ ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen, Und blutig,…

ONE STEP TO THE LEFT

  Von Tabellenkalkulationen und anderen Vergänglichkeiten.Strom aus Schuhschachteln, ganz leicht im Gehirn.   An der Quelle Bassmotive, langsam beleuchtet.   Welche Vorstellung: Fingerfood für Kannibalen,angestrengt geregelte Vorsicht, halbe Tönegewerkschaftlich formiert.   Die Flüsse auf Distanz.         ***…

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  schweifen See Schilf Schwindich wie du Herz birgst Risennest des Windes ruhten Winter sich in Ästen biegt wann ist wieder wiegen jetzt schläft Wind warm auf dem Wasser der Kindheit in Schwingen: so Schwalbenich zieht Spuren Wipfel Schlaf: zischt…

Poesieattacken

Lesen Sie! Immerzu nur lesen, das Verständnis kommt von selbst. Paul Celan Immer wieder überwältigen mich Poesieattacken. Ich bestelle wie besessen Lyrikbücher per E-Mail, ersteigere längst vergriffene Bände bei ebay und rase am nächsten Tag ins Antiquariat bzw. zur Buchhandlung,…

Wiedersehen

  Dein Schreiten bebt In Schauen stirbt der Blick Der Wind Spielt Blasse Bänder. Du Wendest Fort! Den Raum umwirbt die Zeit!       *** August Stramms Stil war überraschend und neu. Durch seine Knappheit, Härte und die weit…

DIE HEXE UND DAS MÄDCHEN

  Die alte kräutermutter kannte man weit umher aber wo sie wohnte wußte keiner mehr   Sie legte heillehm auf wunden half lämmern und fohlen ans licht Warzen und moderhinke* besprach sie   geld nahm sie nicht   Sie kam zurück…

DON QUIJOTE

  An hellen Tagen zieht er seine Windmühlenflügel an, sattelt sein Pferd und reitet unter der schräg stehenden Sonne hinter seinem Schatten her.   Sieh nur, wie man vor mir flieht, ruft er seinem Knecht zu, der die Ufer ins…

Litanei

  bald wird der Briefträger dein lindgrünes Lächeln vorbeibringen und ich hab noch keinen Briefkastengehängt bald beginnen die Geburtswehen unseresLiebesgedichts und wir haben noch kein Schaukelbettgebaut bald wird’s neblig in unserer Straße und wirhaben keine Laterne an den Himmel genagelt…

Ins Gemüt gesprochen

  Ebensowenig, wie eine Schwalbe Keinen Sommer ausmacht Hilft ein warmer Regen Dem ausgekühlten Boden auf, Der auf ein solches Ereignis Mit einem Eispanzer aufwartet Auf dem ich nur um so schneller Ausgleiten kann, wenn ich es An der gerade…

hinter lassen schafften

    immer wieder locken geheimnisse hinter zu flache horizonte lassen unsere ahnen ahnen was sie uns gegenwärtern in die zukünfte mitzugeben hatten welche verderben sie vererben mit worten die sich selbst erschöpfen bei labiler weisheit und allzu schwarzer magie…

Die Entdeckung Afrikas

    Die Entdeckung Afrikas war in der Sonne, Als ich noch zu jung war, sie Lag nackt auf dem Schnee des Kilimandscharos. Die spiegelte sich im Nil, während Ein Krokodil träge in das graue Wasser Des Fotos starrte. Sie…

kamingedicht

  dieses gedicht sitzt mit mir am kamin und wärmt sich die versfüße wir lauschen in die stille zwischen dem knacken der scheite die leicht geworden sind vor glut und trinken wein das gedicht sagt wein vertreibe die angst vor…

Die Brettspiele der Verdächtigen

            Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv:…

Unerwartete Werke

  Keiner hatte auf Martin F.’s  gelb-grüne Ölgemälde gewartet. Nicht einmal Martins Mutter. Obschon sie sich selber als Kunstliebhaber bezeichnete. Vermehrt hatte sie betont, dass sie den fliedernen Sonnenuntergang aufgehängt hätte, vorausgesetzt Martin hätte den fliedernen Sonnenuntergang gemalt. Was er…

Strandbad

  Schattenrisse vor Blau Scherenschnittbäume Zittergras wenn die plattgetretenen Halme sich langsam wieder aufrichten oder kleine Insekten pfeilschnell herumspringen Man zieht sich an. Man packt die Sachen. Man klaubt den Müll auf. Oder auch nicht. Man schwimmt eine letzte Runde,…

FLUß

beherrschen rinnen das wasser  wie rechner die menschen  im spiegelbild der täuschung  öffnet erst die flut die wunden  treiben puppen aus stroh durch die adern  der landschaft sinkt hinab die brust zu der das leben einst ans ufer stieg find…

Sieben Gedichte VI

    Wem sind wir nah? Dem Tode oder dem, was noch nicht ist? Was wäre Lehm an Lehm, formte der Gott nicht fühlend die Figur, die zwischen uns erwächst. Begreife nur: das ist mein Körper, welcher aufersteht. Nun hilf…

Das Porträt einer Epoche

„Meine Figuren finden keinen Ort, zu dem sie Ja sagen“ Wir befinden uns in Kleinbärengrund in Masuren. Marie Schattauer, Tochter pietistischer Bauern, lernt unter heiklen Umständen zwei Reisende kennen. Sie verliebt sich in Hermann und geht mit ihm in den…

Buchkunst im Verlag Peter Ludewig

  „Von mir ist gerade ein kleiner bibliophiler Druck erschienen, den ich Ihnen gerne schicke. Er wird Ihnen gefallen – und vielleicht ist er ja sogar eine kleine Notiz im nächsten Faltblatt wert. Das wäre mir sehr angenehm – auch…

Gegen\Satz/Paare

  intim bei einander sein an einander anstecken & beim verzweifelten Versuch das Mœgliche unmœglich zu machen Opfer der verbrauchten Sprache werden Bodenhaftung ver lieren & nicht abheben von Niederlage zu Demuetigung taumeln hin– & her gerissen zwischen Ideal &…

Weinberg

  Das Abendläutennach getaner Arbeit, bei uns nach getaner Ruhe, nach erschnüffelten Veilchen, Trüffelfunden, Beeren und Hölzern nahe der Wurzel, wenn die Erde der Sonne das ihre zurückgibt als Schweiß und die Maulwürfe zitternd den Einbruch der Nacht erwarten. Wir…

Studieren

  „Ich will auf jeden Fall studieren!“, hielt ihm das gerade einmal vielleicht fast sechszehnjährige Mädchen entgegen. Nein, ihre Aussage erschien ihm wie ein in der Luft hängender Vorwurf. Herr Nipp war darauf gar nicht vorbereitet gewesen, er hatte schon…

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abgenutztes ich träumt Träume webt sie ab hüllt Form in so Schleierchen nachts die Stadt überfliegen so lang bis wir vergehen Bruder Tod abknutschen wieder und wieder wenn Licht gewinnt Mittag auf dir liegt: ein Leben *** Weiterführend → Ein…

O.T.

  „Abend im Abendland verdeutschte in ihren Löchern mit einem Glas in der Hand“ Reißaus nähm der Tod selbst  röch er ‚hn jenen blutgeruch der er selber ist der boden selber sein fluch der himmel selber sein mist   Hoffen…

Über die Erkenntnisverweigerer

  Es gibt die vielen lauten Besserwisser. Die Welterklärung ist ihr ganzes Streben. Ihr widmen sie ihr armes Erdenleben. Wenn es um Zukunft geht, sind sie nur Schisser,   Die felsenfest am Vorvorgestern kleben. Man findet sie als tumbe Fahnenhisser,…

Wie soll man Verse sprechen?

  Das ist, weiß Gott, ein heikles Thema! Alles was auf Dichtung Bezug hat, ist schwierig. Alle, die sich damit befassen, sind von ausgesuchter Reizsamkeit. Das unentwirrbare Verschränktsein dessen, was jeder einzelne fühlt, mit dem, was die Allgemeinheit fordert, gibt…

Der Tag

  Ich betrachte den Tag. Die Sonne scheint herein. Der Wechsel der Schatten legt den Grund. Ein Fenster sind die Gespräche der Schwalben, die Wege der Bäume ein anderes. Auf den Wänden liegt Wind. Die Fliegen springen von Feld zu…

Weite Ferne… unendlich nah

  gerade in der fernsten Fremde spricht uns das Vertraute an gemahnen steil aufragende Hæuserschluchten an den Strassenfussball der Kindheit   weist geœffnete Metropolen–Ueberwelt auf die Endlichkeit des Horizonts… eine imaginære Wanderung durch geografische & politische Grenzen   keine Sprache…

entgrenzt

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Porträt eines Barockpoeten

  Im ganzen Gebiet der Literarhistorie ist kaum etwas ausfindig zu machen, was undankbarer wäre, als ein Porträt – ein Lebens- und ein Geistesbild – der deutschen Barockpoeten einem heutigen Leser vorzustellen. Dieser Aufgabe hat sich Gundolf, nach seinen letzten…

Schöne Sprache

  »Ich liebe diese Sprache«, schreibt mir jemand, »schon um ihrer formalen Schönheit willen: Dasselbe Wohlgefallen, das mich immer wieder zu diesen Bänden treibt, führt mich auch immer wieder an die lateinische Prosa der deutschen Humanisten heran. Wenn ich wenig…

Die pure Unvernunft

  Wenn das Dein Fluch ist Zu sehen und sehendes Augs In die Katastrophe gehen, Bin ich noch ich, Wenn meine Grundsätze Mit den Launen wechseln? Ich prostituier mich Um eines billigen Vorteils willen Und weiß, dass ich damit Wieder…

WIE LANGE NOCH

  wie lange noch wird all dies dauernder sommerwind   auf deiner haut daß du den frauen   ins gesicht siehst daß die sehnsucht   in dir brennt daß du das leben   spürst wie eben erst in diesem augenblick…

Ein echtes Gedicht

  Ein echtes Gedicht zeichnet sich nicht so sehr durch einen glücklichen Ausdruck oder durch die Gedanken aus, die es anregt, als vielmehr durch die Atmosphäre, von der es umflutet ist. Die meisten Dichtungen haben bloß schöne Umrißlinien und die…

REISELIED

  Wasser stürzt, uns zu verschlingen, Rollt der Fels, uns zu erschlagen, Kommen schon auf starken Schwingen Vögel her, uns fortzutragen.   Aber unten liegt ein Land, Früchte spiegelnd ohne Ende In den alterslosen Seen.   Marmorstirn und Brunnenrand Steigt…

WELTSCHÄNDUNG

    Vernichtet nur das eigene Geschlecht, zerstört, was je durch Menschenfleiß geworden! Doch welche Mächte gaben euch das Recht, des Wassers Glanz, der Blume Duft zu morden? Wenn das Geschützrad Halm und Strauch zerbricht, seht ihr die Säfte nicht,…

Am Meer

  Hier sitzen: Sand und Gischt und Muschelwerk die Sonne blutet aus der Wind schreit Möwen an wenn sie ihm allzu dreist den Weg verstellen es ist, als knatterts im Gefieder oder täuscht mich das verletzte Ohr das ich noch…

Das Spülwasserlicht

Wie sie am Boden in Gebärhaltung hockte die Plastikschüssel vor sich mit dem angeschlagenem Geschirr im Dreckwasser umkreist von den eigenen Schlammspuren, die Fingernägel voller Halbmode im besänftigtem Wasser, festhielt die öligen Teller im Flüssiggrauen, Ekel strömte von den Halbmonden…

Frage an dich

  Sollen wir fusionieren, unsere Leben zusammenlegen   zu einem größeren Ganzen? Mit dir will ich   tanzen im Liegen, mich so lange an dich schmiegen,   bis wir, vom andern freundlich übernommen,   einander gute Gesellschafter sind – und…

Cux-Lied

  Du döst vor dich hin, alte Schnake, hast Ritzebüttel und Süderwisch satt, schaust müde auf die Kugelbake, die Alte Liebe, das Watt.   Döse, Duhnen, Sahlenburg liegen trocken achtern Diek. Wattenkieker biste nur, doch willst du hinaus übern Schlick.…

Platz

  Im Vorhaus brennt die Zugluft. Kahle Wände die Röhren unter Putz. Das Licht scheint unerbittlich. Silberfische in den Fugen amüsieren sich in  kalkigem Wasser. Feste feiern wie sie fallen. Das Tempo zeigt Geduld. In den dunklen Treppenhäusern segeln bunte…

Tal und Berge sehen hell

  Sonne pinselt in dem Tal Hell die weißen Häuserflächen; Malt die roten Giebel grell Und malt Tinten blau wie Stahl. Löscht die Lichter wieder schnell, Schatten eilen gleich den Bächen, Und die Erd‘ lebt wie Gesichter. Berge gehen von…

Kleider

Oft wenn ich Kleider mit vielfachen Falten, Rüschen und Behängen sehe, die über schönen Körper schön sich legen, dann denke ich, daß sie nicht lange so erhalten bleiben, sondern Falten bekommen, nicht mehr geradezuglätten, Staub bekommen, der, dick in der…

Juli

Es geht immer um Verwandlung Um eine Art Umwandlung von Leben in Tod Und andersherum Von Vergangenheit in Zukunft Und von dem was wir uns wünschen In etwas das wir hinter uns lassen Eine Farbe die mit einer anderen Übermalt…

Sehnen

  Die Hände strecken Starre bebt Erde wächst an Erde Dein Nahen fernt Der Schritt ertrinkt Das Stehen jagt vorüber Ein Blick Hat Ist! Wahnnichtig Icht!   *** August Stramms Stil war überraschend und neu. Durch seine Knappheit, Härte und…

O. T.

  Mit Fußsoldaten, Militaria, daß es für uns schon die Verheißung war“   Wie will ER ’s ändern? Mit Byzanzer schwarten? Legendae aureae  augustinisch zarten?   Verheißung war uns: übern zeitwall schauen daß wir es durften: Retrograd erbauen   daß…

Sieben Gedichte V

  Wie hat uns der zu weite Raum verdünnt. Plötzlich besinnen sich die Überflüsse. Nun sickert durch das stille Sieb der Küsse des bittren Wesens Alsem und Absynth. Was sind wir viel, aus meinem Körper hebt ein neuer Baum die…

Gesalzens Gedicht

  wie es ausgebreitet roh ein wenig aasig süßlich fast schon wieder wie altes Schwitzen vertröstet auf einstige Anstrengung, riecht wie es am Brennen gescheitertes Stroh künstlich und glasig algenduftig geröstet ein kaltes Blitzen aus toten Blicken gelenkt ins Rasen,…

Lyrik im Tropen Verlag

  Unter den vielen Titeln, die der 1996 in Köln gegründete und mittlerweile in Berlin ansässige Tropen Verlag herausgebracht hat, gibt es nur wenige Lyriktitel. Auflagenzahlen von 1500 bis 2000, die für Lyrik heutzutage eher selten sind, lassen mich dennoch…

Fragen der Erkenntnis und ihre sprachliche Repräsentation

Gedichte zu schreiben war für A.J. Weigoni eine Mischung aus Bewußtsein und Intuition. Der Füllfederhalter wurde zur Verlängerung des Denkens. Wie wir einem Kollegengespräch entnehmen, hat eine frühe Erfahrung den Lyriker Weigoni – im wahrsten Sinne des Wortes – geprägt,…

ERFÜLLUNG

  Was tun? Du Ranke! Danken! Dir und der Stunde danken. Das Glück gibt Demut: Fleisch und Brot Und Wein — und Tod! Als hätte ich Sehnsucht gelitten, Machst du mich traurig. O Gott, die traute Stunde Verrät mir, wie…

Letzte Abenteuer

  Zu den großen Träumen der Zivilisation gehört das Leben in absoluter Freiheit, zurück zur Natur. Seit Jahren werden in Outdoor-Läden und sogar von den großen Lebensmittelketten Unmengen an Zelten in allen Funktionen, Formen und Farben an den Mann und…

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: lustig sie blasen Blasen und Lichtschaum Party Performanz ganz sinnlos rock the show trauert Mond als Bogen in Bogen im Gras singen zu sich hingehen wieder: wir *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem…

meeressichtbar

  beim blick hinters fensterkreuz fehlen mir raum und echowellen verschämt schweigt der nachhall erblinden farben und letzte vorbilder meeresrauschen schluckt jedwede logik muschelhohl versucht herzklopfen dem rhythmus der gezeiten unaufgefordert folgen zu leisten sturmmöven segeln knapp über der gischt…

O, Grille sing

  O, Grille sing, Die Nacht ist lang. Ich weiß nicht, ob ich leben darf, Bis an das End‘ von Deinem Sang.   Die Fenster stehen aufgemacht. Ich weiß nicht, ob ich schauen darf, Bis an das End‘ von dieser…

Hinrichtung

  Merzgedicht 9 Ein Mensch verlangte die Hinrichtung Anna Blumes. Hinrichten wuchtet Kreuzigung. Anna Blume kreuzigen hinrichtet Euch. Ring strahlt das Messer wuchten Scharten schwingen Messer. Ring strahlt das Messer Eure Köpfe, ohne Kopf. Ring wogen Leichen ohne Köpfe Taumel,…

Satzkasten

      Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit…

Ohryeur

  die flammende Rede verbrennt das gedrechselte Wort an   Kommunikationsschnittstellen werden Schall– & Molekueldruck hœrbar gemacht   Erdenschwere verschwindet & Bewusstseinsinhalte sind alle gleichzeitig verfuegbar   der Nachtsinn nimmt Bilder mit dem Entstehen der Geræusche wahr   aggressives Fauchen…

A perfect day

      Wellen, Wellen Marina Poncho one size drahtlos im freien Raum die Wellen sie schweben so elektro und magnetisch I tell you poems of science and love und wo ist jetzt mein Poncho? Luxemburg ist weit und west…

Falscher Glaube

  Nach sieben mageren Jahren Sollte es doch möglich sein Daß da ein sogenanntes fettes Ins Land geht und ich mich Endlich doch saniere. Zu lange Schon leb ich von der Hand In einen Mund, der wider Jede Vernunft mit…

wahnsinn

  im supermarkt dieses mädchen mit süßwaren lächeln dem ich reflexiv so ganz ohne schuld haftes zö gern auf die brüste glotze an diesem schwül heißen tag die orien tierung verliere qual voll gegen die fleisch theke stoße & schnell…