10. MÄRZ

 

Kalenderblatt. Geduldiges Papier.

Ein Schemen nur, ein fallender Gedanke,

ein Hauch vielleicht, wenn sich die letzte Schranke

zur Trennung schließt. Was gilt schon jetzt und hier

 

dem Schmetterling, der schwebend taumelnd dir

die andre Welt gezeigt, des Lebens Ranke

auf dunkler Schwelle für das große Danke

geheimnisvolles Wissen um das Wir.

 

Es war beim letzten Schnee. Schon schneit es wieder.

Das Jahr dazwischen schenkte seine Tränen.

Aus wilden Wolken wuchs das große Wähnen,

 

die stumme Frage nach der Wiederkehr.

Die Wahrheit weint. Die Fluten tragen wieder

das Leid hinunter in das große Meer.

 

 

 

 

***

Rohlieder I – X von HEL, KUNO 2006

HEL ist bekannt als Herausgeber neuer Talente im „literarischen Underground“ und Publizist gesellschaftskritischer Lyrik sowie Essays. Nach dem Zyklus Zeitgefährten, die zwischen 1977 – 2008 entstanden sind, veröffentlicht KUNO die Reihe Rohlieder I – X, die dank Caroline Hartge neu ediert worden sind. In diesen Gedichten spürt HEL das Existenzielle im vermeintlich Banalen auf. Er hat es hat es nicht nötig, Fiktion zu erfinden … die Fiktion existiert bereits.

Weiterführend →

Eine Würdigung von HEL findet sich hier. Eine Hörprobe des Autors findet sich auf MetaPhon. Zur Lyrik von HEL findet sich hier ein Rezensionsessay von Holger Benkel. Ein faszinierend langer Briefwechsel zwischen Ulrich Bergmann und HEL findet sich hier.