Kategorie: Allgemein

Novemberland

  Sonette GrasSieren ja dörzeit, auch im kommoden Steidl. Die hier sind von Herrn GrasS, der, wenn ich mich recht erinnere, einmal berichte zur lüge der nation verfaßt hat, auch diente er um soziaaldemokraten: Lastenausgleich. Seinen namen machte er sich…

Nur dich

  Der Himmel trägt im Wolkengürtel Den gebogenen Mond.   Unter dem Sichelbild Will ich in deiner Hand ruhn. Immer muß ich wie der Sturmwill, Bin ein Meer ohne Strand.   Aber seit du meine Muscheln suchst Leuchtet mein Herz.…

KRIEG

    kehrten drei bauernsöhne aus dem krieg zurück hatten sie als söldner marodiert und litten nun  der eine war taub der andere stumm der dritte sprach  nur stotternd mit den bauern die ihnen halfen  aus mitleid beim neubau der…

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  Kompensation   Er wolle eine Semmel da hinein Wurst und einen Blatt Gouda und ein Gurkerl   Nein die Semmel solle ein Kornspitz sein die Wurst nicht Extra sondern Pute ja er mit seiner extraWurst nicht wahr   Sie…

Die elementare Vielfalt des Meeres

Horst Samson spricht anklagend von Exil, von ,Niemandlingen‘, die nicht allein das Land ihrer Träume, sondern auch die Bitternis der Fremdheit erleben. Überall trägt der Entwurzelte das Gepäck der Erinnerungen mit sich. Kann ein Sammelband mit achtundneunzig Gedichten, in mehr…

fremdflüchtig

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Geflochtenes

  Sie flechtet ihre Liebe in Girlanden: Sie hängen schwer und duften lichtbeschienen, In ihren Blüten Hummeln, Käfer, Bienen,   Die – magisch angezogen – gerne landen, Um dort zu nippen, wo die Säfte perlen, Die sie benebeln und dazu…

HALBPOET

  Du bist vorbeigegangen und hinüber Die milkshake küsten liegen überall Hast Babylon geschaut und glaubst es über und hast doch nichts getan zu seinem fall In deiner kryptonwelt stehst du Sinuhe* verlorenes kind im alligatormaul den zähnen abgezählt die…

Bruchstücke von Cortez

die äste brachen sie die ufer leckten die jahre von ihren füßen sie reichten brot und salz und beides brannte in unseren wunden wir reichten unsere hände die rissen sie aus und verbrannten sie kein pfeil mehr der uns trägt…

by the sea

Weiterführend → Mit einem Nachruf würdigt KUNO Peter Meilchens Lebenswerk. Lesen Sie auch den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz und den Essay zum Buch / Katalog-Projekt 630.

Zeitlich

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Interpretationen 8 – Der Rabe

  The Raven ist ein erzählendes Gedicht des US-amerikanischen Schriftstellers Edgar Allan Poe. Es wurde zum ersten Mal am 29. Januar 1845 in der New Yorker Zeitung Evening Mirror veröffentlicht und schildert in 108 Versen den mysteriösen, mitternächtlichen Besuch eines…

Sonette – XIX

  Nur eine Stunde hat der Geist geweiht In seinem Namen wenn die ernsten Frühen Mit ihrem Licht den Osten übersprühen Und regen Winden Venus gibt Bescheid   Dann tauchet aus den Händen sonder Mühen Der dunklen Röte stumme Heiterkeit…

BRAND

  brannte das kloster nieder erklärte der probst das feuer sei gelegt worden von fremder hand erzählte man er hätt sich ostern damit aufersteht sein leib zwei wagen kommen lassen voll mit jungen frauen und betrunken versehentlich sein bett entzündet…

Wir leben immer für die Zukunft

    Wir leben immer für die Zukunft: Ewiges Stimmen und nie beginnt das Konzert         Weiterführend → Poesie zählt für KUNO weiterhin zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen einer Kultur, dies bezeugte auch der Versuch einer poetologischen…

Zeitzeichen

Er ist der Vater der deutschen Nachkriegsmoderne- und dies gleichermaßen durch programmatische Verlautbarungen wie extraordinäre poetische Texte, die bis heute- und über das Heute hinaus- ihre Spannkraft behalten haben. Er ist – im technischen wie im imaginativen Sinne des Begriffs…

ZUGANG ZU WINDRÄDERN

  Am Stadtrand die Zentrifugen schleudern den Horizont klein unermüdlich   Machinen erinnern an Zukunft, die es nicht gibt, untröstlich in ihrer Aufrichtigkeit   Flügel angeschminkt, verbeulte Gaben in der Hand, die panischen Säulen. Luft bäumt sich,   verkrallt in…

Moor & Mergelgrube

  ein sanfter Todesengel streicht mit dem Fluegel das matte Stirnengeflecht sæuselt Verfuehrungen ueber Dressur, Raserei & Taumel ins: luesterne Ohr gleitet zur Hals/Schlag/Ader saugt durch spitze Zæhne das Lebenselexier aus der Blutbahn greift an das steinerne Herz fuehlt das…

Räume, Zeiten, Erkenntnisse

Wer vermutet, die geschlossenen Kirchen seien ein Szenenausschnitt aus einem rumänischen Dokumentarfilm oder gar eine Metapher für eine konfessionslose Gesellschaft, wird verblüfft feststellen, dass dieses Gedicht von Ana Blandiana nach einem Spaziergang durch die Kölner Innenstadt entstanden ist. Mit dem…

Falsche Flucht

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

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  Universum umgekehrter Baum unten die Zweige oben die Wurzeln wir geigen: Existenz        *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2024 Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie…

Röntgenaufnahme

  Könnten wir uns jetzt zu einem Gruppenfoto begeben und ein Röntgenbild schiessen in unserer Brust zeigte sich ein spreizendes Geäst feierlich und wir würden mit einem Schlag zu Korallen.   Der bunt gedeckte Tisch auf einmal ein Bootswrack wir…

SCHNAPS

      verfiel ein branntweinbrenner der schwarzen magie um einen noch besseren schnaps zu brennen laugte er mit alkohol menschliche schädel aus die er vom friedhof holte und mit nach haus nahm eines tages aber öffnete sich geräuschlos die…

Distrikte des Dæmmers

  leere Flæchen fehlender Erinnerung fuellen sich mit der Erfindung von Vergesslichkeit in einem Logbuch der Nicht–Ereignisse Fæhrtenleser der durchschossenen Wirklichkeit werden Antworten auf elementare Fragen des Lebens am: Wegesrand auflesen &   in Skepsis an einer schluessigen Menschenkenntnis dem…

O.T.

  Ich stehle dir die Worte aus dem Mund hefte sie an die Kiele meines Chembalos Deine Noten sind Veilchen die aus meinen Händen wachsen     *** Schwankende Lupinen. Gedichte von Jane Wels. edition offenes feld, 2024 „Mein Wolf…

Wer bist du Grand Canyon

  Ein Ding das in Lamellen fort und fort verzweigend ein Etwas das in sich selbst verschwindend vom eignen furchtbaren Gewicht erschrocken wie ein Salamander seine Seele vor Touristen unter Felsen verbirgt Ein Sechshundertmillionenjahrding teils vom ersten Beginn teils vom…

Enzyklopädien des täglichen Irrsinns

  vier-fünf U-Bahn-Stationen all die Woolworth-Mädchen mit Lippenstift und Beatles im Ohr und die Männchen mit ihren Trauerhüten und Regenschirmen und so viel Charme im Gesicht wie ‘ne Schreibe Ersatzschinken also auch alles Verlierer ihr Einsatz so klein dass es…

Kreativität und Disziplin

  Die Disziplin setzt in der Formung des Materials ein, aber ich weiß, dass schon die Auswahl des Materials einem kreativen Akt unterliegt, nicht beherrschbar ist und auch nicht vollkommen beherrschbar sein sollte. Auch die Formung selbst, zu der eine…

ZU EINER TOTENFEIER FÜR ARNOLD BÖCKLIN

(In die letzten Takte der Symphonie tritt der Prolog auf, seine Fackelträger hinter ihm. – Der Prolog ist ein Jüngling; er ist venezianisch gekleidet, ganz in Schwarz, als ein Trauernder.)   Nun schweig, Musik! Nun ist die Szene mein, Und…

Violett verraucht

Bei den Poetry Slams, da kommt zur Idiotie des Prätentiösen die Illusion, dass ein Bier in der Hand genügen würde, um alle grundsätzlichen Fragen zwischen Schrift und Rede mit einem Schluck aus der Welt zu schaffen. Und obendrein sind 90…

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    ich bin ein flächenbrand ohne ränder man band mir die hände ab   die gewänder der augen schraubten sich fest   abschaben und beschiffen ich stand in der bauchdeckee der offenen ohnmacht und höhlte die fracht ausm hintersten…

Das Unbewußte des Dichters

  Goethes Leben und Erziehung waren durchaus die eines Künstlers. Ihm fehlt das Unbewußte des Dichters. In seiner Selbstbiographie beschreibt er genauestens das Leben des Verfassers von »Wilhelm Meister«. Denn, wie dieses Buch eine Mischung von seltener und leuchtender Weisheit…

Verinnerlicht

(Meinem Doktor Benn)   Ich denke immer ans Sterben Mich hat niemand lieb.   Ich wollt ich wär still Heiligenbild Und alles in mir ausgelöscht.   Träumerisch färbte Abendrot Meine Augen wund verweint.   Weiß nicht wo ich hin soll…

Der Revoluzzer

Der deutschen Sozialdemokratie gewidmet War einmal ein Revoluzzer, Im Zivilstand Lampenputzer; Ging im Revoluzzerschritt Mit den Revoluzzern mit. Und er schrie: „Ich revolüzze!“ Und die Revoluzzermütze Schob er auf das linke Ohr, Kam sich höchst gefährlich vor. Doch die Revoluzzer…

Wo niemand

Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an…

Massendiskurs

  Es ist nicht jedem gegeben, sein Innerstes an die Oberfläche aufsteigen zu lassen, ohne Scheu und ohne Furcht vor dem Zerrissenwerden oder der Antwort: Was für ein schwacher Text! Aber es geht gar nicht anders. Ich glaube, es ist…

Interpretationen 7 – Nur zwei Dinge

  Nur zwei Dinge ist ein Gedicht des Lyrikers Gottfried Benn. Es ist datiert auf den 7. Januar 1953 und wurde erstmals in der Frankfurter Ausgabe der Neuen Zeitung vom 26. März 1953 veröffentlicht. Im Mai desselben Jahres erschien es…

Es ist leichter Gedichte zu machen, als zu verstehen

    In den Äußerlichkeiten kann man Dichtung nach Kunstregeln bewerten, aber das Gute, das Höchste, das Gottbegnadete an ihr ist erhaben über Gesetz und Vernunft.           Weiterführend → Für KUNO ist Michel de Montaigne, ein Blogger aus…

Den Sanduhren zum Gruß

  Unter dem Streiflicht Mirabilien, Perlen eine zarte Blendung: Sonne und Meer nur Chiffren verlorene Entwürfe kaum Sand, kein Meer, und ein Tag wächst strandlos an den nächsten. Dies ist dein Gelände dein unumstößliches Zeugnis. Hier steht dein Schweigen geschrieben,…

Ich- & stiebfest

  Ein gedichtgefecht auf hoher warte, an tiefe fragen rührend, wann hat es das zuletzt gegeben? wir wissen von Meckel / Törnes freundschaftlichem versewechsel eine generation zuvor. Hier beversen sich wieder zwei dichter. Doch beiden geht es um angelpunkte, die…

Ich kann ihre Gedichte nicht leiden

Vor 100 Jahren starb Franz Kafka. Inzwischen ein Klassiker der Moderne war auch er von Vorurteilen nicht frei.      „Ich kann ihre Gedichte nicht leiden, ich fühle bei ihnen nichts als Langweile über ihre Leere und Widerwillen wegen des…

Spalte ab deine Worte

  von den Lippen und wirf deinen Blick nicht weg vergeblich tauben Augen zu Gefallen tue keinen Schlag ins Leere oder auch nur weniger     *** Anmerkung der Redaktion: Dieses Wortfeld wurde dem Roman Schimpfen von Peter Meilchen entnommen.…

Prothesenwesen

  Rasender Stillstand / veredelte Vergænglichkeit auf Markanz, Inszenierung + Identitæt bedingungslos verzichten & Wandlungsreisender werden   Hyperboles & Ellipsoide generieren Nuancen der Verrohung weisen auf das Archiv der Verletzungen & die rostig rasselnden Fesseln der Authentizitæt   Ideologieabstossend /…

heavy metal/makarenko

  acht jahre nach unserer gemeinsamen inhaftierung (hauptquartier golgatha-makarenko: gelitten gestorben auferstanden in den toten eines brennenden kaufhauses: des banats im jahr der panzer und barrikaden an meinem 6. geburtstag dem beginn eines u-boot kriegs zwischen mir und meiner seele…

WEIßE FRAU

    warnt niemand mehr kinder vor ihr die sie einst raubte um sie zu opfern  daß nach dem winter auferstand  die saat aus ihrem körper der garbe wie feuer in der asche ist vergessen wie sie gebot über leben…

Durch die Friedrichstrasse

  Durch die Friedrichstrasse – die Laternen brennen nur noch halb, der trübe Wintermorgen dämmert schon – bummle ich nach Hause. In mir, langsam, steigt ein Bild auf. Ein grüner Wiesenplan, ein lachender Frühlingshimmel, ein weisses Schloss mit weissen Nymphen.…

Gewinn

  Ich sitz bei mir, auf einem dieser Stühle, Die zwischen allen stehn, im Zwischenraum. Und um mich weht des einen Herbstes Kühle, Da Blatt um Blatt verlässt den einen Baum.   Ich frage mich, wie ich mich immer fühle,…

Vermessung der nichtlinearen Raumzeit

  mit abseitigen Denkfiguren jenseits des ueberwachen Bewusstseins versucht ein Empathiker des Augenblicks mit Triebenergie einen Fremdkœrper zu implantieren & in amphische Traumwelten einzudringen   die hermetische Durchsichtigkeit der Wœrter & der von ihm umsteuerten Zwischenræume = das Mohair des…

MELANCHOLIE

  Ein nacktes Jungfräulein hängt An einem Galgen: das Blut, das von Mund und Nase Und sonst herunter geflossen, bildet im Rasen Eine rote Lache, die mählich schwarz gerinnt So wie das Blut der lehmigen Pfützen umher Mit der sterbenden…

Botschaften aus Nimmerland

  Der am 24. Juni 1935 in Chile geborene Jorge Octavio Teillier Sandoval zähle „neben Pablo Neruda, Vicente Huibobro, Gabriela Mistral, Pablo de Rokha, Nicanor Parra und Gonzalo Rojas […] zu den Fixsternen am Himmel der chilenischen Dichtkunst des 20.…

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  Kampf um Licht Sonne aber sitzt an meinem höchsten Ast sei mein Zwillingsbaum dennoch, da wo Wind trauert und singt     *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2024 Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem…

FÄHRE

      reisen nachts die unsichtbaren auf dem fluß ins reich der toten geben sie dem fährmann scherben  werf auch ich zerbrochenes nicht fort  es könnte gold wert sein in der hand  einer fremden frau mit großen zähnen  die…

MORITAT VON DER VERFÜHRBARKEIT DER ARMEN

  Sie war noch keusch und schon voller Er war ein haltloser stenz Er kam auf dem motorroller das war in einem lenz Es ging wie erpel und ente am morgen war er’s leid Ihm drohten alimente Er könne nicht…

Stötzer, ein Auszug

  Stötzer klagte über schmerzende Füße, ich aber ging beschwingt von dem Gedanken, dass ich es war, der diesen Platz entdeckt hatte, mit federnden Schritten voran. Wir liefen querfeld nach Norden zum Venusberg. Komm schon Stötzer, rief ich, es lohnt…

Buchstabenkonstellationen

  „Die naive Übereinstimmung von Wort und Sache, Ausdruck und Wirklichkeit, ist zerschlissen durch den tatsächlichen Gebrauch der Sprache wie durch die unerhörte Kluft zwischen dem Faktischen dieser Realität und den Worten, die damit fertig werden sollen.“      …

Dazwischenkunft

  mit gestischer Vitalitæt die Spanne zwischen Erfahrungraum & Erwartungsraum gemessen ausschreiten > Die Evidenz des Todesschreckens im kunstvollen Zusammenprall von Idylle & Grauen bei Grabungen ins Geschichtete untersuchen   im empfindlichen Bereich der Sinneseindruecke mikrotonale Strukturen ergruenden & Ver…

Sonette – XVIII

  In seine Hände mocht ich meine Stunden Wie Knospen schütten die um ihn erblühn Gedachte mit des Schweigens Immergrün Die Stirn zu schirmen die Gesänge runden   Ihm sollte meines Armes Schwertschlag glühn Im Kampfe der gebenedeiten Wunden Wo…

Gedichte / Lichtbilder

  Was passiert, wenn eine renommierte Lyrikerin und Schriftstellerin, im mittelsächsischen Burgstädt 1959 geboren, seit über zwanzig Jahren in Duisburg lebend, zum ersten Mal im Frühjahr 2014 für einige Wochen in Istanbul, in einer für sie fremden urbanen Kultur, weilt?…

ZWERGIN

    als eine zwergin aus dem erdloch kam in dem sie lebte von geburt an verborgen schön  sah sie sich um mit dem verstand ihres blickes  entdeckte sie einen mann verlockte sie ihn  durch gesang lebten sie fortan zufrieden…

Augenblick

      Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, im nächsten Leben, würde ich versuchen, mehr Fehler zu machen.   Ich würde nicht so perfekt sein wollen, ich würde mich mehr entspannen. Ich wäre ein bisschen verrückter, als…

Hirnzonenreflexmassage

  Freiheitssehnsucht + Verlorenheit in: abgruendiger Weltentfremdung den purpurnen Tiefen des Unbewussten durch fliessende Identitæten in eine Seelenfalle geraten Verlandung bietet den einzigen Fluchtpunkt   das ethnografische Dickicht entrætzeln Gegenstand & Sprache zugleich mit einem Sprachzeugkasten fuer Wortwerker in die…

Literatur

  Weil er sich nicht geniert hat, glaubt er, er sei ein Genie. Weil er uns nicht amüsiert hat, hält ers für Poesie. Weil er einst onaniert hat, wirds eine Autobiographie       *** Zum 150. Geburtstag von Karl…

Antinous

  (Adi André-Douglas) Der kleine Süßkönig Muß mit goldenen Bällen spielen.   Im bunten Brunnen Blaugeträufel, honiggold, Seine Spielehände kühlen.   Antinous, Wildfang, Güldklang, Kuchenkorn mahlen alle Mühlen.   Antinous, Du kleiner Spielkönig, In den Himmel fährt es schön auf…

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Ein Haus in das kein Regen fällt ein Kind das seinen Reigen tanzt weil das dunkel keine Wände hält den Rhythmus des Windes stanzen: Innen       *** Vor zehn Jahren erschien: Wortspielhalle, eine Sprechpartitur von Sophie Reyer &…

Es leben die Toten

  Dein Leben ein Bad im Fluss Allmählich spürst du die Überquerung Kein Charon der dich steuert   Die Münze sinkt zum Grund des Himmels Oben schwimmt der Kokon   Gestrandet mit den Ratten lernst du wieder laufen …  …

DU KANNST JETZT GEHEN

aber achte darauf dass wir zusammen sind wenn die welt untergeht wenn das grelle licht kommt jesus messias oder schwarze löcher wenn menschen und geräte stehen bleiben weil keine entscheidung mehr möglich ist papst-audienzen in der schnellen erdtotsekunde in verschluckung…

Hyperion – ein Hybrid

  Es ist eine Sprache, die stets an ihren eigenen Rändern balanciert., die changiert zwischen Erzählen, Singen, Zirpen, Klingen und dem Vorantreiben einer Handlung. Roman, dramatisches Gedicht, fiktiver Brief? Mit der Analyse Friedrich Hölderlins „Hyperion“ gelangt der Germanist an seine…

Nicht weniger nicht mehr

„Die Poesie“, hat der Dichter Paul Celan gesagt, „die Poesie zwingt sich nicht auf, sie setzt sich aus.“ Übersetzen Sie das Wort Celans ins Französische, und Sie verstehen, wie sehr der Satz in der Romanität zu Hause ist: la poésie…

Der Sürrealismus

  „Seit Bakunin hat es in Europa keinen radikalen Begriff von Freiheit mehr gegeben. Die Surrealisten haben ihn. Sie sind die ersten, das liberale moralisch-humanistisch verkalkte Freiheitsideal zu erledigen, weil ihnen feststeht, daß die Freiheit, die auf dieser Erde nur…

Heiraten, eine Familie gründen

  Heiraten, eine Familie gründen, alle Kinder, welche kommen, hinnehmen, in dieser unseren Welt erhalten und gar noch ein wenig führen, ist meiner Meinung nach das äusserste, das einem Menschen überhaupt gelingen kann.       *** „Wie wäre es,…

Interpretationen 6 – Bashōs Haiku

  Die Struktur seiner Haiku spiegelt die Einfachheit seiner meditativen Lebensweise wider. KUNO begreift Bashō als Urvater der Twitteratur, er versah viele seiner Verse mit einer mystischen Qualität und versuchte, die großen, weltbewegenden Themen durch einfache Naturbilder auszudrücken, vom Vollmond…

Wer die Liebe zum Leben nicht verliert, gewinnt

  Wer sie nicht kennt, vermisst sie eher nicht, Und wer sie nicht sucht, findet sie nicht) (Aber: Wer sie sucht, kann sie finden. Wer ihr begegnet, erkennt sie. Wer sie vermisst, sucht sie). Und: Wenn wir sie teilen, wird…

Ratschlag

      halbtransparent anfangen räumliche zwischentöne achten sauber treffen relativieren aus eigener erfahrung isolierte gedanken umgekehrt abwägen die erdigen elemente bewusst integrieren zur stimmung bunt beitragen zur unterstützung fest beeinflussen mit der natur in gleichgewicht kombinieren in guter gestaltung…

SARGWIEGE

 lauerte eine alte frau mit langen haaren in feldern raubte sie kinder und gab milch  aus schwarzen brüsten sprangen irrlichter  wie kobolde über feuchte wiesen wies der nachtrabe  toten den weg holte er sich unselige seelen  suchten verwegene menschen die…

fern gemeint

  Weiterführend → Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz und den Essay zum Buch / Katalog-Projekt 630.

Jahrgang 1919

  Nicht gefallen Nicht ungehorsam gewesen zu sein. Und weiterzuleben Mit dieser Schuld Im Lexikon der Weltliteratur wird Hans Bender charakterisiert als unpathetischer Lyriker und zuchtvoll verhaltener Erzähler einer mit knappsten Mitteln arbeitenden, subtilen Prosa von klarer Ehrlichkeit und verschwiegener…

Vivisektion

irgendwie ist jedes gedicht eine vivisektion des autors an sich selbst. Katrin Stange Vielleicht ist das nicht bei jedem Gedicht so, mal mehr mal weniger, aber indirekt bin ich immer in jeden Text hineinseziert, das ist wahr. Wirkliche Dichtung ist…

Deprimisme

  Sprachfluegler mit Bodenkontakt neigen zur triebhaften Unzuverlæssigkeit bei hoher Kontaktfreude bleiben sich wortlos vertraut sind sinnlich ueberwæltigt & doch einander grundlos fremd leben im permanenten re–start & lassen Hirnstrœme brizzeln   Gnostiker der Kultur changieren zwischen Selbstinszenierung & Widerborstigkeit…

Mehrdeutigkeiten, Klangverwandtschaften und Bedeutungsverschiebungen

  In ihrem literarischen Schaffen bewegt sich Joanna Lisiak zwischen den Genres. Sie kostet und lotet diese oft wie nebenbei schwebend aus, erörtert in ihrem eigenen, erfrischenden Stil und schafft poetische Bilder. Sie überrascht mit unvorhergesehenen Wendungen, kreiert Kombinationen, die…

Interpretationen 5 – Prometheus

  Prometheus ist der Titel einer Ode von Johann Wolfgang Goethe. Das Werk ging aus dem gleichnamigen Dramenfragment hervor. Prometheus wurde zwischen 1772 und 1774 verfasst. Wie auch die anderen Hymnen Mahomets Gesang, Ganymed, An Schwager Kronos entstand dieses Werk…

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  Sehnsucht: hörst du der Baum rauscht im Innern des Meeres     *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2024 Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben…

Gewissenlose

  Herr Becher* kam vom guten Wege ab: Er schrieb nicht, was er sah, woran er glaubte, Als ihm das Staatsamt sein Gewissen raubte. Er scheiterte in Gänze, aber knapp.   Als man die Klitterung einmal entstaubte, Da brach das…

BALLADE VON PEŠKO ANDREA UND DEM SHEITAN*

  Sie sagten von mir ich hätte den schwanz in kinder gesteckt und ne frau an die kette meiner befäulnis gelegt Mit mir sagten sie gibt’s trouble Gläubiger machten mich lang vorm abhaun schickt ich’n kabel: Saloniki komm nach  Peško …

Tage ohne Datum

  Tage ohne Datum, Aura, Lizenz, dazu das erste warme Licht des Frühjahrs, und die Schwermut brannte sich ihm wie ein reumütiger Satellit in die Haut. Keine Zeit für tiefsitzende Gedichte, die sich in scheuem Atemholen und Kristallschliff verzwergten, den…

gesang eins

    auf einmal wurde die landschaft hügelig buckelwale duckten ihre rücken im gras alle halme bewegten sich im gleichklang die musik musste von fernher kommen hinter dem gebirge wechselte der himmel seine farben Şirin sang von der küstenebene drang…

Spiegelbild im Auge des Anderen

  Intimitæt = ein zwanghafter Reflex in der Undurchsichtigkeit des Subjekts liegen Grenzen des moralischen Rechenschaftsvermœgens wo das Ich das Scheitern seiner Erklærungsversuche erkennt & seine Souverænitæt als Handlungssubjekt einbuesst begegnet ihm ‚der Andere‘ als Gegenueber   Unsere Verantwortung entspringt…

Sonette – XVII

  Die Harfe hängt im Wind sie kann nicht wehren Daß deines Todes Hauch die Saiten rührt Der in den Herzen große Feuer schürt Und Wellen lächeln macht auf hohen Meeren   Zur frühen Stunde da du mich entführt Gedenkst…

Der Träumende

  Blaugrüne Nacht, die stummen Farben glimmen. Ist er bedroht vom roten Strahl der Speere Und rohen Panzern? Ziehn hier Satans Heere? Die gelben Flecke, die im Schatten schwimmen, Sind Augen wesenloser großer Pferde. Sein Leib ist nackt und bleich…