Über Leben – Überleben

 

Über Leben, Überleben – das sind die Fragen, die Weigonis Gedichte im Wesentlichen ausmachen. Die Themen des Lebens sind – nicht nur für den Autor – Sinnsuche und ihre praktische Umsetzung im bisherigen geschichtlichen Kontinuum, auch als ethisches Soll in Gegenwart und Zukunft, um nur das Wichtigste zu nennen.

Ich habe die Gedichte vor drei Jahren in drei Wochen gelesen, und es fiel mir leicht. Weigoni hat die Gedichte in einem Zeitraum von rund vierzig Jahren geschrieben und in mehreren Bänden veröffentlicht. Das Motto der Gesamtausgabe ist ein Zitat des italienischen Fußballtrainers Giovanni Trapattoni, der seinen Unmut nach einer Niederlage in den Worten zusammenfasste: „Ich habe fertig!“ Ihm ist die praktische Vernunft wichtiger als der intellektuelle Hochseilakt unter einer Zirkuskuppel eines marktlaunischen, volatilen Literaturbetriebs, dem es an Echtheit fehlt.

Es fällt auf, dass sie allesamt kein explizites lyrisches Ich aufweisen. Aber das Lyrische Ich ist nicht unbedingt eliminiert, weil die Personalpronomina fehlen. Als Peter Handke 1969 in seinem Lyrikband Die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt die Aufstellung des 1. FC Nürnberg* zum Gedicht erklärt (oder wenn der Leser einen Text zum Gedicht erklärt, selbst wenn der Autor etwas anderes behauptet), so ist das Lyrische Ich sozusagen als Stellvertreter eines angenommenen Subjekts oder Beobachters vorhanden oder zumindest denkbar.

Ich zeige dies, und anderes, an zwei der für mich wichtigsten, bedeutungsvollsten Gedichte:

 

Am Kæltepol der Erbarmungslosigkeit (S. 352)

am Rand des Schweigens > Erkenntnis gewinnen

die Konventionen des Denkens ausdehnen

sich auf die Faszination des Unsagbaren

des Noch-nicht-Gedachten einlassen …

an der Grenze der Schattenlinie entsteht

Subjektivitæt aus Menschenscheu =

heissgeriebene Texthaut <

in der Schraffur des Traums

den Binnenraum der Sprache ueberschreiten

in einer Gesellschaft der Ungebundenen

das Leiden am System in

einer eigenen Metamorphose verkœrpern:

Schweigen zwischen den Schichten der Erinnerung

Ziel ist es > das Verstehen zu verstehen

in der fiktionalen Unschærferelation

bleibt am Verdrængten sinnlich bedrængend =

ein fremdes Inneres – anderes Ich –

alle geistigen Regungen weichen

einer bleiernen Apathie & auch der Tod

wird nur noch als letztes Glied von

Erniedrigungen wahrgenommen

 

Wie so viele der Gedichte Weigonis sind auch diese Verse philosophierend. Sie wirken oft wie indirekte Gebrauchsanweisungen für das richtige Leben. Die Kritik an Zeit und Mensch wird oft in Infinitivsätzen formuliert. Die Gedichte stellen ein Kompendium der Soll-Ethik dar, die in den verschiedensten Varianten durchdekliniert werden.

Der Rand des Schweigens kann aufgefasst werden als das fast nicht mehr Sagbare, und das wäre dann auch das fast nicht Erkennbare, vielleicht aber das, was noch erahnbar ist. Verbessert wird Erkenntnismöglichkeit durch Weiterentwicklung der Sprache, ein Ausdehnen der Begriffe, ein Hinwegschreiten über bisherige Konventionen, also auch zu neuen Bildern, deren kühnste ja immer am Rand des Schweigens stehen und das im vagen Bild formulieren, was anders noch nicht sagbar oder denkbar ist. Solche Bilder – heissgeriebene Texthaut – evozieren körperliches Mitempfinden und -verstehen.

Dazu gehört als ein weiteres Mittel die Schraffur des Traums. Im Traum sehen wir Bilder des Unbewussten, welche die kognitiven Sprachbilder ergänzend ueberschreiten. Durch die Überwindung gesellschaftlicher Gebundenheit (Konventionen) wird ein Gewinn an Objektivität ermöglicht mit dem Ziel, das Verstehen zu verstehen. Das meint hier sogar eine Kritik des apriorischen Denkens, und das führt uns zu den gleichsam metaphysischen Aspekten der Lyrik. Weigoni spricht daher in der dritten Strophe von der fiktionalen Unschærferelation. Der Erkennende braucht die Selbstentfremdung von sich selbst (ein fremdes Inneres – anderes Ich –), um sich zu begreifen. Das klingt bis dahin optimistisch. Aber die letzten vier Verse sagen: Die Erkenntnisanstrengung führt in die Apathie und zeigen den Tod als letztes Glied von Erniedrigiungen. Und dennoch spüre ich als Leser, dass im Schluss des Gedichts die Hoffnung verborgen ist, dass wir die Kette der Erniedrigungen, die wir uns selbst zufügen, durchbrechen können – dies ist unser Soll. Oder scheitern wir in jedem Fall? Betrachten wir das zweite Gedicht:

 

Moor & Mergelgrube (S. 364):

ein sanfter Todesengel

streicht mit dem Fluegel das

matte Stirnengeflecht

sæuselt Verfuehrungen ueber

Dressur, Raserei & Taumel

ins: luesterne Ohr

gleitet zur Hals/Schlag/Ader

saugt durch spitze Zæhne das

Lebenselixier aus der Blutbahn

greift an das steinerne Herz

fuehlt das verdorrte Geschlecht

Sinnsucher / Umbruchsmensch / Begehrensmaschine

zielloses Spiel der Begierden

intime Rituale der Unterwerfung

fuehren zur Blockade statt Kontrolle

Tantalusqual, die schmerzlos den Verstand zertrennt

die Bedeutungen bleiben polyvalent …

auf dem Schind-Anger in

die Mulden des Lebens versinken

gesenkt in lichtlose Schwærze des Daseins mit

dem inniglichen Wunsch

ewig zu sterben &

des Ichs beraubt zu werden …

alle Gier bleibt schæbig unerfuellt

 

Das in zwei Absätzen geschriebene Gedicht führt über die menschliche Gier (Hoffnung) ebenso wie das vorige Gedicht hin zur Enttäuschung. Von Anfang an ist ein sanfter Todesengel bei uns, von dem wir wissen, den wir aber verdrängen zugunsten unserer Verführungen, den rasenden Begierden und Wünschen, die in uns leben. Es sind nicht nur einfache Begierden, immerhin sind wir auch Sinnsucher, aber im Spiel der Begierden bleibt uns nur eine doppelte Unterwerfung, zum einen unter die Spielregeln, zum anderen unter die Ausweglosigkeit aus unserer Abhängigkeit von der Begierde, die Suche und Sucht ist. Weigoni nennt den Menschen eine Begehrensmaschine. Das deckt sich einigermaßen mit der Philosophie von Gilles Deleuze, der das Unterbewusstsein als ein Ensemble von Wunschmaschinen sieht:

 

„Es funktioniert überall, bald rastlos, dann wieder mit Unterbrechungen. Es atmet, wärmt, ißt. Es scheißt, es fickt. Das Es … Überall sind es Maschinen im wahrsten Sinne des Wortes: Maschinen von Maschinen, mit ihren Kupplungen und Schaltungen. Angeschlossen eine Organmaschine an eine Quellmaschine: Der Strom, von dieser hervorgebracht, wird von jener unterbrochen. Die Brust ist eine Maschine zur Herstellung von Milch, und mit ihr verkoppelt die Mundmaschine. Der Mund des Appetitlosen hält die Schwebe zwischen einer Eßmaschine, einer Analmaschine, einer Sprechmaschine, einer Atmungsmaschine (Asthma-Anfall). In diesem Sinne ist jeder Bastler; einem jeden seine kleinen Maschinen.“

(Gilles Deleuze und Félix Guattari: Anti-Ödipus: Kapitalismus und Schizophrenie I. Suhrkamp, Frankfurt a.M 1974, S. 7.)

„Die Wunschmaschinen stecken nicht in unserem Kopf, sind keine Produkte der Einbildung, sondern existieren in den technischen und gesellschaftlichen Maschinen selbst.“

(Gilles Deleuze … S. 512,2.)

 

Deleuze negiert Sigmund Freuds Auffassungen von Es und Unterbewusstsein; er sieht eine vollkommene Einheit von Mensch und Natur. So sind alle Werke des menschlichen Geistes Naturphänomene – das betrifft etwa Kunst, Psyche, Bewusstsein, Wille, Libido, … Wissenschaft, Technik, gesellschaftliche Verfassungen, Kapitalismus … und die Umsetzung der Wünsche. Die psychischen Abläufe sieht Deleuze nüchtern als mechanische Bewegungen der Wirklichkeits-Affirmation. Seine Philosophie ist, so gesehen, resignativ, denn alle psychischen Erscheinungen –so auch jede Sucht als Ausdruck eines Wunschs – sind Natur, eingebettet in gewachsene gesellschaftliche Systeme.

Resignativ ist auch der zweite Absatz des Weigoni-Gedichts: Wir gewinnen keine Kontrolle über unsere Sucht und Suche. Der Mensch lebt Tantalusqual sein Leben lang und von Anfang an auf dem Schind-Anger, also auf einem Totenacker der Seelenlosen, der Untergeher in | der Sinnleere des Daseins mit | dem inniglichen Wunsch | ewig zu sterben & | des Ichs beraubt zu werden …| alle Gier bleibt schæbig unerfuellt.

Es fällt mir bei diesem Gedicht im Unterschied zum ersten schwer, noch irgendeine Hoffnung zu erkennen oder eine indirekte Aufforderung, die Lebensverhältnisse zugunsten eines sinnvolleren Lebens zu ändern. Mir bleibt nur das Argument: Wenn einer ein so elegisches Gedicht schreibt, dann hofft er doch noch, dass wenigstens aus der bitteren Selbsterkenntnis in die Unbarmherzigkeit des Seins die Intention erwachse, es sei wenigstens privat eine würdigere Existenz möglich.

In dem Gedicht Weltenwechsel (S. 328) vertieft Weigoni seinen Gedanken einer Transzendentalpsychologie, die er inverse Transzendentalphilosophie nennt: das meint die Überwindung der seelischen Enge. Weigoni beschreibt auch hier das Gefängnis der Wunschmaschine, in dem wir stecken.

Indem wir erkennen, was uns fesselt, ist schon viel erkannt. Wenn wir aber erkennen, dass wir uns nicht herausstrampeln können aus dem Gefängnis unseres Körpers, dann hilft uns nichts. Auch wenn wir unsere Sprache begreifen als eine Leiter zu anderen, sprachlosen Sprachen, können wir uns nicht befreien, können wir nicht in die transzendente Sphäre gelangen, sondern bleiben hängen bei Wittgensteins Satz: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Weigoni nennt in seinem Gedicht Deprimisme den vergeblichen Versuch, der transzendentalen Obdachlosigkeit zu entkommen: bauen am Sprachturm zu Babel.

think & link, das letzte Gedicht aus dem Band Dichterloh, Caput IV -Morbidezza-, führt den Leser in die Sphäre der Schwebe, des Traums, in die Polyvalenzen einer Unschærfe, die genauer ist als realistische Klimmzügigkeit und mehr Erkenntnis provoziert.

 

think & link

weiter

hin im Schwebe

zustand bleiben:

& wære es nicht ein Traum

zu sehen

ohne doch wahrnehmen zu muessen?

& so unmittelbar in

das Eigentliche eindringen

zu kœnnen?

… wære es ein Traum

wahrlich, wir sollten ihn træumen

mit unbedingter Ausschliesslichkeit …

ob Puls / Pattern oder Polyrhythmus in

hellsichtiger Panik erkennen:

das menschliche Schweigen kennt viele Sprachen

… Denial-of-service-Exit-Power off.

 

Denke und verknüpfe! Denken und Verknüpfen, das ist die Lebenskunst. Cogito, ergo sum – je pense, donc je suis. Die Verse beschreiben die Sehnsucht, sich abkoppeln zu können vom Bewusstsein, zu leben ohne zu begreifen. Rilke schrieb in einem seiner frühen Gedichte die Verse:

 

Du mußt das Leben nicht verstehen,

dann wird es werden wie ein Fest.

Und laß dir jeden Tag geschehen

so wie ein Kind im Weitergehen

von jedem Wehen

sich viele Blüten schenken läßt.

 

Während Rilke spätromantisch philosophiert, gehen Weigonis Verse in eine andere Richtung. Das Leben ist kein Traum, es kann kein Traum sein, es gibt nur den einen Ausgang, den Tod, das beste Schweigen, er wäre die beste Wahl (wahrlich, wir sollten ihn træumen …). Der letzte Vers dann, englisch, Computersprache: Funktionsversagen und Ausschalten. Das Gedicht enthält den Wunsch nach einem von aller Last befreiten Leben, wie er nur im Traum erfüllbar wäre, es enthält zugleich die Sehnsucht nach endgültiger Ruhe, vollkommenem Schweigen. Es steht auf der Kippe, ob eine suizidale Erlösung mitgemeint ist, schließlich gibt es eine Erkenntnis in hellsichtiger Panik, oder ob nur Bilder sprechen und zugleich schweigen.

 

Ein paar Bemerkungen zum Buchinhalt.

Es ist gegliedert in fünf große Kapitel, die bereits früher als Lyrikbände erschienen waren: Wiederbeatmung, eine Rekonstruktion (1975-85); Letternmusik – Remix – ein lyrisches Polydrama in fuenf Akten (1985-1995); Dichterloh – Komposition in vier Akten (1995-2005); Schmauchspuren – eine Todeslitanei (2005-2015); Parlandos (1987-2013) versammelt lyrische Einzelwerke: Protzklœte & Gierschlunk, nachgedichtet aus dem Panchatantra; Señora Nada, ein lyrisches Monodram; WortFelder -Punktierungen einer bluehenden Landschaft-, Meckenburgische Naturgedichte; artIQlationen; Der Neubau-Zyklus fuer das Paul Pozzozza Museum; Schland; Unbehaust – Poetopathologische Aufzeichnungen der Patientin Jo Chang; Das Reden.

 

Am Ende des Buchs (S. 466-487) steht Weigonis lesenswerter Text VerDichtung – Über das Verfertigen von Poesie, eine grundsätzliche Betrachtung, was Poesie ist und wie sie entsteht. Meine Rezension kann nicht auf die vielen originellen Einfälle eingehen; ich beschränke mich auf das Wichtigste an wenigen Beispielen.

Zum Schluss will ich das Gedicht Insektomorphe Reaktionen im Atemraum (in Dichterloh) (S. 265) herausheben, weil es am deutlichsten Weigonis Rückzug aus dem Literaturbetrieb, in dem er viele Jahre lang ein herausragender Aktivist war, beschreibt. Auch wenn das (versteckte) lyrische Ich nicht identisch sein muss mit Weigoni, so kann aber der im Gedicht angedeutete Weg als Lebenspräferenz angesehen werden: Es geht um Beheimatung im ganzheitlichen Grund … in innigster Naturfrœmmigkeit & Poesie als reine Daseinskunde … Verabschiedung vom Daseinskino und den Strapazen der Weltlæufigkeit. Wichtig ist die Einuebung in die Kunst des Verschwindens | unauffællig gelebte Tage als Mœnch des Wortes … Selbstkonzentration > die niemanden verletzt | aber das Selbst rettet.

Im Gedicht Erfahrungsseelenkunde (S. 326) heißt es ergänzend: … in der Fuelle der Leere die | Einsamkeit der Dinge erkunden & | die Vielfalt des Nichts finden.

Das Gedicht Ursprungsleere (S. 350) fasst vieles von dem noch einmal zusammen, was für Weigoni wichtig ist. Es ist ein geradezu neobarockes Gedicht des „memento mori“ und der „vanitas vanitatum“, allerdings nicht im christlich-religiösen Sinn, es ist ein existenzialistisches Gedicht, entstanden auf dem Boden der vollkommenen Desillusion, im Angesicht der bodenlosen Leere, die uns umgibt – auch im gesellschaftlichen Versagen. So gesehen sind Weigonis Gedichte auch politische Gedichte.

 

Denken ist keine Fælschung der Erfahrung

sondern die Erweiterung der Erkenntnis um

bei der Begegnung mit bergenden Wœrtern

die Sehnsucht nach einer Ur-Sprache zu wecken

fremde Herkunftswelten erschliessen &

sich der unendlichen Leere ergeben

den Zinseszins des versæumten Lebens berechnen

mit synoptischem Vergnuegen

ein Revirement aller Bedeutungen vollziehen

im Angesicht der leiblichen Vanitas

die Hirnfælligkeit des Lebens begreifen

& den Schindacker durchfurchen

 

Weigonis Lyrik ist ein bedeutendes Œuvre! Was mich besonders fasziniert an seinen Gedichten, das ist die systematische Ausschaltung eines expliziten lyrischen Ichs und der philosophierende Charakter der Verse. Offensichtlich bieten die Gedichte konsequent keine Lösung an, schon gar keine Erlösung. Obwohl sie ein Nihil beschreiben oder umschreiben, sind diese Gedichte nicht nihilistisch. Sie sind auch keineswegs Ausdruck einer verdeckten suizidalen Haltung, und sie sagen auch nicht aus, dass wir schon tot sind im Leben. Denn sie haben als existenzialistische Botschaft: Für dich selbst und dein Leben kannst du Sinn erzeugen. Dein Tod steht fest, aber du kannst einigermaßen sinnvoll leben. Auf deiner Suche wirst du nichts finden – außer dich selbst. Aber das ist viel.

 

 

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Leben’n’Werk – Das lyrische Gesamtwerk, Studienausgabe – Verdichtet zwischen 1975-2015 von A. J. Weigoni, mit einem Essay: VerDichtung – Über das Verfertigen von Poesie. Edition Das Labor, Bad Müllheim, 2021

Coverphoto: Leonard Billeke, aufgenommen in einem Café in Budapest

Weiterführend → Holger Benkel über das lyrische Werk von A.J. Weigoni.

→ Dennis Ulrich geht weg von einer hermeneutischen Interpretationsweise, hin zu einer dekonstruktivistischen, die das Verhältnis von Ästhetik und Rhetorik dieser Gedichte zu fassen vermag.

→ Die Kurzfassung dieses Interviews von Jens Pacholsky mit A.J. Weigoni erschien im Goon-Magazin, Berlin. Da diese Zeitschrift eingestellt wurde, macht es die KUNO-Redaktion zu Recherchezwecken wieder zugänglich.

→ A.J. Weigoni geriet nie in die Nähe des Verdachts, eine Autobiographie zu schreiben. Daher versteht KUNO diese essayistische Hinterlassenschaft des Ohryeurs als Liebeserklärung an den Hörsinn.

→ Der „Sprechsteller“ A.J. Weigoni über die Sinnfälligkeit des öffentlichen Vortrags von so etwas flüchtigem wie rezitierte Poesie, so etwas fragilem wie einem Gedicht. Dieses „last goodbye“ ist erschienen in der Literaturzeitschrift Dichtungsring # 57, Bonn 2020

 

 

* Die Aufstellung des 1. FC Nürnberg vom 27.1.1968 ist ein Gedicht des österreichischen Schriftstellers Peter Handke. Es erschien 1969 in dem Band Die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt im Suhrkamp Verlag. Stilistisch bedient Handke sich bei dem Werk der Form der Ready-mades. Er nimmt die Namen der Spieler des 1. FC Nürnberg, wie sie von Sportzeitschriften abgedruckt werden, aus dem gewohnten Sinnzusammenhang, behält aber die Form der Darstellung bei und zeigt damit auf, dass Dichtung nicht ausschließlich anhand von Inhalt und Textmerkmalen definiert werden kann, sondern auch die Kommunikationssituation zwischen Leser und Text bestimmt, ob etwas als Dichtung rezipiert wird.

Der 1. FC Nürnberg bestritt am 27. Januar 1968 das Erstrundenspiel im DFB-Pokal gegen Bayer 04 Leverkusen und gewann es mit 2:0. Spielbeginn war 14:00 Uhr. Abweichend zu der im Gedicht genannten Aufstellung spielte als linker Verteidiger Helmut Hilpert für Horst Leupold. Leupold kam erst eine Viertelstunde vor Spielende für Blankenburg aufs Feld.