Über dein Gesicht schleichen die Dschungeln.
O, wie du bist!
Deine Tigeraugen sind süß geworden
In der Sonne.
Ich trag dich immer herum
Zwischen meinen Zähnen.
Du mein Indianerbuch
Wild West,
Siouxhäuptling!
Im Zwielicht schmachte ich
Gebunden am Buxbaumstamm –
Ich kann nicht mehr sein
Ohne das Skalpspiel.
Rote Küsse malen deine Messer
Auf meine Brust –
Bis mein Haar an deinem Gürtel flattert.
***
Zum 50. Todestag von Gottfried Benn, ein Widmungsgedicht von Else Lasker-Schüler.
„Keiner auch der großen Lyriker unserer Zeit“, so Gottfried Benn, habe mehr als sechs bis acht vollendete Gedichte hinterlassen, „die übrigen mögen interessant sein unter dem Gesichtspunkt des Biographischen und Entwicklungsmäßigen des Autors, aber in sich ruhend, aus sich leuchtend, voll langer Faszination“ sei eben nur eine Handvoll. In seinem Fall ist es der Gedichtzyklus Morgue. Er hat um seine Beschränktheit gewußt, wie sonst hätte er sich nach der Machtergreifung den NAZIS angedient und somit seine Jugendfreundin verraten.