MORGEN

entrollt der lindernden starre des schlafs wenn ich dasteh noch faß ich den moment kaum gelingt es mir mich zu bewegen schmerzt der rücken in mir halt ich das skelett den lehm die schöne betäubung greif ich den lappen das…

Isoliertes = freies Denken?

  Isoliertes Denken, das nicht wirkt, also nicht mit der Praxis verbunden wird, liegt brach. Lebensverweigerung kann dem Denken nicht nützlich sein. Alles Denken, insbesondere das über gesellschaftliche Verhältnisse, muss vom praktischen Leben angeregt und in ihm erprobt werden. Außerdem…

Trotzige Selbstbehauptung

  Die DDR ist das Land, darin ich leben will, aber muss Richard Leising       Richard Leisings Gedichte sind wortgetreu wie Protokolle, aber sie durchbrechen Vers für Vers die Wiederholung des vorgegebenen Textes. Ihre vielfältige Bindung an die…

Überbrückung geistig-kultureller Hemmschwellen

  Die Überbrückung geistig-kultureller Hemmschwellen und seelischer Barrieren mag schwieriger sein. Aber mit Takt und mit Respekt vor dem Selbstgefühl der bisher von uns getrennten Landsleute wird es möglich sein, daß ohne entstellende Narben zusammenwächst, was zusammengehört.      …

U–Boote

  Rainer Ernst entwickelt grundgesunden Familiensinn. Gemeinsam mit seiner Familie aus Weimar besucht er zu Weihnachten eine verschollen geglaubte Tante in Litauen. Im Krieg war die Familie getrennt worden, seine Mutter Elfriede konnte sich mit ihrem Mann nach Weimar durchschlagen,…

meine heimat

  ist heute der raum zwischen gestern und morgen die stille vor und hinter den worten das leben zwischen den stühlen     *** May Ayim (1960-1996) war eine ghanaisch-deutsche Dichterin, Wissenschaftlerin und politische Persönlichkeit, war eine der Vorreiterinnen der Schwarzen…

Sozialstrukturen

  Wer niemanden hat, der bleibt. Wer jemanden hat, geht ins Bleiben. Wer außer jemandem niemanden hat, bleibt beim Gehen. Wer jemanden und noch jemanden hat steht auf Gehen . Wenn aber einer jemandes Niemand ist, der geht wirklich.  …

Love–Bites im Vampyre Empire

  „What keeps mankind alive?“, erkundigt sich die angerauhte Stimme von einer knisternden Schallplatte aus dem Lautsprecher bei dem verbliebenen Gast. »Wat schon? Die Natur hält keinen Sinn bereit. Sie tötet jeden, der sich ihr schutzlos aussetzt. Städte sind auf…

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Schluckauf hat die Quelle sprudelt lausch dem Leben die Vogelgesänge ab: it is springtime *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren gebrochen…

Megazeichen

  Zwischen Bilk und der Altstadt steht ein Hochhaus, dessen Licht in der Nacht zur Weihnachtszeit sinnigerweise zu einem Tannenbaum verschaltet wird. Bis Mischa Kuball das Hochhaus in ein Megazeichen verwandelt hat, das nächtliche Lichtzeichen in den Stadtraum der Landeshauptstadt…

Gipsgallionsfiguren

  goldertrænkt / salzbenetzt / sagenumwoben Vordenker ohne Vergangenheit Archetypen der Moderne die jede psychologische Erklærung verweigern…   der lærmenden Gegenwart ein Schweigen abgewinnen & Menschen erkennen deren Inneres nervœs schwingt   rætselhaft emotionale Kippfiguren in forcierter Lockerheit fahrig /…

Die Legende

  Mit kleinsten Federn seiner Flügel schreibt er gestochen scharf an reiner Sachlichkeit vorbei, tele- phoniert im Schritt. Und einmal warf mit Fachlichkeit er einen Kreis in ein Geviert. Danach verschwand er, überwand Geometrie per Poesie: (Trauer, Traum, Trauma,Trauer, Zynik zuletzt) So…

NACHT

es pochen leise wasser in den rohren hör ich die vibration der wände hinter mir meine stimme klanglos pulst aus dem dunkel das blut ohne wunde steh ich steif vorm offnen fenster fallen dumpf die früchte von schweren bäumen schreit…

Unsere netten Nachbarn von nebenan

Hier geschieht die Emanzipation der Monster von ihren göttlichen Urahnen Auf dem Portal Buchsurfer findet sich ein Hinweis auf das 1990 erschienene Gossenheft Monster mit dem freundlichen Hinweis: „Weigonis Sammlung von Kurzgeschichten wurde im Format eines Groschen Romans veröffentlicht und…

Werttod

  Fluchen hüllt die Erde Wehe schellt den Stab Morde keimen Werde Liebe klaffen Grab Niemals bären Ende Immer zeugen Jetzt Wahnsinn wäscht die Hände Ewig Unverletzt.       *** Am 1. September 1915 ist August Stramm bei Horodec östlich Kobryn,…

STADTWANDERUNG IM DÄMMERN

licht zerreißt mir unter der haut schlagen die knoten zusammen über mir  die letzten fetzen blau des tags  zerstoß ich das glas in einem haus befleck ich die staubigen steine wie mich das fleisch die wunde tret ich die offene…

Eine Erinnerung an Peter Henisch

  In den frühen Siebzigerjahren war ich einmal bei einer Podium-Veranstaltung in der Kleinen Galerie in der Neudeggergasse in Wien. Da hat ein junger Schriftsteller mit schwarzem Wuschelkopf Gitarre gespielt und dazu gesungen; auch gelesen hat er, Gedichte und anderes.…

Das Happening

  Eiskalter Herbstabend. Beschlagene Fensterscheiben markieren nicht nur eine überheizte Wohnung. Rough’n’Roll aus den Lautsprechern lässt die Scheiben wackeln. Ein Pulk lärmender Gäste, teilweise in ein tanzendes Knäuel verstrickt. Abseits davon wortfetzige Gespräche über Kino, Kunst, vor allem über die…

Die Kunst muß sich von der Zeit befreien

  JLB: Whistler, der berühmte nordamerikanische Maler, nahm einmal an einer Zusammenkunft teil, bei der über die Bedin-gungen, unter denen Kunst entsteht, gesprochen wurde. Zum Beispiel über den biologischen Einfluß, den Einfluß der Umge-bung, der zeitgenössischen Geschichte … Darauf sagte…

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flügellos die Stunden durch die du dich fädelst: Segensprogramm Milchmeer und wo einmal eine Wiese war sich selbst zu Füßen liegen als wär nix *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der…

concerning

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Nordstadt

eine Homage an Else Lasker-Schüler   die tintenschwarze Nacht legte ihren Umhang ueber die Parkanlage der Erinnerung   dœrrte die flinke Zung‘ erstickte das aufkeimende Geschwætz belegte den Gaumen mit Schwefel narkotisierte die Kehle mit Nikotin   als liefe ein…

GEDULD

Wie muß ich dich aber üben, deinen Faden Ziehn über die wache Nacht, über den Sand Der Sekunde, der fällt mir fort beständig: Jahr um Jahr, wie muß ich dich aber üben, haltlos tropft mir Die Zeit ins Blut und…

WORTE

  sich hinter worten verstecken um nicht farbe zu bekennen   sich mit worten verteidigen um nicht gewalt anzuwenden   sich unter worten verkriechen um nicht sein wahres gesicht zu zeigen   sich mit worten schmücken um nicht nackt zu…

und primaten frage nicht

staunende lachen der starre weiß längst in erwägung zu ziehen kohlweißlingsflüge und heuschrecken wacholder und wüstenfortschritt in richtung weibmensch blähungsversuche betäuben erschrocken nur ein vergessener ketzer lächelt noch des weiteren wissend applaudiert dem zuschauer selbst ablenkend abgelenkt betäubt ohrenzeugen und…

ALEXONETTCHE

  Lieg zum simsasonettieren lieber auf der sommerpritsche Sitze lieber lieb A Nitsche auf der hitsche  Wir verlieren   hier mit glattgeschälter flitsche der der gummi fehlt  Die nieren leeren sich bei allen tieren Jaulen laß die sonsofbitche   laß…

Kleines Bild letzter Stunden

  Ein Wort wandert durch den noch undefinierten Raum. Es ist ein Wort, das diesen Raum für dein Leben erst möglich macht., solange ihn weder Geruch, Ausdehnung noch Farbe gefunden haben. Einer Gegend des Raumes entströmt Atem. Gedrängter verdichteter Leib,…

Notturno

  Der ausschwingende Klöppel in der Kirchturmuhr schlägt eisern zu. Metall auf Metall. Nachhall scheppert durch hohle Gassen. Es ist null Uhr. Geisterstunde. Florin liegt in Embryostellung auf seinem Bett. Wälzt sich unruhig umher. Findet die nötige Bettschwere nicht. Der…

Die totale Erinnerung

Paul Verhoeven entfesselt ein Effektspektakel mit philosophischem Hintersinn – nach der Story ‚Erinnerungen en gros‘ von Philip K. Dick. Fazit: Ganz großes Effekt-Kino. Cinema Der Bauarbeiter Douglas Quaid führt im Jahr 2084 ein befriedigendes, aber wenig ereignisreiches Leben mit seiner…

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während noch Mauern blau werden der Himmel leicht auf sie abfärbt: ich bin schon vom Lied das Ende *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch…

Erkenntnis Stau

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Passat

    von oben herunter angeweht bei jeder Verænderung in der Atmosphære erklingt die diatonische Tonleiter eingehender…   in Ankuenftigung des befreiten Atems ein Zeichen der Authenticitæt erwarten kristallisierte Formen der Habitualitæten & gesellschaftlichen Rollenvorgaben ablehen   Homogramme fuehren zu…

Unverblüth, der grüne Heinrich

Durchdringung des Erzählerischen und des Dichterischen – der wesentliche Zuwachs, den dem Deutschen die nachromantische Epoche gebracht hat – ist in Kellers beschreibender Prosa am vollsten verwirklicht Nach langer Pause ist nun wieder ein Band der großen kritischen, von Jonas…

Mein Gedanke

  Mein Gedanke ist ein Teil von der Bedeutung der Welt, und also gebrauche ich einen Teil der Welt als Symbol, um meine Gedanken auszudrücken.       *** Henry David Thoreau gilt als Schriftsteller auch in formaler Hinsicht als…

Vor dem Endspielpfiff

    Mit Null beginnt es und mit Null ist Ende.   Ans Ende beißt sich, wer die Null benagt. Der Nullen Notstand schafft sich Außenstände, der Nullen Lösung wieder ist gefragt.   Mich fremdet, lullen uns die Gründe der…

Vor dem Gesetz

  Vor dem Gesetz steht ein Türhüter. Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz. Aber der Türhüter sagt, daß er ihm jetzt den Eintritt nicht gewähren könne. Der Mann überlegt und fragt…

Helgoland, den 1. Julius 1830

  Ich selber bin dieses Guerillakrieges müde und sehne mich nach Ruhe, wenigstens nach einem Zustand, wo ich mich meinen natürlichen Neigungen, meiner träumerischen Art und Weise, meinem phantastischen Sinnen und Grübeln ganz fessellos hingeben kann. Welche Ironie des Geschickes,…

Textbild

  Weiterführend →  Holger Benkel stellt auf KUNO das „Lyrik Heft 27“, von Hans-Ulrich Prautzsch vor. KUNO widmet dem Gedicht auch in diesem Jahr den genauen Blick, das aufmerksame, geduldige, ins Denken gedrehte Lesen und Wiederlesen, dies bezeugte auch der…

Spurensuche

  Das Gewöhnliche ist eine abgestempelte Fahrkarte, die in einem sauber gefegten Rinnstein liegt und unaufhaltsam in den nächsten Gulli gespült wird. Begeben wir uns auf die Suche nach dem gewöhnlichen Menschen, der diese Fahrkarte gelöst hat. Zuvörderst gilt es,…

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Sonne auf der Haut Wühlt den Kopf auf der Rest der Natur liebt grausam bis dass *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende…