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werden die Bäume mir zuliebe nach Unten wachsen blutrote Bälle die Blumen ziehst die Blattadern nach ahmst ihre Laute vor wie ein ach aber langsam so lernst du Beherrschung *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In…

Mutation

    den inneren Schweinehund ueberwinden & sich wiederum aufraffen   einen Fuss vor den anderen setzen um nicht ueber die eigenen Beine zu fallen   sich nicht ans Bein pissen lassen aber in jedes Fettnæpfchen treten   voll aus…

World Wide Web

  Ich gebe keinen Pfifferling auf das Automobil und setzt auf das Pferd. Kaiser Wilhelm II. gab 1904   Wer zum Teufel, will denn Schauspieler sprechen hören? Harry M. Warner, Chef der Warner Brothers, 1927   Ich sehe keinen Grund…

Der Gossenroman von dem Kritiker träumen

Er hat das Formensprengen zu seinem Metier gemacht. Prof. Almuth Keusen-Hickl In der Tat hat sich Weigoni mit Jaguar wieder einmal zwischen die Stühle gesetzt. In diesem Fall zwischen die sogenannte Trivialliteratur und die sogenannte Schöngeistige. In seiner Sichtweise von…

Nonkonformistisches Literarisches Informationszentrum

  Am 10. November 1969 erscheint das Info Nr. 1 in Form eines einseitig bedruckten DIN A4-Schreibens. Herrausgeber ist Josef Wintjes der via Bottrop unter dem Namen „Nonkonformistisches Literarisches Informationszentrum“ den Vertrieb von Alternativzeitschriften begründet. Auch wenn Wintjes in der…

Fiktion der Bruchstückhaftigkeit

    Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört.         Dieses geflügelte Wort ist nach der „Bundeskanzler Willy Brandt Stiftung“ eine Verkürzung des Satzes „Jetzt sind wir in einer Situation, in der wieder zusammenwächst, was zusammengehört.“ Die Stiftung schreibt…

Vergänglichkeitsprobe

Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen, Reiseanlässen und Verwandtschaftsverhältnissen beantragt werden. Genehmigungen für Reisen werden kurzfristig erteilt und nur in besonderen Ausnahmefällen verweigert. Sofort können Personen, die die DDR verlassen wollen, Visa für ständige Ausreisen bekommen. Diese…

Der Abgrund der Geschichte

  Und wir sehen jetzt, dass der Abgrund der Geschichte Raum hat für alle. Paul Valéry       Paul Valéry war auf der Suche nach dem reinen Geist. Zu Lebzeiten galt er als größter französischer Lyriker seiner Zeit. Durch…

NICHTGEDICHT

    In gegenwart dieses nichtgedächtnisses wenn das gedieht nein und nicht anders sagt und das nichtsagen herrscht und das nichtabsehen der worte und der vers ist das nichterlangbare wird uns das nichtachten zum nichtgedicht führen   Und die nichtscham…

Delacroix

  Delacroix der ein Bild geliefert, vor welchem ich immer einen großen Volkshaufen stehen sah und das ich also zu denjenigen Gemälden zähle, denen die meiste Aufmerksamkeit zuteil worden. Die Heiligkeit des Sujets erlaubt keine strenge Kritik des Kolorits, welche…

Berlin, Alexanderplatz

  „Es ist, als habe einer die Fenster aufgestosen, nach all den Jahren der Stagnation, der geistigen, wirtschaftlichen, politischen den Jahren von Dumpfheit und Mief, von Phrasengewäsch und bürokratischer Willkür, von amtlicher Blindheit und Taubheit – welche Wandlung.“ Stefan Heym…

Blitzlichtgewitter

  „Man stelle sich vor, ein Traum geht in Erfüllung, und keiner merkt es so richtig: Die Mauer ist gefallen. Seit Freitagnacht kann sich ein DDR-Bürger aus Karl-Marx-Stadt in seinen Trabi setzen und nach München fahren. Einen Personalausweis und Sprit…

Blutschuld

  Es dräut die Nacht am Lager unsrer Küsse. Es flüstert wo: Wer nimmt von euch die Schuld? Noch bebend von verruchter Wollust Süße Wir beten: Verzeih uns, Maria, in deiner Huld!   Aus Blumenschalen steigen gierige Düfte, Umschmeicheln unsere Stirnen…

Poetik des Schweigens

  Gegen die sehr häufige Meinung des ‚So ist es eben‘, die, was sie vorfindet, fraglos akzeptiert. Die Welt verlangt danach, gekontert zu werden. Ilse Aichinger       Ihre Poetik des Schweigens ist ihre Konsequenz aus der Ablehnung jeder…

BERLIN II

  Der hohe Straßenrand, auf dem wir lagen, War weiß von Staub. Wir sahen in der Enge Unzählig: Menschenströme und Gedränge, Und sahn die Weltstadt fern im Abend ragen. Die vollen Kremser fuhren durch die Menge, Papierne Fähnchen waren drangeschlagen.…

ABWEHR

mit märchenstarkem gutem glauben wenn das bedrohen naht genieß ich den moment noch vor dem nächsten und habe ohren nicht die hören jeden laut und habe augen nicht die sehen wach und habe lippen nicht die sprechen jemandem zu und…

Wir wollen mehr Demokratie wagen

  Mit dem ersten Beitrag stelle KUNO die Frage woran man eine Stunde Null feststellen kann. 1945 war politisch gesehen keine Stunde Null, sondern die dringlich aufzuarbeitenden Probleme der NS-Vergangenheit und die daraus resultierenden Konflikte wurden zugunsten der wirtschaftlichen Konsolidierung…

Handlauf

  Weiterfühend → Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz.

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deine Blicke Spieße schaben an mir dennoch: ich belausch: bewach deinen Schlaf *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren gebrochen…

Futurum

  Leisetreter versinken im Schwimmsand   Schreihælse formieren sich zu einem Chor   Programmierer auf der Odyssee durch den Megachip   Morast im Mund behindert die artIQlation   Tageslicht wird aus geblendet   Bilder brennen sich hinter dem Sehschlitz fest…

Die Feder kritzelt

    Die Feder kritzelt: Hölle das! Bin ich verdammt zum Kritzeln-Müssen? – So greif‘ ich kühn zum Tintenfaß und schreib‘ mit dicken Tintenflüssen.   Wie läuft das hin, so voll, so breit! Wie glückt mir alles, wie ich’s treibe!…

Wir sind das Volk

  Ein entscheidendes Ereignis der Friedlichen Revolution ist die große Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 in Leipzig. 70.000 Demonstranten überwinden ihre Angst und stellten sich mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ den bewaffneten Sicherheitskräften entgegen. Leipzig steht, wie kaum…

Terror BRD 89

      Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit…

Abgestorbene Lebensformen

  Man kann Briefmarken mit der Zunge befeuchten, nur weiss man nicht, wer sie vorher angefasst hat, daher gibt es eine grüne Kunststoffschale mit orangefarbenem, feinporigen Schwamm, der das Wasser sehr gut aufnimmt und speichert.     Anlässlich des Tages…

Erinnerungsfahrt

wir fahn fahn fahn Der erste Berufswunsch war nicht sonderlich originell. Mein Grossvater hatte mich auf die Fahrt mit einer Preußischen P8 mitgenommen. Da er den Lokführer kannte, durfte ich mir das Führerhaus und die Feuerbüchse anschauen. Er erklärte mir…

KLEINER DANKCHORAL AN BORIS

und mensch Empe     Dank für tisch und bettstatt hier An der mauer rosa winkel kam in rosa licht zu mir Kreuzberg und Berlinvonschinkel   Dank daß wir der wahrheit nah und zuzeiten stille waren zwischen Woron  Brecht und…

ABSEITS VON E.

wilder wein verschwendet sich an den rändern längst herabgefallenen mauerwerks brombeer kraust über aufgeschüttete sedimente flußkies der ist gerad weich genug für kinder die abgeladene matratzen für das sprungbrett zur welt halten *** Vorschau auf den Gedichtband kindheit und kadaver,…

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zieh deine Lippen ein Die Augen das Gehör in der Leere wer hat da noch Angst vorm Tod der ein Kind ist reisen tut man innen *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay…

Die Plagiatoren

  Ein jeder ist ein Teil vom Schicksal andrer, Die vor ihm waren und die um ihn gehen, Die auch nur einmal, eilge Weiterwandrer, Den Weg ihm kreuzend, flüchtig bei ihm stehen.   Sie kommen, kommen ohne Zweck und Sinn,…

Hiddensee. Die Attraktion des Nichts

Das Grenzenlose ist dem Menschen näher. Hanns Cibulka, Sanddornzeit Nirgendwo in der DDR war die Utopie des Grenzenlosen, nirgendwo die Imagination, den im Transzendenten liegenden Westen in sich zu spüren, größer als auf dem Sylt des Ostens: Am Weststrand Hiddensees…

Exerzitien

  klares Erkennen politischer Situationen trifft auf unklares Handeln regionale Schreckensparadiese begegnen weltweiten Herausforderungen   Mystiker der offenen Augen konfigurieren Glaubenssætze Alchemisten der verbrauchten Worte atmen durch Dogmen modrige Grabeskælte   Henker der Neuzeit wollen Augæpfel rollen sehen auf der…

Furchtlosigkeit

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Jaguar

  Mit der ihm eigenen Neigung, durch konzentrierte Verwirr-Spiele rätselratende und verunsicherte Leser zu hinterlassen, versucht A.J. Weigoni mit Jaguar seiner geübten Manier treu zu bleiben. Man kommt an dieser Stelle nicht umhin, jener Mischung aus Persiflage, bissigem Zynismus und…

Sturmangriff

  Aus allen Winkeln gellen Fürchte Wollen Kreisch Peitscht Das Leben Vor Sich Her Den keuchen Tod Die Himmel fetzen. Blinde schlächtert wildum das Entsetzen.         *** Am 1. September 1915 ist August Stramm bei Horodec östlich Kobryn, in…

Mittelalter

    Vergiß das Wilde bilde Sekretes aus, dem Herrschaft steht!   Er biß & bimmelte, ihn riß etwas, da schimmelte er.     Die Glocke stand Als Pilz auf ihm wie über Käse. Ein wilder alter Käse                                                                           wimmelt…

Maximen und Reflexionen

  „Mir ist ein neuer Ausdruck eingefallen, der das Verhältnis nicht übel bezeichnet. Das Klassische nenne ich das Gesunde und das Romantische das Kranke. Und da sind die Nibelungen klassisch wie der Homer, denn beide sind gesund und tüchtig. Das…

Die Feder kritzelt

  Die Feder kritzelt: Hölle das! Bin ich verdammt zum Kritzeln-Müssen? – So greif ich kühn zum Tintenfaß Und schreib mit dicken Tintenflüssen. Wie läuft das hin, so voll, so breit! Wie glückt mir alles, wie ich’s treibe! Zwar fehlt…

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Glut der Erinnerung Sommer starrst staunst dem Himmel die Farbe weg Durcheinander Dichtigkeit der Tage bleibt nach getaner Arbeit: Ordnung aber unrund *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der…

Paneuropäisches Picknick

  Das „Paneuropäische Picknick“ war eine Friedensdemonstration ungarischer Oppositioneller an der österreichisch-ungarischen Grenze nahe der Stadt Sopron (Ödenburg) am 19. August 1989. Das „Picknick“ fand am Grenztor an der alten Pressburger Landstraße zwischen Sankt Margarethen im Burgenland und Sopronkőhida (Steinambrückl)…