WEIHNACHTSZONENLIED

  Versucht nicht nachts zu zahlen was Ihr am tag versäumt Nur in den rauhnachttalen ist liebe eingeräumt   Habt Ihr denn schon vergessen wofür der weltverhau? Ihr sagtet: Für das fressen Es brennt die seele blau   So steht…

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Mutter ist viele Teile als Zopf Hände Adern Schreien du tötest sie indem du davon redest *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch…

Neither

Ich beschäftige mich mit Schatten. Und darum geht es auch in der Beckett-Oper. Das Thema der Oper ist, dass unser Leben von allen Seiten von Schatten umgeben ist. Wir können nicht in den Schatten hineinsehen. Da wir aber nicht in…

Literaturkritik

  Manche Menschen lesen überhaupt keine Bücher, sondern kritisieren sie.       Kurt Tucholsky zählt zu den bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik. Als politisch engagierter Journalist und zeitweiliger Mitherausgeber der Wochenzeitschrift Die Weltbühne erwies er sich als Gesellschaftskritiker in…

BERLIN III

  Schornsteine stehn in großem Zwischenraum Im Wintertag, und tragen seine Last, Des schwarzen Himmels dunkelnden Palast. Wie goldne Stufe brennt sein niedrer Saum.   Fern zwischen kahlen Bäumen, manchem Haus, Zäunen und Schuppen, wo die Weltstadt ebbt, Und auf…

Über Bilder und Sehen I

Flughäfen – der vermutete Maßstab zuhause oder wo ist zuhause Mama Antwort auf einen Text von J.H. So sitze ich einmal mehr in meinem Arbeitszimmer am Schreibtisch, genieße den Ausblick aus der architektonisch eigenwillig gestalteten Fenstergaube und denke für einen…

Nonkonformismus, ein Ausprobieren von Gegenpositionen

Als Nonkonformismus bezeichnet die Soziologie persönliche Haltungen oder Einstellungen, individuelle Handlungen oder philosophische Positionen, die nicht in Übereinstimmung mit den allgemein anerkannten Ansichten, der gültigen Etikette, dem vorherrschenden Lebensstil oder dem kulturellen Mainstream stehen. Nonkonformismus erzeugt meist Subversion. Der Grad…

Anstoss nehmen

  Sich mit der Poesie zu beschäftigen, führt zu einer Sensibilität, einer Haltung, einer Art, um über das Rätsel der Identität nachzudenken. Man kann die Sprache zu einem extravaganten Stil entwickeln, campy, künstlich und artifiziell. Und meist kommt bei diesen…

document der selbstwirksamkeit

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

der dezember

    im schnee der vater die mutter mein das holzhaus der frieden hölzernes bein hinkt wie die vergleiche die bäume stehn im himmel unten das leben ist schön         *** Eine Leseprobe von Kurt Bartsch aus: Saison…

PHANTASIA DESPERANS

  Anmutig, leicht, lebendig! Einsam auf schneebedecktem Feld: Doch ist der Hunderthändig Meines Gedichtes Held. Der Hunderthändig ohne Kopf! Doch spielt er mit — einem Schädel. Macht ihm aus welkem Gras einen Schopf, Gelb wie der welke Nebel. Was gilt…

Die Idee ist ewig

  Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

KINDHEIT UND KADAVER

wenn die verwandten neben mir die mich im wind selbst nicht zu wittern wußten fremd wie fern vor gräbern standen sah ich das kind in der erde hinterm gekrümmten stein die höhle aus holz den wachturm des vergessens die welt…

Lange Wände

  „Wir brauchen Wände“, proklamierten Künstlerinnen und Künstler im Regierungsbezirk Arnsberg. 1981 wurde die  Werkstattgalerie DER BOGEN, Lange Wende 42, Arnsberg (die Räumlichkeiten wurden von 1981 bis 1995 ohne Auflagen gesponsert) eröffnet. Zu diesen Zeiten arbeitete die Deutsche Bundespost noch…

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werden die Bäume mir zuliebe nach Unten wachsen blutrote Bälle die Blumen ziehst die Blattadern nach ahmst ihre Laute vor wie ein ach aber langsam so lernst du Beherrschung *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In…

Mutation

    den inneren Schweinehund ueberwinden & sich wiederum aufraffen   einen Fuss vor den anderen setzen um nicht ueber die eigenen Beine zu fallen   sich nicht ans Bein pissen lassen aber in jedes Fettnæpfchen treten   voll aus…

World Wide Web

  Ich gebe keinen Pfifferling auf das Automobil und setzt auf das Pferd. Kaiser Wilhelm II. gab 1904   Wer zum Teufel, will denn Schauspieler sprechen hören? Harry M. Warner, Chef der Warner Brothers, 1927   Ich sehe keinen Grund…

Der Gossenroman von dem Kritiker träumen

Er hat das Formensprengen zu seinem Metier gemacht. Prof. Almuth Keusen-Hickl In der Tat hat sich Weigoni mit Jaguar wieder einmal zwischen die Stühle gesetzt. In diesem Fall zwischen die sogenannte Trivialliteratur und die sogenannte Schöngeistige. In seiner Sichtweise von…

Nonkonformistisches Literarisches Informationszentrum

  Am 10. November 1969 erscheint das Info Nr. 1 in Form eines einseitig bedruckten DIN A4-Schreibens. Herrausgeber ist Josef Wintjes der via Bottrop unter dem Namen „Nonkonformistisches Literarisches Informationszentrum“ den Vertrieb von Alternativzeitschriften begründet. Auch wenn Wintjes in der…

Fiktion der Bruchstückhaftigkeit

    Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört.         Dieses geflügelte Wort ist nach der „Bundeskanzler Willy Brandt Stiftung“ eine Verkürzung des Satzes „Jetzt sind wir in einer Situation, in der wieder zusammenwächst, was zusammengehört.“ Die Stiftung schreibt…

Vergänglichkeitsprobe

Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen, Reiseanlässen und Verwandtschaftsverhältnissen beantragt werden. Genehmigungen für Reisen werden kurzfristig erteilt und nur in besonderen Ausnahmefällen verweigert. Sofort können Personen, die die DDR verlassen wollen, Visa für ständige Ausreisen bekommen. Diese…

Der Abgrund der Geschichte

  Und wir sehen jetzt, dass der Abgrund der Geschichte Raum hat für alle. Paul Valéry       Paul Valéry war auf der Suche nach dem reinen Geist. Zu Lebzeiten galt er als größter französischer Lyriker seiner Zeit. Durch…

NICHTGEDICHT

    In gegenwart dieses nichtgedächtnisses wenn das gedieht nein und nicht anders sagt und das nichtsagen herrscht und das nichtabsehen der worte und der vers ist das nichterlangbare wird uns das nichtachten zum nichtgedicht führen   Und die nichtscham…

Delacroix

  Delacroix der ein Bild geliefert, vor welchem ich immer einen großen Volkshaufen stehen sah und das ich also zu denjenigen Gemälden zähle, denen die meiste Aufmerksamkeit zuteil worden. Die Heiligkeit des Sujets erlaubt keine strenge Kritik des Kolorits, welche…

Berlin, Alexanderplatz

  „Es ist, als habe einer die Fenster aufgestosen, nach all den Jahren der Stagnation, der geistigen, wirtschaftlichen, politischen den Jahren von Dumpfheit und Mief, von Phrasengewäsch und bürokratischer Willkür, von amtlicher Blindheit und Taubheit – welche Wandlung.“ Stefan Heym…

Blitzlichtgewitter

  „Man stelle sich vor, ein Traum geht in Erfüllung, und keiner merkt es so richtig: Die Mauer ist gefallen. Seit Freitagnacht kann sich ein DDR-Bürger aus Karl-Marx-Stadt in seinen Trabi setzen und nach München fahren. Einen Personalausweis und Sprit…

Blutschuld

  Es dräut die Nacht am Lager unsrer Küsse. Es flüstert wo: Wer nimmt von euch die Schuld? Noch bebend von verruchter Wollust Süße Wir beten: Verzeih uns, Maria, in deiner Huld!   Aus Blumenschalen steigen gierige Düfte, Umschmeicheln unsere Stirnen…

Poetik des Schweigens

  Gegen die sehr häufige Meinung des ‚So ist es eben‘, die, was sie vorfindet, fraglos akzeptiert. Die Welt verlangt danach, gekontert zu werden. Ilse Aichinger       Ihre Poetik des Schweigens ist ihre Konsequenz aus der Ablehnung jeder…

BERLIN II

  Der hohe Straßenrand, auf dem wir lagen, War weiß von Staub. Wir sahen in der Enge Unzählig: Menschenströme und Gedränge, Und sahn die Weltstadt fern im Abend ragen. Die vollen Kremser fuhren durch die Menge, Papierne Fähnchen waren drangeschlagen.…

ABWEHR

mit märchenstarkem gutem glauben wenn das bedrohen naht genieß ich den moment noch vor dem nächsten und habe ohren nicht die hören jeden laut und habe augen nicht die sehen wach und habe lippen nicht die sprechen jemandem zu und…

Wir wollen mehr Demokratie wagen

  Mit dem ersten Beitrag stelle KUNO die Frage woran man eine Stunde Null feststellen kann. 1945 war politisch gesehen keine Stunde Null, sondern die dringlich aufzuarbeitenden Probleme der NS-Vergangenheit und die daraus resultierenden Konflikte wurden zugunsten der wirtschaftlichen Konsolidierung…

Handlauf

  Weiterfühend → Lesen Sie auch den Nachruf über Peter Meilchens Lebenswerk und den Essay 50 Jahre Krumscheid / Meilchen über die Retrospektive im Kunstverein Linz.

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deine Blicke Spieße schaben an mir dennoch: ich belausch: bewach deinen Schlaf *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren gebrochen…

Futurum

  Leisetreter versinken im Schwimmsand   Schreihælse formieren sich zu einem Chor   Programmierer auf der Odyssee durch den Megachip   Morast im Mund behindert die artIQlation   Tageslicht wird aus geblendet   Bilder brennen sich hinter dem Sehschlitz fest…

Die Feder kritzelt

    Die Feder kritzelt: Hölle das! Bin ich verdammt zum Kritzeln-Müssen? – So greif‘ ich kühn zum Tintenfaß und schreib‘ mit dicken Tintenflüssen.   Wie läuft das hin, so voll, so breit! Wie glückt mir alles, wie ich’s treibe!…

Wir sind das Volk

  Ein entscheidendes Ereignis der Friedlichen Revolution ist die große Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 in Leipzig. 70.000 Demonstranten überwinden ihre Angst und stellten sich mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ den bewaffneten Sicherheitskräften entgegen. Leipzig steht, wie kaum…

Terror BRD 89

      Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit…

Abgestorbene Lebensformen

  Man kann Briefmarken mit der Zunge befeuchten, nur weiss man nicht, wer sie vorher angefasst hat, daher gibt es eine grüne Kunststoffschale mit orangefarbenem, feinporigen Schwamm, der das Wasser sehr gut aufnimmt und speichert.     Anlässlich des Tages…