Die toten, die tödlichen Gesichter

  Großflächig, unbehaust, regional unverschoben, in Megafaltungen neu geglättet, lächelnde Drainagen.   Gesprächig wirst du, bis du sie  tief in dir staust.   Wir loben, was tragend uns graust.       Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J.…

An die Wölfflinge

  Noch immer währt die Aventiurenplage – Allwöchentlich ein Buch von zwanzig Bogen! Wir aber thun stets unsre alte Frage: Habt ihr euch immer noch nicht ausgelogen?   Seht, eure Herzen wickelt ihr in Watte Und malt drauf zierlich: Vorsicht!…

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Liebst mich wie Erwachsene? Fragst du, nein, in echt nackt sind nur deine Hände aber das ist nicht das Ende *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach,…

Existenzzauderer

  duck & cover! denkst Du nachdem Deine Aktentasche mit dem Kopf verschmolzen ist   duck & cover! einer Murmel gleich lœst sich Dein rechtes Auge aus der Hœhle   duck & cover! Glassplitter zerfetzen die letzte atembare Luft &…

Der Brötchentanz

Zum 100. Geburtstag von Charlie Chaplin eine Erinnerung von Kurt Tucholsky   Ist der neue Chaplin-Film schon in Berlin? Ich glaube nicht. Vergessen Sie nicht, auf den Brötchentanz zu achten, und verlangen Sie ihn Dakapo. Warum gibt es keine Dakapos…

Und wenn

Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an…

Almuth schlafend

Die Subjektive Fotografie wurde von Otto Steinert, einem Mitglied der Gruppe fotoform, zu Beginn der 1950er Jahre begründet. Sie verstand sich ausdrücklich als künstlerische Fotografie. Hauptinteresse galt vor allem der Experimentellen Fotografie. Die Subjektive Fotografie will nicht die objektive Wirklichkeit…

10 Jahre V.O. Stomps-Preis

  Seit 10 Jahren wird der V.O. Stomps-Preis in der Gutenberg-Stadt vergeben. Victor Otto Stomps, dessen Angedenken der Preis gewidmet ist, war Schriftsteller, Verleger und Herausgeber. In seinen Verlagen wurden Bücher, Zeitschriften und Privatdrucke in begrenzter Auflage, handgesetzt und -gebunden,…

Kleine Notizen I

  Der Beamte hat eine abenteuerliche Wanderkluft mit breitkrempigem Hut angelegt, wenn das Gesicht, die Figur nicht wäre, man könnte ihn für Indiana Jones halten. Er faltet alles penibel, sein Schlafzeug, auch den Schlafsack und legt die Stücke ins Auto,…

Die singende Herrentorte

  Helge Schneider ist wahrscheinlich der bislang einzige Solo-Künstler, der gleich mit seiner ersten Platte den Titel Seine größten Erfolge gab. Begleitet wurde er bei den Aufnahmen durch Tonmeister Tom Täger im Tonstudio an der Ruhr. Lustig, Lustig popustich! Vorläufer…

25 Jahre Krumscheid / Meilchen

  1989, zum Fünfundzwanzigjährigen, trafen sich in Linz Peter Meilchen, Jürgen Diehl und Martini mehrere Tage zum Projekt Drei über Wasser. Die Künstler kehren zum Ideal der Einfachheit zurück, ließen sich durch Fundstücke, die der Rhein herangespült hat inspirieren. Die…

Paar im Streiflicht

    Er wirft sich aufs Klavier, sie fädelt Kreuzchen fingert Blumen Zerstochen sind die Spiegel im Studio staubt es   Reich mir die Hand mein lebend Inbild welch ein Griff verhindert wo Andacht deiner Augen hemmt   Ihn küssten…

MA D TELEFONISCH 9 MIN EI

  Ich bin ein phobiker analärobiker bin ein mikrobiker und obiger neurobiker   bin telelefoniker und unitoniker bin hypochunder und o wunder platatoniker   Ich bin onaniker kleingrößenwahniker und AIDS versuchte mich so wurde ich dann traniker   Ich bin…

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Traummännlein die Kindheit im Radio als Schönheit vor dem Schlafengehn *** *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren gebrochen wird.…

Eine Erinnerung an Ilse Tielsch

  Mit ihr und ihrem Mann Rudi waren wir in den letzten Jahrzehnten oft zusammen, bei allen möglichen Gelegenheiten, bei PEN- und Podium-Veranstaltungen, bei den Symposien des Morgen-Kreises in Ottenstein, bei offiziellen Anlässen ebenso wie in einer Freundesrunde. Die Tielsch…

Der Gang aufs Land

An Landauer Komm! ins Offene, Freund! zwar glänzt ein Weniges heuteNur herunter und eng schließet der Himmel uns ein.Weder die Berge sind noch aufgegangen des WaldesGipfel nach Wunsch und leer ruht von Gesange die Luft.Trüb ists heut, es schlummern die…

Keilschriftzylinder

  Auf braunen Tonzylindern winden sich die Zeilen Weiser Schrift, im Feuer erprobt, im Ofen gebacken; In Spiralen ein Gedränge von Keilen, Die wie Schnäbel nach dem Weltsinn hacken. Am Ende winden sie sich in das Leere Auf unsichtbaren Wendeltreppen…

Beschwœrung des Imperfekts

  es war „high noon“ samstags am Informationsstand in der Einkaufsmeile einer westdeutschen Kleinstadt   kein Gary Cooper betrat die FussgængerZone nur eine Sirene probte den: Ernstfall   der Flugblattverteiler zueckte Neuigkeiten der Wachsmatritzen–Kultur aus der Huefte um mit furioser…

Tim Berners-Lee erfindet das World Wide Web

Allem Zauber wohnt ein Anfang inne. Tim Berners-Lee schlägt seinem Arbeitgeber CERN ein Projekt vor, das auf dem Prinzip des Hypertexts beruht und den weltweiten Austausch sowie die Aktualisierung von Informationen zwischen Wissenschaftlern vereinfachen sollte. In der Folgezeit entwickelte Berners-Lee…

outside the society

Es ist das grossartigste Porträt einer Frau, das je gemacht wurde. Camille Paglia Robert Mapplethorpe, ist der Photograph dieses Plattencovers. Seine Arbeiten wurden in den USA häufig in öffentlich finanzierten Ausstellungen gezeigt. Viele konservative und religiöse Gruppen, wie z. B. die…

Unsagbar ist wertvoll

    Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

STRAND

  dein morchelfarbner mund ophelia ragt aus dem wasser und der leib hält muschelgleich an den stein geheftet sich im schlamm taumelndes kind die fettzungen des winds werden dich begrünen bevor noch dein rachen geölt ist vom meer erhebst du…

Freudenhaus

  Lichte dirnen aus den Fenstern Die Seuche Spreitet an der Tür Und bietet Weiberstöhnen aus! Frauenseelen schämen grelle Lache! Mutterschöße gähnen Kindestod! Ungeborenes Geistet Dünstelnd Durch die Räume! Scheu Im Winkel Schamzerpört Verkriecht sich Das Geschlecht!      …

Gegenbilder

Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin.

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sich heranhärten am Dasein und ich war einmal in Disneyland als die Traurigkeit der Mutter im Hotelzimmer hohl wurde und das Popcorn karamellisiert ich verlor einen Fisch aus Stoff bekam einen neuen es war nicht derselbe alte Ängste heilen nicht…

L’ÉGALITÉ (AUFRUF AN ALLE BUCHHÄNDLER)

  Dieses Gedicht ist ein ernst gemeintes Protestgedicht mit dem Inhalt dass Lyrik in Ghettos gesteckt verdrängt und ignoriert in Buchhandlungen wenn überhaupt isoliert aufbewahrt wird   Das Gedicht fordert Gleichberechtigung Durchmischung multikulturelle Identität dass Lyrikbände in einer Reihe stehen…

Feinarbeiten

  sich versprachlichen an den Rand der Verschlagwortung schreiben: auf einer Schiefertafel ein Kreide strich skizziert alle denkbaren Wuensche um die eigenen Konturen zu erfahren & als vagabundierender Weltbuerger mit einem = Perpetuum–Mobil–E aus der Zeit fallen:   in den…

Die Libelle

  Es tanzt die schöne Libelle Wohl auf des Baches Welle; Sie tanzt daher, sie tanzt dahin, Die schimmernde, flimmernde Gauklerin. Gar mancher junge Käfertor Bewundert ih Kleid von blauem Flor, Bewundert des Leibchens Emaille Und auch die schlanke Taille. Gar…

Dämmerung

  Ich halte meine Augen halb geschlossen Graumütig ist mein Herz und wolkenreich Ich suche eine Hand der meinen gleich Mich hat das Leben, ich hab es verstoßen Und lebe angstvoll nun im Übergroßen Im irdischen Leibe schon im Himmelreich.…

Man han isch ne dicke Kopp

*** Man han isch ne dicke Kopp, Karnevalssingle von Max und Moritz, aka Frank Michaelis und A.J. Weigoni, feat. Marion Haberstroh in der Rolle der Littly Anny Fanny. instant-music, Düsseldorf 1989 Pressestimmen → „Das Wort Kult reicht hierfür nicht aus.“…

Wozu neue Bilder und neue Ideen?

    Was kaufen wir uns dafür? Wir haben schon zuviel alte, die uns auch nicht freuen, die uns Erziehung und Mode aufgedrängt hat.       Weiterführend → Erinnerung wird zunehmend auf neue Technologien ausgelagert. Das Grundproblem der Erinnerungskultur (siehe…

Und Pollock?

  Zum Form-Inhalt-Problem: Das Ausloten aller Möglichkeiten zwischen beiden Polen, dem Inhalt und der Form, führt zu gültiger Kunst; selbst wenn einer dieser Pole zu verschwinden scheint, was ja nicht möglich ist. Der Grad der Akzentuierung von Form und Inhalt…

Geburt

  Gebirge: Schwärze, Schweigen und Schnee. Rot vom Wald niedersteigt die Jagd; O, die moosigen Blicke des Wilds. Stille der Mutter; unter schwarzen Tannen Öffnen sich die schlafenden Hände, Wenn verfallen der kalte Mond erscheint. O, die Geburt des Menschen.…

Aperçu

Das Leben wird sich jetzt verändern, grundlegend.     Weiterführend → Bestand die Modernität des Aphorismus bisher in der Operativität, so entspricht diese literarische Form im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit der Denkgenauigkeit der Spätmoderne. Es ist Twitteratur. Weiterführend → ein Essay…

SPIELPLATZ

das war meine arena die regentonne das wasser die front im abgrund aus blech ein forum worin mein kopf sich senkte wie sonst doch über den rand jetzt gebeugt und selbst die welt bewegend die ich gespiegelt sah in jeder…

Der siebte Tag

  Den ersten Stein aufgenommen haben die zweiten und dritten, die zusehn Das zweite Gesicht, zur Fratze verkommen zeigen die dritten und vierten, die mitgehn Die dritte Art, in der Angst geronnen, misst sich am vierten und fünften Vergehn Ein…

Bildersprache

  Für meine meditative Schau eignet sich bestens die Stille und Schönheit der Natur Nichts regt mich zu diesem Hineindenken in das Wesen und in die Wahrheit mehr an als zum Beispiel der intensive Anblick eines Kornfeldes oder sanfter Hügelhänge…

DER KAZET URLAUBER

  Ich mache urlaub im KZ das ist als freizeitspaß doch nett da geht es ländlich und selbstverständlich an winterspeck und wohlstandsfett Ich mache urlaub   urlaub im KZ mit stacheldraht und vierfachbett Da geht’s gewöhnlich ganz unpersönlich hygienisch zu von…

Prolog

– vor dem nackten Beginn stehend Stimmorgane \ auf der Baustelle \ hœren wir Stimmen: tongue \ voices \ language… voce \ parole \ parlare… lingua \ suoni \ parole… une langue \ des voix \ un language s’entame peu…