Blind sein

    Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

TAG NACH DER NACHT

liege ich nackt unter der decke wie im wasser wach ich  immer wieder auf neben der wand die mich kühlt und faß mich vertraut  allein wenn auffährt der traum  in zitternden händen wer weiß  was danach mich birgt schnürt es…

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Gedanken als Nägel scharf wie Fremdsprachen ritzen Konsonanten löchern die Wahrnehmungen aus Die Gefühle noch Seiten auf denen ich schreibe *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das…

Totholz

  An der Wasserschwäche prüft sich der Stoff. Haltung designfarbig, Zugriff unvernarbt, Struktur wildfasrig, der Zangenbiß weich. Dem Staubsignal Widerspricht zwar das Schlagvolumnen. Doch sind Widertritt feucht, Abfäule mittig, der Wurzelspiegel versehrfähig gar, Die Keimversiegelung Ist mit der Wasserschwäche erreicht.…

Antiquarisch

  Ohnmacht des Einzelnen & Austreibung der Gefuehle auf dem Friedhof vergessener Stile   textile Praxis der Erinnerung Kostproben der Anschauung Ordnungsschema der Lektuere   Tarnung der Emotion durch die læssige Pose in Apokryhen der Coolness   Virtuosen der Ziellosigkeit…

Die Eroberung die Blogosphäre

  Am 13. November 1990 ging die Webseite von Softwareentwickler Tim Berners-Lee online, die bis heute als offiziell erster Blog gilt. Berners-Lee nutzte diesen zum Informationsaustausch zwischen Wissenschaftlern vom europäischen Kernforschungszentrum bei Genf, wo er zu der Zeit arbeitete. Mitte…

Das analoge Internet wird eingestellt

Der Ulcus Molle Informationsdienst wurde mit dieser Doppelnummer (Nr. 10/12) nach 21 Jahren eingestellt. Trennung fällt immer schwer – aber es gibt unaufschiebbare Entscheidungen (..), daß sich ein eigenständiger Vertrieb, der mit dem Ulcus Molle Info verbunden war, nicht mehr…

Ruheleben

  Maueröffnung. Rainer Ernst verfolgt die Live–Übertragung von Historie am Fernsehgerät. Er hat vor Unzeiten rübergemacht. War nach Wanne–Eickel gezogen, um auf Unser Fritz als Hauer unter Tage sein Glück zu suchen. Er köpft ein weiteres Bier. Schnippt mit dem…

Die Siegessäule

O braungebackne Siegessäule mit Winterzucker aus den Kindertagen. Sie stand auf dem weiten Platz wie das rote Datum auf dem Abreißkalender. Mit dem letzten Sedantag hätte man sie abreißen sollen. Als ich klein war, konnte man aber ein Jahr ohne…

DIE RABEN

  Über den schwarzen Winkel hasten Am Mittag die Raben mit hartem Schrei. Ihr Schatten streift an der Hirschkuh vorbei Und manchmal sieht man sie mürrisch rasten.   O wie sie die braune Stille stören, In der ein Acker sich…

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Mohnrot wohnt es zwischen den Worten erzählt die Stille sich schweigend der Stille: es war einmal *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende…

Eben

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Spiel / Versuchsanordnung \ Experiment

  sich im rasenden Fieberzustand der wildberauschten Jugendjahre als eigenstændig & das Nach–Denken als identitætsbildend erleben   im Wahrnehmungsgewitter durchsehen kaum hingucken & nicht durchblicken fortwæhrend einkreisen was sich der Unschærfe der Erinnerung entzieht   irritiert darueber sein, wieviel Trœstendes…

MORGEN

entrollt der lindernden starre des schlafs wenn ich dasteh noch faß ich den moment kaum gelingt es mir mich zu bewegen schmerzt der rücken in mir halt ich das skelett den lehm die schöne betäubung greif ich den lappen das…

Isoliertes = freies Denken?

  Isoliertes Denken, das nicht wirkt, also nicht mit der Praxis verbunden wird, liegt brach. Lebensverweigerung kann dem Denken nicht nützlich sein. Alles Denken, insbesondere das über gesellschaftliche Verhältnisse, muss vom praktischen Leben angeregt und in ihm erprobt werden. Außerdem…

Trotzige Selbstbehauptung

  Die DDR ist das Land, darin ich leben will, aber muss Richard Leising       Richard Leisings Gedichte sind wortgetreu wie Protokolle, aber sie durchbrechen Vers für Vers die Wiederholung des vorgegebenen Textes. Ihre vielfältige Bindung an die…

Überbrückung geistig-kultureller Hemmschwellen

  Die Überbrückung geistig-kultureller Hemmschwellen und seelischer Barrieren mag schwieriger sein. Aber mit Takt und mit Respekt vor dem Selbstgefühl der bisher von uns getrennten Landsleute wird es möglich sein, daß ohne entstellende Narben zusammenwächst, was zusammengehört.      …

U–Boote

  Rainer Ernst entwickelt grundgesunden Familiensinn. Gemeinsam mit seiner Familie aus Weimar besucht er zu Weihnachten eine verschollen geglaubte Tante in Litauen. Im Krieg war die Familie getrennt worden, seine Mutter Elfriede konnte sich mit ihrem Mann nach Weimar durchschlagen,…

meine heimat

  ist heute der raum zwischen gestern und morgen die stille vor und hinter den worten das leben zwischen den stühlen     *** May Ayim (1960-1996) war eine ghanaisch-deutsche Dichterin, Wissenschaftlerin und politische Persönlichkeit, war eine der Vorreiterinnen der Schwarzen…

Sozialstrukturen

  Wer niemanden hat, der bleibt. Wer jemanden hat, geht ins Bleiben. Wer außer jemandem niemanden hat, bleibt beim Gehen. Wer jemanden und noch jemanden hat steht auf Gehen . Wenn aber einer jemandes Niemand ist, der geht wirklich.  …

Love–Bites im Vampyre Empire

  „What keeps mankind alive?“, erkundigt sich die angerauhte Stimme von einer knisternden Schallplatte aus dem Lautsprecher bei dem verbliebenen Gast. »Wat schon? Die Natur hält keinen Sinn bereit. Sie tötet jeden, der sich ihr schutzlos aussetzt. Städte sind auf…

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Schluckauf hat die Quelle sprudelt lausch dem Leben die Vogelgesänge ab: it is springtime *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende Analysieren gebrochen…

Megazeichen

  Zwischen Bilk und der Altstadt steht ein Hochhaus, dessen Licht in der Nacht zur Weihnachtszeit sinnigerweise zu einem Tannenbaum verschaltet wird. Bis Mischa Kuball das Hochhaus in ein Megazeichen verwandelt hat, das nächtliche Lichtzeichen in den Stadtraum der Landeshauptstadt…

Gipsgallionsfiguren

  goldertrænkt / salzbenetzt / sagenumwoben Vordenker ohne Vergangenheit Archetypen der Moderne die jede psychologische Erklærung verweigern…   der lærmenden Gegenwart ein Schweigen abgewinnen & Menschen erkennen deren Inneres nervœs schwingt   rætselhaft emotionale Kippfiguren in forcierter Lockerheit fahrig /…

Die Legende

  Mit kleinsten Federn seiner Flügel schreibt er gestochen scharf an reiner Sachlichkeit vorbei, tele- phoniert im Schritt. Und einmal warf mit Fachlichkeit er einen Kreis in ein Geviert. Danach verschwand er, überwand Geometrie per Poesie: (Trauer, Traum, Trauma,Trauer, Zynik zuletzt) So…

NACHT

es pochen leise wasser in den rohren hör ich die vibration der wände hinter mir meine stimme klanglos pulst aus dem dunkel das blut ohne wunde steh ich steif vorm offnen fenster fallen dumpf die früchte von schweren bäumen schreit…

Unsere netten Nachbarn von nebenan

Hier geschieht die Emanzipation der Monster von ihren göttlichen Urahnen Auf dem Portal Buchsurfer findet sich ein Hinweis auf das 1990 erschienene Gossenheft Monster mit dem freundlichen Hinweis: „Weigonis Sammlung von Kurzgeschichten wurde im Format eines Groschen Romans veröffentlicht und…

Werttod

  Fluchen hüllt die Erde Wehe schellt den Stab Morde keimen Werde Liebe klaffen Grab Niemals bären Ende Immer zeugen Jetzt Wahnsinn wäscht die Hände Ewig Unverletzt.       *** Am 1. September 1915 ist August Stramm bei Horodec östlich Kobryn,…

STADTWANDERUNG IM DÄMMERN

licht zerreißt mir unter der haut schlagen die knoten zusammen über mir  die letzten fetzen blau des tags  zerstoß ich das glas in einem haus befleck ich die staubigen steine wie mich das fleisch die wunde tret ich die offene…

Eine Erinnerung an Peter Henisch

  In den frühen Siebzigerjahren war ich einmal bei einer Podium-Veranstaltung in der Kleinen Galerie in der Neudeggergasse in Wien. Da hat ein junger Schriftsteller mit schwarzem Wuschelkopf Gitarre gespielt und dazu gesungen; auch gelesen hat er, Gedichte und anderes.…

Das Happening

  Eiskalter Herbstabend. Beschlagene Fensterscheiben markieren nicht nur eine überheizte Wohnung. Rough’n’Roll aus den Lautsprechern lässt die Scheiben wackeln. Ein Pulk lärmender Gäste, teilweise in ein tanzendes Knäuel verstrickt. Abseits davon wortfetzige Gespräche über Kino, Kunst, vor allem über die…

Die Kunst muß sich von der Zeit befreien

  JLB: Whistler, der berühmte nordamerikanische Maler, nahm einmal an einer Zusammenkunft teil, bei der über die Bedin-gungen, unter denen Kunst entsteht, gesprochen wurde. Zum Beispiel über den biologischen Einfluß, den Einfluß der Umge-bung, der zeitgenössischen Geschichte … Darauf sagte…

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flügellos die Stunden durch die du dich fädelst: Segensprogramm Milchmeer und wo einmal eine Wiese war sich selbst zu Füßen liegen als wär nix *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der…

concerning

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Nordstadt

eine Homage an Else Lasker-Schüler   die tintenschwarze Nacht legte ihren Umhang ueber die Parkanlage der Erinnerung   dœrrte die flinke Zung‘ erstickte das aufkeimende Geschwætz belegte den Gaumen mit Schwefel narkotisierte die Kehle mit Nikotin   als liefe ein…

GEDULD

Wie muß ich dich aber üben, deinen Faden Ziehn über die wache Nacht, über den Sand Der Sekunde, der fällt mir fort beständig: Jahr um Jahr, wie muß ich dich aber üben, haltlos tropft mir Die Zeit ins Blut und…

WORTE

  sich hinter worten verstecken um nicht farbe zu bekennen   sich mit worten verteidigen um nicht gewalt anzuwenden   sich unter worten verkriechen um nicht sein wahres gesicht zu zeigen   sich mit worten schmücken um nicht nackt zu…