MACHT MACHT

  wie macht machtmänner und frauen   wie macht machtzigarettenpause   wie macht machtin die hose   wie macht machtoben ohne       *** Aus dem Zyklus pain points & issue logs, Arbeitstitel für Gedichte von Martin Dragosits. Die…

Zwischen Expressionismus und Exil

Die österreichische Dichter Heinrich Nowak wird am 26. Januar 1890 in Wien geboren. Sein katholisches Elternhaus ist geprägt von der tschechischen Herkunft; zu Hause wird Tschechisch gesprochen, die Ferien verbringt der kleine Heinrich bei den Großeltern in Südböhmen oder in…

Neuschnee

Zum Schluss des „Zauberbergs“ Als ich nach meiner Schülerzeit den Zauberberg noch einmal las, erkannte ich erst die ästhetische Struktur, die metaphorische Vernetzung. Ich wusste damals auch noch nicht viel von Thomas Manns Leben, nichts über seine Veranlagung. Als ich…

Der Vogelladen

  Mit den modernen Dichtern ist es so eine Sache: weil nicht jeder einzeln die Welt umspannen kann, so haben sie sich das geteilt; der eine bearbeitet die soziale Not, der andere das verschüttete Venedig, und der dritte protestiert feige…

heimat

nicht nur märzsonne zwischen regenwolken leb wohl als zynischer gruß schreie bleiben ohne schnelles echo nur schweigen antwortet prompt auf borneo oder wars java stirbt der letzte affe seiner seltenen art ratten fressen ihre jungen nichts menschlicheres ist ihnen fremd…

O MALWINE!

  Eine kleine inselgruppe und der Commonwealth zu fall ein diktator   eine truppe monetarier: letzter ball landbesetzer säen qualen mit mangan kann man bezahlen heißer krieg in neuem stil jeder kreuzer ist zu viel Galtieris keller schreien auf den lippen…

Maden schicksal

    Mich im kern zu treffen war tat sächlich keine kunst können hätte es bedurft mich nicht zu treffen   Im kern haus des apfels die made – der biss guillotiniert verpuppung & falter flug samt flügel   Zittern:…

Wörter

  Es gibt regelmäßig ein Problem bei Herrn Nipp und seinen Freunden. Missverständnisse. Irgendwann stellt sich dann heraus, dass irgendetwas ganz anders gemeint ist, als es verstanden wurde. Sie stolpern in ihren Gesprächen über Wortbedeutungen, semantische Füllungen. Und daran kann…

Siede

  Meine Schwäche hält sich mühsam An den eigenen Händen Mit meinen Kräften Spielen deine Knöchel Fangeball! In deinem Schreiten knistert Hin Mein Denken Und Dir im Auggrund Stirbt Mein letztes Will! Dein Hauch zerweht mich Schreivoll in Verlangen Kühl…

Buchstützen

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Interkulturelle Existenz

  Holger Benkel verfügt über kulturelle Deutungsmuster und Übersetzungsmöglichkeiten, die anderen fehlen. Seine Biographie erscheint als Zwischenexistenz, als interkulturelle Existenz, aber sie dient ihm der produktiven Herausforderung und nicht irgendeiner Verostung. Für jemanden, der auf dem Land zu Hause ist…

Zwei lila Primeln

  Zwei lila Primeln stehn auf der Fensterbank Und blühen, als haben zwei Menschen verliebt denselben Gedank‘. Vor den Wolken draußen, die hochgeschwungen, Stehen die Blumenbündel dunkel gedrungen, Als wachsen zwei Schatten wild aus zwei Töpfen, Als platzt hier die…

Sehnen

  Die Hände strecken Starre bebt Erde wächst an Erde Dein Nahen fernt Der Schritt ertrinkt Das Stehen jagt vorüber Ein Blick Hat Ist! Wahnnichtig Icht!         *** August Stramms Stil war überraschend und neu. Durch seine…

Das eigentliche Gedicht

  Das, was das Publikum liest, ist nicht das eigentliche Gedicht. Es gibt immer noch ein anderes, das gleichzeitig entsteht, aber nicht auf Papier gedruckt, sondern unauslöschlich in das Leben des Dichters eingegraben wird. Es ist das, was er durch…

Flügelfrei

  Hey Villon!, könnte ich ihn wie einen Kumpel rufen und fragen, ob wir, Schulter an Schulter, nicht mal ein Glas über den Durst trinken.   Und ob! Ich war schon vorher verloren, wackelte wie ein frisch geborenes Buckelrind ……

Gang durch ein Gedicht

  Treten Sie ein. Genieren Sie sich nicht. Schon sind Sie mitten in einem Gedicht. Gehen Sie weiter. Bleiben Sie nicht stehn, damit Sie die Verse bis zum Ende sehn. Seien Sie locker und nicht so bang. Schlendern Sie entspannt…

SonnenFinsternis

    Sie halten schwarze Gläser gegens Licht und meinen sie könnten damit des Gestirns Umnachtung begreifen. Sie stehen und blicken von unten nach oben           Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit…

Sechs Gedichte

1 die Birke bricht mir ins Abenteuer alle Wege haben warme Füße die Blätter schwindeln mich an fallen erst morgen noch nicht die Rinde blättert einen Brief dich zu küssen hätt ich Federn dir zu sagen fing ich Sterne was…

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: meine Augen Luftreisen in dir als Bälle Blicksterne Kometen wie Wimpernspitzen an Himmeln nesteln echt jetzt: echt *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das…

Nostalgisches Problem

  vom monstrum produktionsgerät verdrängt schreibst du, wenn schwarzes gegen schwarz gedruckt dein wort nicht gegen weißes schlagen kann. wie schreiben neben der maschine, ein arg elektrisch ding ohne sein tiefgeschwärztes band das dich mit aller welt verbindet? wie schreiben,…

Der Social-Beat-Veteran

Die Sprache ist lakonisch, denn die Helden sind Verlierer. Alkohol gehört zur Grundausrüstung für den Alltag, und der Ärger mit Behörden ist notorisch. Zwischen der unterdrückten Lust, Amok zu laufen und der Angst vor dem plötzlichen eigenen Ende, hat Adelmann…

Eine Wahlverwandtschaft

Nichts ist wertvoller als Vertreter dieser seltenen Gattung, in denen man die Repräsentanten eines zukünftigen Zeitalters sehen darf. (aus: Paul Valéry über Rilke, Paris 1927) Der Kontakt zwischen den beiden ging zunächst von Rilke als hervorragendem Kenner der französischen Sprache,…

Oh du mein Hyazinth, die Wade knackte

  Oh du mein Hyazinth, die Wade knackte Und Rolf, der Mops. fraß jäh das Strumpfband auf. Nach Grammophonen in dem Twosteptakte Vollzog sich Notdurft Coitus und Lebenslauf.   Der Lampionen blutgeduns’nes Schwirren Schuf große Monde aus den Wassergläsern. Ein…

Die Würde des Schunds

  Auch ist das letzten Endes nur ein Zeichen dafür, dass man bei uns noch mehr als anderswo auf der Hut sein muss vor den Kulturverwertern, diesen Schakalen der total medialisierten Welt (…). Nicht mal sterben kann man, ohne Angst…

Die Sommerliste der Unbekannten Wörter

  Die zwölfjährige Mila muss in einem bulgarischen Dorf im Sommer 1962 sieben Kilo Kamille pflücken und bei der Kooperative abgeben, damit sie im nächsten Schuljahr neue Bücher bekommt. In den Ferien soll sie zweiundzwanzig Bücher Pflichtlektüre lesen und jeden…

Wünsche

  Ich wäre gern der Hut, aus dem man Hasen zaubert, Tauben, deren Flattern das Publikum betört. Ich hätte gerne Ohren, deren Muscheln aus den Geräusche-Räuschen, Brandungen des Stadtverkehrs, der Stimmen des Alltags Ohrenperlen bildeten. Und gerne wäre ich der…

IM RILA-KLOSTER

  drei kerzen habe ich angezündet vor dem Muttergottesbild   eine für meinen vater eine für meine mutter eine den geschwistern   dann stand ich noch eine weile im raum ohne ein gebet   denn ich dachte mir diese stille…

So

  Diese Lage des Gedichts ist ohne Gewicht. Es wagt nichts, wendet kein Ding vom Platz. Es sucht nicht. Wie es liegt ist verendet der Satz, schreib es nicht.     *** Schräge Intention. Gedichte von Angelika Janz, Wien: edition…

Ein Brief

Dies ist der Brief, den Philipp Lord Chandos, jüngerer Sohn des Earl of Bath, an Francis Bacon, später Lord Verulam und Viscount St. Albans, schrieb, um sich bei diesem Freunde wegen des gänzlichen Verzichtes auf literarische Betätigung zu entschuldigen. Es…

Finismus

  Ein Dichter, dessen Lebenslauf – jedenfalls in dem von mir überschaubaren Stück – der bare Beleg dessen war, was man sich gemeinhin unter einem Poetendasein illudiert: Glückliches Familienleben, Frau mitverdienend, Kind wohlerzogen, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit bis zur Pedanterie, Anstellung:…

TRUTZLIED

  Nennt uns nur höhnisch Weltbeglücker, weil wir das Joch der Unterdrücker nicht länger dulden und die Schmach. Lacht nur der neuen Ideale, leert auf die alten die Pokale – Wir geben nicht nach!   Legt nur die Stirn in…

SICHEL

erscheint der morgenstern der falke der gestirne zerreißt das licht dem mond im schoß des himmels bleiben stücke fleisch losgelöst zurück wie wurzeln und keime unterm messer dem werkzeug des tags heißt schaffen spalten an jedem ende bestimmt der tod…

Was sind das für mädchen

  Was sind das für mädchen die mit großen hunden in abendstunden im Elisenpark gehn   Was ist ihre angst auf nächtlichen runden was ihre lust wer soll sie verstehen   Jene schmalen kinder mit großen hunden was wird sie…

Eis. Prinzessin.

(„Ice Ice Baby“, Song von Vanilla Ice)   Jetzt lieg ich da, im Traum, in deinen Armen. Es ist so kalt, ich fühle nichts als Eis. Ich weiß nicht, wer ich bin und wie ich heiß: Das Traumland kennt da kein…

DIE WALLISER GEDICHTE

  Nach einem windigen Tag, in unendlichem Frieden, versöhnt sich der Abend, folgsam wie mancher Geliebte.   Alles wird Ruhe und Klarheit … Aber am Horizont bildet sich golden durchsonnt ein schönes Relief aus Wolken.         Mit…

Wenn du

    Wenn du irgendwo unsichtbar versteckt dir im Traum etwas zurufst, zurufst etwas, das du lange vergessen hast und bittest dich wenn du später sichtbar versteckt entdeckt wirst darüber zu schweigen.       Weiterführend → Lesen Sie auch das…

Bettkante

  Gerade aufgewacht, sitzt er auch schon auf der Bettkante. Es ist definitiv nicht seine Sache, sich lange im Bett hin und her zu wälzen. Einige Momente noch kurz verharren, an die Reste der Träume dieser tiefen Nacht denken. Was…

Das Stadtwappen

  Anfangs war beim babylonischen Turmbau alles in leidlicher Ordnung; ja, die Ordnung war vielleicht zu groß, man dachte zu sehr an Wegweiser, Dolmetscher, Arbeiterunterkünfte und Verbindungswege, so als habe man Jahrhunderte freier Arbeitsmöglichkeit vor sich. Die damals herrschende Meinung…