Paranormale Tonbandstimmen

Ich bin eine Geschichtenerzählerin. Was ich mache ist die älteste Kunstform der Welt.

Laurie Anderson

Ihre ersten Performances hatte Anderson in den 1970er Jahren. 1977 entwickelte sie den Viofonografen, eine Violine mit einer aufmontierten 7″-Single, über die sie den Violinenbogen strich. Sie hat die Fähigkeit, Text, Theater, Musik, Bildende Kunst und neue Medien zu einem homogenen Ganzen zu verschmelzen. In der selbstgewählten Tradition der Barden und Minnesänger erzählt sie in ihren Performances mit Vorliebe Geschichten aus ihrem ereignisreichen Leben. Träume, Gedichte, Legenden oder mythische Erzählungen verbünden sich mit der Musik und den Bildern zu einzigartigen Multimedia-Shows. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde sie 1981 mit ihrer elfminütigen Single O Superman (For Massenet) bekannt, mit der sie Platz 2 der britischen Singlecharts erreichte. Der Song war eine Reaktion auf die Iran-Contra-Affäre. Dieser „Song“ war der unwahrscheinlichste Hit der Popgeschichte.

Sie ist das Sex-Symbol des denkenden Mannes.

A.J. Weigoni

Ihrer Leidenschaft zu Multimedia-Spektakeln gibt sich Laurie Anderson in zahlreichen Projekten hin. In Deutschland präsentierte sie 1989 auf ihrer Tour Strange Angels zum gleichnamigen Album nahezu alle Lieder sowie die Performance in deutscher Sprache:

Ihren Klang. Ich verstehe die Sprachen
Ich verstehe die Sprachen nicht
Ich höre nur Ihren Klang

Andersons atypische Stücke sind textlastig und ironisch, abenteuerlich und intelligent, mit Vocoder, Violine und gesampleten deutschen Tonbandstimmen versehen, ist Big Science eine der interessantesten Alben der 1980ger. Die Performerin schickt ihre Stimme durch einen Computer und bringt gnadenlos den universellen „Verlust der Aura“ (Benjamin) im Bit-Zeitalter auf den Punkt.

 

 

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Big Science, Laurie Anderson, 1982

Weiterführend Jede Generation hat eine eigene Vorstellung davon, was ein Album ist, ihnen ist die Erzählung am Wichtigsten, das Tonträgerformat ist eine Limitierung. Der erste Schriftsteller, der den künstlerischen Wert der CD erkannte war A.J. Weigoni. In 1991 produzierte er mit dem Komponisten Frank Michaelis die LiteraturClips auf CD (der Claim Hörbuch war noch nicht abgesteckt) realisierte, und das für das Label Constrictor, weil die großen Verlage weiterhin die Compact Cassette für das Medium der Zukunft hielten. Es gibt nicht wenige, die haben Weigoni für verrückt gehalten.

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