Ritual einer untergegangenen Welt

The same procedure as last year, Miss Sophie?

Alle Jahre wieder läuft auf irgendeinem 3. Deutschen Fernsehprogramm Dinner for One (auch unter dem Titel Der 90. Geburtstag oder in der Kombination Dinner for One oder Der 90. Geburtstag bekannt) ist eine Fernsehproduktion des NDR aus dem Jahr 1961. Es handelt sich um einen etwa 18-minütigen Sketch des englischen Komikers Freddie Frinton mit seiner Partnerin May Warden. Regie führte Heinz Dunkhase, obwohl Frinton der eigentliche Schöpfer der Inszenierung war.

Miss Sophie  feiert ihren 90. Geburtstag. Wie in jedem Jahr hat sie zu einem Geburtstagsdinner ihre vier engsten Freunde eingeladen: Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom. Sie sind jedoch alle längst verstorben, weshalb Butler James ihre Rollen übernehmen muss.

James hat nun nicht nur seiner Arbeitgeberin das Menü – Mulligatawny-Suppe, Schellfisch aus der Nordsee (North Sea haddock), Hühnchen (chicken) und Obst (fruit) – zu servieren, sondern muss auch den vier imaginären Herren die jeweils von Miss Sophie ausgewählten Getränke (Sherry, Weißwein, Champagner und Portwein) einschenken, in ihre Rollen schlüpfen und auf die Gastgeberin jeweils einen Toast ausbringen, wobei er den jeweiligen Gast nachahmt und dessen Glas austrinkt. So wird er immer betrunkener und verliert zusehends seine würdevolle Haltung – sowohl hinsichtlich der Mimik als auch bei den Bewegungen. Schließlich zeigt er unzählige Varianten des Einschenkens und trinkt (nach fünfzehn Glas alkoholischer Getränke) versehentlich aus der Blumenvase, was er mit einer Grimasse und dem Ausruf „Huuuhhh, I’ll kill that cat!“ quittiert.

Schließlich beendet Miss Sophie den Abend mit einem Augenaufschlag und einem einladenden “I think I’ll retire”, was der zu diesem Zeitpunkt schon schwer angetrunkene James nach dem obligatorischen, kaum noch verständlichen „The same procedure as last year?“ – „The same procedure as every year“ mit einem Augenzwinkern und einem nonchalanten “Well, I’ll do my very best” quittiert, um ihr in die oberen Räumlichkeiten zu folgen.

 

 

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Für alle, die nicht bis zum nächsten Sylvester warten wollen, es gibt Dinner for One auch als Video-Cassette.

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KUNO hat ein Faible für Trash. Dem Begriff Trash haftet der Hauch der Verruchtheit und des Nonkonformismus an. In Musik, Kunst oder Film gilt Trash als Bewegung, die im Klandestinen stattfindet und an der nur ein exklusiver Kreis nonkonformistischer Aussenseiter partizipiert. Dieser angeschmutzte Realismus entzieht sich der Rezeption in einer öffentlichen Institution. 1989 erscheint Helge Schneiders allererste Schallplatte Seine größten Erfolge. Produziert von Helge Schneider und Tom Täger im Tonstudio/Ruhr. Constanze Schmidt beschreibt den Weg von Proust zu Pulp. Ebenso eindrücklich empfohlen sei Heiner Links Vorwort zum Band Trash-Piloten. Ebenso verwiesen sei auf Trash-Lyrik .