Winter

  Wenn sich das Laub auf Ebnen weit verloren, So fällt das Weiß herunter auf die Tale, Doch glänzend ist der Tag vom hohen Sonnenstrahle, Es glänzt das Fest den Städten aus den Toren. Es ist die Ruhe der Natur,…

klang los

  mühsam verschieben die augen neue gefangene in die hirnzellen zur baldigen ausnüchterung warten verkappte realitäten nächtlicher bettgeschichten   irgendwo brüllt ein wächter sich heiser neuen mut zu hebt unsichtbar beide fäuste und wartet auf das echo   *** Weiterführend…

Schattenlinie am Horizont

  krunkelig geschnittener Randstreifen flackernde Strassenlaterne am Ortsausgang   ausserhalb vom Mittendrin der Gleich zeitigkeit des Anderen   kein Licht & auch nicht Schatten im doppelten Mittelpunkt   die Dæcher schauen gleichmuetig au unser hinfælliges Aussehen herab   Graue Tœne…

ATEMLOS

    Schlaglichterkas kaden Spotzeitlich kanalt’s Clipto manisch Stakkato wirrwarr Gehirnreiz Reiz gehirn Schwupp Wegge schwappt Fastfood sensorium Kümmerlinge am Einschalttropf Quoten mißverständnis Da fliegt einer Fliegt übern Sender Fliegt sich flügellahm       *** Weiterführend → Poesie zählt für…

Das SternenKind

  Gekommen aus den Sternen gestrandet auf dieser Welt, erkannt als Mensch unter Menschen! Nie wahrgenommen, bis zu dem Moment, als er dann anfing zu Träumen! Erschaffen aus den Sternen, geformt durch den Dreamer, erdacht von dem Philosophen, und zurückgegangen…

Schreiben als Fortbewegungsart: Lesung als Transportmittel

Die Unzuständigkeit des Wortes „Lesung“ für einen Vorgang, der mit Hilfe von verschiedenen Wahrnehmungstätigkeiten (Sehen, sich Gesehenes fließend sinnfällig anverwandeln und dieses wiederum in AussprechBares mit hohem Hörgestaltungswert verwandeln, Seiten haptisch bedienen und umblättern, auf der anderen Seite das Zuhören/Zuschauen,…

Der Silberdistelwald

  Mein Haus, es steht nun mitten Im Silberdistelwald. Pan ist vorbeigeschritten, Was stritt, hat ausgestritten In seiner Nachtgestalt.   Die bleichen Disteln starren Im Schwarz, ein wilder Putz. Verborgne Wurzeln knarren: Wenn wir Pans Schlaf verscharren, Nimmt niemand ihn…

Lauter Fragen

  Ist das Gedicht umgekippt? Oder stürzt der Himmel ein? Oder ist das lyrische Ich an den Himmel gesprungen? Wo schaut es hin? Denkt es über die Leerstellen des zum Bild gefrorenen Seins nach? Fasst es sich selbst als eine…

Verzweifelt

  Droben schmettert ein greller Stein Nacht grant Glas Die Zeiten stehn Ich Steine. Weit Glast Du!     *** August Stramms Stil war überraschend und neu. Durch seine Knappheit, Härte und die weit vorangetriebenen Sprachexperimente heben sich Stramms Gedichte…

Wünschelruthe

  Schläft ein Lied in allen Dingen, Die da träumen fort und fort, Und die Welt hebt an zu singen, Triffst du nur das Zauberwort.       *** Joseph von Eichendorff fand in seinem Gedicht Wünschelrute von 1835 eine neue…

Ruhmreicher Stein

  Es gibt treffliche Gedichte des noch ziemlich jungen Griechen Stamatis Polenakis, der den alten Odysseus zum Namensträger eines durch unsere Zeit irrenden Menschen macht – wir sehen den gebrochenen Menschen der Moderne, der dem Schicksal der Geschichte ausgeliefert ist. …

Die Fahne

Nun geht der Westwind träumen Im weißen Arm der Winternacht; Die Zweiglein an den Bäumen, Sie haben zitternd sein gedacht.   Es kriecht sein schläfrig Raunen Am schlanken Fahnenmast hinauf. Das weckt des Himmels Staunen; Er schlägt die Sternenaugen auf.…

abbitte des norwegers

  ich bin so langwierig du wartest immer wie reisende auf der bahnsteig ich bin solch kleines gewissen samstag ich komme mehr schnell zu dir dann bin ich frühzug     nach Annemarie Zornack, „Liebesbrief aus Norwegen“      …

BESTIMMUNGSPUNKTE

  Als das Wünschen nochnach dem Ende der Geschichte fragtewenige Jahrebevor der freie Marktseine Blasen auszuwerfen begannein Comic-Stripauf dem den Reichendas Lachen gehörturheberrechtlich geschütztbis siebzig Jahre nach ihrem Tod Zu jener Zeit alsoin der ein Begehrenwie Hoffnungzumindest noch Anspruchauf politische…

Vertrauen

  Bevor er gegangen war, hatten Herr Nipp und sein Freund noch über unbedingtes Vertrauen gesprochen. Die Frage, wem man alles anvertrauen würde, wenn einmal das Jahr käme, in welchem er weggehen würde. Beiden waren nicht viele eingefallen, auf jeden…

WO ICH NOCH BIN

  in den letzten strahlen der sonne bin ich noch   im schrei einer möwe über wogendem meer   in wellen der brandung im grauen ufergestein   im rauschen des windes im grünen blättergezweig   in der roten schweren erde…

Dichterloh

Vorbemerkung der Redaktion: Die „Lyrikedition 2000“ wird von Heinz Ludwig Arnold herausgegeben. Neben Walter Höllerer und Günter Kunert steht die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek im Programm. Neuere Lyriker, wie Ulrike Draesner,  Björn Kuhligk und A.J. Weigoni, führen den Leser in die…

Die Wut

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

HIMMEL

verschlingt ein tiefes blau das lager der gestirne bleibt allein der morgenstern als kopf mit nägeln scharf nach dem nachtbad der sonne fliegen adler dem licht entgegen erweckt die kühle ihres schnabels bricht der tag herein rinnt tau wie blut…

Editions Phi

  Wenn wir von „deutschsprachiger“ Lyrik sprechen, vergessen wir allzuoft, daß in Luxemburg auch Gedichte „auf gut deutsch“ geschrieben werden. Seit Jahrzehnten bereits erscheinen in der Editions Phi Gedichtbände von Menschen, von denen ich bislang nichts, aber auch gar nichts…

Re:play

  das Verhæltnis zwischen Original & Reproduktion Authentizitæt & Artefakt wird zu einem homœopathischen Arkanum   Unschluessigkeit im Grenzbereich Flucht in die Welt des reinen Geistes Aufforderung zum ziellosen Streunen klandestine Grammatik = ein Gadget   Soundcheck im Resonanzkœrper: menschliche…

Zwist

  Gallen foltern bäumen lösen Knirschen zürnen meiden Haß Zittern stampfen schäumen grämen Suchen beben forschen bang Wenden zagen schauen langen Stehen rühren seufzen gehn Streicheln klagen Kosen schelten Schämen schmäht Und Fliehen wirbt Schmiegen wehret Armen sträubet Quälen küßt…

Blauer Abend in Berlin

  Der Himmel fließt in steinernen Kanälen; Denn zu Kanälen steilrecht ausgehauen Sind alle Straßen, voll vom Himmelblauen. Und Kuppeln gleichen Bojen, Schlote Pfählen   Im Wasser. Schwarze Essendämpfe schwelen Und sind wie Wasserpflanzen anzuschauen. Die Leben, die sich ganz…

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einmal war Silberstimme dir lieb im Hinterkopf Liebe als Leiden zerschneiden wieder Baum sein bezwing die Winter der Fernsehstimmen Fenstersimmen einer Monstnernacht Monsterangst Kindheit innen *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie…

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  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Der Mond im Nußbaum

  Im Nußbaum blieb der Mond im Astwerk hangen, Liegt wie ein weißes Tier im Astkäfig gefangen Und preßt sein silbernes Fell an die Käfigstangen. Der Mond hat Dir über Brücke und Fluß hell folgen müssen, Ging aus der Stadt…

sixtinische kapelle

  eine möwe (weiß wie rauch) landet ▫ live auf der blechhaube des schmalen schornsteinrohrs das die bildschirme füllt eine weile bleibt sie putzt sich schaut über den platz voller regenschirme bunte dächer unter denen gläubige schutz suchen (wovor?) vor…

Die Nacht.

  Niedersinkt des Tages goldner Wagen, Und die Stille Nacht schwebt leis’ herauf, Stillt mit sanfter Hand des Herzens Klagen, Bringt uns Ruh’ im schweren Lebenslauf. Ruhe gießt sie in das Herz des Müden, Der ermattet auf der Pilgerbahn, Bringt…

Bewegungsprofil

  nicht an Træume glauben die bezahlbar sind keine Koexistenz des Disparaten in Gletschern der Abstraktion autosuggestive Desensibilisierung als eine neue Art immunisierender Katharsis… Reinigung vom Virus des Empfindens = frostiger ist nur die Vollkommenheit selbst die Augenbrauen zucken im…

Zu fragmentarisch

  Zu fragmentarisch ist Welt und Leben! Ich will mich zum deutschen Professor begeben, Der weiß das Leben zusammenzusetzen, Und er macht ein verständlich System daraus; Mit seinen Nachtmützen und Schlafrockfetzen Stopft er die Lücken des Weltenbaus.     ***…

Kleines Manifest

  Habe Mut, die Welt in Bildern zu öffnen! Entfalte deine und andere Welten! Schreibe in neuen Welten von der alten Welt! Schreibe in der alten Welt von neuen Welten! Erfinde neue Bilder! Erschaffe neue Motive! Webe neue Netze von…

DICHTERSCHULE

    achtet mir stets auf wörterklänge   denn gerade die ergeben ohne uns   oft sinnstiftende zusammenhänge   wählt die wörter sparsam aus   denn wortsalate sind ein graus   und keine poesie das wirklich nie   der meister…

Erfolg

  Über die Brücken der berühmt berüchtigten Sauerlandlinie fahrend, die das Ruhrgebiet mit wahren Metropolen wie Siegen, Mainz und Frankfurt verbindet, kann man den gleichmäßigen Bebauungsrhythmus der kleinen Einstraßendörfer erkennen. Nicht schön, aber logisch, typisch. Herr Nipp erkannte, diese Regelmäßigkeit…

IRGENDWANN

  und schon ist manein kalter körper eingewickelteben noch schokoladegegessen späße gemacht   den nächsten wetterberichtgrüße und einkaufslistendie autos hupen allesin eine truhe gepackt   eben noch krimi geschautdass es andere trifftund nicht dass man selbst heute stinkt    …

Durch Dich

  Was nur das Leben fasst an Allgewalten – Durch Dich allein ergriff es mein Gemüt, Zugleich in Leidenschaft und Händefalten, Hab ich in Dir vor Gott gekniet. Durch Dich allein auch ist die tiefste Wunde Auf immer meinem Leben…

Ballade

(Aus den sauerländischen Bergen) (Dem von mir immer so verehrten Dr. Blümner)   Er hat sich In ein verteufeltes Weib vergafft, In sing Schwester!   Wie ein lauerndes Katzentier Kauerte sie vor seiner Tür Und leckte am Geld seiner Schwielen.…

Letzte Klage

  Und wiederum hab ich Den Tröster mir gekauft Der mich vergessen machen soll, Was ich an Trauer nicht mehr leisten kann, Es ist mein Leben mir verraucht, Von allzustarken Winden weggefegt, Die ich noch selbst heraufbeschworen.      …

SPITZZUNGEN DES ALLTAGS

über Florian Günthers Gedichtbände NUTTENFRÜHSTÜCK, DICKER MAX & CO. Diese elegante Art Alltägliches auszuschneiden – man kann auch sagen, Introvertiertheit in Worte zu fassen, gefällt mir SEHR GUT. Hier komme ich als Leser langsam ins Schweben. Sehr genau vieles, voll…

Religionsunterricht

  Religionsunterricht: gläubige Seelen brauchen ihn nicht, aber die zweiflerischen lernen da gründlich Unglauben fischen.       *** Quelle: Schöne wilde Welt, S. Fischer Verlag, 1913 Richard Dehmel galt in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg als einer der…

Kosmologie

  Milliarden Jahre weiter: Die Sonne ausgebrannt und wir verschwunden. Alles hat seine Zeit. Sagen die Physiker und die Heiligen, je nachdem.   Was die Naturkonstanten angeht, Elementarladung, Leptonenmasse, Planckzeit … perfekt: wären ihre Werte nur ein bißchen größer/kleiner gäbe…