the bird

Wherever the bird with no feet flew, she found trees with no limbs,   *** Audre Geraldine Lorde (* 18. Februar 1934 in Harlem, New York City; † 17. November 1992 in Christiansted, Saint Croix, Amerikanische Jungferninseln) war eine US-amerikanische…

SPIELWAREN

  MODELLIERBILDERBOGEN. Buden haben wie große schwankende Kähne zu beiden Seiten die steinerne Mole angelaufen, auf der die Leute sich schieben. Es gibt Segler, die Masten aufragen lassen, an denen die Wimpel herunterhängen, Dampfer, aus deren Schornsteinen Rauch steigt, Lastkähne,…

Biermanns Dialektik

  Wolf Biermann sagt das Wahre immer so entsetzlich schief, dass es dadurch wieder falsch wird, Biermanns Dialektik ist schizophrene ungehobelte Scholastik.     *** Weiterführend → Das erste Fazit von Ulrich Bergmann zur Twitteratur viel eher skeptisch aus. Er stellte…

Bemerkungen über uns närrische Menschen

  An ungebildeten Leuten ärgert einen Eigennutz nicht.       *** Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur. Lesen Sie sowohl den Essay über Jean Paul auf KUNO, als auch feinstes Rezensionsfeuilleton von Wolfgang Schlott.

ANTIQUITÄTEN

  MEDAILLON. An allem, was mit Grund schön genannt wird, wirkt paradox, daß es erscheint. GEBETMÜHLE. Lebendig nährt den Willen nur das vorgestellte Bild. Am bloßen Wort dagegen kann er sich zu höchst entzünden, um dann brandig fortzuschwelen. Kein heiler…

Das Unwandelbare

  »Unaufhaltsam enteilet die Zeit.« – Sie sucht das Beständge. Sei getreu, und du legst ewige Fesseln ihr an.     *** Der Homo ludens ist ein Erklärungsmodell, wonach der Mensch seine kulturellen Fähigkeiten vor allem über das Spiel entwickelt: Der…

Die Untoten sind – lebendig!

Der Begriff Zombie leitet sich von dem Wort nzùmbe aus der in Nord-Angola beheimateten Bantusprache Kimbundu ab. Er bezeichnete dort ursprünglich einen Totengeist, eine Bedeutung, die das im Kreolischen gebräuchliche Wort zonbi (gesprochen zombi) in Haiti noch besitzt. Zombies, der…

Rückblende

  Die Sperrstunde naht. Kein Pardon. Hier ist man strenger als anderswo. Peter Nitsche, Inhaber der G–Bierbar, stellt noch einen Absacker auf den Tresen. Die verbliebenen Gäste kippen den Korn, stellen die Gläser mit einem Ruck auf der Theke ab,…

Der Himmel

  Der Himmel in schweren grauen Bahnen tapeziert, Heimkehrer in seiner eigenen Dämmerung, darunter Häuser wie verwaschene Skulpturen im Nebel. Der Tag schließt sich schweigend einer geheimnisvollen Mehrheit an. Die Ideen dämmern in den Schädel hinein. Man ist im Sitzen…

Übersetzungen

  Wer übersetzt, arbeitet in zwei Sprachen. Sein Material vielmehr: sein Organ – ist neben seiner Muttersprache nicht sowohl der fremde Text als vielmehr dessen Sprache. Aus beiden Sprachen baut er etwas auf und kann gemeinhin schon von Glück sagen,…

still he is turning: one two three

  one: hamburger guck – ein rundling ohne namen(boskoop berlepsch bittenfelder) wenn er fällt: bewegungsmelderinszeniert bloß kleine dramen grünhalm knickt hör boden bebenkerbtier nagt die dralle beute schaf kingfisher [hund] katze heutemorgen möglich dichter leben two: unter bäumen hughes gold-peppinggeflammter…

x-chen

  noch im deckmantel unfertig regt sich wachstum fließend sich faltet ein gang in gott zum fliegen bestimmt muss es seiner flugidee treu bleiben       *** Klee composé. Lyrik mit Paul Klee, Gedichte von Joanna Lisiak. Littera Autoren…

Aufräumen

Alle paar Wochen muss der Arbeitsplatz wirklich aufgeräumt werden. Auf den Tischen haben sich allerhand Materialien und Werk- zeuge angesammelt. Auf dem Boden Reste der Arbeit, Schnipsel und Holzspäne, auch mal recht rutschiger Sand. Der wird immer gebraucht, sei es…

Traum und Umnachtung

  Am Abend ward zum Greis der Vater; in dunklen Zimmern versteinerte das Antlitz der Mutter und auf dem Knaben lastete der Fluch des entarteten Geschlechts. Manchmal erinnerte er sich seiner Kindheit, erfüllt von Krankheit, Schrecken und Finsternis, verschwiegener Spiele…

ABGESCHABT

  reißen tapeten in speichern und küchen komm ich aus zerfallenem papiergeröll im kopf such ich brot und fleisch stieben tropfen wie funken unterm dampf der kessel seh ich schwarz flieh ich in zerstrahltem staub schützt mich mein skelett auf…

Ein Spiel dauert 90 Minuten

    Ein Spiel dauert 90 Minuten. Und wie lange dauern 90 Minuten? Wie lange dauern sie ohne Gesellschaft? Und wer erträgt sie? Ilse Aichinger         An Ingeborg Bachmann schrieb Ilse Aichinger in einem Brief, daß sie…

Lesegeschwindigkeiten

  Ich kann im Zug nur neben Zeitungslesern in einem Buch lesen. Neben Buchlesern ertappe ich mich dabei, langsamer zu werden und über das Bewusstwerden dieser Tatsache mich noch mehr zu verlangsamen. Statt mich auf das Lesen zu konzentrieren, messe…

Alle Straßen

  Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.     Weiterführend → Eine Annäherung von Peter Paul Wiplinger an Georg Trakl finden Sie hier. → Ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur, sowie ein Recap des Hungertuchpreises.

Ist die Photographie eine Kunst?

Peter Meilchen und Walter Benjamin sind sich nie begegnet. KUNO erinnert mit einer Denkfigur an den einen ohne den anderen nicht zu vergessen. Vor acht bis zehn Jahren (ca. 1926, die Redaktion) hat man begonnen, die Geschichte der Photo­graphie zu…

Sterben als Möglichkeitsfloskel

Nur wenn der Tod Dir vertraut ist, kannst Du ihn anlächeln, wenn er Dich aufsucht. Doch wie kann man mit einem Fremden Freundschaft schließen?     *** Peter Meilchen ist ein Frühverlorener, seine Biografie endet am 27.10.2008 nicht mit dem…

Die deutsche Dichtkunst

  Die deutsche Dichtkunst schrieb notorisch Sich selber den Uriasbrief, Seit das Gefühl ihr obligatorisch Und der Verstand nur fakultativ.     *** Den Essay „Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze“ lesen Sie hier. Eine Rezension von Kurt Tucholsky…

Wahrheit

    Der Wahrheit dienen wenige in Wahrheit, weil nur wenige den reinen Willen haben gerecht zu sein und selbst von diesen wieder die wenigsten die Kraft, gerecht sein zu können.     *** Friedrich Nietzsche ist ein Meister des…

Schlaglichter

  Zweimal in einer Woche in besagten Wildwald zu fahren, spricht entweder von extremer Neugier auf die Natur oder die naturpädagogischen Programme, zeigt, dass man eine Jahreskarte hat oder aber eine Freikarte. Es könnte natürlich auch sein, dass etwas ganz…

:

schmatzende Flüsse wenn Finger einander entdecken sagt er: komm mir ein bisschen entgegen aber du: Blut zwischen den Schenkeln das erste Mal riecht nach Sperma und Fisch ist ein Stinken in der Erinnerung schmatzende Flüsse that´s all *** Weiterführend →…

Rhein wörtlich

  Vielleicht ist meine beste Chance auf so etwas wie den erweiterten Rückgewinn von Gewissheit der Rhein. Der Strom als mächtiger Filter, als Geistesmaschine und Erzählapparat, der alles schon gesehen und gut durchgekaut wieder ausgespuckt oder nach Gusto für sich…

Mängel des breiten Bildungsbürgertums

  Ich hätte von Straßenkindern mehr gelernt als in der Schule und im Elternhaus. Die Mängel des breiten Bildungsbürgertums haben einen größeren Schaden in der Geschichte nicht nur des deutschen Volkes angerichtet, als man annimmt. Zu positiv wird selbst der Schatten…

Zurückgezogen

Das einzige, was ich mir wirklich wünsche, ist, zurückgezogen zu leben. Ich will nur in Ruhe gelassen werden. Elfriede Jelinek Elfriede Jelinek schreibt gegen Missstände im öffentlichen, politischen, aber auch im privaten Leben der österreichischen Gesellschaft. Dabei benutzt sie einen…

things change

  m (ich fühle mich) ich besuche meine freundin in mailand. noch heute nacht werde ich sie sehen. der zug hat die grenze bei chiasso erreicht. draußen fällt regen, der die lichter der nacht multipliziert und bricht. ich denke zurück…

Schwebezustand

  Als Produzent interessiert sich Gregory Zonker für Optometrie. Er will die Muster verstehen, welche die globalen Ströme von Materie, Energie und Information dirigieren. Da alle Menschen mehr Zugang zum Leben anderer haben, wird es unpersönlicher. Das Dilemma der Kommunikations–Guerilleros…

Vernunft

    Die allgemeinen fixen Ideen, welche man die gesunde Vernunft tauft, sind unerträglich langweilig.       Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.

Flechte

  Gesenktes Haupt wirft den Blick zu Boden über den Bürger steigen en masse sich stehlen um fürwahr zu nehmen was wahr scheint auf Bildschirmen glänzende Verführer Entführer nach überall und nirgends ist gleichzeitig hier und anderswo heißt lateinisch alibi…

Die Laubenpieperin

  Sie trägt die Bürde ihrer Jahre in einer Schürze aus Radieschen: grün ist der Saum, rot-schwarz die Frucht, die ihr der Laubenpieper übern Maschendraht hinweg am späten Abend reicht. Die Wurzeln ranken sich um ihre Hände, die erdig, rauchgeschwängert…

Wut

  Wütend geworden, weil er, den ich nicht kenne, dennoch bald beurteile (beurteilen muss, da ich doch ständig Orientierungspunkte brauche), weil er ihr nämlich auf offener Strasse ins Gesicht fährt. Er tut dies vermeintlich zärtlich. Das vermeintlich Zärtliche aber (und…

BOGENLAMPE

  Einen Menschen kennt einzig nur der, welcher ohne Hoffnung ihn liebt.     *** Die Einbahnstraße ist eine entscheidende Gelenkstelle in Benjamins Gesamtwerk, in der Überlegungen des Frühwerks transformiert werden, um sie dann in späteren Arbeiten weiterzuführen. Dies veranschaulicht…

Eins vierundzwanzig

  Die wahren Wettrennen sind die gegen den inneren Schweinehund. Trotz des lausigen Wetters hatte sich Herr Nipp früh morgens zurechtgemacht, hatte die halbhohen Wanderschuhe angezogen und den leichten Rucksack gepackt. Ein Flasche Mineralwasser sollte reichen, man konnte ja problemlos…

!

    Und was ist des Strebens wert, wenn es die Liebe nicht ist!       *** Heinrich von Kleist stand als „Außenseiter im literarischen Leben seiner Zeit […] jenseits der etablierten Lager“ und der Literaturepochen der Weimarer Klassik…

LICHTSPIELE

  Es kann an einem Kuss liegen. Oder an einem nicht gegebenen Kuss. Schwierig zu sagen. Das Leben ist unregelmäßig und unvorhersehbar. Wie eine gepanzerte Faust mit sentimentalen Anwandlungen. Eine Tüte Eis mit den Sorten Schokolade und Grapefruit. Der Anschein…

Zivilcourage

  Wo die Zivilcourage keine Heimstatt hat, reicht die Freiheit nicht weit.       Am 8. Oktober 1992 starb der große Staatsmann Willy Brandt in Unkel am Rhein. Der Friedensnobelpreisträger hinterlies einige geflügelte Worte, die man heute als Twitteratur…

Ein Drama von Poe entdeckt

  Vor wenigen Monaten hat sich in der Bibliothek Pierpont Morgan ein unbekanntes Manuskript von Poe gefunden. Es ist das Jugenddrama Politian, das damit im Entwürfe, über den es nie hinausgedeihen sollte, vorliegt. Von zwölf ausgeführten Szenen ist nur die…