Der Obermieter

In Deutschland ist es, als ob es ordentlich darauf angelegt wäre, daß, vor Lärm, niemand zur Besinnung kommen solle. Schopenhauer. Eines möchte ich wohl um alles in der Welt wissen: Was machen eigentlich den ganzen Tag die Leute über mir?…

Relativierung

„Die kurze Antwort auf diese Frage lautet Ja. Was mich angeht – ich bin zu einem Viertel Cherokee-Indianer –, ist Amerika für zwei Holocausts auf seinem Territorium verantwortlich: die Auslöschung der eingeborenen Indianer sowie die Sklaverei, der sie Afrikaner, Jamaikaner…

Andre Sokolowski, Dramatiker

Soviel Anfang war selten, denkt man hoffnungsfroh immer wieder, wenn die neue Saison beginnt. Soviel Anfang ist meist, mahnt dann die Erinnerung, und auch die Hoffnungsträger sind oftmals dieselben. Theater ist für mich deshalb so faszinierend, weil es noch im…

Gesundheit

  Entweder sind alle anderen krank oder du hast ein echtes Problem.   *** Unerhörte Möglichkeiten,  Edition Das Labor 2012 Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und 1994 Aperçus, Bonmots, und Sentenzen zu lesen. Eine Vorform der Twitteratur.…

Köningsangst

Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an…

Wenn die Dinge verschwinden

Über Formen digitaler Magie dachte Peter Glaser in der Sendereihe Politisches Feuilleton auf Deutschlandradio Kultur nach. KUNO zitiert daraus: Was passiert eigentlich, wenn die Zukunft von der Gegenwart eingeholt wird? Wenn sich direkt vor unseren Augen aufzublättern beginnt, was wir…

Der Lyriker als Maler

Das Museum für Westfälische Literatur zeigt in der Ausstellung Ernst Meister: Der Lyriker als Maler noch bis zum 3. März 2013 Aquarelle, Farbstift- und Pastellkreidezeichnungen, gerahmt von Handschriften und Fotografien des Künstlers. Literatur und bildende Kunst – Ernst Meister fühlte…

Mit Essays Licht ins Dasein bringen

Im Blick auf den Geistreichtum eines guten Essays kann man den Essay als den großen Bruder der Twitteratur auffassen. Apodiktische Postulate sollte man mit größter Vorsicht genießen. Die These Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch entstammt dem Aufsatz…

Luftig und locker: Deutsche Post

Nein, über Portoerhöhungen will ich nicht sprechen. Die verstehen sich bei der Post von selbst. Es geht mir eigentlich nur um die Menschen, die Bücher lesen, die Bücher kaufen, die Bücher verkaufen, also wieder zur Post bringen und versenden. Dafür…

B∙U∙C∙H∙S∙T∙A∙B∙E∙E∙T

Gedichte im deutschen Sprachraum 2012 • Ein listenreicher Glückblick sammamiajetztdaodadeandanschodao (Markus Hallinger) Lesen Sie langsam. Nehmen Sie sich Zeit. (Axel Kutsch) 1 Dom, Blicke der text beginnt, da ist ein Anfang und ich bin zufrieden, les ich eben in Crauss’…

Rückschau auf die Heimspiele von Christian Thielemann

  Die Heimspiele von Christian Thielemann (gebürtiger Berliner!) in der Hauptstadt stehen jedesmal unter verschärft(est)er Beobachtung. Sein Marktwert hat zuletzt durch den schier „überraschenden“ Berufungsakt zum neuen künstlerischen Leiter der Salzburger Osterfestspiele – nachdem ja die Berliner Philharmoniker, mit denen…

Meine ersten drei Platten

Vorbemerkung der Redaktion: In diesem Jahr stellten unsere Autoren in der Reihe Meine erste Schallplatte ihre Vinyl-Leidenschaft vor. Wir sagen niemals nie, danken aber für diesen schönen Jahresabschluß. Es muß doch Musik geben, die meine eigene ist, die mich bewegt,…

Wohin

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Zuletzt ∙ Das gewonnene Alphabet

abrikostræerne findes, abrikostræerne findes Inger Christensen   Je sais que la poésie est indispensable, mais je ne sais pas à quoi. Jean Cocteau   Jedes Gedicht, das ich sagte und schrieb oder schreiben wollte, kam aus einem: Ich kann nicht…

So

  Zuweilen darf der Mensch auch mal zufrieden sein.   *** Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und 1994 Aperçus, Bonmots, und Sentenzen zu lesen. Eine Vorform der Twitteratur. Prägend für diesen Begriff ist die Textsammlung: Twitterature. The…

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riechst du wie der Nebel schreit die Schulterblätter ganz Engelsflügel noch in dieser Enge *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben durch das schreibende…

Lilakäppchen und der Steppdeckenwolf

  Windstille Zeit in der Fernvergangenheit. Ein trister Sommertag des Jahres 1979. Kohlenmonoxydspeiende rush hour. Die Dunstglocke hat sich an die Stadt gepresst, als sie übermüdet von der Sprühaktion „Keine kommerzielle Zurichtung der Frauen!“ gegen die patriarchalische Erniedrigungsindustrie in ihre…

Nicht nur zur Winterszeit

Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh‘ ich wieder aus Die Winterreise von Franz Schubert ist wahrscheinlich der berühmteste Liederzyklus, ein unverwüstlicher Klassiker für alle Tenöre und Baritone, die sich mit einem Pianisten aufs Podium trauen, um den Seelenstriptease eines Loosers…

Die Vokabulatur des Knospenspaziergangs

Die Macht des Staunens: Wenn sie einen auch angesichts des anbrechenden Stillstands in der Raserei am Fabulieren hält, könnte sie mittlerweile die eigentliche Avantgarde sein. Anders als die vielen sich totlaufenden Konstrukte der konkreten Poeten und die sich wegduckenden Œuvr’lein…

Wilde Töchter der Poesie

Eine schwarzblau schimmernde Frucht mischt kräftig mit in der Poesie im deutschen Sprachraum. Das Wort, das auf diese Frucht verweist, ist eines von jenen, die Menschen traurig oder glücklich machen können (Dietmar Dath); ich glaube, eher glücklich, weil dieses eine…

Ein Pfiff

  Weiterführend →  Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung…

Weihnachtssingen mit Eva Kurowski

„Wo lernt ein Bischof so gut küssen?“ Passend zur Adventszeit bekommen die Lieder der Hungertuchpreisträgerin Eva Kurowski nochmal eine besondere Note. Realer Jazz, mit Emscher- und Ruhr-Aroma gewürzt, überraschend romantisch vorgetragen von einer doppel-bodenständigen Sängerin aus dem Strukturwandel, die nichts…

„WHEN I’M SIXTY-FOUR“

When I get older losing my hair, Many years from now, Will you still be sending me a valentine Birthday greetings bottle of wine? (Lennon / McCartney)   *** Arbeiten von Peter Meilchen in der Edition Das Labor. Um Meilchens…

Sonettgeflecht

Ich kenne Rainer schon seit ein paar Jahren, doch wusst ich lange nichts von den Romanen, die er mit fein gespitztem Bleistift sauber in die großen Kladden schrieb. Die größte aber schenkte ich ihm letztes Jahr und dachte mir dabei…

Dreimal Holzschnitt

Wie kaum eine andere Galerie in Deutschland hat Der Bogen in Arnsberg immer großen Wert auf die handwerkliche Erarbeitung von Künstlerbüchern gelegt. Von den Materialbüchern des Jürgen Diehl über die Schland-Box von Peter Meilchen bis hin zu Haimo Hieronymus’ und…

Zirkelschluß

Keine Atempause / Geschichte wird gemacht / es geht voran Peter Hein I need space lautete die ultimative Forderung der Graphikerin Lin Chung, als wir sie baten, die Edition Das Labor wiedererkennbar zu machen. Wir begreifen dies als Aufforderung sich…

Wo hat man bloß diesen Text abgelegt?

Nicht umsonst beginnt die Erzählung mit einem Zitat aus Alice im Wunderland. Es geht um Fieberträume, gespal­tene Persön­lich­keiten, Pilze in Wänden und spre­chende Schnaps­fläsch­chen. Ver­rückt. Oder doch nur der ganz normale Wahn­sinn im Leben eines Schrift­stellers. Der Ich-Erzähler ohne Namen…

flug (spuren)

1. miniaturen (froschperspektive)   : doppelmeerig: der inneren stimmen (stillen) raum     : oben oder: ich beginne von nirgendwo (now)  : vogel perspektiven im haar hängen geblieben: stunden, offen wie wunde *** flug (spuren), Gedichte von Sophie Reyer, edition…

er denkt

  Weiterführend → Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer…

Zungenschlag

Die rumäniendeutsche Literatur in der Bundesrepublik Deutschland Mehr als zwanzig Jahre nach der letzten Ausreisewelle der deutsch schreibenden und publizierenden Autoren aus Siebenbürgen, dem Banat und Bukarest drängt sich eine Reihe von Fragen auf, die in der Zwischenzeit von der…

Bärte

  Die einen tragen einen Bart, um ihre Männlichkeit zu beweisen, die anderen sind Frauen.   *** Unerhörte Möglichkeiten,  Edition Das Labor 2012 Von Herrn Nipp waren auf KUNO zwischen 1989 und 1994 Aperçus, Bonmots, und Sentenzen zu lesen. Eine…

janus zwischen den himmeln

  der klappentext umreißt den autobiographischen handlungsrahmen von ulrich bergmanns erstem roman nach mehreren erzählbänden: Der zweite Weltkrieg ist zu Ende. Janus Rippe wächst bei Usch, seiner Mutter, und den Großeltern in Halle an der Saale auf. Robert, sein Vater,…

Heiter geht’s weiter

Als ich dreizehn war, arbeitete der Schweizer Schriftsteller und Verleger Werner Bucher zu­sammen mit Jürgen Stelling an der ersten Ausgabe des Lyrik-Taschen­kalen­ders Poesie Agenda. Im Herbst 2012 ist für das Jahr 2013 die inzwi­schen 30. Ausgabe er­schienen. Heute kümmern sich…

Großstadtklänge

Gegen Abend würden die letzten Wolken über dem Meer verschwinden und einen anderen Kontinent sichtbar werden lassen. Was hier angespült wird  – die letzten Dinge. Auf jeden Fall eine Krankheit – die Sommersprossen  auf den Wellen. Nichtzerplatzende Blasen, zögerndes Geschäum. Mal  hierhin…