Autor: Kuno Kloetzer

Birgit Jensen in der Werkstattgalerie Der Bogen

Die Malerei sei „stumme Poesie“, die Poesie hingegen „beredte Malerei“, hieß es im klassischen Altertum, als man über den Wettbewerb der als verwandt betrachteten Künste nachdachte. Birgit Jensen ist Malerin. Sie verzichtet dabei auf den manuellen Duktus des Pinsels, indem…

Porträt der Hungertuchpreisträgerin Denise Steger

  Einer fragmentierten Welt eine neue Struktur durch Denkgitter geben, dieser Aufgabe stellt sich die Künstlerin Denise Steger. Die Flut der Bilder, die das Internetzeitalter bestimmt: Verkleinerungen und die dem entsprechende Vermehrung optischer Reize sowie die Schnelligkeit der Bildübermittlung –…

Figurenentblössungsshow

In ihrem Künstlerbuch „Jonahan und sein Gebet“ schreibt Denise Steger zudem über die Verunsicherung unserer personalen Identität. Die in Linz am Rhein lebende Artistin inszeniert eine grandios groteske Figurenentblössungsshow, sie beschreibt einen Kleinbürger mit einer antisozialen Persönlichkeitsstörung, der in der…

Zauberkraft der Kunst

  Bestechend in ihrer Andersartigkeit und von hohem ästhetischem Reiz sind die kurzen Geschichten und poetischen Splitter in dem Band »Auf silikonweichen Pfoten«. Erzählungsbände fordern vom Leser mehr Konzentration als Romane: immer neue Namen, immer neue Konflikte. Auf den ersten…

Porträt des Hungertuchpreisträgers Tom Täger

  Als Tom Täger 1989 im Tonstudio/Ruhr Helge Schneiders allererste Schallplatte „Seine größten Erfolge“ produzierte, hat man ihn für verrückt gehalten. Als A.J. Weigoni 1991 sein erstes Hörbuch »Literatur Clips« auf CD realisierte, hat man ihn für verrückt gehalten. Fast…

Rückblick / Ausblick

Seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts sieht die Literatur auch die neue Form der Arbeit, zwischen Bestellung des Landes durch das Volk und Repräsentanz der Herrschaft: die kollektivierte Arbeit zur Herstellung von Waren, die Arbeit des Menschen mit der Maschine…

Abreißkalender

  Lyrikkalender, das erinnert an die Abreißkalender, die in den 1960er Jahren verteilt wurden. Jeder Tag wurde zur geistigen Erbauung mit einem Sinnspruch belegt. Welche freudige Überraschung jedoch, als ich den Tischkalender des Verlegers Shafiq Naz von Alhambra Publishing in…

The Breuer, eine Verneigung

  Mit dem Essay Von Buch zu Buch · Lesezeiten 2011“ legt Theo Breuer ein Lesetagebuch vor. Er beschreibt die deutssprachige Literatur gleichsam aus der Warte des Phänomenologen: mit distanzierter Nähe, mit anteilnehmender Beobachtung. Seine Essays sind immer Verführungen zur…

Rheintor · Revisited

Linz und Kunst Das landläufige Vorurteil, Kunst sei eine Schnapsidee, unterlaufen Klaus Krumscheid und A.J. Weigoni augenzwinkernd mit dem Verweis auf Heinz Schenks Motto des Blauen Bocks: Ich lade gern mir Gäste ein! Obwohl unter den Zeltschrägen eines gemeinsamen Umschlages,…

Rheinsein

In seinen seriellen Arbeiten verwendet Thomas Suder ein bekanntes Muster, den Körper speziell für männliche Blicke darzubieten – um diese desto nachhaltiger zu enttäuschen: das berühmte Ausklappbild einschlägiger Magazine in der Mitte jeden Heftes, das angeblich Teile der amerikanischen Jugend…

Handarbeit

  Zu einem begehrten Sammlerstück entwickelt sich die Vorzugsausgabe von Die Angst perfekter Schwiegersöhne. Haimo Hieronymus hat das Cover mit einem Holzschnitt versehen. Der Artist verwendet damit eine traditionelle Drucktechnik um eine Graphik zu erzeugen. Zur Herstellung des Druckstocks hat…

Was zählt, ist Gesinnung, ist Politik

Ganz elementare humane Taubheit hat Tilman Krause in Hans Werner Richters Tagebüchern Mittendrin erlebt, aber endlich auch eine Antwort auf die Frage, warum Deutschland politisch und wirtschaftlich so erfolgreich, literarisch und ästhetisch aber so mickrig dasteht: Was zählt, ist Gesinnung, ist…

Ausfahrt

  Auf einem anderen Blattsteht: Dieses Blatt hier hat der Reißwolfsich geholt mitsamt dem Herbst, in dem,und allen Wolken, aus denenes gefallen ist. (aus dem VII. Zyklus)     *** Ausfahrt, Gedichte von Tobias Herold. Elfenbein Verlag, 2011. Die Gedichte…

Rapsodie für Rahsaan

Jazz is not dead, it just smells funny Frank Zappa Wie verschieden Literatur in unterschiedlichen Medien funktioniert, zeigt A.J. Weigonis Rapsodie für Rahsaan. Zum einen als Novelle, die nun in Cyberspasz, a real virtuality erschienen ist. Aber auch als Hörspiel…

Wasserkur

Als Schirmherr wird eine Persönlichkeit oder eine Organisation bezeichnet, die mit ihrem Namen eine Veranstaltung oder eine gemeinnützige Organisation unterstützt. Wenn jedoch Schirmfrauen die tragbare Bedachung in die Hand nehmen, kommt etwas gänzlich anderes dabei heraus. Die raumbezogene Videoinstallation von…

Das Projekt wort:rausch

Ein Gedanke kann nicht erwachen, ohne andere zu wecken. Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach / Österr. Erzählerin, Novellistin Es ist nicht einfach, die metaphorischen Nadeln im Stroh des www zu finden. KUNO gibt zurweilen gern einen Tip, wann sich ein Klick…

Sich hineinbegeben, nicht von sich sprechen

Ilse Aichinger  beherrscht die Kunst, Literatur zu verfassen, die sich selbst zum Verschwinden bringt. In ihrer Poetik des Absurden verschlingen sich Wahrheit und Lüge, Melancholie und Witz, Trauer und Ironie, Lakonik und Übertreibung, sodaß man als Leser nie weiss, ob…

Denkgitter

Denise Steger versucht einer fragmentierten Welt eine neue Struktur durch Denkgitter geben. Die Flut der Bilder, die das Internetzeitalter bestimmt: Verkleinerungen und die dem entsprechende Vermehrung optischer Reize sowie die Schnelligkeit der Bildübermittlung erfordern ein neues Sehen und ein anderes…

Zum Augenblicke dürft‘ ich sagen: Verweile doch, du bist so schön!

In der Zukunft wird jeder für 15 Minuten berühmt sein. Andy Warhol Wenn Andy Warhol wüßte, was aus seinen „15 Minuten Weltruhm“ geworden ist, er hätte seit zehn Jahre die Videoplattform Youtube aboniert. Die Sehnsucht nach Ruhm ist groß, 300…

Wortkompositionen

Ein Formerfinder trifft auf einen Allegorienschöpfer. Als gegenseitig befruchtender Dialog zwischen bildender und lyrischer Kunst sollte man das Künstlerbuch »Prägnarien« verstehen. Hieß es früher ”Wer nicht hören will, muss fühlen”, könnte man jetzt einfach behaupten “Wer nicht fühlend sehen will,…

Lost Books – next Generation

Avantgarde macht Spaß Die Arbeiten des Künstlers Dietmar Pokoyski sind der Beweis dafür, daß Avantgarde auch Spaß machen kann. Seine Bücher kann man als Skulptur betrachten, eingebunden in eine Multi-Media-Show. Dieser Artist gestattet sich einen spielerischen Umgang mit Büchern, jenseits…

Der Neil Young des Social Beat

Eine Erinnerung an die „Dirty Speech“-Bewegung in der BRD, die 1969 mit der Rolf Dieter Brinkmanns „Acid“ zu verorten ist. Es war eine Anthologie amerikanischer Beatliteratur, gesammelt und damit den Versuch eröffnend, auch in der deutschen Dichtung die bürgerliche Moral…

Deutungsmuster und Übersetzungsmöglichkeiten

  Holger Benkel verfügt über kulturelle Deutungsmuster und Übersetzungsmöglichkeiten, über die andere Autoren nicht unbedingt verfügen. Seine Biographie erscheint als Zwischenexistenz, als interkulturelle Existenz, aber sie dient ihm der produktiven Herausforderung und nicht irgendeiner ›Verostung‹. Da entdeckt das flimmernde Ich…

Freibank im Rheintor

  Die Freibank war eine Einrichtung zum Verkauf minderwertigen, aber nicht gesundheitsschädlichen Fleisches, das in der Fleischbeschau als »bedingt tauglich« eingestuft wurde. Freibankfleisch stammte aus Schlachtung von Tieren, die eigentlich nicht für die Schlachtung bestimmt waren, will sagen, die beispielsweise…

Die Untoten – Kongress und Inszenierung

  Eine Welt von „Untoten“ bevölkert als Traum oder Alptraum unsere Filme, Romane, Comics, Feuilletons und Bestsellerlisten. Gleichzeitigschaffen die modernen Biotechnologien und ihre Möglichkeiten in Lebensprozesseeinzugreifen, derzeit eine Umbruchsituation. Die Kulturstiftungdes Bundes veranstaltet an diesem Wochenende einen Kongress auf Kampnagel…

malschreiben

Die Malerei sei „stumme Poesie“, die Poesie hingegen „beredte Malerei“, hieß es im klassischen Altertum, als man über den Wettbewerb der als verwandt betrachteten Künste nachdachte. Birgit Jensen ist Malerin. Sie verzichtet dabei auf den manuellen Duktus des Pinsels, indem…

Der gesprochenen Sprache auf die Schliche kommen

Vorbemerkung der Redaktion: Seit 2000 wird jedes Jahr der Welttag der Poesie gefeiert. Er soll an „die Vielfalt des Kulturguts Sprache und an die Bedeutung mündlicher Traditionen erinnern“. Die Redaktion empfiehlt daher das auf vier CDs erweiterte Hörbuch Gedichte, es…

Eine Basis finden

Wie bei ihrem Künstlerbuch Schattenfluss läßt sich auch die im Rheintor vorgestellte Arbeit von Stephanie Neuhaus in drei Schlagworte fassen: nüchtern, beobachtend und pointiert. In Fund a Mente geht sie einen Schritt weiter, die Artistin nutzt Zinkplatten als Hochdruck und…

Keine Einsicht ohne R(h)einsicht

  Die Vielgesichtigkeit der Arbeiten von Charlotte Kons läßt staunen. Man möchte es Louis Jacques Mandé Daguerre gleichtun, dieser reichte bei öffentlichen Präsentationen seiner Daguerreotypien Vergrößerungsgläser herum, um das Staunen über die Detailtreue dieser Bilder anzuheizen. Die Photos zu „Keine…

Bewegung ins Offene

  Vordergründig machen es einem sowohl die Gedichte als auch die lyrische Prosa von Andreas Noga leicht. Leider unterläuft es einem dabei, daß man sie überliest. Glücklicherweise haben Bücher eine gute Eigenschaft, sie laufen nicht weg und warten auf den…

Heimspiel

Der bildende Künstler Klaus Krumscheid ist geradeheraus, höflich und bescheiden, macht nicht viele Worte und hat einen feinen Sinn für Humor. Als starker Idealist hat er den Glauben an seine Kunst und besitzt den Mut, auszuharren trotz des Widerstands der…

MetaPhon, eine Textonologie

Metaphon ist ein phonetischer Algorithmus zur Indizierung von Wörtern und Phrasen nach ihrem Klang Das Inwendig-Lesen trifft nicht nur in der Reihe MetaPhon auf das Auswendig-Sagen. Möglicherweise liegen alle Worte schon in der Luft, seit Menschengedenken, und wenn die Zeit…

Papier als Spannungsfeld polarer Gegensätze

Der Buchkünstler Haimo Hieronymus betätigt sich künstlerisch vielfältig in der Malerei wie der Zeichnung, er erstellt Objekte, Holzschnitte, Radierungen, Collagen und publiziert Künstlerbücher. Die bekannten Formen und Motive unterlegt er poetisch, schafft Verbindungen zwischen Wort und Zeichen, mit einem skeptischen…

Die Dreifalzgikeit der Nonkonformistischen Literatur

Victor Otto Stomps, 72. Der Knittel-Poet, Fabel-Dichter und Verleger ohne Mehrwert (so sein Autor Horst Bingel), als VauO unter Deutschlands Literaten längst legendär, hat fast ein halbes Jahrhundert lang in seinen Kleinverlagen (Rabenpresse, Eremiten-Presse, Neue Rabenpresse) junge Talente, von Günter…

In eigener Sache

Der eine sucht dies, der andere das, jeder nach seinem Bedarf. Michel de Montaigne Zeitläufte nehmen überraschende Wendungen, zu oft falsche Abbiegungen. Bisher wurde die Geschichte von den Siegern geschrieben. Nun ist unabhängiger Jornalismus und freie Kunst möglich um den…

Laik Wörtschel – ein Künstler der Stille

  Bereits im Jahr 1999 wird er das erste Mal voller Erstaunen in einem Artikel des Feuilletons der Süddeutschen Zeitung benannt, in welchem über die Kunst des zukünftigen Jahrtausends breit spekuliert wurde. „Eine radikal zurückgezogene Position des Versteckens in der…

Sophisticated

Manchmal erscheinen Bücher mit einem Titel, bei denen man sich wundert, daß es sie noch nicht gibt. Mit ihren »Sexophismen« meldet sich eine kühne Stimme in der deutschsprachigen Lyrik zu Wort. Swantje Lichtensteins Verse sind ausdrucksstark; sie zeichnet mit Metaphern…

Lesen ist gefährlich

  Lesen ist gefährlich, viel gefährlicher als Schreiben. Deshalb wird je länger desto mehr geschrieben und immer weniger gelesen. Hermann Burger           Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.

Rodneys Grand Slam

Zwischen der unterdrückten Lust, Amok zu laufen, und der Angst vor dem plötzlichen eigenen Ende, hat Adelmann seine stilistischen Mittel sicher in der Hand. Tristesse cool serviert. Daniel Dubbe Das Wort vom „Szene-Veteran“ klingt beinahe nach Großväterchens Erzählungen von „Stalingrad“…

The Breuer, Essayist

  Michael Gratz, ein Gönner der Verschreibkunst, kündigte den Lyriker Theo Breuer in der Lyrikzeitung in seiner Funktion als Essayist als THE Breuer an. Wir sind froh, daß dieser Kenner der deutschsprachigen Literatur bei kulturnotizen den ein oder anderen Essay…

Unlust am Leben, Angst vor’m Tod

Mit „The Walking Dead“ ist das Trash-Genre Zombies seriell geworden. Die Frage ist, kann man daraus gute Literatur machen? Die Antwort lautet ja. Und zwar A.J. Weigoni, der in seinen neuen Erzählungen „Zombies“ zeigt, dass es keinen Virus oder Totenkult braucht, um aus uns allen Zombies zu machen.

Jessica Dahlke

Die Größe der kleine Form

Mit der Schneckenpost setzte sich der Briefroman durch. Mit der Psychoanalyse kam der literarische Bewußtseinsstrom. Mit dem Microbloggingdienst Twitter kam die Twitteratur. In den Zeiten der „Neuen Unübersichtlichkeit“ sind Konzentrations- und Selektionsgabe gefragt. KUNO hatte das Mikrogenre Twitteratur in 2014…

Lesekanon und Literatur um 2009

  Die deutsche Literatur ist tot. Totgefördert, totgescriptet, totgequatscht, totproduziert, totunterrichtet, totgelehrt, totkritisiert, totgeschrieben, totbetreut, sie hat sich totgefeiert, totgelacht, totgegrübelt, und sie ist total unerotisch.     *** Twitterature. The World’s Greatest Books Retold Through Twitter von Alexander Aciman…

Preis des Forums Literatur Ludwigsburg

Gute Kunst macht einen sensibler, schlechte stumpft einen ab. Daniel Richter Die Verweisungszeichen zur Poesie haben Peter Valentin so zugesagt, daß er ihn – wie auch die beiden anderen Essays, in seiner Literaturzeitschrift Eremitage veröffentlicht hat. Wir leben, wenn man…

Sterben

  Sterben / Ist eine Kunst, wie alles andere auch / Ich kann’s besonders schön. Sylvia Plath         Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur.

Das Hungertuch für Thomas Suder

Thomas Suder aus Düsseldorf erhält in Anerkennung seines künstlerischen Werks das Hungertuch für Bildende Kunst 2009 Der Konflikt moderner Kunst lässt sich in zwei Sätzen resümieren: „Jeder Mensch ist ein Künstler“ proklamierte Joseph Beuys. „Jeder Künstler ist ein Mensch“, entgegnet…

Das Hungertuch für Peter Engstler

Peter Engstler aus Ostheim, Rhön erhält in Anerkennung seines lyrischen Werks das Hungertuch für Literatur 2009 Literatur ist immer auch Behauptung. Peter Engstler reklamiert für sich und seinen Verlag „Medien Streu“ einen Sprachraum und schafft damit eine Wirklichkeit, die anders…

Memento

  Mahnmale sind für die Lebenden. Die Toten kümmern sie nicht. George Tabori         Bestand die Modernität des Aphorismus bisher in der Operativität, so entspricht diese literarische Form im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit der Denkgenauigkeit der Spätmoderne.…

Das Hungertuch für Woon-Jung Chei

Woon-Jung Chei aus Seoul erhält für ihre Arbeit als Kulturvermittlerin das Hungertuch 2009 Woon-Jung Chei wurde in Seoul geboren. Sie studierte Germanistik und Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf und nahm danach das Studium der Sozialwissenschaften an der Gerhard-Mercator-Universität in…

Leben, ein Rohstoff

Holger Benkel denkt in jahrtausenden und quantensekunden. Er überschaut kontinente und hört das knacken im tausendfüßlerbein. Und er lebt richtig: ohne mäusekino und tief unter der erde. er sagt einen satz, aus dem hätten andere einen wälzer extrahiert, hätten sie…

Kruste

  Während dueinfach unverrückbarund ruhig bist,wie immer, liegen und stehenMöbelstücke, grübelnd,aufgekratzt, neben sichbei dir im Zimmer; die schlafen und schlafeneinfach nicht ein, ganzschlimm ist das undwird immer schlimmer.     *** Kruste, Gedichte von Tobias Herold. Elfenbein Verlag, 2009. Das…

Das Schreiben

  Schreiben ist kein Beruf. Heute nicht mehr. Die Sprache ist zersplittert, das müßte man doch wissen. Robert Musil hat das vollkommen durchschaut. Aber die meisten schreiben rasch chronologisch und unaufmerksam vor sich hin. Sich als Autor allein zu definieren,…

Publizieren ist eine Form des Denkens

Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beissen und stechen. Franz Kafka Es kann von Vorteil sein, sich unbequemen Dingen aus der Distanz zu nähern. Wie Walter Benjamin bereits 1935 in seinem Essay Das Kunstwerk im…

Blütenpapierprosa

  „Ein Schriftsteller, nach meinem Geschmack, muß ein Fremder sein“, hat der alte George Tabori vor seinem Tod gesagt. In diesem Sinn funkeln die Helden in Francisca Ricinski Buch Zug ohne Räder wie Splitter eines Spiegels vom schreibenden Ich. Ihre…

Die menschliche Stimme als universelles Instrument

  In Unbehaust II begleitet der Komponist Frank Michaelis die Schauspielerin Marion Haberstroh auf einer Introspektion. Die klanglichen Improvisationen spiegeln die Verunsicherungen der dargestellten Figur. Es ist eine elektronische Komposition von geringer harmonischer Komplexität, die sich im Rahmen einer modalem Tonalität bewegt…

Kulturrezeption im Wandel der Technik

Nach Ansicht der Autorin Manuela Hertel hat „Günter Gaus mit seiner Sendereihe Zur Person das Interview auf ein Niveau erhoben, das seither niemals wieder auch nur in Ansätzen errreicht wurde. Vornehm-zurückhaltend und dabei dennoch immer wieder hartnäckig nachfragend ist der…

Vorgebrescht

Walthers Anthologie der Internetlyrik ist ein Projekt des Metzinger Lyrikers Walther Stonet. Mit dieser nach und nach entstehenden Anthologie sind Dichter aus verschiedenen Internetforen zusammengeführt und besprochen worden, deren Beiträge über den Tag hinausweisen. Damit wird gezeigt, dass die deutschsprachige…

Nazi-Porno

So, those in the back of the cinema, stop looking at Winslet’s nipples! For God’s sake, those are Nazi nipples – as the young Michael eventually discovers to his horror. Cosmo Landesman ( Sunday Times) Kurzfassung zur Verfilmung: Ein deutscher…

Abrakadabra

  Seit seinem „Satz zum Gesamtkunstwerk“ (1983) für Harald Szeemann setzt André Vladimir Heiz Zeichen. In Bild und Wort. In seiner Muttersprache, dem Französischen und in seiner Vatersprache, dem Deutschen. Wissenschaftlich theoretische und poetisch literarische Spuren liegen vor. www.n-n.ch und…

Kiesel & Kastanie

  Die Welt der Literatur ist in den Jahren nach 2000 nur noch schwer zugänglich. Wohin sich die interes­sier­ten Leserinnen und Leser auch wenden: Bü­cher, Bü­cher und nochmals Bücher. Wöchentlich drängen Autoren mit neuen Titeln nach. Verlage und Zeitschriften schießen…

Lebenszeit als Belichtungszeit

Photograf zu sein, heißt nicht nur hinzusehen, sondern auch dem Blick des Anderen standzuhalten. Chris Marker Mit der Fortdauer des Veränderlichen ist die Zeitlichkeit beschlossen – und mit ihr natürlich die Vergänglichkeit, das Abschnurren der Zeit, wie es in Peter Meilchens…

Versnetze # 1 erscheint

Versnetze ist der Titel einer seit 2008 jährlich von Axel Kutsch edierten Anthologie für zeitgenössische Gedichte im deutschen Sprachraum. Mit dem einzigen Lyrik und Prosa umfassenden Sammelband Die frühen 80er, der – wie die nachfolgenden Anthologien bis 1993 – in…

Verführerisch wie Lulu

„Jacqueline erscheint als klassisches Motiv der männermordenden Hexe, gefährlich wie Tollkirschen, verführerisch wie Lulu.“ (Lit·Form)   Als letztes Gossenheft wurde mit Unterstützung von Dietmar Pokoyski Massaker produziert.  Geziert von manch semantischem Husarenstück… Klischees werden clever arrangiert, Stereotypen gekonnt gegeneinander ausgespielt…

KUNO trauert um Isidore Isou

  Isidore Isou war der Sohn eines Restaurantbesitzers jüdischer Herkunft. Auf eigenen Wunsch verließ Isou das Gymnasium vorzeitig und arbeitete für die zionistische Untergrundzeitschrift Palestine, was unter dem antisemitischen Regime von Ion Antonescu lebensgefährlich war. Etwa zur gleichen Zeit wurde…

Wir werden es schon zuwege bringen, das Leben

  Das Leben zerfetzt sich mir in 1000 Stücke, schreibt Annemarie Schwarzenbach 1935 in einem Brief an Klaus Mann düstere Zeilen für eine 27-Jährige. Dabei scheint die begabte Schriftstellerin und Tochter aus reichem Schweizer Elternhaus vom Glück eigentlich begünstigt: gebildet,…

Das Herz des Motorik-Beats

  1971 gründete Klaus Dinger gemeinsam mit Michael Rother, den er während seiner Zeit bei Kraftwerk kennengelernt hatte, die Gruppe Neu!. Das Debütalbum „Neu!“ wurde im Folgejahr veröffentlicht. Auffällig an diesem Werk ist nicht zuletzt der Dinger eigene, monotone Schlagzeugstil.…

interim

*** interim, Katalog von Haimo Hieronymus, 2004. Weiterführend →  Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie ein Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier. Künstlerbücher verstehen diese…

Porträt des Hungertuchpreisträgers A.J. Weigoni

  Im digitalen Zeitalter geht der Schrift der Sinn und damit die Sinnlichkeit immer mehr verloren; so scheint es. A.J. Weigoni bewegt sich in der Intermedialität von Musik und Dichtung, und sucht mit atmosphärischem Verständnis die Poesie im ältesten Literaturclip,…

Recycle the future

  Einen Remix zu basteln ist in der Popmusik gang und gebe. Stephan Flommersfeld hat das Selbe mit der Letternmusik von Weigoni gemacht. Die Fertigstellung seines Remix’ ist gebunden an den Umstand, daß das Ganze wiederum „Sinn“ macht, das unterscheidet…

Ihr Atem hieß: Jetzt!

Ich schreibe mich ins Nichts es wird mich ewig aufbewahren    * Vor 20 Jahren starb Rose Ausländer in Düsseldorf. Um dem Erinnern an diese Lyrikerin in Düsseldorf einen Ort zu geben, wünschen wir uns, dass ein Teil des Nordparks…

10 Years after

Zahlreiche Aspekte von Devotos Persönlichkeit und Vermächtnis wurden durchgehend während dieses Albums zum Ausdruck gebracht, wurden übertragen und gesprengt während der gesamten Karrieren von Momus (der rastlose, kompromisslose Intellektuelle), Thom Yorke (der nachdenkliche Außenseiter) und möglicherweise sogar Luke Haines (der…

Elektronorma

  Peter Meilchen und Haimo Hieronymus setzen mit dem Projekt Elektronorma konsequent Konzeptionen aus den vergangenen Jahren gemeinsamen Arbeitens fort. Es ging 1997 bei Q-Watching um die Befragung von Landschaft und Landschaftsvorstellungen, um das gemeinsame Bewusstewerden des Sehens und Gesehenwerdens,…

Idole

  Der allseits flexibele Mensch des 21. Jahrhunderts in seiner Geworfenheit ist das Thema des bildenden Künstlers Haimo Hieronymus und des Schriftstellers A.J. Weigoni. Das Wort als Bildstörung, Eindringling, Mittler zwischen Wörtlichkeit und Wortwörtlichkeit hat Hieronymus immer wieder eingesetzt. Nicht…

Ernst Frosch & Die Original Oberkellner

2007 war ein denkwürdiges Jahr. In einer auf einem Dachboden vergessenen Kiste wurden Videoaufnahmen aus den Jahren 1992 – 1996 von den legendären Welttourneen der damals ziemlich angesagten Düsseldorfer Kultkapelle Ernst Frosch & Die Original Oberkellner gefunden und sogleich digital…

Das Hungertuch für Katja Butt

Katja Butt aus Köln erhält in Anerkennung ihres künstlerischen Werks das Hungertuch für Bildende Kunst 2007 „Die Farben im Gemälde sind eine Falle, um das Auge zu überzeugen, wie der Charme der Verse in der Poesie“, schrieb Poussin, poetisch ist…

Kreatives Schreiben

  Gibt es auch Un-Kreatives Schreiben?       Weiterführend → Bestand die Modernität des Aphorismus bisher in der Operativität, so entspricht diese literarische Form im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit der Denkgenauigkeit der Spätmoderne. Es ist Twitteratur. Weiterführend → ein Essay…

pictarium

  *** pictarium, Katalog von Haimo Hieronymus, 2004. Weiterführend → Zum Thema Künstlerbucher lesen Sie bitte auch den Essay und den Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus.

Das Hungertuch für A.J. Weigoni

A.J. Weigoni aus Budapest erhält in Anerkennung seines lyrischen Werks das Hungertuch für Literatur 2007 A.J. Weigoni erlag der Faszination des Mediums Radio in seinen Kindertagen, als der Rundfunk zu einem Zauberinstrument des Wortes wurde, zur akustischen Probebühne der Poesie,…

Lesen

  Lesen führt zu vertiefter Asozialität, Risiken sind unüberschaubar, Nebenwirkungen unvermeidbar und kein Arzt oder Apotheker kann irgendein Mittel dagegen empfehlen. Eine sichere Dosierung ist kaum möglich.   Weiterführend → Die ausführliche Chronik des Projekts Das Labor lesen sie hier.…

Götter des Trash

  Der Konsens–Musikgeschmack verbindet die Metalfans, was jedoch nicht heisst, dass wir alle gleichgeschaltet denken. Klar gibt es in allen Subkulturen Konservative, die ihre ,Werte‘ und ihre ,Kultur‘ bewahren wollen, aber das ist Schwachsinn. Ich habe gelernt, damit zu leben.…

Miniaturen I-III

Abstrakte Sprache ist Leistung der Kultur, konkrete Sprache des Erlebens. Herr Nipp Die Miniatur bezeichnet als Gattung in der Literatur ganz allgemein einen sehr kurzen Text, und wird – undifferenziert und je nach thematischem Zusammenhang – als Synonym für Begriffe…

Mäander

Ein künstlerischer Blick auf Rheinkilometer 630. Dieses Mäander von Klaus Krumscheid enstand aus Anlaß der gleichnamigen Ausstellung im Alten Molti, Linz am Rhein, 2006.     Weiterführend → Als Hommage hat die KUNO-Redaktion dieses Mäander von Klaus Krumscheid aus dem…

Unschuldszustand

  Was wie ein Roadmovie beginnt, endet für Richard und Gloria bereits nach einem Kapitel in einem einsamen Haus auf dem Land. Nicht nur die Geschichte ist rasant, auch die Sprache hält sich nicht mit überflüßigen semantischen Verzierungen auf. In…

just setting up my twttr

  Manchmal beginnt ein Urknall eher unscheinbar. Und zeitgleich zum 7. Welttag der Poesie. Twitter wird am 21. März 2006 unter dem Namen twttr gegründet und gewann weltweit rasch an Popularität: Der erste Tweet wurde am 21. März 2006 durch…

Der Pop-Schamane

  Über Thomas Nöske liest man, er sei Mitbegründer und einer der Protagonisten des Social Beat, dies man angehen, aus KUNO Sicht ist er ein nonkonformsitischer Vordenker. Eine Denker, der durchaus über Humor verfügt, denn er hat Kenntns darüber, wie…

Señora Nada

Señora Nada ist ein lyrisches Monodram über das Überwinden von Trauma und Schmerz durch Erkenntnis dank des Eindringens in die unoffenbarte Zwischenwelt. Die Welt zwischen Haben und Sein, zwischen Bestimmung und Freiheit, zwischen Jetzt und Immer.Ioona Rauschan, Regisseurin des Hörspiels…

Das Hungertuch für Almuth Hickl

Almuth Hickl erhielt in Anerkennung ihres künstlerischen Werks das Hungertuch für Bildende Kunst 2005   Almuth Hickl arbeitet mit Werkgruppen, herbeigeführt werden diese Serien durch spielerisches Experimentieren. Ihr serielles Arbeiten sorgt für Bewegungsimpulse: Das Mäandernde, das assoziative Andocken und elastische…

Daseinssplitter

  Alles Komische hilft mir und macht mich glücklich. Im Kino und überall. erklärte die leidenschaftliche Cineastin Ilse Aichinger. Ihre häufigen Kinobesuche dienen aber auch dazu, um die „Zeit totzuschlagen, weil mir das Leben schon viel zu lange dauert“. „Ich…