Heimspiel

Der bildende Künstler Klaus Krumscheid ist geradeheraus, höflich und bescheiden, macht nicht viele Worte und hat einen feinen Sinn für Humor. Als starker Idealist hat er den Glauben an seine Kunst und besitzt den Mut, auszuharren trotz des Widerstands der ideallosen Welt. Und er besitzt eine Gelassenheit, wie sie seit Jahrhunderten dem Rheinländern genetisch weitergegeben wird. Als der Rhein im Januar 2011 über die Ufer trat und das Rheintor flutete, lud der Künstler spontan in sein Atelier ein.

Der magische Prozess zwischen Idee und Realisation bleibt in der Black Box von Krumscheids Gehirn. Bei jeder Zufuhr an Klarheit offen zu bleiben für eine dazugehörige Gewißheit, daß mit wachsender Erkenntnis doch immer auch die Furcht und das neuerliche, uralte Unbegreifen wächst. Malen bedeutet ihm, den Faden seiner Ideen zu bestücken. Er ist ein Spezialist im Verstecken von Botschaften. Seine Arbeiten erschließen sich nicht auf den ersten Blick. Wenn man mit ihm über sein Tun spricht, ist es einfach, ihm zu folgen. Er spricht von Sehgewohnheiten, Erinnerungen und Erwartungen, die sich alle überlagern und verformen; so zieht ein Bild das andere nach sich.

Collage von Klaus Krumscheid

Für sein „Heimspiel“ befragte Krumscheid eine Technik der Bildenden Kunst neu, die Collage. Im Zeitalter der computergerechten Manipulation macht er die Klebestellen sichtbar, zeigt, wie verschiedene Elemente ein neues Ganzes darstellen. Diese künstlerischen Collagen verarbeiten Zeitungsausschnitte, Photographien und unterschiedliches Papier. Krumscheids Patchwork zeigt keinen Analytiker, sondern einen Menschenerklärer, einen Lebensvertrauten. Die Ausstellung im Januar stellte die Frage, was Kunst eigentlich ist, mit einem Eigensinn und einer Intensität, die in Zeiten, in denen die kalkulierte Marktkonformität den Betrieb dominiert, die Schönheit des unorthodoxen Denkens selbst illustriert.

   

***

Heimspiel von Klaus Krumscheid, mit Andreas Noga

Rheintor, Linz – Anno Domini 2011, Edition Das Labor 2011. – Limitierte und handsignierte Auflage von 100 Exemplaren. – Dem Exemplar 1 – 50 liegt ein Holzschnitt von Haimo Hieronymus bei.

Rheintor, Photo: Klaus Krumscheid

Weiterführend →

Bei KUNO präsentieren wir Essays über den Zwischenraum von Denken und Dichten, wobei das Denken von der Sprache kaum zu lösen ist. Einen Essay zur Rheintorreihe finden Sie hier.

Lesen Sie auch KUNOs Hommage an die Gattung des Essays.

 

Post navigation