Vorgebrescht

Walthers Anthologie der Internetlyrik ist ein Projekt des Metzinger Lyrikers Walther Stonet.

Mit dieser nach und nach entstehenden Anthologie sind Dichter aus verschiedenen Internetforen zusammengeführt und besprochen worden, deren Beiträge über den Tag hinausweisen. Damit wird gezeigt, dass die deutschsprachige Lyrik weder tot ist noch an Talenten arm. Vielmehr lebt sie lustig weiter und verbreitet sich fast wie ein riesiger Hallimasch im Weltweitweb aus.

Entwickelt wurde die Anthologie ein wenig nach dem Muster der Frankfurter Anthologie, die 1974 von Marcel Reich-Ranicki ins Leben gerufen wurde. Seit 1976 werden die Besprechungen im Insel Verlag, Frankfurt/Main, veröffentlicht. Es kann nur empfohlen werden, die jetzt bereits 37 Bände der Frankfurter Anthologie nach und nach zu lesen. Es lohnt sich für jeden an Poesie interessierten Leser.

Nun wollen wir weder der Frankfurter Anthologie Paroli bieten noch der Meinung Ausdruck verleihen, sie sei nicht notwendig, überholt und keine literarische Großtat. Das Gegenteil ist richtig. Der Unterschied ist nur, dass in der Frankfurter Anthologie wichtige Künstler- und Kritikerpersönlichkeiten bedeutende – und arrivierte bzw. bekannte – Gedichte deutschsprachiger Lyriker und Dichterinnen vorstellen, indem sie selbst ausgewählte Werke besprechen, die sie besonders bewegt haben. Und, selbstredend, worin diese besondere Berührung ihren Urgrund hat.

Das Projekt „Walthers Anthologie“ greift nicht nach Sternen solcher Art. Es soll vielmehr ein Fundus guter Lyrik von nicht bekannten AutorInnen entstehen, der, behutsam ausgewählt und besprochen, die Tiefe und die Substanz der aktuellen Internetlyrik aufbereitet. Ausgewählt und vorgestellt werden sie in der ersten Phase vom Initiator selbst.

Der vorgelegte Band basiert auf den Gedichtinterpretationen, die seit dem Jahr 2008 auf der Webseite der Zeitschrift „Asphaltspuren“ und in den Printausgaben erschienen sind. Von 45 besprochenen AutorInnen mit 46 Werken konnten 42 mit 41 Beiträgen dafür gewonnen werden, an diesem eBook mitzuwirken.

Die Besprechungen wurden mit einer aktuellen Kurzbiographie und einer Bibliographie angereichert. Sie folgen den Werken und den Interpretationen durch den Herausgeber Walther. In der gedruckten Version des Bands sind ein ausführliches Stichwortverzeichnis sowie eine Inhaltsangabe enthalten.

Die Besprechungen, die Gedichte und die bio- und bibliographischen Daten wurden im Zuge der Zusammenstellung auf den neuesten Stand gebracht und an einigen Stellen bearbeitet und verbessert. Als besonderes Schmankerl sind fünf noch nicht veröffentlichte Beiträge und AutorInnen aufgenommen worden, die erst für die der aktuellen 23. Ausgabe folgenden zwei bis drei Zeitschriftenbücher vorgesehen sind. Im eBook sind außerdem die Ausschreibungsbedingungen für Walthers Anthologie aus dem Jahr 2008 und der Essay „Der Dichtung eine Bresche schlagen“ aus dem Jahr 2007 aufgeführt, der die Initialzündung für dieses bisher einmalige Projekt gegeben hat, Internetlyrik aus Literaturforen als echte Dichtkunst zu begreifen und sie als solche aufzubereiten.

Das Projekt Walthers Anthologie geht nach der Veröffentlichung dieses Buches weiter. Der Herausgeber hofft, dass er für die Zusammenstellung des nächsten Bands nicht wieder sieben Jahre ins Land gehen. Wenn er durch die vorgestellten Autorinnen und Autoren aber auch durch Vorschläge von Ihnen, den Leserinnen und Lesern, Unterstützung erfährt, kann hoffentlich bald ein weiterer Band bereitstehen.

 

 

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Der Dichtung eine Bresche: Walthers Anthologie der Internet-Lyrik I – Gedichte mit Besprechungen. Dahlemer Verlagsanstalt, Berlin

Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur

Weiterführend Poesie zählt für KUNO zu den identitäts- und identifikationstiftenden Elementen der Kultur, dies bezeugt der Versuch einer poetologischen Positionsbestimmung. Um den Widerstand gegen die gepolsterte Gegenwartslyrik ein wenig anzufachen schickte Wolfgang Schlott dieses  post-dadaistische Manifest. Warum Lyrik wieder in die Zeitungen gehört begründete Walther Stonet, diese Forderung hat nichts an Aktualität verloren. Lesen Sie auch Maximilian Zanders Essay über Lyrik und ein Rückblick auf den Lyrik-Katalog Bundesrepublik, sowie einen Essay über den Lyrikvermittler Theo Breuer. KUNO schätzt den minutiösen Selbstinszenierungsprozess des lyrischen Dichter-Ichs von Ulrich Bergmann in der Reihe Keine Bojen auf hoher See, nur Sterne … und Schwerkraft. Gedanken über das lyrische Schreiben. Lesen Sie ein Porträt über die interdisziplinäre Tätigkeit von Angelika Janz, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier, ein Essay fasst das transmediale ProjektWortspielhallezusammen. Auf KUNO lesen Sie u.a. Rezensionsessays von Holger Benkel über André Schinkel, Ralph PordzikFriederike Mayröcker, Werner Weimar-Mazur, Peter Engstler, Birgitt Lieberwirth, Linda Vilhjálmsdóttir, und A.J. Weigoni. Lesenswert auch die Gratulation von Axel Kutsch durch Markus Peters zum 75. Geburtstag. Nicht zu vergessen eine Empfehlung der kristallklaren Lyrik von Ines Hagemeyer. Diese Betrachtungen versammeln sich in der Tradition von V.O. Stomps, dem Klassiker des Andersseins, dem Bottroper Literaturrocker „Biby“ Wintjes und Hadayatullah Hübsch, dem Urvater des Social-Beat, im KUNO-Online-Archiv. Wir empfehlen für Neulinge als Einstieg in das weite Feld der nonkonformistischen Literatur diesem Hinweis zu folgen.