by Georg Heym • • Kommentare deaktiviert für GRUFT
Die in der großen Gruft des Todes ruhen, Wie schlafen sie so stumm im hohlen Sarg. Des Todes Auge schaut auf stumme Truhen Aus schwarzem Marmorhaupte hohl und karg. Sein dunkler Mantel starrt von Staub und Spinnen. Vor…
by Georg Heym • • Kommentare deaktiviert für Die Pest
Mit einem Schlage brach die Pest aus. Keiner wußte, woher sie gekommen war, keiner wußte, in welchem Hause sie ausgebrochen war. Die Europäer merkten es zuerst daran, daß die roten chinesischen Totenlampen in einer Nacht viel zahlreicher als sonst…
by Georg Heym • • Kommentare deaktiviert für Der fünfte Oktober
Am 5. Oktober sollten die Brotkarren aus der Provence nach Paris kommen. Der Stadtrat hatte es an allen Straßenecken in seinen großen roten Lettern anschlagen lassen. Und das Volk trieb sich den ganzen Tag vor ihnen herum wie vor…
by Georg Heym • • Kommentare deaktiviert für Die Särge
Die Särge wohnten in einem kleinen Sargladen voll mit Gaslampen. Es war sehr zugig und kalt. Der Winter hörte in dem Laden nie auf. Und wenn draußen der Märzwind lärmte, dann wurde es im Laden November. Tote Blätter fielen…
by Georg Heym • • Kommentare deaktiviert für Der Dieb
»Gott ich schwöre Dir, ich werde Deinen Willen tun. Denn Du bist der Herr, Herr, und ich bin Dein Werkzeug für und für, von nun an bis in Ewigkeit. Amen. Das heißt, ja, ja, es soll also geschehen. Ich…
by Georg Heym • • Kommentare deaktiviert für Ein Nachmittag
Die Straße kam ihm vor wie ein langer Strich, die Leute, die an ihm vorübergingen, schienen ihm wie lauter aufgeblasene weiße Puppen. Was wußten sie auch von seiner Seligkeit. Er hatte sie gefragt: »Darf ich Sie küssen?«, der kleine…
by Georg Heym • • Kommentare deaktiviert für Das Schiff
Es war ein kleiner Kahn, ein Korallenschiffer, der über Kap York in der Harafuhra-See kreuzte. Manchmal bekamen sie im blauen Norden die Berge von Neu-Guinea ins Gesicht, manchmal im Süden die öden australischen Küsten wie einen schmutzigen Silbergürtel, der…
by Georg Heym • • Kommentare deaktiviert für Jonathan
Der kleine Jonathan lag schon den dritten Tag in der entsetzlichen Einsamkeit seiner Krankenstube. Schon den dritten Tag, und die Stunden liefen immer langsamer und langsamer. Wenn er die Augen zumachte, hörte er sie langsam an den Wänden herabsickern…
by Georg Heym • • Kommentare deaktiviert für Die Sektion
Der Tote lag allein und nackt auf einem Weißen Tisch in dem großen Saal, in dem bedrückenden Weiß, der grausamen Nüchternheit des Operationssaales, in dem noch die Schreie unendlicher Qualen zu zittern schienen. Die Mittagssonne bedeckte ihn und ließ…
by Georg Heym • • Kommentare deaktiviert für Der Irre
Der Wärter gab ihm seine Sachen, der Kassierer händigte ihm sein Geld aus, der Türsteher schloß vor ihm die große eiserne Tür auf Er war im Vorgarten, er klinkte die Gartenpforte auf, und er war draußen. So, und nun…
by Georg Heym • • Kommentare deaktiviert für DIE VORSTADT
In ihrem Viertel, in dem Gassenkot, Wo sich der große Mond durch Dünste drängt, Und sinkend an dem niedern Himmel hängt, Ein ungeheurer Schädel, weiß und tot Da sitzen sie die warme Sommernacht Vor ihrer Höhlen schwarzer Unterwelt, Im…
by Georg Heym • • Kommentare deaktiviert für Die Bleistadt
Bum. Ein schrecklicher Paukenschlag zerriß die Luft, und wie eine große, feurige Rakete stieg der gewaltige Mond auf. Er war wie eine große kupferne Schallplatte an der Wand eines riesigen Tempels. Und er glitt in die schwarzen Wolken, wie…
by Georg Heym • • Kommentare deaktiviert für Der Krieg I
Aufgestanden ist er, welcher lange schlief, Aufgestanden unten aus Gewölben tief. In der Dämmrung steht er, groß und unerkannt, Und den Mond zerdrückt er in der schwarzen Hand. In den Abendlärm der Städte fällt es weit, Frost und Schatten…
by Georg Heym • • Kommentare deaktiviert für DER HUNGER
Er fuhr in einen Hund, dem groß er sperrt Das rote Maul. Die blaue Zunge wirft Sich lang heraus. Er wälzt im Staub. Er schlürft Verwelktes Gras, das er dem Sand entzerrt. Sein leerer Schlund ist wie ein…
by Georg Heym • • Kommentare deaktiviert für Eine Fratze
Unsere Krankheit ist unsere Maske. Unsere Krankheit ist grenzenlose Langeweile. Unsere Krankheit ist wie ein Extrakt aus Faulheit und ewiger Unrast. Unsere Krankheit ist Armut. Unsere Krankheit ist, an einen Ort gefesselt zu sein. Unsere Krankheit ist, nie allein sein…
by Georg Heym • • Kommentare deaktiviert für LAUBENFEST
Schon hängen die Lampions wie bunte Trauben An langen Schnüren über kleinen Beeten, Den grünen Zäunen, und von den Staketen Der hohen Bohnen leuchtend in die Lauben. Gesumm von Stimmen auf den schmalen Wegen. Musik von Trommeln und von…
by Georg Heym • • Kommentare deaktiviert für DIE ZÜGE
Rauchwolken, rosa, wie ein Frühlingstag, Die schnell der Züge schwarze Lunge stößt, Ziehn auf dem Strom hinab, der riesig flößt Eisschollen breit mit Stoß und lautem Schlag. Der weite Wintertag der Niederung Glänzt fern wie Feuer rot und…
by Georg Heym • • Kommentare deaktiviert für BERLIN III
Schornsteine stehn in großem Zwischenraum Im Wintertag, und tragen seine Last, Des schwarzen Himmels dunkelnden Palast. Wie goldne Stufe brennt sein niedrer Saum. Fern zwischen kahlen Bäumen, manchem Haus, Zäunen und Schuppen, wo die Weltstadt ebbt, Und auf…
by Georg Heym • • Kommentare deaktiviert für BERLIN II
Der hohe Straßenrand, auf dem wir lagen, War weiß von Staub. Wir sahen in der Enge Unzählig: Menschenströme und Gedränge, Und sahn die Weltstadt fern im Abend ragen. Die vollen Kremser fuhren durch die Menge, Papierne Fähnchen waren drangeschlagen.…
by Georg Heym • • Kommentare deaktiviert für BERLIN I
Beteerte Fässer rollten von den Schwellen Der dunklen Speicher auf die hohen Kähne. Die Schlepper zogen an. Des Rauches Mähne Hing rußig nieder auf die öligen Wellen. Zwei Dampfer kamen mit Musikkapellen. Den Schornstein kappten sie am Brückenbogen.…